[CD] Unitopia - Covered Mirror Vol. 1: Smooth as Silk

Eindrücke, Klangchecks aktueller aber auch älterer Scheiben im Review. Dazu Musik DVDs und Konzertberichte.

Moderator: gelini71

Antworten
Benutzeravatar
gelini71
DJ Mod
DJ Mod
Beiträge: 77392
Registriert: 27.09.2007, 15:27
Wohnort: zu Hause

[CD] Unitopia - Covered Mirror Vol. 1: Smooth as Silk

Beitrag von gelini71 » 28.11.2012, 16:45

Bild
Birds Robe Records 2012

Offizielle Unitopia Webseite

• Mark Trueack - Gesang
• Sean Timms – Keyboards , Backing Gesang
• Matt Williams – Gitarre
• Tim Irrgang – Percussions
• Dan Burgess – Saxophone, Flöte, Clarinette, Didgeridoo
• David Hopgood – Schlagzeug
• Craig Kelly – Bass
sowie
• the Amicus Strings
• Brenton Whittle – Erzähler bei “to one in Paradise”
• Ian Ritchie – Saxophone bei “to one in Paradise”

Produziert von Sean Timms und Mark Trueack
Aufgenommen im Timms Tunes, Adelaide (Australien)
Schlagzeug, Gitarre & einige Bass Parts aufgenommen im FatTrax, Adelaide (Australien) von Mark Williams

Tracklist
01. Prelude: Signs of Live – 2:00
02. Calling Occupants of Interplanetary Craft – 6:32
(Original: Klaatu)
03. Easter – 6:42
(Original: Marillion)
04. Man of Colours – 5:22
(Original: Icehouse)
05. Genesis Medley – 10:09
(the Silent Sun / Supper´s Ready / Dancing with the Moonlit Knight / the Lamp lies down to Broadway / Carpet Crawlers)
06. Rain Song – 7:02
(Original: Led Zeppelin)
07. Even in the quietest Moments – 6:40
(Original: Supertramp)
08. Can we still be Friends – 4:19
(Original: Todd Rundgren)
09. Interlude: Speaking the Thruth – 1:18
10. Everybody´s gotta learn Sometime – 5:08
(Original: the Korgies)
11. Yes Medley – 12:10
(Awaken / Close to the Edge / Soon / And You and I / Oneward / South Side of the Sky / Owner of a Lonley Heart)
12. to one in Paradise – 5:03
(Original: Alan Parsons Project)
Bonus Track:
13. The Way the Waters are Moving – 3:17
(Original: the Flower Kings)

Ein Coveralbum geht immer – dieses hier macht sogar richtig Spaß

Zunächst einmal
Die ungeschriebenen Gesetze der Musikindustrie

§1 – Die dritte Single aus einem Album ist idR immer eine Ballade
§2 – Best-of Alben kommen in der Weihnachtszeit raus
Ausnahme: Der Künstler ist gerade verstorben
§3 – Live Alben eignen sich vorzüglich um längere Pausen zu überbrücken
§4 – Sollte die Pause trotzdem etwas länger dauern macht man ein Remix Album
Alternative: Compilation mit B-Seiten oder unveröffentlichter Musik die auf Halde liegt
§5 – Geht Kreativtechnisch immer noch nix dann macht man ein Coveralbum, um den Fans die Musikalischen Einflüsse aufzuzeigen
Alternative: Neuaufnahme der Bandeigenen Songs im Jazz- oder Klassikstyle, um neue Seiten in den Songs zu entdecken
§6 Ein rundes Jubiläum eignet sich vorzüglich alte Alben als Neuauflage wieder auf den Markt zu werfen, dabei nicht den Schriftzug „Remaster“ vergessen.


Wendet man diese ungeschriebenen Gesetze (natürlich sind diese etwas überspitzt dargestellt) bei Unitopia an landet man automatisch bei Paragraph 5, denn Singles gibt es von der Band so gut wie gar nicht, für ein Best-of Album ist es noch zu früh, das Live Album hat man bereits selber veröffentlicht und die Remixe gibt es für lau auf der Bandeigenen Webseite. Ein rundes Jubiläum ist auch nicht in Sicht sowie ein neues Album ist zwar in der Mache aber noch nicht fertig - also ein Coveralbum, das geht immer, da macht man nix falsch. Man kann den Fans vorzüglich aufzeigen was einen zu dem Musiker gemacht hat der man nun im Moment ist und damit es auch jeder versteht prangt auf dem Cover der Schriftzug „A Selection of Songs that inspire Unitopia“.

Wer sich allerdings etwas in der Rock- und Popmusik auskennt wird sich schon selber fragen warum dieses „inspire“ so betont wird – denn jeder der mal ein Unitopia Album durchgehört hat kann direkt die Inspirationen benennen: Alan Parsons Project, Genesis, Yes, Supertramp. Und - Oh Wunder – genau diese Künstler finden sich auch auf „Covered Mirror“. Soviel zum Thema Vorhersehbarkeit. Das sich Marillion in der Liste befinden wundert auch wenig, eher die Tatsache das man sich einen Song aus der Nach-Fish Ära ausgesucht hat. Die Australische Heimat wird mit Icehouse gewürdigt, dazu gesellt sich ein Popsong von den Koorgies und als kleine Überraschung ist dann noch Led Zeppelin und Todd Rundgen mit dabei. Einzig Klaatu sagte mir im Vorfeld eher wenig bis gar nix.

Ein solches Albumprojekt ist immer die Summe seiner einzelnen Teile und genau hier machen Unitopia fast alles richtig. Sie suchen die richtigen Songs aus (bekannte aber nicht tot gespielte), sie ordnen die Musikstücke vom Spannungsbogen her richtig an und schaffen es sogar durch Nahtlose Übergänge und diversen Samples zwischen den Stücken einen richtigen Fluß zu erzeugen, man vergisst Streckenweise sogar das man ein Coveralbum hört. Auch vermeiden sie es (bis auf wenige Ausnahmen, dazu aber später) die Songs einfach 1:1 nachzuspielen sondern sie geben dem ganzen einen ganz eigenen Rahmen und eine eigene Note, man könnte manches mal sogar meinen, man würde eine Original Komposition von Unitopia hören.

Der Anfang ist erst einmal Symphonisch: „Signs of Life“ ist ein Stück Filmmusik die Sean Timms für das Australische Fernsehen geschrieben hat und die (so wollten es die Produzenten) etwas stark an Hollywoodfilmmusik eines John Williams angelehnt ist. Direkt Nahtlos im Anschluß kommt „Calling Occupants of Interplanetary Craft” von Klaatu, einer Band die in den Spät-70igern aktiv war und von der es lange Zeit hieß das es sich um ein Nachfolgeprojekt der vier Beatles Musiker handelt. Der Song klingt auch stark nach Beatles, mir persönlich gefällt er weniger weil er irgendwann anfängt zu nerven und doch ziemlicher Tralala ist. Aber das ist der einzige richtige Ausfall den sich Untitpia auf „Covered Mirror“ leisten, danach wird es besser.

„Eastern“ klingt einfach wunderschön (das Gitarrensolo ist ein Traum !) und ist so unverkennbar von Marillion das man es nicht noch mal erwähnen muß. „Man of Colours“ spielen Unitopia noch langsamer als das Original von Icehouse, dafür hat man den Song von den kitschigen Synthieflächen befreit – der Song klingt jetzt richtig gut, sogar imo besser als das Original und er entwickelt sich nach mehrmaligen hören zu einem kleinen Ohrwurm.

An fünfter Stelle dann die erste Königsdisziplin: Ein Genesis Medley. Ausgewählt wurden nur Stücke aus der ersten Phase mit Peter Gabriel als Sänger. Das Medley ist in sich auch sehr gelungen, auch wenn es hier keine großen radikalen Veränderungen gibt – man legte zudem mehr Wert auf die Texte als auf die Instrumentalpassagen der jeweiligen Songs. Wundert auch wenig, denn Sänger Mark Trueack war ja früher Sänger bei einer Genesis Coverband. Das ist also eine ganz Ernstgemeinte Hommage und kein Versuch hier etwas neues hinzuzufügen – erwähnenswert ist aber der sehr ungewöhnliche Übergang von „Dancing with the Moonlit Knight“ zu „the Lamp lies down to Broadway“ – der ist nämlich ganz große Klasse wenn sich die Texte der beiden Songs vermischen.

Den Led Zeppelin Klassiker „Rain Song“ machen sich Unitopia fast ganz zu eigen – hier ist fast gar nix mehr vom Original zu bemerken, außer diesen typischen Led Zeppelin Break im letzten Drittel – den haben Unitopia sogar 1:1 übernommen. Supertramps „Even in the quietest Moments“ bekommt durch die vielen Blasinstrumente wie Saxophone, Didgeridoo oder Flöte einen neue Dimension und ist ebenfalls eine sehr gelungene Coverversion geworden, der Todd Rundgen Song im Anschluß braucht dagegen einige Durchläufe, der klingt Anfangs etwas durchschnittlich und entfaltet seine Qualitäten etwas später.

Nach einem kleinen Flötenzwischenspiel kommt „Everybody´s gotta learn Sometime“, ein Song den wohl jeder kennt auch wenn man im ersten Moment mit dem Titel nix anfangen kann (die meisten werden ihn eher unter dem Titel „I need your Lovin´“ kennen). Die Unitopiafassung übernimmt die Grundmelodie des Songs, baut aber ein ganz neues Musikalisches Gerüst drum herum – gefällt mir ebenfalls besser als das Original, besonders Mark Trueacks Stimme klingt hier richtig gut.
Das Yes Medley ist die zweite Königsdisziplin und auch hier leisten sich Unitopia keinen Fehler. Die Idee „Owner of a lonley Heart“ als Pianoballade zu spielen ist wirklich genial, man vermisst die 80iger Jahre Überproduktion eines Trevor Horn zu keiner Sekunde und der Song bekommt eine komplett neue Ebene.

Vom Alan Parsons Project wählte man ausgerechnet den imo schlechtesten Song des Projects aus – „to one of Paradise“ ist bekanntermaßen der Abschluß des „Tales of Mysteries“ Album & im Original ein etwas schmalziger, kitschiger Schlager. Unitopia befreien den Song komplett vom Schmalz & zeigen die wahre Qualitäten auf – auch hier klingt das Cover besser als das Original. Zum Ende gibt es als Bonus ein Cover von den Flower Kings, welches die Band bereits vor einiger Zeit für ein Cover Projekt von Flower Kings Songs aufgenommen hat.

Sicher – ein etwas blöder Nachgeschmack bleibt, ein Coveralbum kann ein reguläres Studioalbum nicht ersetzen. Aber das Album ist sehr kurzweilig geworden und macht einfach Spaß, eben weil Unitopia den Songs ihren eigenen Stempel aufdrücken und es durch geschickte Anordnung und Auswahl schaffen aus dem ganzen ein schönes, rundes Hörerlebnis zu machen. Obwohl die Songs untereinander nix miteinander zu tun haben hat dieses Album einen Musikalisch roten Faden und Unitopia meistern das kleine Kunststück, die gesamten Fremdkompositionen wie aus einem Guß klingen zu. Kann man also ohne Reue kaufen und man hat sogar Spaß dabei.
Eine kleine „Drohung“ macht Mark Trueack im Booklet zur CD – da schreibt er das man 50 Coveralben hätte aufnehmen könnte. Diese „Drohung“ darf er (bzw Unitopia) sogar gerne wahr machen, aber vorher bitte dann doch neues, eigenes Material......

Die CD ist i.M. nur als Import im Bandeigenen Webstore erhältlich sowie als Download bei I-Tunes – die Downloadversion hat übrigens vier Songs mehr (u.a. ein Cover von John Lenon). Reguläre Händler in Europa sollen in nächster Zeit die CD auch im Sortiment haben.
Verpackt ist das ganze in einem schönen Digipack, das Artwork besorgte wieder der Weißrussische Künstler Ed Unitsky. Witzig wie bestimmte Bildfragmente der Originale (das Piano von Supertramp oder der Zeppelin von Led Zeppelin) in das Artwork vom Booklet mit integriert wurden.
:liquid8:
Ich mache keine Rechtschreibfehler, ich gebe Wörtern lediglich eine individuelle Note

Antworten

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 2 Gäste