[DVD] Radiohead - the Best of
Moderator: gelini71
[DVD] Radiohead - the Best of
Originaltitel: Radiohead – the best of
Regie: diverse (siehe Trackliste)
Laufzeit: circa 95 Minuten
FSK: ab 12 Jahre
Copyright aller Screenshoots bei EMI
Trackliste
01. Creep (Regie: Brett Turnbull)
02. Anyone can play Guitar (Regie: Dwight Clarke)
03. Pop is Dead (Regie: Dwight Clarke)
04. Stop Whispering (Regie: Jeff Plansker)
05. My Iron Lung (Regie: Brett Turnbull)
06. High & Dry (UK version) (Regie: David Mould)
07. High & Dry (US version) (Regie: Paul Cunningham)
08. Fake Plastic Trees (Regie: Jake Scott)
09. Just (Regie: Jamie Thraves)
10. Street Spirit (Fade Out) (Regie: Jonathan Glazer)
11. Paranoid Android (Regie: Magnus Carlsson)
12. Karma Police (Regie: Jonathan Glazer)
13. No Surprises (Regie: Grant Gee)
14. Pyramid Song (Regie: Shynola)
15. Knives Out (Regie: Michel Gondry)
16. I Might be Wrong (Regie: Sophie Muller)
17. Push Pulk / Like Spinning Plates (Regie: Johnny Hardstaff)
18. There There (Regie: Chris Hopewell)
19. Go to Sleep (Regie: Alex Rutterford)
20. Sit Down. Stand Up. (Regie: Ed Holdsworth)
21. 2 + 2 = 5 (Live at Belfort Festival) (Regie: Fabien Raymond)
Clips die sowohl Herz wie auch Hirn erfreuen – Willkommen in der visuellen Welt von Radiohead
Hinter den etwas blöden Allerweltstitel „the Best of“ findet der Fan schön in Chronologischer Reihenfolge alle 21 Videoclips die Radiohead für EMI gemacht haben – also alles von „Pablo Honey“ bis hin zu „Hail to the Thief“. Die Band selber war bei der Entwicklung der DVD nicht mit beteiligt , sie wurde alleine von der EMI zusammengestellt da diese immer noch die Rechte an den Songs dieser Periode halten. Die Gruppe selber konnte nix gegen diese DVD unternehmen – ein Schicksal welches Radiohead mit anderen mittlerweile unabhängigen Musiker wie Trent Reznor oder Placebo teilen.
Nun ist Chronologische Reihenfolge sicherlich nicht gerade der beste Spannungsbogen , allerdings zeigt sich gerade bei Radiohead wie sich die Band von Album zu Album veränderte & entwickelt. Somit ist diese Reihenfolge in diesem Falle noch gar nicht mal das schlechteste , auch wenn man sich als Zuschauer in den ersten Minuten durch recht durchschnittliche Clipkost schauen muß.
Um den Clips am besten gerecht zu werden teile ich diese nun in die Phasen ihrer Entstehung zu ihrem jeweiligen Album auf.
Phase 1: „Pablo Honey“
Jeder fing mal klein an – auch Radiohead. Die ersten Clips sind durch die Bank weg reine Performance Videos , wo die Band entweder bei einem Clubgig abgefilmt wurden oder aber die Band an einem recht schrägen Ort (zweimal ist es das leere Becken eines Schwimmbades) den jeweiligen Song performed. Einzig das der jeweilige Aufwand von Clip zu Clip immer größer wird fällt auf , ebenso wie Thom Yorks ständig wechselnde Haarfarbe & Frisur (besonders schräg: blonde lange Haare bei „Stop Whispering“). Ein klein wenig aus dem Rahmen fällt der Clip zum Non-Album Track „Pop is dead“ wo ein bleich geschminkter Thom York als lebende Leiche in einem Glassarg durch die Gegend getragen wird.
Alles in allem bestenfalls solide Clipkost aus der Frühphase , man merkt das hier noch kein großes Budget vorhanden war.
Jonny Greenwood freut sich ein Popstar zu sein (Szene aus „Creep“)
Phase 2: “the Bends”
“My iron Lung” & “High & Dry” (UK Version) nehmen den Faden des Performance Videos wieder auf. Die Band selber war mit der UK Version von „High & Dry“ sehr unzufrieden , was man als Zuschauer verstehen kann: Die Band steht irgendwo in der Wüste & performed den Song , im Hintergrund steht ein Tanklaster & am Ende spielt die Band im künstlichen Regen – gefilmt in Schwarz/Weiß. Alles in allem ein Stinklangweiliger Clip der es dann auch nicht auf die erste Clipsammlung „7 Television Commercials“ schaffte.
In der US Version des Songs kommt zum ersten mal eine Erzählstruktur in ein Musikvideo von Radiohead. Die Band besucht als Gast ein Diner & als Zuschauer wird man Zeuge eines Thrillers bei dem es wohl um viel Geld & irgendwelche Papiere geht – also ein klassischer US Krimi.
Bei „Fake Plastic Trees“ sieht der Zuschauer einen überstilisierten Supermarkt – der erste Sichtbare Schritt in richtig Kunstvideo. Richtig interessant wird es bei „Just“: Die Band spielt in einem Apartment während vor dem Haus sich ein Mann einfach so auf den Boden legt & es dadurch zu einem riesigen Tumult mit den anderen Passanten kommt , denn jeder will wissen warum er das tut. Die gesamten Dialoge dieser Konversation ist mit Untertiteln & am Ende vom Clip wenn der Mann den Grund für sein hinlegen erzählen will stoppen die Untertitel – man erfährt also nicht warum er es tat. Am Ende liegen alle Personen der Konversation neben dem Mann am Boden , der Grund muß wohl ein triftiger gewesen sein.
Die letzte Single aus „the Bends“ sollte „Street Spirit (Fade out)“ werden , der letzte Song in der Titelliste des Albums & der schon damals andeutet wohin die Musikalische Reise mit Radiohead in Zukunft hinführen wird. Der Clip dazu von Jonathan Glazer sind befreite losgelöste Schwarz/Weiß Bilder ohne einer Erzählstruktur – es sieht einfach nur schön aus wie die Band in einem Trailerpark agiert. Hier spannt sich der Bogen zum späteren Album „OK Computer“ , sowohl Musikalisch wie auch Optisch.
Es sieht einfach nur gut aus – „Street Spirit (Fade out)“
Phase 3: “OK Computer”
Radiohead werden mutiger – die erste Single von „OK Computer“ ist das recht eigenwillige „Paranoid Android“ , ein gut sechseinhalb Minütiger Song ohne Refrain oder Ohrwurmqualitäten. Als Clip dazu gibt es einen Zeichentrickfilm von Magnus Carlsson der auf seiner Zeichentrickserie „Robyn“ basiert (diese Serie dürfte in Deutschland wohl nur Spezialisten ein Begriff sein). Der Clip ist voll von Anspielungen & Querverweisen – wer also will kann hier gerne mal eine Doktorarbeit darüber schreiben was das alles zu bedeuten hat. Sicherlich etwas verstörend aber definitiv ein Hinkucker.
Noch besser ist meiner Meinung nach der Clip zur zweiten Single „Karma Police“ , wieder unter der Regie von Jonathan Glazer. Der Zuschauer wird hier mit Hilfe einer subjektiven Kamera in die Rolle des Fahrers eines Wagens gedrängt. Der Wagen fährt los , die einzige Beleuchtung sind die Wagenlampen die einen Feldweg ausleuchten. Nach einiger Zeit erblickt man einen flüchtenden Mann den man offensichtlich verfolgt – warum ist unklar. Immer wieder dreht sich die Kamera (= der Zuschauer) um in das Heck des Fahrzeug zu blicken wo Thom York sitzt , der lediglich immer nur bei der Textzeile „This is what you get“ die Lippen bewegt. Nach der Hälfte des Songs wechselt die Perspektive & man wird Zeuge wie der Verfolgte Mann sich gegen seinen Verfolger wehrt. Der Clip endet für den Zuschauer dann tödlich.
Noch steht da das Wasser nur bis zum Hals („No Suprising“)
Bei „No Suprising“ wird es dann Filmisch ganz einfach aber auch sehr Wirkungsvoll: Man sieht den Kopf von Thom York in einem Helm bzw einer Glaskugel stecken , im Glas spiegeln sich einige Lampen sowie die Schrift eines Teleprompters wo der Songtext durchläuft. Im Laufe des Songs füllt sich die Kugel mit Wasser , nach dem ersten Refrain ist die Kugel komplett gefüllt & York muß die Luft anhalten – er tut dies genau 60 Sekunden lang bevor die Kugel wieder leerläuft & York stark nach Luft schnappend weitersingt. Wer nun denkt das Thom York ein Super Taucher ist der irrt – es wurde nämlich etwas mit der Laufgeschwindigkeit des Films verändert so das die Unterwasserszene länger im Clip dauert als sie in Wirklichkeit war – trotz dieses Tricks ein beeindruckendes Stück Kurzfilm , vor allen Yorks atemloser Gesichtsausdruck am Ende bleibt in Erinnerung.
Phase 4: “Kid A”
Radiohead nutzen die große Freiheit die ihnen die Plattenfirma gewährt auf ihre Weise: Aus dem Album „Kid A“ wurde keine Single zur Promotion ausgewählt , ebenso wenig wurde ein offizielles Musikvideo zu einem Song dieses Albums gedreht , es gab lediglich Werbeclips fürs Internet. Somit fällt „Kid A“ im Kontext dieser Collection komplett unter den Tisch.
Phase 5: “Amnesiac”
Für die erste Single aus “Amnesiac” wählte man “the Pyramide Song” aus & dieser bekam einen animierten Clip spendiert bei dem die Band nicht zu sehen ist (das erste mal übrigens in der Clipgeschichte von Radiohead). Die Mischung aus Zeichentrick & Computeranimation ist recht eigen vom Stil her , die Geschichte eines Tauchers der im Meeresgrund sich eine Wohnung aufbaut leider etwas langweilig.
Dafür ist „Knives out“ ein richtiges Highlight. Ein typisches Michel Gondry Video mit schrägen Setting , vielen Anspielungen & technischen Kniffen – hier ist es eine lange Plansequenz die innerhalb eines kleinen Raumes spielt der sich immer wieder verändert. Sollte man unbedingt gesehen haben – auch wenn man die Handlung nur bedingt nacherzählen kann. Übrigens unbedingt mehrmals anschauen um viele kleine Details zu entdecken.
Eine typische Michel Gondry Kopfgeburt – „Knives out“
„I might be wrong“ ist dagegen ein ziemlicher Schuß in den Ofen – der Clip ist fast komplett in schwarz gehalten , immer wieder unterbrochen von verwackelten & unscharfen Aufnahmen der Band. Man sollte schon ein Fan des Visuellen Stils von Sophie Muller sein um das zu mögen – ich bin kein Fan von ihr , deswegen kann ich den Clip auch nicht richtig bewerten.
„Push Pulk / Like Spinning Plates” ist ja ein halber Frickel Electronica Track der eher nach Techno wie nach Radiohead klingt. Der Clip ist fast komplett Computeranimiert & stellt irgendeine seltsame Maschine dar , in deren Inneren zwei kleine Babys festgeschnallt sind. Welcher Sinn dahinter ist blieb mir verborgen – die Animationen sind zwar Klasse aber schön ist was anderes.
Phase 6: “Hail to the Thief”
Mit “There There” gibt es wieder einen Clip mit einer Erzählstruktur. Man sieht Thom York in einen dunklen Wald gehen wo er allerhand seltsames mit den Waldbewohnern zu sehen bekommt. Der Clip ist eine Mischung aus Stop-Motion & sowie ausgelassen Bildinformationen so das der Clip eine recht eigenwillige Bewegungsart hat. Sehr sehenswert.
Mit „Go to sleep“ gibt es nochmals einen Animationsclip , diesmal ist Thom York komplett animiert in einer grauen Welt voller hektischer Menschen. Im Verlauf des Clips stürzen alle Hochhäuser ein um sich dann anders wieder neu aufzubauen. Einziger Farbtupfer im Clip ist eine rote Rose die im Asphalt wächst.
„Sit Down. Stand up.“ ist ein recht simpler Clip bei dem man eine Nächtliche Autofahrt durch eine Stadt macht (müsste so vom Look her irgendwo in den USA sein). Der Reiz liegt hier lediglich in den Unschärfen des Bilds , sonst ist der Clip furchtbar öde.
Mit „2 + 2 = 5“ schließt sich der Kreis zu den Anfängen – ein Performance Video , diesmal allerdings komplett Live & nicht mit der Studioversion nachvertont.
Sicher – nicht jeder Clip ist genial aber die Highlights sind hier deutlich in der Überzahl. Leider handelt es sich bei der DVD um ein ziemliches Sparprodukt , denn außer den 21 Clips findet man nix auf der DVD. Aber gerade weiterführende Materialien hätten bei manchen Clip sicherlich dem Zuschauer weitergeholfen so manches näher zu verstehen.
Da gut gemachte Videoclips leider mittlerweile Mangelware geworden sind ist der Künstlerische Wert dieser Sammlung nicht hoch genug einzuschätzen - da nimmt man auch in kauf das diese DVD Quantitativ außer den Clips nix bietet.
Fazit
Das Produkt ist wirklich äußerst lieblos von der Plattenfirma zusammengestellt worden , man merkt halt das die Band zu keinem Zeitpunkt an der Produktentwicklung beteiligt war. Da aber die meisten Clips von hoher visueller Qualität sind kann man darüber hinwegsehen. Sehr schade ist es trotzdem das es keine weiteren Materialien in Form von Audiokommentaren o.ä. gibt die zum Verständnis manches Filmes zu Gute gekommen wäre. Fans von Radiohead sollten aber trotzdem über einen Kauf nachdenken , ebenso Menschen die Clipkunst gegenüber aufgeschlossen sind bzw die außergewöhnliche Videoclips mögen.
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Die DVD – die technischen Details
Menü
Mit viel guten Willen kann man das Menü animiert nennen mit etwas Musik – einstellen lässt sich aber rein gar nix. Es gibt lediglich ein „Play all“ Feld sowie eine „Trackselection“.
Bild
Bildformat ist 1,33:1 – ist halt alles fürs TV produziert worden. Die Bildqualität schwankt sehr stark , vor allen die alten Clips aus den Anfangsjahren haben starkes Griesseln , je neuer es wird desto besser wird die Bildqualität.
Mehr wie ist aber trotzdem nicht drin.
Ton
2.0 Stereo – auch hier regiert der TV Standart. Klingt nicht besser oder schlechter wie von CD.
Extras
Nix !
Verpackt ist das ganze in einer Amaray Hülle – kein Booklet o.ä. mit dabei.
Die Clips sind alle Uncut , auch „Paranoid Android“ ist ohne Pixelstellen zu sehen wie es Zeitweise bei der MTV Ausstrahlung der Fall war.
Beim Kauf unbedingt Preise vergleichen , bei amazon Deutschland z.B. ist die DVD noch immer im Hochpreissegment zu finden. Deshalb unbedingt etwas suchen – wer eine KK hat kann die DVD für wenig Geld bei amazon UK bekommen.
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