[CD] Pet Shop Boys - Electric

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[CD] Pet Shop Boys - Electric

Beitrag von gelini71 » 28.07.2013, 17:07

Bild
x2 Records 2013

Offizielle Pet Shop Boys Webseite

• Neil Tennant - Gesang
• Chris Lowe – Keyboards , Gesang
sowie
• Andy Crookston, Luke Halls, Pete Gleadall, Stuart Price, Jessica Freedman, Katharine Anne Hoye – Backing Vocals
• Adam Blake – Handclaps bei “Inside a Dream”
• Example – Rap bei “Thursday”

Produziert von Stuart Price

Tracklist
01. Axis - 5:33
02. Bolshy - 5:45
03. Love is a Bourgeois Construct - 6:42
04. Fluorescent - 6:17
05. Inside a Dream - 5:38
06. The last to Die - 4:13
07. Shouting in the Evening - 3:36
08. Thursday - 5:03
09. Vocal - 6:35



Soviel Club war noch nie – auf ihre alten Tage bauen sich die Pet Shop Boys ihre eigene Disco

Sogar die Pet Shop Boys schaffen es noch zu überraschen – nach noch nicht mal einem Jahr nach „Elysium“ steht der Nachfolger in den Regalen, ohne große Vorankündigung (die Produktion von „Elysium“ wurde ausführlich auf Twitter dokumentiert, „Electric“ kommt aus dem Nix) und nun auch auf ihrem eigenen Label x2 (nach 30 Jahren haben die Pet Shop Boys ihr altes Stammlabel Parlaphone verlassen). Auch Musikalisch geht es in eine komplett andere Richtung: herrschten auf „Elysium“ noch die melancholischen Töne vor gibt es auf „Electric“ einen ordentlich auf die zwölf. Nix mehr Requiem – jetzt wird getanzt und zwar richtig mit Schmackes.

Die Pet Shop Boys gehen somit wieder zurück zu ihren Roots: Italo Disco, Dancefloor allgemein, Discosounds und Hi-NRG. Schon immer liebten die beiden die 12“ Maxi Single, Remixe ihrer Hits waren an der Tagesordnung, teilweise sogar von ihnen selber angefertigt. Und nicht zu vergessen die „Disco“ Albumreihe von ihnen, wo sie teilweise exklusive neue Remixe für den Clubeinsatz anboten. „Electric“ geht genau in diese Richtung – wer also die Tanzbodenfreundlichen Pet Shop Boys im langen Maxiformat mag der kann sich schon mal auf viel Spaß einstellen.

Damit die ganze Sache auch funktioniert nahm diesmal Stuart Price am Produzentstuhl Platz. Price, unter dem Namen Jacques Lu Cunt Weltweit als DJ unterwegs, hat als Produzent und Remixer schon Madonna und the Killers Clubtauglich gemacht. Price verpasste dem ganzen eine Hochglanzproduktion, die vor allen Klangtechnisch in der ersten Liga spielt. Laut aufdrehen ist hier Pflicht und man wird es nicht bereuen.

Mit dem Opener „Axis“ geht es dann auch direkt mal auf Höchstgeschwindigkeit – ein Italo Disco Track der zwar Old School klingt aber nicht Old School ist. Neil Tennats Stimme ist kaum zu hören, er beschränkt sich auf das aufsagen einzelner Worte – ein fast Instrumentaler Pet Shop Boys Song hat schon Seltenheitswert und hier darf er sogar das Album eröffnen. Mutig, muß man schon sagen.
Doch nicht nur Old School Sounds gibt es zu hören – die Pet Shop Boys präsentieren sich sehr Zeitgemäß. Mit „Shouting In The Evening” gibt es Dub Step der so nach vorne gemischt wurde das ich persönlich glaube das es sich um eine Parodie handelt – vor allen der Break im letzten Drittel ist so dermaßen übertrieben das man lachen muß.

Mit „Thursday“ taucht auch mal wieder Chris Lowe als Sänger auf – allerdings als zweite Stimme. Auch wenn er ein schlechter Sänger ist, ich mag seine Antistimme, vor allen wenn er wie hier stoisch monoton die Wochentage aufsagt. Musikalisch ist „Thursday“ der einzig relativ ruhige Song, er erinnert vor allen am Anfang an ein 2013 Update von „Love comes quickly“. Und der Rap Part von Example ist auch nicht fehl im Platze, er passt sogar. Einer meiner Lieblingssongs auf dem Album.

Mit „Vocal“ erinnert sich Tennant an die Zeit der Freiluftraves Anfang der 90iger, was sich auch Musikalisch niederschlägt: altmodische Ravesounds typischer UK Machart, dazu ein Ohrwurmrefrain. Macht Spaß und gute Laune. „Fluorescent” ist so ein typisches Pet Shop Boys Kabinettstück mit kleinen feinen Sounds, die nicht mehr aus dem Kopf gehen. Textlich gibt es diesmal aber kaum etwas nennenswertes: Tennants berühmte Beobachtungen und Wortspiele gibt es diesmal kaum, was dem Konzept eines Dancealbums geschuldet ist. Einzig bei „Love is a Bourgeois Construct” kommen Tennants Stärken zu Vorschein, das man hier allerdings noch mal die „Go West“ Chöre aus dem Sampler geholt hat stört mich dann doch etwas. Eine Coverversion gibt es auch wieder: Diesmal musste Bruce Springsteen dran glauben. Die Pet Shop Boys verwandeln sein „The last to die“ in eine Pet Shop Boys Nummer, das Original ist kaum noch zu erkennen.

Maximale Länge (fast jeder Song ist jenseits der Radiotauglichen Drei-Minuten Grenze), viel Bumm Bumm und jede Menge Spaß. Die Pet Shop Boys liefern mit „Electric“ das Sommer-Sonne-Gute Laune-Party Album ab, das Zeitgemäß klingt und dabei gekonnt die Vergangenheit zitiert. Das ganze ist ein Spaßalbum, sein Musikalischer Wert ist eher gering und in einigen Jahren wird man „Electic“ wohl auch wieder vergessen haben bzw manche Sounds einem seltsam fremdartig vorkommen. Ein Album jetzt für diesen Moment, kein Klassiker für die Ewigkeit, mehr Trackansammlung als in sich geschlossenes Album. Wer damit leben kann und wer die Pet Shop Boys in Maxilänge schon immer besser fand, der wird mit „Electric“ glücklich – wer aber Radiotauglichen Pop will der ist dann mit diesem Album auf der falschen Party gelandet....

Erschienen als CD, Download sowie Doppelvinyl. Es gibt noch zwei sehr teuere Spezialauflagen: Einmal auf einem USB Stick (offiziell ausverkauft) sowie als sehr teuere Acrylbox mit fünf 12“ Maxisingles von Vinyl Factory (auch bereits ausverkauft obwohl noch nicht erschienen).
Spaßfaktor :liquid10:
Musikalischer Wert :liquid5:
Ich mache keine Rechtschreibfehler, ich gebe Wörtern lediglich eine individuelle Note

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