Fearless
Fearless
Originaltitel: Fearless
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 2004
Regie: Blair Hayes
Darsteller: Rachael Leigh Cook, Bianca Lawson, Eric Balfour, Ian Somerhalder, Judith Hoag, Gregory Itzin, Leo Fitzpatrick, ...
Erinnert Ihr Euch an die Szene in „Pulp Fiction“, in der Mia Vincent davon erzählt, dass sie mal in einem Pilot namens „Fox Force Five“ mitgespielt hat, welcher allerdings beim produzierenden Studio nicht den nötigen Anklang fand und dem somit die Weiterentwicklung bzw Fortführung zu einer Serie verwehrt blieb? Dieses Schicksal ereilte auch „Fearless“, einer Format-gerechten Adaption von Francine Pascal´s erfolgreicher Romanreihe (dt.Titel: „Fearless: Mädchen ohne Angst“), welche die Industrie-Schwergewichte Jerry Bruckheimer und Jonathan Littman (“CSI“,“Without a Trace“,“Cold Case“,“Close to Home“ etc) gemeinsam mit Jeremy Littman (“Strong Medicine“/“Law & Order“) im Jahre 2004 für den US-Sender „the WB“ realisieren wollten. Vorführungen, an denen Journalisten sowie Testzuschauer teilnahmen, förderten eine Vielzahl Einwände und Kritikpunkte zutage, welche von den Verantwortlichen keineswegs auf die leichte Schulter genommen werden konnten – trotz aller Bemühungen gelang es den in der Folgezeit beauftragten Autoren aber nicht mehr, die Probleme zufriedenstellend in den Griff zu bekommen, worauf man das Projekt zuerst um eine Saison verschob, später dann letzten Endes ganz cancelte.
Es gibt vier menschliche Grundemotionen: Freude, Wut, Kummer und Furcht. Vor allem letztere blockiert die Vernunft sowie effektive Nutzung des Verstands wie keine andere. Die FBI-Agentin Gaia Moore (Rachel Leigh Cook) besitzt dieses innere Hindernis nicht – sie wurde ohne das betreffende Gen geboren. Dank dieses Defekts ist es ihr möglich, in Extremsituationen absolut ruhig zu verbleiben und sich im Verlauf solcher, ohne Angst-bedingte Beeinflussungen, auf ihre Sinne und Reaktionen zu konzentrieren. Eines Tages versetzt man sie nach Los Angeles zu einer neu formierten „Special Investigations Unit“, deren Ziel es ist, speziell gegen die jungen, Macht-hungrigen Mitglieder der nächsten kriminellen Generation vorzugehen. Vorort wird sie einem bereits eingespielten Partnergespann, bestehend aus Ryan (Eric Balfour), einem Kid aus reichem Hause, der sich durch die Ausübung dieses Jobs beweisen will, und Harmony (Bianca Lawson), welche in ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen ist, bevor sie aus eigenem Antrieb etwas aus sich gemacht hat, zugeteilt. Da sie jeweils jung, dynamisch, clever und attraktiv sind, eigenen sich die drei Beamte perfekt für die Undercover-Arbeit innerhalb der anvisierten Kreise.
Aufgrund ihrer direkten Vorgehensweise, in Verbindung mit einem ziemlich reservierten, individuellen Charakter, halten Gaia´s Partner sie schnell für seltsam sowie vertrauensunwürdig, was der Teambildung nicht gerade förderlich ist. Trotzdem steht sie zu ihrer Entscheidung, sie vorerst über ihr „Geheimnis“ unaufgeklärt zu belassen, da man sie in der Vergangenheit deswegen oft genug als Außenseiterin angesehen und behandelt hat. Der erste Einsatz bringt die drei Feds in Kontakt mit dem Informanten Jordan (Ian Somerhalder), der Gaia in einen „Identity Thief“-Ring einschleust, welcher auf der Basis von gestohlenen persönlichen Daten gefälschte Kreditkarten und/oder Ausweise herstellt. Harmony und Ryan halten sich dabei unterstützend im Hintergrund, fühlen sich angesichts diverser Alleingänge ihrer Kollegin aber schon bald an den Rand der Ermittlung gedrängt, was zunehmend Spannungen entstehen lässt, deren Abbau scheinbar nur ein Umdenken Gaia´s erzielen kann, wozu sie allerdings noch nicht bereit ist. Als es ihnen, nach einigen Tests und Konfrontationen, schließlich gelingt, die Identität des Strippenziehers der Operation aufzudecken, legt diese Information nahe, dass Jordan bislang keinesfalls umfassend ehrlich zu ihnen war – ein Fortführen des Auftrags würde alle einer kaum einzuschätzenden Gefahr aussetzen…
„Fearless“ weist alle Merkmale einer typischen Bruckheimer-Produktion auf: Die hyper-stilisierte Optik umfasst den gewohnten Farbfilter-Einsatz, vornehmlich in kalten, bläulich-grünen Tönen, wie auch die gern verwendeten Grain-Effekte, welche dem Bild, resultierend aus der Kombination beider Prägeformen, einen zugleich glatten sowie dreckigen Look verleihen. Das Tempo ist hoch, die Action wurde wohldosiert über die Lauflänge verteilt, man erkennt auf den ersten Blick, dass viel Geld ins Produktionsdesign floss, die Besetzung ist zugleich fotogen, talentiert und angesagt – dazu ein wirklich cooler Soundtrack, welcher in diesem Fall u.a. mit Boomkat, Crystal Method, Pink und Evanescence aufzuwarten vermag: Voilà, fertig ist der potentielle Hit, bei dem man außerdem auf eine bestehende Fanbasis zurückgreifen kann. Genau diese war es jedoch, die plötzlich umfassende Einwände vorbrachte und mit der gewählten Herangehensweise am wenigsten zufrieden war, was bei der Figur der Gaia begann: Zwischen 1999 und 2004 veröffentlichte Francine Pascal ganze 36 Bücher über die Erlebnisse ihrer jugendlichen, in New York ansässigen Heldin. Im Pilot ist sie 23, der Schauplatz LA, und ihre Berufswahl bereits getroffen – ein Ansatz, den Pascal erst 2005 im Rahmen ihrer Folgereihe „Fearless FBI“ aufgriff, eventuell weil das Serienprojekt bis dato endgültig gescheitert war. Am meisten Kritik hagelte es allerdings für die Vergabe der Hauptrolle an die nur 1,57m große, brünette Schauspielerin Rachel Leigh Cook (“She´s all that“/“Get Carter“/“11:14“), deren Profil eher das des „netten Mädels von nebenan“ entspricht – ganz im Gegensatz zu der hoch gewachsenen, Model-haften, platinblonden Siebzehnjährigen der literarischen Vorlage, die darüber hinaus auf jedem der zahlreichen Cover derart abgebildet ist. Eine junge Natasha Henstridge hätte dieser Vorstellung wohl optimal entsprochen – nur beschritten die Macher mit ihrem Casting offenbar ganz bewusst andere Wege, was sich (zum Glück) auf diejenigen Zuschauer, denen die ganze Vorgeschichte unbekannt ist, in keiner Weise negativ auswirkt. In meinen Augen harmoniert dieser (auf den ersten Blick) unauffälligere Frauentyp sogar deutlich besser mit der gewollten Persönlichkeitsausrichtung, welche ja nach Möglichkeit das Erregen von Aufmerksamkeit zu vermeiden versucht.
Es existiert bloß ein schmaler Grat zwischen dem gefühlten Glauben des Betrachters, dass der ihm präsentierte Ausdruck tatsächlich Furchtlosigkeit vermittelt, und nicht etwa ein grundsätzliches Fehlen jeglicher Emotionen. Miss Cook gelingt das über weite Strecken, wenn auch nicht immer. In einer Szene bemerkt Harmony, dass sie in Gaia´s Augen nur Leere ausmachen könne – man stimmt ihr unweigerlich zu, was zwar irgendwie passt, es aber schwierig macht, als Zuschauer eine Verbindung zu ihr Aufzubauen, weil damit zugleich eine gewisse Distanz einhergeht. Rachel ist hübsch und allgemein sehr charismatisch, kann ihren natürlichen Charme hier aber kaum entfalten, da sie ja mit einer eingeschränkten Palette an Wesenszügen auskommen muss. Sicher, FBI-Agenten sind im realen Leben weder so hübsch noch derart jung, doch ganz offensichtlich peilte man das jugendliche Publikum als Zielgruppe an, weshalb es müßig wäre, die Bedeutung dieser Auffälligkeit künstlich aufzubauschen. In diesem Sinne vervollständigen folgende bekannte Gesichter das Vorzeige-Vierergespann: Eric Balfour (TV´s“Six Feet Under“/“Texas Chainsaw Massacre“) spielt den Sohn eines bekannten Filmproduzenten, der in der Öffentlichkeit somit kaum für einen Staatsdiener gehalten werden dürfte, was seiner Tarnung sehr entgegenkommt, Ian Somerhalder (TV´s“Lost“/“Pulse“) verkörpert einen Hacker/Computerexperten, der aus privaten Gründen auf die andere Seite des Gesetzes übergelaufen ist, Bianca Lawson (TV´s“Buffy the Vampire Slayer“/“Dead & Breakfast“) ist ein eher skeptisches, besonnenes Mitglied der Gruppe, fast so etwas wie der ruhige Pol. Pauschal würde ich die darstellerischen Leistungen im oberen Mittelfeld verorten – „Emmys“ wären sicher ausgeschlossen gewesen. Regisseur Blair Hayes („Bubble Boy“) legte unübersehbar großen Wert auf stylisch arrangierte Einstellungen (etwa als man Gaia im Rahmen einer Folterung zu ertränken versucht, geschieht dies in einer Badewanne voller Milch, in der zur selben Zeit eine benommene afroamerikanische Frau liegt), cooles Aussehen, nette Ideen (ein Messer-Spielchen oder die Verwendung eines Lügendetektors) sowie harte, direkte Action, welche zumeist in Form von blitzschnellen, Adrenalin-gepeitschten Kampfbewegungen auftritt, wie man sie aus den „Jason Bourne“-Streifen kennt. Am Ende gibt es dann noch einen Stunt zu bewundern, der genau so in „Alias“ hätte vorkommen können, was den Eindruck nährt, dass man es rundum mit einer Kombination vieler aktueller Show-Motive zutun hat, angereichert mit einer gehörigen Portion „Fastlane“ und „21 Jump Street“.
Obwohl ich der Auffassung bin, dass „Fearless“ durchaus als Serie funktioniert hätte, u.a. aufgrund der vorhandenen Zutaten, Ausgangsbedingungen sowie der Konformität mit dem „WB“-Programmschema, sind bestimmte Problemfelder unübersehbar, wenn man das Werk für sich allein betrachtet. Wie man einzelne Punkte in den späteren Folgen angegangen wäre, hätte eigentlich erst ein finales Urteil gerechtfertigt, aber vielleicht ließ sich das schon augenfällig aus den existenten Drehbüchern und Treatments ersehen. Das Zusammenwachsen zu einem Team, vermutlich eine Beziehung zwischen Gaia und Jordan – beides absehbar, nicht sonderlich originell, andererseits hingegen keineswegs schlimm. Vorliegend entbehren die Charaktere allerdings eine der Oberflächlichkeit entgegenwirkenden Tiefe, zudem hätte man sich manche Klischee-Situation unter Umständen besser für „später“ aufsparen sollen, wie zum Beispiel der obligatorische Gang in einen angesagten Nachclub, um sich dort mit dem Baddie zu treffen. Ironischerweise beinhaltet genau diese Situation, unabhängig der besagten, optisch eine Menge hermachenden Location, die zwei schwächsten Momente der Episode: Eine von Gaia´s Dialogzeilen, ein seltsam betontes „Me too!“, sträubte mir die Nackenhaare, und kurz darauf unterhalten sie und Jordan sich, am selben Tisch (!) wie ihr Widersacher sitzend, über eine mögliche Enttarnung – eine schlechte Soundabmischung steuert das Gespräch, im Verhältnis zur Musikkulisse im Hintergrund, viel zu laut ein. Irritierend obendrein, dass so ziemlich jeder unverarbeitete Konflikte mit mindestens einem Elternteil in sich herumträgt, was bei zweien sicher bald zu einem verbindenden Nenner geworden wäre. Einen Eckpunkt der Grundkonstellation sehe sogar ich als etwas unglücklich und kontraproduktiv an: Ganz am Anfang erklärt Gaia dem TV-Publikum (per einleitenden Monolog), was ihr genetischer Defekt für Auswirkungen auf ihr Leben mit sich führt, ihren Partnern verheimlicht sie das – bis kurz vorm Abspann, so dass die Karten innerhalb der „SIU“-Truppe nun offen auf dem Tisch liegen und dieser Punkt in Zukunft nicht mehr zwischen ihnen steht. Es wäre fantastisch gewesen, diese Information allen (!) wirklich erst dann zu offenbaren, um selbst den Zuschauern in den vorangegangenen 38 Minuten dieses Rätsel zu bieten – eine unaufwändige, aber ausschlaggebende Detailveränderung, welche, denke ich, den Gesamteindruck ein zusätzliches Stück weit verbessert hätte.
Alles in allem bin ich mir sicher, dass gezielte Skript-Arbeiten das Vorhaben schon zu einem vernünftigen Ergebnis geführt hätten – nur war die Unsicherheit gegenüber Rachel Leigh Cook sowie die ablehnende Haltung der Fans offenbar schlichtweg zu gewichtig, weshalb man den finanziellen Verlust irgendwann limitierte und keine weiteren Folgen in Auftrag gab, im Prinzip ähnlich wie es jüngst auch bei dem Scorsese-/Nispel-Projekt „Frankenstein“ geschah. Eventuell ist den Verantwortlichen, angesichts des (meines Erachtens) soliden sowie ausbaufähigen Pilots, in Folge ihrer Entscheidung ein Hit durch die Finger gerutscht – oder ihnen blieb das Schicksal mittendrin abgebrochener Versuche á la „Birds of Prey“, „Harsh Realm“, „Profit“, „Glory Days“ und „Smith“ (etc) erspart … we will never know.
Eine DVD-VÖ wird es wohl, aus verständlichen Gründen, nie geben. Eine Zeit lang konnte man sich die Episode auf der offiziellen Homepage sowie anderen "WB"-Sites ansehen - erstere Option besteht inzwischen nicht mehr.
- MysteryBobisCREEPY
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- Registriert: 27.10.2004, 21:29
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Schade schade, ne Serie mit dem Eric Balfour hätte ich gern gesehen, den sehe ich nämlich gern :) Schade das sein Auftritt aus.. Be Cool? rausgeschnitten wurde.... :(
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