[CD] Eloy - Silent Cries and Mighty Echoes

Eindrücke, Klangchecks aktueller aber auch älterer Scheiben im Review. Dazu Musik DVDs und Konzertberichte.

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[CD] Eloy - Silent Cries and Mighty Echoes

Beitrag von gelini71 » 23.03.2013, 19:14

Bild
Harvest 1979

Offizielle Eloy Webseite

• Frank Bornemann – Gesang, Gitarre
• Klaus-Peter Matziol – Bass, Backing Vocals
• Detlev Schmidtchen – Keyboards, Synthesizers, Backing Vocals
• Jürgen Rosenthal – Schlagzeug, Backing Vocals
sowie
Brigitte Wolf – zusätzliche Vocals bei „the Vision“

Produziert von Frank Bornemann
Aufgenommen in den Sound-N-Studios, Köln – November bis Dezember 1978


Tracklist
01. Astral Entrance (instrumental) – 3:03
02. Master of Sensation – 6:01
03. the Apocalypse – 14:55
a) Silent Cries divide the Nights
b) The Vision – Burning
c) Force Majeure
04. Pilot to Paradise – 7:03
05. De Labore Solis - 5:06
06. Mighty Echoes – 7:13

Bonus Tracks der CD Neuauflage
07. Child Migration – 4:05
08. Let the Sun rise in my Brain – 3:29

Das beste Pink Floyd Album das Pink Floyd nicht selber gemacht haben – klassischer Melodischer Prog-Rock wie er besser nicht sein kann

Nach dem unerwarteten kommerziellen Erfolg von „Ocean“ sowie einer großen Tour die für Eloy zu einem Triumphzug durch Deutschlands Hallen führte sollte möglichst schnell ein Nachfolger her. Also mietete sich die Band ein Haus in der Normandie in Frankreich, wo man ungestört von der Außenwelt an neuen Material arbeiten wollte. Doch die Idee der „Musikerkommune“ sollte sich als nicht so ideal rausstellen. Die Musik die bei den Sessions rauskam bezeichnete Frank Bornemann später zwar als „sehr gut“ aber auch als „mühsam erkämpft“ (beide Zitate aus der „Legacy Box“ DVD). Erschwerend kam hinzu das es zwischen Bornemann und Texter Jürgen Rosenthal kräftig krachte – Grund hierfür waren die Texte und Szenarien von Rosenthal, die für Frank Bornemann viel zu düstern und negativ waren, zudem soll sich Rosenthal nicht an solche elementare Dinge wie Versmaß gehalten haben, wodurch die Texte größtenteils kaum in die bereits erarbeitete Musik reinpassten.

Nach langen Diskussionen wurde beschlossen das der „Ocean“ Nachfolger diesmal kein Konzeptalbum werden sollte und Jürgen Rosenthal schrieb auch mal einen positiven Text („Pilot to Paradise“). Die Atmosphäre innerhalb der Band blieb allerdings angespannt, auch als die Band ins Studio nach Köln ging um aus den erarbeiteten Demos das fertige Album zu erarbeiten welches dann im Frühjahr 1979 als „Silent Cries and Mighty Echoes“ in die Plattenläden kam.

Eloy müssten sich Zeit ihres Lebens immer den Vorwurf von „Pink Floyd Light“ gefallen lassen, eben weil sie das gleiche Musikalische Feld bearbeiteten wie die großen Briten. Bei diesem Album sind dann sogar zwei richtig direkte Musikzitate drin, die den Kritikern dann mal kräftig neue Nahrung gaben: Das instrumentale Intro „Astral Entrance“ ist eine nahezu perfekte 1:1 Kopie des Intros von „Shine on you crazy Diamond“, die Keyboardflächen sind komplett die gleichen und auch die Gitarre von Bornemann klingt verdächtig nach David Gilmour. Und beim Longtrack „the Apocalypse“ gibt es in der Mitte eine Passage die verdächtig nach „the great Gig in the Sky“ klingt.

Doch halt ! Wegen zwei solcher Zitate direkt das ganze Album als schlecht verurteilen ? Das wäre ein Fehler – denn „Silent Cries and Mighty Echoes“ ist trotz (oder gerade wegen) der Probleme innerhalb der Band einer der besten Arbeiten von Eloy überhaupt geworden und schlägt in meinen Augen sogar noch das hochangesehene „Ocean“, vor allen auf der Musikalischen Ebene, die deutlich abwechslungsreicher geworden ist.

Also alles auf Anfang: „Astral Entrance“ ist ein Ambientmäßiges Stück mit schönen Keyboardteppichen sowie einer schönen sphärischen Gitarre – der perfekte Anfang für ein Album. Nahtlos geht es direkt rüber in „Master of Sensation“ und hier greifen die Pink Floyd Vergleiche schon nicht mehr so ganz, denn das Stück ist schön rockig geworden, wie immer perfekt das Zusammenspiel zwischen Gitarre und Keyboards die sich wunderbar ergänzen während Schlagzeuger Jürgen Rosenthal kräftig Gas gibt. Viel Text gibt es hier nicht, der Schwerpunkt liegt auf den ausgedehnten Instrumentalteil mit viel Gitarre und Keyboards.

Der Höhepunkt ist sicherlich „the Apocalypse“ – ein rund 15 Minütiges Prog Rock Monster der Klassischen Art. Episch weit im Aufbau, mit diversen Stimmungsschwankungen, Tempiwechseln und einem schönen langen Gitarrensolo von Bornemann. Dieses Stück ist einfach fast perfekt – lediglich das Outro, wo man als Hörer meint, da kommt noch was großes hinterher und es kommt tatsächlich ein recht abruptes Ende, gibt Anlass für ein klein wenig Kritik. Wer sich übrigens mal davon Überzeugen will, ob der Vorwurf von den schwierig zu singenden Texten von Jürgen Rosenthal stimmt, der kann ja mal versuchen anhand des beigelegten Textes im Booklet mal mit Frank Bornemann mitzusingen – jeder der das macht wird die Vorwürfe dann eher nachvollziehen können ;)

Die anderen drei Stücke (die damalige zweite Vinylseite) lösen sich dann fast komplett vom Pink Floyd Vorwurf und die Band musiziert eigenständiger. „Pilot to Paradise“ ist ein schöner Rocksong mit leicht Spacigen Einschlag während „De Labore Solis“ das Thema Rockballade mit Gitarre und Keyboard perfekt umsetzt. Einziger Kritikpunkt: Es klingt Streckenweise arg Theatralisch mit diesen ganzen Pauken. Mit „Migthy Echos“ endet das Album noch mit einem klassischen Prog-Rock Song der sogar so was wie Ohrwurmqualitäten hat.

Bei der CD Neuauflage gibt es noch zwei Songs mehr, nämlich die A- und B-Seite einer für das Jahr 1979 geplanten Benefizsingle für das Kinderhilfswerk Unicef, die dann doch nicht veröffentlicht wurde. „Child Migration“ wäre ein noch gar nicht mal so schlechter Song geworden, nur beweist dieser auch das Eloy mit dem Drei-Minuten Singleformat rein gar nix anfangen können. Der Song wirkt unfertig und gehetzt, die Stärken von Eloy liegen nun einmal in der epischen Breite und einer langen Laufzeit. Schade drum, auch wegen dem Gimmick mit dem Kinderchor am Ende des Songs der dem ganzen einen etwas anderen Touch gibt – trotzdem ein netter Bonus.

An diesem Album gibt es fast nix zu kritisieren – die klassische Eloy Besetzung Bornemann-Rosenthal-Matziol-Schmidtchen ist hier in absoluter Hochform. Das Songmaterial funktioniert bestens, die Produktion ist perfekt (Klangtechnisch ein echter Traum) und Handwerklich kann man dem Quartett sowieso keinen Vorwurf machen. Auch die ewige Kritik an Frank Bornemanns dünner Singstimme ist hier eher klein – seine etwas eigenwillige Englische Aussprache hat er hier fast komplett abgelegt und auch seinen Nasalen Gesangsstil hat er zurückgefahren. OK – sie klingt immer noch dünn aber da das Musikalische Umfeld passt fällt es nicht so auf. Zudem ist die Stärke von Eloy sowieso eher in der Musikalischen Ebene zu finden als in der Gesanglichen.

Leider soll dieses Album auch das letzte von eben jener klassischen Eloy Besetzung sein. Es folgte noch eine Tour durch Deutschland sowie einige einzelnen Konzerte im benachbarten Ausland. Doch der Riss der seit der Produktion durch die Band ging lies sich nicht mehr kitten – zum Jahreswechsel 1979/80 erklärten sowohl Jürgen Rosenthal als auch Detlev Schmidtchen ihren Ausstieg von Eloy um ihr eigenes Projekt zu starten. Frank Bornemann stand wieder einmal (wie so oft in seiner Musikalischen Laufbahn) ohne Mitmusiker da, das Album selber wurde zum Vermächtnis einer Band die in dieser Besetzung sicherlich noch weitere große Alben produziert hätte. Schade das es aber anders kam....
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Beitrag von Nachtwaechter » 24.03.2013, 16:20

Auch hier ein liegt wie auch schon bei "Ocean" ein grandioses Album vor.
Habs jetzt drei mal durch (neben "Ocean" höre ich ja natürlich auch noch "Delta Machine" was mir auch überraschend gut gefällt.), und entdecke ständig neues.
Die Nähe zu Pink Floyd ist aber unüberhörbar!

Die Hintergrundgeschichte ist auch interessant zu lesen. Nur irgendwie "doof", das ich mir jetzt, wenn auch unbewusst, wohl schon die Höhepunkte ihres Schaffens einverliebt habe, so dass da jetzt keine Überraschungen mehr auf mich zukommen.
Egal, hab mir gerade "Power and the Passion" bestellt, (auch hier um die 20 € zu überschreiten) und ich denke so werde ich es weiter machen. An den meisten Preisen sollte sich da nicht viel ändern! :wink:
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Beitrag von gelini71 » 24.03.2013, 16:35

"Power and the Passion" finde ich persönlich nicht gerade gut, eher Durchschnitt. "Dawn" (die Fortsetzung) ist vor allen in der zweiten Hälfte richtig gut - das wären dann auch die drei Alben mit Schmidtchen und Rosenthal.
Jedes Eloy Album hat aber mindestens einen richtig guten Song an Bord, ist also jetzt nicht so das man Fehlkäufe macht, man darf halt nicht nur solche Werke wie "Ocean" oder "Silent Cries" erwarten....
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