[Konzert] the Chemical Brothers - Rockhal (Lu) 13.06.2018

Eindrücke, Klangchecks aktueller aber auch älterer Scheiben im Review. Dazu Musik DVDs und Konzertberichte.

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[Konzert] the Chemical Brothers - Rockhal (Lu) 13.06.2018

Beitrag von gelini71 » 17.06.2018, 04:08

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Konzertort: Rockhal (Box) / Esch sur Alzette (Luxemburg)
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Datum: Mittwoch, 13.06.2018
Beginn: Vorprogramm 19 Uhr / Hauptshow 21:00 Uhr
Ende: circa 22:45 Uhr
Eintrittspreis: 39,00 € Vorverkauf / 46,00 Euro Abendkasse

Besetzung
Ed Simons – diverse elektronische Klangerzeuger
Tom Rowlands – diverse elektronische Klangerzeuger
Webseite

Support Act
DJ James Holroyd

Setlist
01. Intro: Junior Parker - Tomorrow never Knows
02. Go
03. Do it again / Get yourself high
04. Free Yourself
05. Mad as Hell
06. Believe
07. Let forever be
08. Chemical Beats / Sometimes I feel so deserted
09. Swoon
10. Temptation / Star Guitar
11. Got to keep on
12. Hey Boy Hey Girl
13. Satuarte
14. Electrobank / Piku Playground / Music: Response
15. Escape Velocity
16. Acid Children / Setting Sun / Out of Control / Eve of Destruction
17. Under the Influennce / It doesn´t matter / Don´t stop the Rock
18. Snow / Surface to Air
19. Galvanize
20. C-H-E-M-I-C-A-L / Leave Home / Song to the Siren
21. Block Rocking Beats

Zugabe
22. Hold Tight London
23. Wide open
24. the Private Psychedelic Reel

Die Premiere der Konzertsaison 2018 der Chemical Brothers – Licht, Sound und Effekte im Überfluss das die Sinne kapitulieren....und man trotzdem eine Menge Spaß dabei hat

“Die große Zeit der Chemical Brothers ist doch auch schon lange vorbei !“
-Zitat einer Mitarbeiterin vom Rockhal Sicherheitsdienst vor Showbeginn-

Die Chemical Brothers existieren bereits seit 1989, zunächst allerdings unter dem Namen „the Dust Brothers“. Nach den ersten Plattenveröffentlichungen mußten Ed Simons und Tom Rowlands ihren Bandnamen allerdings umändern, da das gleichnamige US Produzententeam den beiden Gerichtliche Konsequenzen angedroht hatten (da half es auch nichts das die beiden beteuerten den Namen als Hommage an eben den US Kollegen ausgewählt zu haben). Im Zuge des Big Beat Hypes Mitte der 90iger kam auch der Sound der beiden Chemischen Brüder zu Chartehren, auch wenn diese nie in irgendeiner Form ein Kommerzielles Zugeständnis gemacht haben. Im Laufe der Jahre erweiterte sich dann auch das Soundspektrum der beiden, neben gebrochenen Beats kamen reiner Techno und House in den Soundfundus der beiden. Bis heute veröffentlichen sie in schöner Regelmäßigkeit Alben, machen Inkognito Veröffentlichungen als „Electronic Battle Weapon“ und hatten sogar mal die Ehre für einen Hollywoodfilm den gesamten Score zu produzieren („Wer ist Hanna ?“ 2011). Aus dem kommerziellen Blickfeld mögen sie verschwunden sein, als Headliner für große Electronic Festivals ziehen die Chemical Brothers immer noch eine gewaltige Fanschar an.

Im Jahr 2018 ist zwar kein neues Album in Aussicht (wenn es auch einige neue Tracks gibt), das hält aber die beiden nicht davon ab auf eine Tour zu gehen – mit einer neuen Optisch konzipierten Show. Fast alle Termine für das Jahr 2018 sind große Festivals, lediglich zwei Hallenkonzerte sind geplant: eines im August in München sowie die große Live Premiere die am Mittwoch denn 13.06.2018 in der Rockhal im Luxemburgischen Esch stattfand. Da die Optische Präsentation für die Chemical Brothers enorm wichtig ist (deren Musikvideos sind zB auch Leuten bekannt die mit elektronischer Musik sonst nicht viel am Hut haben – Filmemachern wie Spike Jonze oder Michel Gondry sei dank) und der Ruf als Top Liveact sich bereits viele Jahre hält war ich persönlich mal neugierig ob das ganze den Vorschußlorbeeren standhält.

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Seht Ihr die Besuchermassen ? Ich auch nicht....Das Bild wurde eine Stunde vor dem Einlass aufgenommen

In Esch angekommen staunte ich allerdings nicht schlecht das ich zusammen mit meiner Frau die einzigen waren die auf den Einlass warten. Selbst eine Stunde vor offiziellen Einlass waren wir die einzigen vor der Halle, was irgendwie ein komisches Gefühl war. Aber so bekam ich den vermeintlichen Soundcheck noch mit, der sich im Nachhinein als Generalprobe entpuppte nachdem Ed Simons auf Instagram den Timetable veröffentlichte. Als um 19 Uhr sich die Türen öffneten waren gut zehn bis fünfzehn Fans anwesend. Man sollte anmerken das das Konzert im großen Saal stattfand, was meine Befürchtung auf einen Flop wachsen lies.

Die Halle selber (zur Hälfte abgeteilt) war beim Einlass stockfinster. Auf der Bühne befand sich der DJ James Holroyd – ein langjähriger Freund der beiden Bandmitglieder und öfters mit den beiden anzutreffen. Der spielte vom Einlass um 19 Uhr bis kurz vor Konzertbeginn um 21 Uhr locker flockigen House den ich persönlich als „fluffig“ bezeichnen würde. Schön anzuhören, sogar tanzbar aber nie nervend. Nur das die ganze Geschichte Optisch etwas langweilig war sollte man erwähnen – da stand halt ein Typ angestrahlt von zwei Spots auf der Bühne und bediente zwei CD Player, kein Licht oder irgendwelche Optischen Animationen was auf Dauer dann doch ein klein wenig langweilig wirkte. Trotzdem bekam der gute Mann am Ende viel Applaus für sein Set, mir hat es trotz des Optischen Sparprogramms gut gefallen, schade das man im Internet relativ wenig Infos über den Mann findet.

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Der offizielle Zeitplan vom Konzertabend – Quelle: Instagram Account von Ed Simons

Die Halle war dann auch zu diesem Zeitpunkt endlich gut gefüllt, den Ruf das in Luxemburg Konzerte immer etwas lockerer und relaxter abgehen als bei uns in Deutschland wurde wieder einmal bestätigt. Ausverkauft war es aber nicht (wie ich am Rande bei einem Gespräch mit dem Sicherheitspersonal mitbekam, wo dann auch der oben zitierte Satz fiel) was aber sicherlich auch dem Termin geschuldet war – ein Konzert unter der Woche ist immer Besucherzahlmäßig etwas schwächer als an einem Wochenende.

Von der Bühne war zu diesem Zeitpunkt relativ wenig bis gar nichts zu sehen, weil eben alles im dunklen verborgen lag. Man sah eine große Reihe an Varielights am Bühnenrand, einige Strobos sowie etwas komische Kästen die sich im Verlauf des Konzertes als Teil der Laseranlage rausstellen sollten. In der Mitte standen dann jede Menge Keyboards, Synthesizer und diverse elektronische Geräte und Computer – wirkte schon fast wie die Schaltzentrale eines Raumschiffs.

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Dieses Bild vermittelt einen guten Eindruck wie die Bühne aufgebaut war – Foto von den Proben zur Tour eine Woche zuvor – Quelle: Instagram Account von Ed Simons

Als Intro lief die Beatles Coverversion „Tomorrow never knows“ vom Bluesmusiker Junior Parker. Bereits nach wenigen Sekunden betraten Ed Simons und Tom Rowlands die Bühne, winken kurz zur Menge um dann ihren Arbeitsplatz für den Abend in der Bühnenmitte einzunehmen. Es wird kurz komplett dunkel und ruhig und dann mit einem großen Knall erwacht sowohl das gigantische Soundsytem und die große Bühne mit dem Song „Go“ zum Leben.

Direkt von der ersten Sekunde an gibt es einen Totalangriff auf die Sinne des Zuschauers. Der Sound ist laut, sehr laut sogar mit extrem viel Bassdruck. Man hör die Bässe nicht, man spürt sie in jeder Faser des Körpers. Der Körper wird regelrecht durchgeknetet – den ganzen Abend lang !
Dazu Licht, jede Menge Licht in allen Farben. Stroboeffekte ohne Ende, jede Menge Nebel und dazu noch eine riesige Videoleinwand wo die ganze Zeit Nonstop irgendwelche Filme synchron zur Musik ablaufen – mal Computergrafiken wie beim Einstieg „Go“ oder surrealistische Filme die auf mich wirkten als hätte Lasse Hoile ein paar schlechte Drogen zuviel eingeworfen...:wink:

Es ist also direkt Vollgas angesagt, entweder man geht als Zuschauer mit oder man hat verloren. Keine Pause oder gar ein Ruhepunkt, auch Musikalisch nicht. Die Chemical Brothers spielen nicht nur ihre Tracks wie eine normale Band, sie präsentieren diese in einem 90-Minütigen Nonstop Mix wo immer wieder Tracks auftauchen, wieder verschwinden um dann nach einigen Minuten erneut aufzutauchen. Die oben gezeigte Tracklist ist nur ein grober Anhaltspunkt was wann an diesem Abend gespielt wurde – es wirkte also eher wie ein DJ Mix als wie ein Konzert.

Als Zuschauer weiß man bereits nach wenigen Minuten nicht mehr wo man hinschauen soll, so fallen die Eindrücke auf einen hinein. Nach einer halben Stunde packen die beiden dann noch ihre Lasershow aus und die Rockhal hat auf einmal mehr Laserstrahlen im Saal als es bei „Star Wars“ beim Angriff auf den Todesstern gab. Irgendwann kommen riesige Spiegelkugeln von der Decke die von den großen Varilights angestrahlt werden und alles ist voller dicker Lichtstrahlen. Dann wird es dunkel und als das Licht wieder angeht stehen zwei riesige mechanische Comicroboter auf der Bühne. Eindrücke werden durch neue Eindrücke abgelöst, ein ständiges zuviel an Licht, Effekten und Showelementen.

Aber es macht Spaß weil dieses riesige Brimborium in sich stimmig ist, es paßt einfach alles zusammen. Klotzen, nicht kleckern ist das Motto. Hier macht das auf-dicke-Hose machen unglaublich Spaß...sofern man natürlich mit dem Sound der Chemical Brothers allgemein was anfangen kann.

Einen ruhigen Moment zum Durchatmen gibt es nicht – nach 90 Minuten endet das gigantische Spektakel mit dem Hit „Block Rocking Beats“. Danach folgt dann noch eine 15-minütige Zugabe die mich aber nicht mehr so ganz überzeugen konnte, das Feuerwerk aus Hits, Sounds und Effekten war einfach abgebrannt, der Abend abgeschlossen. Die Zugabe wirkte da etwas wie einfach hintendran gehängt.

Um viertel vor elf war dann Feierabend. Ed Simons und Tom Rowlands winken noch ein paar mal und verbeugen sich artig und erst in diesem Moment fällt mir auf das die beiden nicht einmal mit dem Publikum geredet haben. Nassgeschwitzt und total verstrahlt von den ganzen Eindrücken ging es hinaus in die kalte und dunkle Nacht...

Die Chemical Brothers hängen die Messlatte für Showspektakel mal eben einige Etagen höher. Sicherlich kann man einwenden das dieses zuviel an Licht und Effekten manchen Zuschauer überfordert, ebenso das die Soundanlage für die „kleine“ Rockhal etwas arg überdimensioniert und viel zu laut war (ich war froh Profiohrschützer dabei gehabt zu haben). Auch das ganz allgemein diese Show eindeutig für große Festivals gemacht wurde und weniger für eine Halle geeignet ist. Und natürlich stellt sich die Frage wie „Live“ das ganze nun wirklich war – Angesichts der totalen Synchronität von Videos und Musik eine berechtigte Frage.
Aber ganz ehrlich: alles egal ! Das hier war größtes Entertainment von dem man noch nach Jahren vorschwärmen kann. Ein absolutes Erlebnis, wer so eine Show auf die Beine stellen kann dessen Zeit ist sicherlich noch nicht vorbei. :wink:
Wer die Chance hat diese Show zu sehen der sollte es tun. Leider im Jahr 2018 fast ausschließlich im Europäischen Ausland.
:liquid10:

Ein offizieller Fotograf war diesmal leider nicht anwesend aber ich habe bei Instagram einige kurze Videos von Besuchern gefunden die eine kleinen Eindruck von dem geben was da so abging.
Clip 1
Clip 2
Clip 3
Clip 4
Clip 5
Tonqualität ist Naturgemäß leider etwas mau, deshalb die Lautstärke besser etwas runterdrehen :wink:
Ich mache keine Rechtschreibfehler, ich gebe Wörtern lediglich eine individuelle Note

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