Harvest / EMI 1977
- Frank Bornemann – Gesang , Gitarre
- Klaus-Peter Matziol – Bass , Backing Vocals
- Detlef Schmidtchen – Keyboards , Backing Vocals , Erzählstimme
- Jürgen Rosenthal – Schlagzeug , Backing Vocals , Erzählstimme
Produziert von Frank Bornemann
Aufgenommen im Sound-N-Studio Köln , September – Oktober 1977
Tracklist
01. Poseidon´s Creation – 11:42
02. Incarnation of Logos – 8:25
03. Decay of Logos – 8:17
04. Atlantis´ Agony at June 5th – 8498 , 13 p.m. Gregorian Earthtime – 15:38
Klassischer Prog aus Deutschen Landen – eine typische “Love it or leave it” Geschichte
An kaum einer anderen Band ist der Graben zwischen Fanliebe & Musikkritikern so tief wie bei Eloy aus Hannover. Da sind auf der einen Seite die Fans , die oftmals seit Jahrzehnten der Band treu zur Seite stehen & ihre Alben zu Topsellern machten sowie bis heute für ausverkaufte Konzerthallen sorgen. Auf der anderen Seite sind da die Kritiker , welche die Musik von Eloy als Pink Floyd Light bezeichneten , sich an den pathetischen Texten stören , die Singstimme samt seinen Englischkenntnissen von Frank Bornemann verteufelten & sogar soweit gingen die Band komplett zu ignorieren. Trotz dieser Ignoranz waren Eloy die Kommerziell Erfolgreichste Deutsche Rockgruppe der 70iger Jahre & das obwohl die Band nur im Albumbereich Erfolgreich war – einen Singlehit hatten Eloy nie , was zum einen auch daran lag das sie kaum Singles veröffentlicht haben , zum anderen aber auch das sie eher selten im Radiotauglichen Format Musik machten.
„Ocean“ aus dem Jahre 1977 war & ist das wohl bekannteste Werk der Gruppe , eine Art Schlüsselwerk oder auch Konsensalbum – eben das Album auf den sich die meisten Fans einigen können. Es war das zweite Album der klassischen Eloy Besetzung Bornemann-Matziol-Schmidtchen-Rosenthal. Bei diesem Konzeptalbum (logisch) geht es um die Sage der Insel Atlantis , angefangen von der Entstehung durch Göttervater Zeus bis hin zu Ihrem Untergang in den weiten des Meers. Das gesamte Konzept sowie alle Songtexte stammen von Schlagzeuger Jürgen Rosenthal.
Nun kann man sowohl bei dem Thema als auch den Texten der Band (bzw Jürgen Rosenthal) einen gewissen Hang zum Kitsch & Pathos vorwerfen – aber ganz ehrlich: In den 70iger Jahren waren solche Themen & Texte bei Prog Rock Bands Gang & Gäbe. Bei Genesis wurden mit Golfschlägern Köpfe abgeschlagen die dann gegen eine Musikbox knallten oder Drogentrips von Menschen Musikalisch bebildert , Alan Parsons vertonte gar ganze Bücher mit Horror & Fantasy Geschichten. All das entsprach dem damaligen Zeitgeist , heute lachen wir eher darüber aber damals war das halt normal. Dies nun heutzutage Eloy als schlecht vorzuwerfen ist einfach unfair & auch nicht richtig.
Zumal die Texte keinen großen Raum in den Epischen Kompositionen einnehmen , zudem fehlt auch ein griffiger Refrain womit man der Band auch Kommerz nicht vorwerfen kann. Die Texte bilden zusammen mit den Klanglandschaften eine Einheit – ungefähr so wie es auch bei Pink Floyd zum damaligen Zeitpunkt der Fall war. Diese Soundmäßige Nähe wurde ebenfalls immer gerne Eloy vorgeworfen. Sicher – die Keyboardteppiche erinnern frappierend an Pink Floyd (z.B. das lange Intro von Track 4 dieses Albums) & auch die Sounds der schwebende Gitarre von Frank Bornemann klingt ebenfalls wie die vom berühmten Englischen Quartett. Aber Eloy kopieren nicht einfach , sie beackern lediglich das gleiche Musikalische Feld. So klingen Eloy wesentlich rockiger , kommen direkter auf den Punkt & sind weniger Kopflastig als die Briten. Witzigerweise waren Eloy zum damaligen Zeitpunkt bei der gleichen Plattenfirma wie Pink Floyd , nämlich Harvest Records – womöglich hat dies die Kritik über den ähnlichen Sound verstärkt.
Handwerklich gibt es an Eloy an keiner Sekunde Laufzeit des Albums auch irgendetwas auszusetzen – die vier Musiker verstehen ihr Handwerk. Das Klangbild ist schön weit , jeder Ton sitzt an der richtigen Stelle & direkt von der ersten Sekunde an klingt das gesamte Album sehr warm & angenehm. Die vier Epischen Songs verfügen über viele lange Instrumentalpassagen & Tempowechsel , meist unterlegt von einem fetten Keyboardteppich. Die Gitarre von Frank Bornemann ist manchmal ungewohnt rockig hart aber meist federleicht fliegend. Dazu das sehr kraftvolle Schlagzeugspiel von Jürgen Rosenthal das wirklich beeindruckt , sehr nach vorne gemischt erinnert es Streckenweise an Genesis (= Phil Collins). Eher schade finde ich das die Songs nicht ineinander übergehen sondern jeder für sich steht – das verhindert imo etwas den Tripcharakter
Der Gesang von Frank Bornemann ist in der Tat etwas Gewöhnungsbedürftig. Seine Stimme ist ziemlich hell & relativ kraftlos – das ganze wirkt zu Anfang wirklich etwas seltsam. Aber hat man sich daran gewöhnt ist das ganze gar nicht mehr so schlimm. Ist halt sein Stil , hat somit sogar was Eigenständiges. Hört man aber genau hin fällt seine etwas eigenwillige Englische Aussprache auf – vor allen bei der Stelle „in the ocean“ die Bornemann irgendwie “in schie Oschän“ singt musste ich doch etwas grinsen.
Aber damit kann ich persönlich leben , denn rein Musikalisch haben Eloy mich mit diesem Album überzeugt. Ein schön ruhiges klassisches 70iger Jahre Prog Rock Album , ideal zum wegträumen mit dem Kopfhörer auf den Kopf. Wer Pink Floyd zu eben dem gleichen Schaffenszeitpunkt mag der wird sich direkt Musikalisch wohl fühlen. Der Gesang ist sicherlich Kritikwürdig aber hat man sich daran gewöhnt stört es auch nicht weiter. Wer gerne klassischen Melodischen Prog hört & kein Problem damit hat es mit einer Deutschen Band zu tun zu haben der kann & soll gerne mal ein Ohr riskieren.
Beim Kauf unbedingt darauf achten die Remaster CD zu kaufen , im 2nd Hand Handel ist öfters noch die Klangtechnisch schlechtere Erstauflage zu finden. Der Klang der CD Neuauflage ist absolut vorbildlich , zudem gibt es ein schönes Booklet mit Liner Notes (auf Deutsch !) , Fotos & allen Songtexten. Bei amazon für unter 7 Euro zu haben.
