[CD] Stabbing Westward - Ungod

Eindrücke, Klangchecks aktueller aber auch älterer Scheiben im Review. Dazu Musik DVDs und Konzertberichte.

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Sir Jay
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[CD] Stabbing Westward - Ungod

Beitrag von Sir Jay » 23.05.2007, 17:33

Stabbing Westward - Ungod (Debutalbum)
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Technische Daten
Vertrieb: Columbia Records
Erscheinungsjahr: 1994
Laufzeit: 53:03 Min.
Anzahl der Tracks: 10
Booklet: Langes Papier in 6 Seiten gefaltet
Verpackung: Jewel Case

Tracklist
01. Lost
02. Control
03. Nothing
03. ACF
05. Lies
06. Ungod
07. Throw
08. Violent Mood Swings
09. Red on White
10. Can't happen here

Ganz klar, von Stabbing Westward haben in Deutschland nur die aller wenigsten gehört. Entweder man hat die Industrial Rock szene aufmerksam mitverfolgt, oder Duke Nukem : Time to Kill gespielt (Themesong).
Wer sie kennt, und sich bei weitem nicht von deprimierender aggresiver Musik abschrecken lässt, dürfte von den Jungs aus Chicago aber eigenltich begeistert sein.
Vor allem Nine Inch Nails Fans, die sich den nachfolgenden "RipOffs" nicht allzu sehr verschließen, können mit Stabbing Westward eine interessante Erfahrung machen.
Nicht zuletzt da NIN-Veteran Chris Vrenna kurze Zeit lang Mitglied der Band war.
Nach dessen Abgang holten sich die SW-Gründer Christopher Hall (Vocals) und Walter Flakus (Keyboards) David Suycott für die Drums, Jim Sellers als Bass Gitaristen her, und beanspruchten auch Stuart Zechman's Gitarrenkünste, der Zeitgleich auch für Filter spielte.

Und so entstand schließlich 1994 in England deren Debutalbum Ungod, welches zwar weit weg von einem phänomenalen Erfolg war, aber dennoch eine solide kleine Fan Base nachsich zog, und darüberhinaus Trackweise für einige bekannte Hollywood Filme herhielt.

So zum Beispiel mit dem Auftakt des Albums "Lost", der weniger als Song zu bezeichnen ist, sondern eher als düsterer, sich langsam aufbauender Einstieg in das insgesamt nicht gerade ermutigend klingende Album.
Lost ist als Song zum nebenbei hören völlig untauglich, erweist sich aber als Hintergrundmusik für Filme, die mit entsprechenden Szenen herhalten können als äußerst effektig, wie etwa in Mortal Kombat.
Die Töne und Gitarrenriffs, die "Lost" anschlägt untermauern die dunklen Szenen in Mortal Kombat hervorragend, und helfen auch diesem Film bei dessen einziger wirklicher Stärke, der Atmosphäre!!
Selbes gilt für "Lies", ebenfalls Bestandteil des Mortal Combat Scores (jedoch auf Wunsch von SW, nie in der offiziellen Soudntrack CD zum Film erschienen).
"Lies" ist ein heftiger und flotter Song, der einen depressiven, verunsichernden Ton anschlägt, das man meint, etwas undefinierbar böses würde einem durch die Nacht unweigerlich verfolgen.
Sicher nichts für zart bei Seite Ohren.
Nicht ganz solch eine bedrückende Stimmung bauen die vorherigen Songs auf, Control, Nothing und ACF auf.
Control ist ein sehr zweispältiges Vergnügen, das zum einen recht primitiv klingt, andererseits aber dennoch etwas besonderes an sich hat.
Etwas besser ist es schon mit Nothing, der sich ein wenig massentauglicher anbietet, und durchaus auch in einigen (Underground) Clubs abgespielt werden kann; so geschehen im Club Hell aus Bad Boys oder in Johnny Mnemonic.

ACF ist ein weitestgehend ruhiger Track, mit einem interessant geschriebenen Text über verzweifelte Selbsthilfe im Liebeskummer, und kommt im Refrain auch recht flott daher.
Mit "Throw" findet sich ein recht rockiger Song, der es irgendwie schafft Pessimismus nicht ganz so ernst und düster zu verpacken, und dennoch insgesamt sehr traurig daher kommt.
Es ist so als wäre man schon längst am Ende, und die Person, die dafür verantwortlich ist, lacht dich deswegen aus, während du innerlich so erschüttert bist, dass es dir schon egal bist, da du zu einem seelenlosen Opfer geworden bist.
Mit "Violent Mood Swings" findet sich ein klares Highlight auf der Scheibe, denn abseits vom abwertenden, und hass ausdrückenden Text ist da eine verdammt stimmige musikalische Begleitung, die in jeden modernen Actionfilm gut hineinpasst. Eine Remixversion hiervon findet sich im originalen Clerks!

Zum Schluss sind dann noch die Tracks "Ungod", "Red on White" und "Can't happen here", die alle mit "Lost" gemeinsam haben, sich nicht als Songs zu verstehen, sondern eher kraftvoll erzählte Horrorvisionen oder deprimierende Wahrnehmungen.
Auch hier, vor allem für Red on White und Can't happen here, gilt dass sich beide hervorragend als musikalisches Begleitmaterial für einen düsteren Film eignen.
Im Falle von Red on White stelle ich mir jedesmal eine leere Wiese, bedeckt vom dunkelroten Himmel vor, in dem ein einsamer Mensch umherirrt.
Für Filmmomente, die das Unheil langsam, aber ungewiss aufbauen wollen ist "Red on White" wie geschaffen.
"Can't happen here" kommt, wie auch einige andere Tracks erst nach über 2 Minuten erst so richtig in Fahrt, ist aber auch mit einigen stimmigen Beats und Tönen versehen, die fast schon ihres gleichen suchen.
Ein weiterer Track, der sich in Mortal Kombat hören lässt!

Das Debutalbum von Stabbing Westward ist insgesamt ein recht durchschnittlicher Output, nach Mainstream Massstäben gemessen, wenn nicht schlechter.
Doch die Jungs wollten auch nie etwas anderes sein, was sie mit den Folgealben aber dennoch mehr oder weniger geworden sind.
In Ungod zumindest finden sich mit "Nothing" und "Violent Mood Swings" zwei Songs die man ohne große Vorbehalte, der Masse vorspielen kann, denn sie sind flott und stimmig.
Bei dem Rest muss man eben den nötigen Geschmack vorweisen können, doch viele können sich mit dem teils recht düsteren und bedrohlichen Grundton nicht so ganz anfreunden, weshalb Freunde von Sum41 oder Offspring eher einen Bogen machen sollten.
Wer das komplette Album Ungod wirklich genießen will, sollte das Zimmer verdunkeln, alles um sich rum vergessen, ganz alleine im Sessel sitzen und der düsteren Musik lauschen.

:liquid7:

Note: das hier ist Jays erstes Musik review
sollen Folgealben hier per Platzhalter rein, oder kann ich neue Threads öffnen?

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Beitrag von Vince » 23.05.2007, 18:04

Sehr schönes Teil Jay! Stabbing Westward kenne ich bisher leider nur vom Spawn-Soundtrack und aus besagtem "Clerks"... habe die aber immer im Auge behalten. Ein Kauf hat sich bisher noch nicht ergeben.

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Beitrag von Sir Jay » 23.05.2007, 18:13

vielleicht kann ich das mit zukünftigen Reviews für die 3 nachfolge alben noch ändern, denn da finden sich einige echt gute Teile.

und zu spawn und Clerks.
Torn apart und violent moodswings sind beides richtig gute SW titel, die jedoch in beiden Filmen als REmix version vorlien, und bei weitem nicht so gut klingen wie das original

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Beitrag von Sir Jay » 13.02.2015, 10:21

Obwohl ich zum Zeitpunkt, als ich die (alleins chon wegen der Schreibe renovierungsbedürftige) Kritik schrieb, das Album gut kannte, müsste ich meine Meinung doch nochmal korrigieren, da gerade durch meine Prog-Prägung das Album für mich meinen aktuellen Musik-Geschmack überlebt hat (was bei The Dreaming weniger der Fall ist), und neue Stärken aufzeigt, die mir vorher nie bewusst waren.

Und die Punkte, die ich schon immer geil fand an dem Album haben sich nur gefestigt.

Also wer auf düstere, bedrohliche Musik steht, dem kann ich das Album auch heute noch empfehlen, auch für Prog-Veteranen!
:liquid9:

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