MarS hat geschrieben: ↑01.12.2021, 11:20
Heute morgen kam im Radio, dass in Sachsen die ersten Impfzentren wieder öffnen. Wenn ich daran denke, wie ich mit McClane, welchen ich doch sehr schätze, wegen dem Thema aneinander geraten bin. Da wurde mir vorgeworfen, dass ich ihn verarschen will. Mir geht es hier immer noch nicht darum, dass ich vielleicht richtig gelegen habe. Man muss schließlich klar sagen, dass der Zusammenhang in dem ich meine Aussage gesetzt habe (die Erstimpfungen), es tatsächlich falsch gewesen wäre die Impfzentren offen zu lassen. Mir kam halt der Zeitpunkt der Schließungen (Anfang Oktober) suspekt vor. Das konnte ich aber nicht mit Zahlen etc. belegen. Den RKI-Bericht vom Juli hatte ich auch nicht gelesen, weshalb ich die Auffrischungsimpfungen auch nicht im Blick hatte, so dass ich diese Argumentation auch nicht vorbringen konnte. Aber wie gesagt, dass ist doch auch nicht mein Job. Ich darf Wissenslücken in diesem Thema haben. Schade ist es aber, dass in der Folge es nicht möglich ist gemeinsam zu eruieren, was an den Überlegungen dran sein und wie man diese in Lösungsansätze mit einbringen könnte.
Ich habe mich ja mehr oder weniger aus dem Thread zurückgezogen, aber da mein Name fiel, will auch darauf doch mal antworten. Ich habe gesagt, dass ich mir verarscht vorkomme, nicht dass du mich verarschen willst, auch wenn das natürlich nicht beieinander liegt. Aber versetz dich doch mal in meine Lage, wenn mir jemand sagt: "Ich gebe zu, dass ich mich nicht mit einem Thema eingehend beschäftigt habe, kann nichts zu deinen Sachargumenten sagen, aber vielleicht hatte ich doch den richtigen Riecher." Außerdem darf ich mir von dir ja auch anhören, dass ich kritiklos alles von Regierungsseite abnicke und Ausreden für die Politiker suche. Ich schätze dich auch, aber das hat mir die Diskussion auch etwas verleidet. Waren wir am Ende beide angepisst.
Wenn ich mich mit Kritik zurückgehalten habe, dann liegt es daran, dass ich nicht zum zigten Male wiederholen möchte, was andere hier schon gepostet haben.
Zum leidigen Thema Impfzentrum: In den letzten Wochen ist mir aufgefallen, dass auch an anderer Stelle da Begriffe bunt durcheinandergeworfen werden - vielleicht, weil es auch in verschiedenen Bundesländern anders gehandhabt wird. Wenn Impfzentrum eine zentrale Anlaufstelle meint, an der man sich impfen lassen kann, dann haben die Impfzentren in dem Sinne zumindest in NRW nie geschlossen. Man kann sicher über die Zeiten reden und ob man diese erweitern soll, aber es gab eigentlich in allen Städten eine Anlaufstelle - ab Oktober eben kleinere. Wenn man mit Impfzentrum riesige Messehallen usw. mit zig Impfstraßen meint, dann haben die zwar dicht gemacht, werden aber meines Erachtens nicht benötigt. Die Booster sind zwar mehr als ich erwartet habe, aber ich bin weiterhin der Ansicht, dass dies durch die vorhandenen Angebote (eventuell mit erweiterten Öffnungszeiten abgefangen werden kann).
Die Misskommunikation hat sich auch in meiner Heimatstadt gezeigt. Meine Eltern erzählten, dass die Leute alle fürs Boostern zum Impfzentrum gerannt sind und sich die Beine in den Bauch gestanden haben, weil dort nicht nach Termin geimpft wurde - vermutlich weil sie es für ihre einzige Chance für die Drittimpfung gehalten haben, während meine Eltern sich dafür problemlos einen Termin beim Hausarzt holen konnten.
Die Begriffe werden übrigens von Teilen der Politik, Teilen der Medien und Teilen der Zivilbevölkerung durcheinander geworfen, weshalb ich nicht mit dem Finger auf Leute zeigen will und sagen "Die sind schuld", weil die anderen Teile der besagten Gruppen ja richtige Informationen anbieten und Dinge richtig stellen.
Zudem hat man ein Überangebot an sich widersprechenden Informationen. Nehmen wir die neue Omikron-Variante, von der ich bei gleichermaßen seriösen Quellen lesen kann, dass die einen es für megagefährlich wegen der Ansteckungsrate und der Impfdurchbrüche halten, während andere sagen, dass es derzeit danach aussieht, dass diese keine schweren Verläufe hervorruft - es quasi eine wünschenswerte Variante ist, die andere Varianten verdrängt, keine Toten fordert und beim Aufbau natürlicher Immunität hilft. Das Problem ist wohl die Datengrundlage, auf deren Basis noch Studien folgen müssen. Trotzdem gibt jeder seinen Senf dazu.
Das ist natürlich auch ein Problem der aktuellen Medien- und Informationsgesellschaft. Oft werden Dinge schnell rausgehauen, weil Zeitdruck herrscht, die Redaktionen kaputtgespart wurden und Zeit für große Recherche ist. Andererseits erwartet der Leser aber auch, dass er alle Infos immer möglichst schnell und möglichst gratis bekommt und wehe, es wird mal über etwas nicht oder zu spät berichtet. Zumal der Erfolg von Sensationsmedien wie der "Bild" ja gezeigt haben, dass mit falschen Versprechungen und knalligen Headlines oft mehr Leser zieht als mit seriösen Journalismus. Da haben wir dann das Henne-Ei-Problem, wo man jetzt den "Schuldigen" suchen will.
Ich versuche auch meine Häme zurückzufahren und finde es deshalb etwas seltsam, dass "die Politik" (was ja auch sehr verallgemeinernd ist, zumal es ja Land- und Bundesebene gibt usw.) der reine Watschen-Heini ist. Wie gesagt, gibt genug Schnapsideen wie 3G in Öffis, Nichtanschaffung von Luftfiltern in Schulen usw., aber das ist hier ja schon alles hinreichend erörtert worden. Gerade den Vorwurf des Auf-Sicht-Fahrens finde ich etwas komisch, denn etwas anderes bleibt angesichts der Lage ja kaum übrig. Auch hier sind sicher viele Warnungen von Virologen ignoriert worden (auch wenn Söder da Quatsch erzählt, von wegen nicht genug gewarnt usw.), aber mit der gleichen Häme könnte ich jetzt auch über Länder lästern, die erst ihren Freedom Day hatten und jetzt doch wieder Maßnahmen einführen müssen: Boah, waren die doof, voll auf Sicht gefahren mit dem Freedom Day. Zumal der dänische Freedom Day je nach Quelle der richtige Weg oder eine absolute Katastrophe war.
So, schon wieder viel mehr geschrieben als ursprünglich geplant, aber ich wollte nur meinen Standpunkt darlegen. Ich hoffe, dass ich dabei niemandem gewollt oder ungewollt auf die Füße getreten bin, dass aber dadurch vielleicht auch mehr Verständnis für meine Sicht herrscht.
Jimmy Dix: "Du glaubst wohl nicht an die Liebe?" - Joe Hallenbeck: "Doch ich glaube an die Liebe. Ich glaube auch an Krebs." [Last Boy Scout]
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