Enter the Phoenix
Verfasst: 09.08.2007, 20:54
Mal ehrlich Leute... was wäre ein Liquid-Jubiläum ohne Jackie-Film-Besprechung?
Enter the Phoenix
Originaltitel: Daai liu oi mei lai
Herstellungsland: Hongkong
Erscheinungsjahr: 2004
Regie: Stephen Fung
Darsteller: Eason Chan, Daniel Wu, Karen Mok, Chapman To, Law Kar-Ying, Stephen Fung, Yuen Biao, Nicholas Tse, Sammi Cheng, Michael Chan Wai Man, Sam Lee, Jackie Chan
Eason Chan und Daniel Wu geraten beim Eintritt in die Gangsterwelt Hongkongs in allerlei Schwulitäten...
Yeah, Baby. Homo- und Metrosexuellenkomödie im Gangstermilieu abgeschmeckt mit einer ordentlichen Portion Verwechslungskomödie... es ist jetzt nicht unbedingt so, dass man verzweifelt darauf gewartet hätte. Aber gut, bis es was besseres gibt, nehmen wir damit doch gerne vorlieb.
Da gibt es also einen Prolog, der die Hintergrundgeschichte um die vier Clans ausbreitet, ein Jump Cut führt 25 Jahre weit in die Gegenwart, wo wieder etwas von Bedeutung geschieht (ein Gangsterboss liegt im Sterben) - und zack, werden die neuen Helden aus dem Hier und Jetzt eingeführt. Sie tauschen in Absprache ihre Identitäten und schon kann der Spaß um den homosexuellen Gangstersohn losgehen, der aber ja eigentlich gar nicht homosexuell ist, weil die beiden Freunde ja getauscht haben.
Originalität kann man gleich schon mal in den Wind schreiben. Selbst wer nur mal wieder auf der Suche nach asiatischem Filmflair ist und sich über merkwürdige Dialoge, andersartige Handlungsabfolgen und totales Overacting seinen Kick holen möchte, ist bei Stephen Fung an der falschen Adresse, denn er arbeitet auffallend westlich - insbesondere im vorhersehbaren Storyaufbau. “Enter the Phoenix” gleicht seinen amerikanischen Pendants in manchen Einstellungen bis aufs Haar, was den Handlungsbogen dermaßen vorhersehbar macht, dass allerhöchstens die Chinesen irritiert sein dürften; und auch nur die, die selten bis nie ausländische Filme sehen.
Überraschend dagegen ist der zum Teil sehr eigenwillige Umgang mit der albernen Thematik. Sollte man nämlich ob der haarsträubenden Geschichte infantile Komik hoch drei erwarten, bleibt der Humor doch erstaunlicherweise verhältnismäßig überlegt. Er wirkt stets durchgeplant, als würde in der Szenenkonzeption einiges an Arbeit stecken, was die ganze Angelegenheit irgendwie sympathisch macht. Aber wenn man den Regler jahrelang bis zum Anschlag aufgedreht hatte, fällt es schwer, plötzlich zurückzudrehen und dabei genau den richtigen Ton zu treffen. Muss man also normalerweise stets den ultimativen mimischen Expressionismus erwarten, wenn man sich an eine asiatische Komödie wagt, gibt es hier durchgespielte Gagfolgen, deren Wirkung sich auffallend oft durch Kameraeinstellung und Schnitt ergeben soll. Da ist zum Beispiel eine Szene, in der Eason Chan theatralisch auf Knien in den Trauersaal seines verstorbenen Vaters (bzw. halt des Vaters seines Freundes) hineinrutscht (natürlich, in gewissen Momenten wird der Regler wieder bis zum Anschlag aufgedreht), als sich herausstellt, dass das der falsche Trauersaal ist. Die Kamera hält auf das erstaunte Gesicht Chans, dann auf einen Trauergast, der verdutzt auf den knienden Mann glotzt, dann wieder auf Chans Gesicht, das verlegen zu lächeln beginnt. Und so weiter.
Das Problem ist, man versteht zwar bei den allermeisten Witzen die Intention - gefühlsmäßig will es aber einfach nicht zünden. In den meisten Fällen ist nicht mehr als ein Schmunzeln drin. Die einzige Ausnahme bietet ein kurzer Flashback in die Kindheitsphase des schwulen Gangstersohnes, in der die gestellte Frage, “seit wann” er denn eigentlich schon schwul sei, auf - äh - einleuchtende Weise beantwortet wird.
Inhaltlich läuft alles aus dem Ruder, sobald die beiden Freunde Hongkong erreicht haben, und das geschieht bereits nach weniger als einer halben Stunde. Ab dort regiert das Chaos. Hier mal ein Problem mit einer rivalisierenden Bande, da mal ein bisschen Spaß mit Frauen und auch Männern. Dem aufmerksamen Cineasten werden einige Zitate auffallen, die immer wieder eingestreut werden - wenn sich ein Darsteller wie Chow Yun Fat in “A Better Tomorrow” mit einem Geldschein eine Zigarre anzündet oder wenn das Regen-Finale aus “Matrix Revolutions” samt Musikeinsatz verarscht wird. Aber zugleich untermauert der zufallsgenerierte parodistische Einsatz die Tatsache, dass das Drehbuch oft genug nicht weiß, wohin es eigentlich will. Dann eben mal zwischendrin eine Parodie, das kommt immer gut.
Die Ablenkung von diesem Problem ist allerdings geschickt. Nicht nur, dass “Enter the Phoenix” sehr edel gefilmt ist und schon deswegen sehenswert ist, auch die Schauspieler sind allesamt sehr gut aufgelegt und ergeben eine Mischung, die bei Laune hält. Zu Anfang bekommt man Yuen Biao als Vater Hung zu sehen, kurz vor Abspann wird man dann noch mit einem sehr kurzen Cameo von Jackie Chan belohnt, dessen Umsetzung zwar naheliegend ist, aber durchaus gewitzt. Eason Chan ist dann doch austauschbar (ohne zu stören), sein Kollege Daniel Wu darf aber wieder sein natürliches Charisma ausstrahlen, auch wenn er schauspielerisch leider eine ziemlich dürftige Vorstellung ablegt. Um die beiden Hauptdarsteller wuseln allerhand sehr interessante Charaktere herum, wie die hektische Julie (Karen Mok), der durchs Milieu führende Glatzkopf (Law Kar-Ying, mit Danneberg-Synchro) oder der schwule Masseur. Da stehen eine Menge Turbulenzen an, obwohl es actiontechnisch kaum zur Sache geht. Ein kurzer Pulk in einer Seitenstraße, eine Gewehrsalvenentladung auf einen Esstisch und eine richtig ausufernde Choreografie à la “The Bride vs. The Crazy 88", mehr gibt’s nicht.
Summa summarum: Ansehbare, leicht verdaubare Verwechslungskomödie, die sich in Sachen Infantilo-Humor zurückhält und ohnehin ziemlich westlich rüberkommt. Bei aller Professionalität bis hin zur prominenten Synchronisation, am Ende ist das Theater aber doch wieder schneller vergessen als einem vielleicht lieb ist.
Die DVD kommt uncut von e-m-s in der CineMagic Asia-Reihe. Gutes Bild und eher unauffälliger Ton, der nur dann aufs Ganze geht, wenn es Action gibt (was selten der Fall ist). Extras: Diverse Trailer.
Enter the Phoenix
Originaltitel: Daai liu oi mei lai
Herstellungsland: Hongkong
Erscheinungsjahr: 2004
Regie: Stephen Fung
Darsteller: Eason Chan, Daniel Wu, Karen Mok, Chapman To, Law Kar-Ying, Stephen Fung, Yuen Biao, Nicholas Tse, Sammi Cheng, Michael Chan Wai Man, Sam Lee, Jackie Chan
Eason Chan und Daniel Wu geraten beim Eintritt in die Gangsterwelt Hongkongs in allerlei Schwulitäten...
Yeah, Baby. Homo- und Metrosexuellenkomödie im Gangstermilieu abgeschmeckt mit einer ordentlichen Portion Verwechslungskomödie... es ist jetzt nicht unbedingt so, dass man verzweifelt darauf gewartet hätte. Aber gut, bis es was besseres gibt, nehmen wir damit doch gerne vorlieb.
Da gibt es also einen Prolog, der die Hintergrundgeschichte um die vier Clans ausbreitet, ein Jump Cut führt 25 Jahre weit in die Gegenwart, wo wieder etwas von Bedeutung geschieht (ein Gangsterboss liegt im Sterben) - und zack, werden die neuen Helden aus dem Hier und Jetzt eingeführt. Sie tauschen in Absprache ihre Identitäten und schon kann der Spaß um den homosexuellen Gangstersohn losgehen, der aber ja eigentlich gar nicht homosexuell ist, weil die beiden Freunde ja getauscht haben.
Originalität kann man gleich schon mal in den Wind schreiben. Selbst wer nur mal wieder auf der Suche nach asiatischem Filmflair ist und sich über merkwürdige Dialoge, andersartige Handlungsabfolgen und totales Overacting seinen Kick holen möchte, ist bei Stephen Fung an der falschen Adresse, denn er arbeitet auffallend westlich - insbesondere im vorhersehbaren Storyaufbau. “Enter the Phoenix” gleicht seinen amerikanischen Pendants in manchen Einstellungen bis aufs Haar, was den Handlungsbogen dermaßen vorhersehbar macht, dass allerhöchstens die Chinesen irritiert sein dürften; und auch nur die, die selten bis nie ausländische Filme sehen.
Überraschend dagegen ist der zum Teil sehr eigenwillige Umgang mit der albernen Thematik. Sollte man nämlich ob der haarsträubenden Geschichte infantile Komik hoch drei erwarten, bleibt der Humor doch erstaunlicherweise verhältnismäßig überlegt. Er wirkt stets durchgeplant, als würde in der Szenenkonzeption einiges an Arbeit stecken, was die ganze Angelegenheit irgendwie sympathisch macht. Aber wenn man den Regler jahrelang bis zum Anschlag aufgedreht hatte, fällt es schwer, plötzlich zurückzudrehen und dabei genau den richtigen Ton zu treffen. Muss man also normalerweise stets den ultimativen mimischen Expressionismus erwarten, wenn man sich an eine asiatische Komödie wagt, gibt es hier durchgespielte Gagfolgen, deren Wirkung sich auffallend oft durch Kameraeinstellung und Schnitt ergeben soll. Da ist zum Beispiel eine Szene, in der Eason Chan theatralisch auf Knien in den Trauersaal seines verstorbenen Vaters (bzw. halt des Vaters seines Freundes) hineinrutscht (natürlich, in gewissen Momenten wird der Regler wieder bis zum Anschlag aufgedreht), als sich herausstellt, dass das der falsche Trauersaal ist. Die Kamera hält auf das erstaunte Gesicht Chans, dann auf einen Trauergast, der verdutzt auf den knienden Mann glotzt, dann wieder auf Chans Gesicht, das verlegen zu lächeln beginnt. Und so weiter.
Das Problem ist, man versteht zwar bei den allermeisten Witzen die Intention - gefühlsmäßig will es aber einfach nicht zünden. In den meisten Fällen ist nicht mehr als ein Schmunzeln drin. Die einzige Ausnahme bietet ein kurzer Flashback in die Kindheitsphase des schwulen Gangstersohnes, in der die gestellte Frage, “seit wann” er denn eigentlich schon schwul sei, auf - äh - einleuchtende Weise beantwortet wird.
Inhaltlich läuft alles aus dem Ruder, sobald die beiden Freunde Hongkong erreicht haben, und das geschieht bereits nach weniger als einer halben Stunde. Ab dort regiert das Chaos. Hier mal ein Problem mit einer rivalisierenden Bande, da mal ein bisschen Spaß mit Frauen und auch Männern. Dem aufmerksamen Cineasten werden einige Zitate auffallen, die immer wieder eingestreut werden - wenn sich ein Darsteller wie Chow Yun Fat in “A Better Tomorrow” mit einem Geldschein eine Zigarre anzündet oder wenn das Regen-Finale aus “Matrix Revolutions” samt Musikeinsatz verarscht wird. Aber zugleich untermauert der zufallsgenerierte parodistische Einsatz die Tatsache, dass das Drehbuch oft genug nicht weiß, wohin es eigentlich will. Dann eben mal zwischendrin eine Parodie, das kommt immer gut.
Die Ablenkung von diesem Problem ist allerdings geschickt. Nicht nur, dass “Enter the Phoenix” sehr edel gefilmt ist und schon deswegen sehenswert ist, auch die Schauspieler sind allesamt sehr gut aufgelegt und ergeben eine Mischung, die bei Laune hält. Zu Anfang bekommt man Yuen Biao als Vater Hung zu sehen, kurz vor Abspann wird man dann noch mit einem sehr kurzen Cameo von Jackie Chan belohnt, dessen Umsetzung zwar naheliegend ist, aber durchaus gewitzt. Eason Chan ist dann doch austauschbar (ohne zu stören), sein Kollege Daniel Wu darf aber wieder sein natürliches Charisma ausstrahlen, auch wenn er schauspielerisch leider eine ziemlich dürftige Vorstellung ablegt. Um die beiden Hauptdarsteller wuseln allerhand sehr interessante Charaktere herum, wie die hektische Julie (Karen Mok), der durchs Milieu führende Glatzkopf (Law Kar-Ying, mit Danneberg-Synchro) oder der schwule Masseur. Da stehen eine Menge Turbulenzen an, obwohl es actiontechnisch kaum zur Sache geht. Ein kurzer Pulk in einer Seitenstraße, eine Gewehrsalvenentladung auf einen Esstisch und eine richtig ausufernde Choreografie à la “The Bride vs. The Crazy 88", mehr gibt’s nicht.
Summa summarum: Ansehbare, leicht verdaubare Verwechslungskomödie, die sich in Sachen Infantilo-Humor zurückhält und ohnehin ziemlich westlich rüberkommt. Bei aller Professionalität bis hin zur prominenten Synchronisation, am Ende ist das Theater aber doch wieder schneller vergessen als einem vielleicht lieb ist.
Die DVD kommt uncut von e-m-s in der CineMagic Asia-Reihe. Gutes Bild und eher unauffälliger Ton, der nur dann aufs Ganze geht, wenn es Action gibt (was selten der Fall ist). Extras: Diverse Trailer.