[Konzert] Airbourne - No Guts No Glory Tour 2010

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Ed Hunter
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[Konzert] Airbourne - No Guts No Glory Tour 2010

Beitrag von Ed Hunter » 10.03.2010, 00:58

Airbourne - No Guts No Glory Tour 2010

+ Support: Taking Dawn

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München, Tonhalle, 8.3.2010

Die einen verspotten sie als musikalisch uneigenständige AC/DC-Epigonen, die anderen lieben sie genau dafür, den Aussie-Pubrock-Sound von Angus Young und co. mit jugendlicher Frische in die Zukunft zu transportieren: 2008 präsentierte das Down-Under-Quartett Airbourne mit „Runnin’ Wild“ sein vielbeachtetes Debütalbum und feierte einen kometenhaften Aufstieg an die Spitze der Rock’n’Roll-Newcomer, nun steht seit Freitag das Followup zur Hitscheibe in den Läden: Opus Nummer 2 der Jungs vom Känguru-Kontinent hört auf den klangvollen Titel „No Guts. No Glory“ und variiert wie zu erwarten war das stilistische Erfolgsrezept seines Vorgängers um kaum eine Nuance. 13 Tracks plus in der Special-Edition-Variante fünf weitere Bonussongs sraighten Party-Hard Rock, der sich mit harten Riffs, pfeilschnellen Soli und eingängigen Mitgröl-Ohrwurmrefrains nicht nur musikalisch, sondern den augenzwinkernden, sich in der Hauptsache mit Frauen und Alkohol befassenden Lyrics sei dank auch inhaltlich im Fahrwasser der großen Vorbilder AC/DC bewegt, hauen die Mannen um die Gebrüder O’Keeffe dem geneigten Hörer auch diesmal in beachtlicher Qualität um die Ohren. Obgleich nicht zuletzt aufgrund des fehlenden Überraschungsmoments die Klasse der Überknaller-Scheibe „Runnin’ Wild“ nicht ganz gehalten werden kann, dürfte auch „No Guts. No Glory“ Hits wie „No Way But The Hard Way“ oder „Blonde, Bad and Beautiful“ sei dank jeden Fan des Genres in Verzückung versetzen.

Den Deutschland-Part der zugehörigen Tour eröffneten die Aussies am 8.3. in der Münchner Tonhalle und haben mit „Taking Dawn“ eine Glammetal-Combo aus Las Vegas als Vorband im Gepäck, die ihrem recht gelungenen Debüt „Time to Burn“ live zu Aufmerksamkeit verhelfen will.
Das wenn nicht in Airbourne-, dann überwiegend in AC/DC-Shirts gekleidete, altersmäßig bunt gemischte Publikum empfängt die um kurz nach 20 Uhr mit „Like A Revolution“ loslegenden Sin City – Rocker mit einem bereits dicht bevölkerten Front of Stage – Bereich und richtet bereitwillig Fäuste, Devilhorns und „Yeah Yeah Yeah“-Chöre gen Bühne, wann immer Sänger Chris Babbitt, animationsfreudig über die Bühne wirbelnd, danach verlangt. Fürs Auge bietet der nonstop wild headbangende, kreuz und quer über die Bühne und auch mal darüber hinaus rennende Vegas-Vierer mit einer gutgelaunt-dynamischen Performance definitiv etwas, das Songmaterial jedoch vermag trotz in der Studioversion ungemein abgehender Tracks wie „Time to Burn“ nicht wirklich übermäßig mitzureißen. Nett anzuhören, nett anzuschauen, aber kein überwältigendes Erlebnis. Als Vorband sind die Jungs aber zweifelsohne brauchbar und bringen das Publikum mit einem unterhaltsamen 30-Minuten-Set auf Betriebstemperatur.

:liquid6:

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Eine knappe Dreiviertelstunde später schließlich entern um viertel nach neun die Helden des Abends zu den grollenden Klängen des „Terminator“-Themes die Bühne und haben mit „Raise The Flag“ vom neuen Album eine Überraschung als Opener parat, die eine absolut perfekte Wahl darstellt: Die Chorus-Zeile „As long as you’re alive and we’re alive rock’n’roll will never die“ ist programmatisch für den Abend und wird von Sänger Joel O’Keeffe eineinhalb Stunden später auch noch einmal als Schlusswort zitiert. Mit einem der stärksten Songs von „No Guts. No Glory“ gelingt Airbourne jedenfalls ein großartiger Einstieg, der die Front of Stage – Schar sogleich in einigen riesigen Moshpit verwandelt, der auch nicht abreißt, als die Aussies mit „Hellfire“ weiterbrettern und mit „Chewin’ The Fat“ gleich den nächsten „No Guts. No Glory“-Song anhängen. Als ich mich irgendwann unversehens in der ca. vierten Reihe vor der Bühne wiederfinde (nichts befördert besser nach vorne als ein Moshpit), lasse ich mich von dort für den Rest des Konzerts auch nicht mehr wegpogen – optimaler Blick aufs Bühnengeschehen und Entgehen vor dem Erschöpfungstod sind eine überzeugende Kombination.

Airbourne feuern im folgenden ein ausgewogenes Wechselspiel aus alten und neuen Songs ab, wobei mich aus der Riege ersterer vor allem die Aufnahme von „What’s eatin’ you“ in die Setlist freut und sich aus zweiterer „Born to Kill“ als absoluter Live-Knaller erweist. Joel O’Keeffe gibt einen perfekten Frontmann ab, verzichtet auf seine Bierdosen-gegen-den-Kopf-Hau-und-anschließend-ins-Publikum-Werf-Aktionen ebenso wenig wie Gerüst-Kletterakrobatik mit Gitarrenspiel in luftiger (wenngleich aufgrund der recht kleinen Halle moderater) Höhe und sorgt nach Kräften dafür, dass alle Anwesenden der Zielsetzung seiner Band nachkommen, to have a good time and rock’n’roll.
Der „reguläre“ Teil des Konzerts schließt mit einem großartigen Triple aus den Mitgröl-Hymnen „Cheap Wine & Cheaper Women“, „No Way But The Hard Way“ und „Too Much Too Young Too Fast“, wobei sich vor allem letztere als absolutes live-Highlight erweist.
Da die größten „Runnin’ Wild“-Hits noch ausstehen, ist der Zugabenteil nicht schwer zu erraten: Zunächst gibt man „Stand Up For Rock’n’Roll“ und eine bewährt ausgedehnte Version von „Runnin’ Wild“ zum besten, um dann nach einer kurzen Kunstpause noch einmal fürs Uptempo-Überbrett „Blackjack“ auf die Bühne zurückzukehren. Das mittlerweile sichtlich erschöpfte Publikum kann dies zwar nicht mehr mit solch dynamischen Moshpits wie zu Anfang der Show honorieren, den perfekt dargebotenen Gute-Laune-Hardrock der sympathischen Australier aber auch so noch gebührend abfeiern.

Airbourne – Setlist:

1. Terminator - Intro
2. Raise The Flag :arrow: http://www.youtube.com/watch?v=RKSzWo84mnM
3. Hellfire :arrow: http://www.youtube.com/watch?v=Ktl7thIfews
4. Chewin’ The Fat
5. Diamond in the Rough :arrow: http://www.youtube.com/watch?v=pTa7_VxK0I0
6. Blonde, Bad and Beautiful :arrow: http://www.youtube.com/watch?v=rnzNZM1ZmJc
7. Girls In Black
8. Get Busy Livin’
9. What’s Eatin You’ :arrow: http://www.youtube.com/watch?v=rBFBnFtRhH0
10. Born To Kill
11. Heartbreaker
12. Cheap Wine & Cheaper Women
13. No Way But The Hard Way
14. Too Much, Too Young, Too Fast :arrow: http://www.youtube.com/watch?v=QbQbZVvRbmg
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15. Stand Up For Rock’n’Roll :arrow: http://www.youtube.com/watch?v=hvgzXMXHBMw
16. Runnin’ Wild :arrow: http://www.youtube.com/watch?v=_pOHhyMhVaE
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17. Blackjack :arrow: http://www.youtube.com/watch?v=7eDjUp7Yqjg


Fazit: Eineinhalb Stunden gnadenlos Vollgas – nach dem wilden Rock’n’Roll-Orkan, den Airbourne da auf der Bühne entfachen, ist man als geneigter Konzertbesucher um Welten fertiger als nach dem Genuss einer Show der großen Vorbilder AC/DC. Dass die dennoch noch immer einige Ligen über ihren Nachfolgern spielen, beweist ein Vergleich der Konzerte beider Acts aber eindeutig. Doch auch wenn Airbourne zum Aufstieg in die Göttersphären des Genres (noch) etwas fehlt – eine fetzige Gute-Laune-Show bieten sie allemal, zumal Joel O’Keeffe sich als hervorragender Frontmann präsentiert. Und Taking Dawn erweisen sich zumindest als nett anzusehende Dreingabe.

:liquid8:


As long as you're alive and we're alive rock'n'roll will never die!
All we are is dust in the wind.
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