
Stun Volume 2012
Offizielle Garbage Webseite
• Shirley Manson – Gesang , Keyboards
• Duke Erikson – Gitarre , Keyboards
• Steve Marker – Bass , Keyboards
• Butch Vig – Schlagzeug
Produziert von Garbage , Abgemischt von Butch Vig & Billy Bush
Aufgenommen in den Red Razor Sounds & King Size North Studios , California
Tracklist
01. Automatic System Habit – 3:18
02. Big Bright World – 3:35
03. Blood for Poppies – 3:38
04. Control – 4:12
05. Not your kind of People – 4:57
06. Felt – 3:25
07. I hate Love – 3:54
08. Sugar – 3:59
09. Battle in me – 3:54
10. Man on a Wire – 3:07
11. Beloved Freak – 4:30
12. the One – 4:43*
13. What Girls are made of – 3:47*
14. Bright Tonight – 4:02*
15. Shoe me – 5:14*
* Bonus Tracks der Deluxe Version
Version 2.0 von „Version 2.0“ - Garbage machen da weiter wo sie aufgehört haben
“Garbage ? Die gibts noch? – „Noch“ ist falsch – „Wieder“ stimmt eher. Sieben Jahre sind vergangen seit dem letzten Album , dazwischen lagen eine langwierige Krankheit von Butch Vig , ein niemals realisiertes aber regelmäßig angekündigtes Soloalbum von Shirley Manson , eine Trennung , eine Versöhnung (logisch) , die Gründung eines eigenen Labels & der Versuch von Shirley in Hollywood als Schauspielerin Fuß zu fassen. Nun sind sie wieder da – pünktlich zum Comeback der 90iger um von dem großen Kuchen der „In den 90igern war nicht alles schlecht“ Fraktion was abzubekommen.
Nun – wir haben das Jahre 2012 & nicht mehr 1995 wo die Musikmischung von Garbage aus Indie Rock , Pop & Elektronischen Elementen was aufregend neues & anderes war. Heute ist „Crossover“ auch eher ein Schimpfwort als wie eine Musikalische Schublade. Garbage ist das egal – sie sind zwar älter geworden , machen aber Musikalisch einfach da weiter wo sie aufgehört haben.
Butch Vig kennt als erfahrener Produzent auch genug Tricks & Kniffe um aus einen eher durchschnittlichen Song ein großes Songerlebnis zu machen & nutzt diese auch zur Genüge aus. Die Arrangements sind vielschichtig & teilweise auch sehr verspielt – manchmal aber einfach nur laut & unglaublich Bombastisch. Die Stimme von Shirley Manson wird in schöner Regelmäßigkeit durch diverse Filter & Vocooder gejagt , ihre normale Singstimme ist eher selten zu hören & teilweise in den lauten Soundlandschaften kaum zu verstehen. Dazu fette Gitarren (ist ja Rockmusik) & natürlich elektronische Spielereien & Samples bis zum Anschlag. Wer was neues erwartet der ist auf der falschen Baustelle – Garbage bleiben sich treu & liefern genau das ab was man von ihnen erwartet. Musikalische Evolution ? Weiterentwicklung ? – Fehlanzeige ! „Not your Kind of People“ ist die Version 2.0 von „Version 2.0”.
Das geht auch soweit in Ordnung solange das Songmaterial funktioniert – und genau hier liegen Licht & Schatten dicht beieinander. Es gibt nur zwei Kategorien von Songs auf dem Album: Entweder richtig gut oder richtig blöd , funktionierende Mitläufer sind im Albumkontext kaum bis gar nicht zu finden. „I hate Love“ ist ein super funktionierender Pop / Rock Song mit nervösen Gepiepe bei dem der Fuß automatisch mitwippt. Auch „Control“ gefällt , ebenso das ruhige „Sugar“ oder Battle in me“ wo der Bombast genau an der richtigen Stelle platziert wurde (mein persönlicher Lieblingstrack des Albums neben „Sugar“).
Dagegen ist der Album Titeltrack mit seinem kitschigen Chor im Hintergrund einfach nur schlecht. Bei „Big Bright World” wird mal eben Trios alter “Da Da Da” Casio Elektrosound gesampelt & bei „Blood for Poppies“ stirbt der Song beim Popigen Refrain der im totalen Gegensatz zu den Strophen mit der böse klingenden Gitarrenfigur steht. Überhaupt ist der Gegensatz zwischen starker Strophe & eher lausigen Refrain im Songmaterial auf diesem Album besonders auffällig. Der Einstiegssong „Automatic System Habit“ klingt mit seinen total verschieden klingender Linie von Strophe – Bridge – Refrain total fehlproduziert , man versteht einfach nicht wohin die Reise gehen soll , das ganze klingt wie drei verschiedene Songs auf einmal. Man hat mehr als einmal das Gefühl das die lauten Arrangements nur davon ablenken sollen das der eigentliche Song eine Niete ist. Bombast ersetzt Ideen.
Mit „Beloved Freak“ gibt es zum Abschluß des regulären Albums ein recht ruhigen (aber auch etwas kitschigen) Song & zudem einer der wenigen wo die Stimme von Shirley ohne irgendwelche Spielereien zu hören ist – wären da diese komischen Chorstimmen im Hintergrund die eher lustig als dramatisch klingen. Irgendwie habe ich da das Bild von einem Engelschor auf einer Wolke vor meinem geistigen Auge.
Käufer der Deluxe Version bekommen noch vier Tracks mehr. „The One“ ist eine typische Garbage Mischung aus schnellen Rocksong & Technobeats garniert mit einer fast schon überschlagenen Stimme von Shirley die sich erst im Refrain wieder fängt – zwar auch (wieder einmal) total Überproduziert gefällt das Stück trotzdem. „Bright Tonight“ ertrinkt in Kitsch & Schmalz , “What Girls are made of” ist nur nett & “Shoe me” beginnt als Ballade & wird in der zweiten Hälfte ein Rocksong – im Ergebnis sogar ganz gelungen. Somit zwei gute Songs & zwei Nieten als Bonus – ob man dafür mehr Geld ausgibt muß man mit sich selber abmachen
„Not your kind of People“ ist kein schlechtes Album aber auch kein überragend gutes. Hätten Garbage auf die ein oder andere Songniete verzichtet (wie dem Grauenhaften Titeltrack) wäre es besser geworden , so ist man als Hörer wieder einmal dazu aufgefordert entweder den CD Player zu programmieren oder eine MP3 Playliste zu erstellen.
Wer die Band schon immer mochte der macht zwar theoretisch nix falsch , sollte aber auch nicht irgendwas aufregend neues erwarten. Das Album ist nett & solide – nur haben leider beide Worte einen negativen Nachgeschmack. Aber hier trifft es den Nagel auf den Kopf – mit „Nett“ & „Solide“ ist das Album treffend beschrieben. Weniger wäre aber diesmal mehr gewesen....
