Als ich Taylor Swift das letzte, damals zweite Mal (nach Berlin, 2014) live gesehen hatte, war das 2018 in Dublin. Damals hatte sie Camila Cabello und Charli XCX als Support-Acts dabei. Nun schreiben wir das Jahr 2024 – befinden uns bekanntlich in dem von Charli musikalisch mitgeprägten „Brat Girl Summer“, in welchem Camila dagegen wiederum ein unschön missratenes Album herausgebracht hat. In Zeiten u.a. von Hyperpop wirkt Taylor mit ihrer Musik fast schon „altmodisch“ – und in gewisser Weise passt es vor diesem Hintergrund daher (unbeabsichtigt) irgendwie auch, dass die „Eras Tour“ die bisherigen verschiedenen, aber allesamt sehr erfolgreichen Ären ihrer Karriere zelebriert…
Die mit unzähligen Preisen ausgezeichnete 34-jährige bietet ihren Fans eine Tour der Superlative: Für rund $150 Millionen produziert, gibt sie 152 Shows in knapp 21 Monaten zum Besten und wird damit einen Gewinn irgendwo zwischen 1,6 und 2,1 Milliarden Dollar erzielen. Die Städte, in denen sie auftritt, profitieren wirtschaftlich merklich von den Konzerten – und die Fans bekommen eine knapp unter 3,5-stündige High-Tech-Show mit 16 Outfit-Wechseln und 45 Songs geboten, die niemanden enttäuschen dürfte. Ja, die Ticketpreise sind hoch – aber im Vergleich zu anderen Konzerten vom Preis-Leistungs-Verhältnis her durchaus angemessen, imo (zumindest in Ländern wie Deutschland)…
Ich selbst hatte mich für den Termin am 02. August in Warschau entschieden – im PGE-Narodowy-Nationalstadion, in welchem sie an drei Abenden vor jeweils 65.000 Personen auftrat. Zwar waren die Tickets dort günstiger als jene hierzulande – doch war das nicht mein Grund für die Wahl: Stattdessen habe ich den Konzertbesuch mit einem Städtetrip kombiniert, da ich Warschau bis dato noch nicht kannte. Mein Sitzplatz wusste mir prima zuzusagen: Seitlich genau in der Mitte der 100 Meter in die Fläche hineinragenden Bühne, 2. Reihe Oberrang, mit dem Pressebereich direkt hinter mir, so dass ich mich stehend die ganze Zeit anlehnen konnte und dabei freien Blick hatte…
Vorgruppe war Paramore, welche ich zuletzt 2009 live gesehen hatte. Hayley und die Jungs haben´s aber noch immer drauf. Die Band spielte von 18:15 bis 19 Uhr – bevor Taylor dann kurz vor halb 8 loslegte. Das Publikum war vorwiegend weiblich sowie im Teen- und Twen-Alter, die Stimmung grandios (es wurde viel mitgesungen, jeder hatte sein koordiniert leuchtendes Armband etc.), die Show war abwechslungsreich und aufwändig und Taylor´s Live-Stimme gut (zudem: eine beachtliche, nicht bloß körperliche Leistung ihrerseits, das alles so hinzubekommen). Der Gesamt-Organisation der Veranstaltung gebührt ebenfalls Lob: Alles lief reibungslos – u.a. dank einiger gesperrter Straßen…
Grundsätzlich ist Warschau eine besuchenswerte Stadt – obgleich sie aufgrund der vielen Swifties sowie wegen des 80. Jubiläums des Warschauer Aufstands recht voll war. Ich habe mich dort wohl gefühlt, bin vielen freundlichen Leuten begegnet, habe lecker gegessen, war in Museen und Gedenkstätten, konnte mal wieder schießen (Shotgun, Pistolen und AK-47) und habe auch preiswert-gut shoppen können. Nicht so schön wie Riga oder Tallin – aber z.B. Bukarest vorzuziehen, meiner Meinung nach. Und zum Glück wurde weder meine An- noch Abreise von irgendwelchen „Klima-Chaoten/Terroristen“ beeinträchtigt oder aufgehalten: In Hamburg, von wo aus ich geflogen bin, hatten die Behörden ja gerade noch rechtzeitig welche stoppen/schnappen können…
