[DVD] Schiller - Lichtblick

Eindrücke, Klangchecks aktueller aber auch älterer Scheiben im Review. Dazu Musik DVDs und Konzertberichte.

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[DVD] Schiller - Lichtblick

Beitrag von gelini71 » 29.11.2010, 15:33

Schiller – Lichtblick

Bild

(Copyright aller Bilder: Universal Music)

Titel: Lichtblick
Aufnahmeort: O2 World , Hamburg , 24.05.2010 (DVD 1) / Heimathafen , Berlin , 13.01.2010 (DVD 2)
Regie: Martin Müller (DVD 1) , Philip Glaser (DVD 2)
Laufzeit: Konzert DVD 1: circa 144 Minuten / Konzert DVD 2: circa 52 Minuten
FSK: ab 0 Jahre

Band
Christopher von Deylen: Synthesizer
Christian Kretschmar: Synthesizer
Andreas Binder: Gitarre
Tissy Thiers: Bass
Ralf Gustke. Schlagzeug
Cliff Hewitt: elektronisches Schlagzeug

Die Gastsänger sind bei den jeweiligen Songs angegeben

Trackliste DVD 1 (Konzert O2 World / Hamburg)
01. Playing With Madness (Instrumental) 5:29
02. Soho 5:30
03. Tiefblau 5:48
04. Blind 5:31 (Vocals – Anggun)
05. Innocent Lies 3:58 (Vocals – Anggun)
06. Ruhe 4:15
07. La Mer 4:19
08. Under My Skin 5:08 (Vocals - Kim Sanders)
09. Let Me Love You 8:04 (Vocals - Kim Sanders)
10. Polarstern 4:40
11. Schiller 7:20
12. Don't Go 5:41 (Vocals - Kate Havnevik )
13. The Fire 6:07 (Vocals - Kate Havnevik)
14. Salton Sea 5:12
15. Delicately Yours 5:10 (Vocals - Kim Sanders)
16. Irrlicht 5:41
17. Himmelblau 6:01
18. Das Glockenspiel 6:02
19. Always You 4:30 (Vocals – Anggun)
20. Always You Reprise Teil 1 3:17 (Vocals – Anggun)
21. Always You Reprise Teil 2 2:16
22. Ein Schöner Tag 7:39
Zugaben
23. Sehnsucht 5:01
24. Let It Rise 4:30 (Vocals - Midge Ure)
25. Playing With Madness 4:34 (Vocals - Mia Bergström)
26. Sommernacht 5:01
27. Outro 2:50
28. Abspann 3:31

Trackliste DVD 2 (Heimathafen , Berlin)
01. Schiller 5:59
02. Soho 5:06
03. Polarstern 4:27
04. Atemlos 4:08
05. Leidenschaft 4:39
06. Heimathafen 4:58
07. Tiefblau 5:13
08. Irrlicht 5:43
09. La Mer 4:27
10. Himmelblau 5:56
11. Abspann 1:00

Kritik
Im Laufe der letzten Jahre hat sich Christopher von Deylen mit seinem Projekt Schiller in eine ganz eigene Ecke in der Musiklandschaft gesetzt. Anfänglich noch als Zweimann-Projekt mit Partner Mirco von Schlieffen eher in Richtung Hardtrance zu Hause , wandelte sich das ganze nach dem Weggang von Mirco von Schlieffen in eine Mischung aus Ambient , Lounge Pop & elektronischer Tanzmusik mit Elementen aus Krautrock. Wie gesagt – es ist eine ganz eigene Schublade die Schiller bedient. Schiller klingt einfach nach Schiller. Seine Fans lieben die ruhigen , meditativen Klanglandschaften , Kritiker werfen da gerne mal Worte wie „Tapetenmusik“ , „Hintergrundmusik für Kaufhäuser“ oder „Kaffeehausmucke“ in den Raum.

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Christoph von Deylen

Live bekommt das ganze eine vollkommen neue Ebene. Was auf CD teilweise arg kitschig rüberkommt ist in der Liveversion dank der Band schon ein richtiges Erlebnis , das hinzuziehen der E-Gitarre sowie dem Spiel der zwei (!!!) Schlagzeugern bekommt die Musik von Schiller eine ganz neue (imo bessere) Dimension & vor allen auch Drive. Ganz Kitschfrei ist es jetzt zwar auch nicht , manche Keyboardfläche ist immer noch arg Süßlich (z.B. „La Mer“) , aber es liegt nun nicht mehr so schwer im Magen wie manche Studiofassung. Natürlich sollte man auch keine Musik erwarten die einen in Partylaune versetzt – Schiller ist Musik zum entspannten zuhören , die langen Instrumentalpassagen & -songs laden da schon mal zu träumen ein. Sehr schön z.B. bei dem 10 Minütigen , in drei Teile aufgeteilten „Always you“ welches im Mittelteil sogar wie ein Outtake von Pink Floyd zur „Wish you were here“ Zeit klingt.

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Es werde Licht

Die Band spielt sehr routiniert zusammen obwohl sich mit Gitarist Andreas Binder sogar ein Neuzugang in der Band befindet. Sehr schön zu sehen das die Musiker am Anfang des Konzertes doch etwas nervös sind & erst im Verlauf des Konzertes immer lockerer & gelöster werden (was von Deylen im AK auch bestätigt). Neben der Band gibt es auch eine Reihe von Gastsängern , zwar nicht alle mit denen von Deylen im Laufe der Jahre zusammengearbeitet hat (wäre Organisatorisch auch unmöglich gewesen) aber es gibt einen guten Querschnitt. Neben jede Menge Frauen ist Midge Ure der einzige Männliche Sänger , der „rein zufälligerweise“ genau zu dem Konzert nach Deutschland kommt was auch aufgezeichnet wird ;) . Nadia Ali war zwar auch anwesend & ist aufgetreten , ihr Auftritt wurde aber leider wegen technischer Probleme aus der DVD rausgeschnitten (so die Aussage von Christoph von Deylen im AK) – sie ist lediglich am Ende des Konzertes zu sehen wo sich alle Musiker ihren verdienten Schlussapplaus abholen.

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Ein Teil der Band – v.l.n.r.: T. Thiers , von Deylen , C. Hewitt , C. Kretschmar

Visuell unterstützt wird die Musik durch eine Gigantische & sehr beeindruckende Lightshow. Die Varilights befinden sich an zwei Halbkreisförmigen Gerüsten die sich in der Höhe verschieben lassen , was so manchen coolen Effekt mit sich bringt. Hinter der Bühne befinden sich vier Lichtkräne & auch im Saal sind diverse Lichteffekte installiert. Die Lightshow unterstützt die Songs & „bebildert“ diese. Das wirkt zwar teilweise ziemlich statisch wenn Musik & Licht synchron laufen , kommt aber auch der Musik entgegen – dies ist halt kein Konzert wo Improvisiert wird , hier ist alles perfekt an seinem Platz. Auf Schnick Schnack wie eine Videoleinwand wurde verzichtet – wäre auch zuviel des guten gewesen.

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Der Song heißt „Tiefblau“ – logischerweise ist die Bühne dann auch Blau

Nicht nur das Licht , auch der Ton ist in jeder Hinsicht perfekt. Was hier auf der dts Spur abgeht ist wirklich Atemberaubend. Ein Kristallklarer Klang , sehr ausgewogen abgemischt ohne das hier ein Instrument „erschlagen“ wird oder man als Zuhörer das Gefühl hat hier hat man es übertrieben. Von allen Live DVDs die ich besitze ist „Lichtblick“ die wohl allerbeste vom Sound die ich bis dato gehört habe. Absolut vorbildlich.

Als Kontrast zur bunten großen Show in der O2 World in Hamburg befindet sich auf DVD 2 ein zweites Konzert. Dieses fand im Heimathafen , einem kleinen Theater in Berlin statt. Dieses Konzert ist ein rein elektronisches – neben von Deylen sind nur noch Keyboarder Christian Kretschmar sowie Cliff Hewitt am elektronischen Schlagzeug auf der Bühne. Optisch gibt dieses Konzert natürlich nicht so viel her – keine große Lightshow (bzw. gar keine) , lediglich eine Bühne in der Mitte des Saals mit den drei Musikern & die Kamera zieht recht Gleichmäßig , fast schon monoton ihre Kreise drum herum. Der Reiz liegt hier eher im Vergleich der verschiedene Versionen von Songs vom Hamburgkonzert , die hier nun deutlich reduzierter , anders arrangiert & (natürlich) auch elektronischer daherkommen. Schade das das Konzert recht deutlich gekürzt wurde wie man an den vielen Schwarzblenden sehen kann.

Bild
Berlin , Heimathafen: Kammermusik elektronisch

Formal gibt es an diesem Konzert Doppelburger nix zu meckern. Die Kameraführung ist unaufdringlich , ja sogar altmodisch mit Dollywagen die hin- & her geschoben werden. Auf neumodische Mätzchen wie Unschärfen oder irgendwelche Videoeffekte wurde komplett verzichtet. Die Musiker , die Lightshow & die Musik als solches steht im Mittelpunkt – selbst das Publikum ist selten im Bild. Alles ist hier perfekt in Szene gesetzt worden. Wer die Musik von Schiller mag wird auf jeden Fall den Kauf dieser Konzert DVD nicht bereuen.

Fazit
Rein vom technischen Aspekt her ist diese DVD ein must-have. Perfektes Bild , perfekter Ton , eine unaufdringliche Kameraführung & dazu eine Band die recht deutlich spürbar Spaß an der Sache hat & perfekt zusammenspielt. Wer natürlich überhaupt keinen Draht zu der Musik von Schiller hat der wird trotzdem mit dieser VÖ nix anfangen können.
Ich hatte allerdings meinen Spaß & nach dem Ende des Konzertes hatte ich den Wunsch gerne auch Live dabei gewesen zu sein – ich denke mal ein besseres Kompliment kann man den Machern nicht machen.
:liquid9:

Menü
Einfaches Standbild mir Musik , erfüllt seinen Zweck

Bild
Das digital gefilmte Konzert läßt keine Wünsche offen – das Bild ist während der gesamten Laufzeit scharf , bei Nahaufnahmen sieht man jede Bartstoppel im Gesicht , Rauschen o.ä. ist nicht zu sehen. Die Farbwiedergabe ist ebenfalls sehr natürlich & ausgewogen. Lediglich wenn ein Scheinwerfer direkt in die Kamera strahlt geht die Bildqualität etwas in die Knie , kommt aber nur ein paar mal ganz kurz vor.
Reverenzqualität
:liquid9:

Ton
Die dts Tonspur zieht einem die Socken aus : Sehr räumlich , Kristallklar , mit vielen Effekten während der gesamten Laufzeit. Die Instrumente fliegen durch den Raum , der Subwoofer hat ordentlich zu tun. Die gesamte Abmischung ist sehr homogen & stimmig – der Gesang kommt klar aus den Boxen & zu keiner Sekunde hat man das Gefühl das hier in irgendeiner Form übertrieben wurde. Hier gibt es nix zu motzen sondern nur zu loben. Wer also seine Anlage mal wieder austesten will oder etwas sucht um seine Freunde zu beeindrucken der ist hier richtig – wer aber keine AV Reciever besitzt muß mit einer 2.0 Stereospur vorlieb nehmen wo das ganze dann doch arg an Wirkung einbüßt. Eine analoge 5.1 Spur fehlt.
Reverenzklasse
:liquid10:

Bonus
Etwas mager: Ein Audiokommentar von Christopher von Deylen zum Hamburgkonzert , ein Surroundtest , Kurzfilm „Ten More“ – eine Art Hinter-den-Kulissen ohne Kommentar , eine „Zeitschleife“ (das Konzert in Zeitraffer – ganz witzig) , die „Friends of Schiller“ Liste.
:liquid4:

Dazu kommt noch eine Audio Cd mit 10 neuen Songs

Die Audio CD
Wenn ein Künstler innerhalb eines Jahres ein Doppelalbum („Atemlos“) , eine drittes Album für die LtD Version („Elektronische Klangwelten“) , Musik für das Konzert Vorprogramm („Einlassmusik 6“) produziert , eine Tour macht & dann noch den Schnitt der Live DVD überwacht & bei dieser Live DVD dann noch eine CD mit neuen Songs angekündigt wird – dann sollte man doch skeptisch werden was die Qualität angeht. Sicher – es handelt sich hierbei nicht um ein komplett neues Album sondern um eine Songsammlung , Tracks wie „Zeitschleife“ oder „Lichtblick“ sind der Soundtrack zu den jeweiligen Menüpunkten auf der DVD. Als Dreingabe ist diese recht kurze CD (Laufzeit: knapp 45 Minuten) sicherlich ganz nett , aber auch kein Hauptkaufgrund. Lediglich der flotte Song „Innocent Lies“ ragt hier raus & hat Hitqualitäten , der Rest ist eher belanglos & stört nicht beim bügeln.
:liquid4:

Verpackt ist das ganze als Buch in einem stabilen Pappschuber wie man es bereits von anderen Schiller Releases gewohnt ist.
Der FSK Aufkleber ist auf einem separaten Blatt & lässt sich ohne Probleme vom Schuber ablösen.

Hier noch der offizielle Trailer zur DVD
Lichtblick Trailer
Ich mache keine Rechtschreibfehler, ich gebe Wörtern lediglich eine individuelle Note

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Beitrag von freeman » 30.11.2010, 09:46

Sehr feines Review! In Sachen Schiller will ich mir schon länger mal was in Richtung live zulegen, da ich von einem Konzert schonmal Ausschnitte gesehen habe, die sich ebenfalls im Arrangement von den Ursprungssongs entfernten. Vielleicht schlag ich da hier mal zu!

In diesem Sinne:
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gelini71
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Beitrag von gelini71 » 30.11.2010, 09:49

Also alleine von der Tonspur her ist das Teil ein muß - und nach dem Depeche Mode Totalausfall war es sogar richtig schön mal wieder scharfe Bilder zu sehen :lol:
Ich mache keine Rechtschreibfehler, ich gebe Wörtern lediglich eine individuelle Note

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