Der Hashtag ist natürlich auch schon in meiner Twitter-Bubble aufgeschlagen; und was soll man sagen: Schauspieler sind offenbar doch manchmal nur so gut wie die Drehbücher.
Aber im Ernst: Dass der größte Applaus nun vor allem aus der rechten Ecke kommt, hat natürlich seinen Grund. Und die Art, die zugrunde liegende Konnotation und das Narrativ der Videos (auch wenn ich sie mir nicht alle angesehen habe) ist teils widerwärtig.
Warum? Ich glaube keiner findet Lockdowns toll, keiner findet alle Entscheidungen, die auf Regierungsebene getroffen werden, absolut nachvollziehbar und keiner würde jemals unterschreiben, dass die Medienberichterstattung immer völlig objektiv, fundiert und sachlich bleibt. Und doch werden zentrale Argumente der Querdenker-Szene („Medien lügen“, „Politiker lügen“, „Corona ist ja nur ne Grippe“) in den Videos aufgegriffen und - etwas anders verpackt - im großen Stile in die sozialen Netzwerke gekippt. Klar will man Aufmerksamkeit erhaschen und provozieren, und ganz im Stile der AfD wird anschließend erstmal wieder von einzelnen Akteuren zurück gerudert. Oder es wird gar direkt im Video ein #fcknazs eingeblendet - anscheinend war einigen doch schon bewusst, dass gewisse Kreise getriggert werden.
Die Ironie ist ja, dass die zentralen Argumente gar nicht greifen, sondern im Gegenteil, zum eigenen Vorteil genutzt werden: Sensible Begriffe wie (die fehlende) Meinungsfreiheit werden hier in einen völlig falschen Kontext gesetzt und dienen lediglich dazu, ein gewisses Zielpublikum zu bestätigen und den Rest gegen sich aufzuwiegeln, nur im Umkehrschluss dann doch von der Aufmerksamkeit, die dadurch generiert wird, zu profitieren.
Organisator hinter den Videos war offenbar der Regisseur B. Wunder, der letztes Jahr vor allem durch allerlei Irrsinn in Bezug auf das Coronavirus auf sich aufmerksam machte - jedenfalls dürfte jeder gewusst haben, worauf er sich einlässt.
Unter dem Strich ist‘s halt ein wenig gelungener und dümmlicher PR-Stunt, der für viele Beteiligte ordentlich nach hinten los gegangen ist. Was hätte man alles Schönes daraus machen können? Hätte man diese Reichweite nicht für einen tatsächlich kritischen Beitrag nutzen können für wichtige Fragen wie: Was macht die Regierung, damit wir möglichst schnell wieder unsere Freiheiten wieder bekommen? Welche Szenarien stehen uns bevor? Best Case? Worst Case? Wo stehen wir jetzt?
Aber ich glaube da fehlte dann doch der Wille und die Selbstinszenierung überstieg den Ansporn, tatsächlich etwas zu bewegen.