[Konzert] Garbage - Rockhal Luxemburg 22.09.2018

Eindrücke, Klangchecks aktueller aber auch älterer Scheiben im Review. Dazu Musik DVDs und Konzertberichte.

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[Konzert] Garbage - Rockhal Luxemburg 22.09.2018

Beitrag von gelini71 » 24.09.2018, 09:36

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Konzertort: Rockhal (Club) / Esch sur Alzette (Luxemburg)
Webseite

Datum: Samstag, 22.09.2018
Beginn: Vorprogramm 20:30 Uhr / Hauptshow 21:30 Uhr
Ende: circa 23:15 Uhr
Eintrittspreis: 44,26 € Vorverkauf / 46,00 €Abendkasse

Besetzung
Shirley Manson – Gesang, Gitarre
Butch Vig – Schlagzeug
Duke Erikson – Gitarre, Keyboards
Steve Marker – Gitarre, Keyboards
sowie
Eric Avery - Bass
:arrow:Bandwebseite

Support Act: Pip Blom
:arrow: Bandwebseite

Setlist
01. Afterglow
02. Deadwood
03. Temptation waits
04. Wicked Ways (mit „Personal Jesus“ von Depeche Mode im Mittelteil)
05. Special
06. the World is not enough
07. 13xForever
08. Get Buzzy with the Fizzy
09. Hammering in my Head
10. Medication
11. Thirteen
12. Can´t seem to make you Mind
13. I think I´m Paranoid
14. Sleep together
15. Dumb
16. Soldier through this
17. Lick the Pavement
18. Push it
19. When I grow up
20. You look so fine (mit „Dreams“ von Fleetwood Mac im Outro)

Zugaben
21. the Trick is to keep breathing
22. Only happy when it rain

Von wegen Rentner-Band - Garbage rocken Live mit einer minimalistischen Show und einer sehr mutigen Setlist

Garbage – alleine dieser Bandname.....Im anything-goes Mitte der 90iger war das Bandprojekt des ehemaligen Nirvana und Smashing Pumpkins Produzenten Butch Vig das ganz große Ding, trotz (oder gerade wegen) des seltsamen Namens. Mit ihrer Mischung aus rotzigen Alternative Rock, Zuckersüßen Popmelodien und elektronischen Spielereien aus dem Bereich Dance / Techno / Hip Hop traf man den Nerv der Zeit. Vom Namenlosen Debütalbum (Stilecht verpackt in einer rosa Fellhülle – eine Optische Entgleisung wie sie nur in den 90igern möglich war) verkaufte man aus dem Stand mal eben 5 Millionen Exemplare, die Videos der Band liefen bei MTV auf Dauerrotation und Sängerin Shirley Manson stieg zu einem Sexsymbol wider Willen auf, entsprach sie halt eben mit ihrer kalkweißen Haut, den feuerroten Haaren und der Spindeldürren Figur dem zu jener Zeit angesagten Kate-Moos-Style.
Das zweite Album „Version 2.0“ wiederholte den Erfolg nochmal, man hatte sogar die Ehre für den Bondstreifen „Die Welt ist nicht genug“ den Titelsong einspielen zu dürfen. Doch dann kam der Garbage Motor etwas ins Trudeln, wie viele Bands hatten auch sie Probleme ihre Musik den sich ändernden Zeitgeist zur Jahrtausendwende anzupassen – die Pausen zwischen den Alben wurden länger, man trennte sich sogar mal (bekam kaum einer mit), vereinigte sich wieder (bekam ebenfalls kaum einer mit) und man macht bis heute Musik – im mittlerweile wesentlich kleineren Rahmen und bei weiten nicht mehr so Erfolgreich wie vor rund zwanzig Jahren....

Nun leben wir im Jahr 2018 und viele Künstler aus den 90igern können ein fettes Jubiläum feiern – meist irgendwas mit 20 oder 25 Jahren. So auch Garbage die das Jubiläum ihres zweiten Abums „Version 2.0“ unter dem Motto „20 Years of Paranoid“ begehen können und dies nicht nur mit einer Neuauflage zelebrieren sondern sich auch auf eine kleine Tour begeben. Naturgemäß natürlich nicht mehr in den ganz großen Hallen sondern im eher gemütlichen Rahmen in kleinen Locations, wie am Samstag den 22.09.2018 wo die Band zu Gast im kleinen Club der Rockhal in Luxemburg war. Der ist mit seiner Kapazität von rund 1000 Personen sehr gemütlich und übersichtlich und war für mich immer ein Garant für nette, intime und sehr direkte Konzerterlebnisse. Eine Woche vor dem Konzert meldete dann die Rockhal „Sold out“, Garbage ziehen also immer noch eine Menge Besucher an.

Vor dem Konzert ist aber wie immer warten angesagt, diesmal sogar etwas länger da der Einlass erst für 20 Uhr Terminiert war. So hatte man aber zumindestens das Vergnügen zu sehen das es tatsächlich Fans gibt die mal eben 1000 Dollar zusätzlich zur Eintrittskarte locker machen um die Band hinter der Bühne bei einem „meet-and-greet“ zu treffen. Man kann dieser Art von Zusatzgeschäft der Musiker generell etwas kritisch sehen, Garbage schießen aber in dieser Hinsicht durchaus den Vogel ab. Später konnte man am Merchandisingstand u.a. eine signierte Vinyl-LP für mal eben 100 Euro käuflich erwerben. Man sieht: verkauft man nicht mehr viel Musik muß man andere Erwerbsquellen erschließen.

Um 20 Uhr war dann pünktlich Einlass, die Halle füllte sich recht schnell und zügig. Um Punkt 20:30 Uhr betrat dann die Support Band Pib Blom aus den Niederlanden die Bühne. Die noch recht junge Band (alle Mitglieder dürften so Anfang zwanzig sein) nutzte ihre Chance und gab in den ihnen zustehenden 30 Minuten alles. Musikalisch bewegte man sich im Indie / Garage Rock Bereich, leider hatte die Sängerin und Namensgeberin Pib Blom etwas Schwierigkeiten verstanden zu werden da ihr Mikro etwas zu leise eingestellt war. Sei´s drum, es gab Applaus und nach dem Konzert durften die Mitglieder an ihrem Verkaufsstand fleißig CDs signieren – somit Mission erfüllt.

Nach kurzer schneller Umbaupause ging es um 21:30 Uhr weiter – ein kurzes Orchestrales Intro, die Band betritt die Bühne und los geht’s mit „Afterglow“. Kein großes TamTam oder ähnliches, fast schon Old-School einfach. Die Bühne ist dann auch extrem karg ohne große Deko, lediglich Butch Vigs Schlagzeug leicht erhöht in der Mitte, links und rechts jeweils ein Keyboard das war es auch schon. Ansonsten herrscht viel Platz und Leere auf der Bühne, es gibt keine Videoleinwand oder anderen Neumodischen Schnick-Schnack, auch die Gitarrenverstärker sind Sichtgeschützt am Bühnenrand versteckt. Das am Boden beim Mikrophonständer von Shilrey Manson ein leistungsstarker Ventilator stand der ihr öfters kräftig durch die Frisur blies war neben der imposanten Lichtanlage der einzige außergewöhnliche Showeffekt. Man merkte direkt – die Musik sollte im Mittelpunkt stehen.

Wobei großartige Showeffekte die Band sowieso nicht nötig hat – schließlich hat man mit Shirley Manson eine sehr charismatische Sängerin die direkt von Anfang an die Show kontrolliert. Sie hat einfach alles drauf: mal gibt sie sich etwas arrogant, dann wieder fast schon kindlich naiv. Mal schaut sie extrem Ernst, dann von einer Sekunde auf die nächste kann sie Herzerweichend loslachen. Sie rennt wie wild über die Bühne, wälzt sich auf dem Boden und steht selten mal länger als zehn Sekunden still. Respekt für eine Dame die bereits 52 Jahre alt ist.

Der Rest der Band hält sich dezent im Hintergrund. Bassist Eric Avery steht die ganze Zeit hinten bei Butch Vigs Schlagzeug so das beide kaum auffallen. Von den beiden Gitarristen kommt lediglich Duke Erikson (cool mit Hut) immer wieder nach vorne an den Bühnenrand um das ein oder andere Solo zum besten zu geben während sich Steve Marker immer etwas abseits auf der linken Bühnenhälfte aufhält. Auf einen separaten Keyboarder wurde verzichtet, diesen Job erledigen Marker und Erikson noch so nebenbei, zudem wurden wohl von der Technik zusätzliche elektronischen Loops eingespielt. Etwas störend fand ich die andauernd auftauchenden Filmzitate (u.a. aus „Bladerunner“ oder „Natural Born Killers“) zwischen den Songs, was deren Sinn genau war hat sich mir nicht erschlossen.

Bei der Setlist zeigen sich Garbage zum einen Mutig aber auch sehr konsequent – wer ein „Nummer sicher Best-of Programm zum in Erinnerungen schwelgen“ erwartet hat der wurde enttäuscht. Stattdessen spielten Garbage alle Songs die im Zeitraum von „Version 2.0“ entstanden sind, neben dem regulären Album mit seinen zwölf Songs somit auch alle Single B-Seiten und CD Bonustracks von diversen Länderspezifischen Editionen plus den Bond Titelsong „the World is not enough“. Also kein „Milk“, „Quer“ oder „Androgyny“ sondern eben eher Unbekannte Songs der Marke „Deadwood“ oder „Afterglow“ die entweder nur dem Hardcorefan bekannt sind der alles seiner Lieblingsband im Regal stehen hat oder den Käufern der neuen Special Edition CD wo eben diese Songs auf der zweiten CD zu finden sind.

Wer das jetzt irgendwie blöde oder unfair findet dem sei gesagt das dies auch so von der Band bei der Tourankündigung kommuniziert wurde – man wolle eben nur dieses eine Album in seiner gesamten Pracht würdigen und auch Songs präsentieren die man teilweise noch nie Live gespielt hat. Lediglich im Zugabenteil gehen Garbage etwas von Ihren eigenen Vorgaben ab und präsentieren einen Song der nicht vom Hitalbum aus dem Jahre 1998 stammt – nämlich passend zum Wetter vor der Halle „Only happy when it rain“. Einen Ausblick auf das kommende neue Album (VÖ angeblich irgendwann 2019 oder 2020) gab es nicht.

Bei der Reihenfolge hat man alles kräftig durcheinandergewürfelt damit der Spannungsbogen zwischen den regulären Albumsongs und der Bonusware funktioniert. Denn ganz ehrlich: „Get Busy with the Fizzy“ („Der einzige Party-Song den wir je geschrieben haben - Als wir den komponiert haben waren wir besoffen“) oder „Lick the Pavement“ sind keine Glanztaten und wirklich nur B-Seiten Niveau. Als ganzes funktioniert es aber dann doch, eben weil man sich die Mühe gemacht hat eine in sich stimmige Reihenfolge zusammenzubringen so das die B-Ware nicht sonderlich negativ auffällt.

Direkt am Anfang des Konzertes gab es dann noch eine Schrecksekunde. Direkt hinter mit gab es beim dritten Song „Temptation waits“ zwischen zwei Frauen und einem Mann eine wüste Keilerei mit allem was dazugehörte (Tritte, Faustschläge, Haare ziehen, Ohrfeigen) bei der auch ich einen leichten Schlag auf den Rücken abbekam. Der Grund für die Streitigkeiten kann ich nicht genau sagen, das Securitypersonal leistete ganze Arbeit die Streithähne auseinander zu bekommen. Schließlich kam noch Shirley Manson dazu und fragte von der Bühne aus nach was denn los sei und das sie erst weitermachen würde wenn der Vorfall geklärt sei. Schließlich klärte sich die ganze Aufregung und Manson sagte ziemlich eindringlich (sie wirkte sehr angepisst wegen des Vorfalls) das sie so etwas nicht nochmal erleben möchte und wir bitteschön cool bleiben sollten. Danach blieb es dann auch friedlich.

Shirley Manson selbst war eine nette Unterhalterin, immer wieder erzählte sie kleine Stories zu den Songs, gab einmal mittendrin ein Feministisches Statement ab und reparierte sogar mal während des singen mal eben die Bühnendeko. Da sieht man gerne darüber hinweg das dieser komische rote Strich zwischen beiden Augen (ich würde es als „Bladerunner“ Style bezeichnen, so wie ihn Daryl Hannah im gleichnamigen Film hatte) reichlich seltsam aussah.

Bedingt durch das Konzept nur Songs aus dem Jahre 1998 zu präsentieren war die ganze Geschichte auch recht schnell zu Ende – bereits um viertel nach Elf ging das Saallicht an. Den Mut mit der sehr eingeschränkten Setliste wurde belohnt, es gab viel Applaus und die Stimmung war bestens. Am Ende verteilten die Musiker einige kleine Geschenke, so hatte ich das Glück von Duke Erikson ein Original Garbage Gitarrenplättchen zu bekommen.
Perfekte tolle Unterhaltung, auch das Back-to-the-Roots Konzept ohne Videoleinwand wirkte erfrischend anders – eben so wie ein Konzert aus dem Jahre 1998. Das Konzert war besser als ich im Vorfeld erwartet habe – statt eine müde Rentnerband gab es eine frische Truppe die es immer noch drauf hat. Wären Garbage auf Platte / CD doch noch weiterhin so mitreisend wie Live mit Material aus dem Jahre 1998. Denn das war auch eine Erkenntnis des Abends – so gut wie 1998 waren Garbage danach nicht mehr...
:liquid8:

Eine Diaschau vom Konzert gibt es bei L´Essentiel und bei DeadlySexyCarl
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Beitrag von SFI » 24.09.2018, 11:08

Gut, dass sich das Konzert nicht als Müll herausgestellt hat. Ja der war flach, aber immerhin sagt die Band selbst mir was. :lol:
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Beitrag von gelini71 » 24.09.2018, 11:15

Die flachen Witze über den Bandnamen gibt es seit 25 Jahren - in letzter Zeit dann leider über die Qualität der neuen Lieder :lol:
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Beitrag von SFI » 24.09.2018, 11:20

Spontan und auch wohl überlegt, fällt mir kein Song von denen ein. :lol:
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Beitrag von gelini71 » 24.09.2018, 11:35

Dem kann geholfen werden
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Re: [Konzert] Garbage - Rockhal Luxemburg 22.09.2018

Beitrag von StS » 15.11.2018, 18:39

Jetzt erst entdeckt, den Thread.
Coole Sache. Die hab ich vor recht genau 2 Jahren in Paris das letzte Mal live gesehen.

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Re: [Konzert] Garbage - Rockhal Luxemburg 22.09.2018

Beitrag von gelini71 » 15.11.2018, 18:56

Ich habe mich schon gewundert warum von Dir kein Kommentar kommt... :wink: :lol:
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Re: [Konzert] Garbage - Rockhal Luxemburg 22.09.2018

Beitrag von StS » 15.11.2018, 18:59

gelini71 hat geschrieben:
15.11.2018, 18:56
Ich habe mich schon gewundert warum von Dir kein Kommentar kommt... :wink: :lol:
Ja... hatte ich irgendwie echt übersehen :oops:

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Re: [Konzert] Garbage - Rockhal Luxemburg 22.09.2018

Beitrag von gelini71 » 15.11.2018, 19:03

Nicht nur in der Chefetage rumhängen sondern ab und zu auch mal im Basement vorbeischauen :lol:
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