[CD]Depeche Mode - Spirit

Eindrücke, Klangchecks aktueller aber auch älterer Scheiben im Review. Dazu Musik DVDs und Konzertberichte.

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gelini71
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[CD]Depeche Mode - Spirit

Beitrag von gelini71 » 20.03.2017, 04:45

Bild
Sony Columbia 2017

Offizielle Depeche Mode Webseite

• Dave Gahan - Gesang
• Martin Gore – Keyboards, Gitarre, Background Vocals, Gesang bei „Eternal“ und „Fail“
• Andrew Fletcher – Keyboards
sowie
• James Ford – Schlagzeug, Steel Guitar auf „Cover me“
• Matrixman – Sequencer Programmierung
• Kurt Uneala – Sequencer Programmierung

Produziert von James Ford

Aufgenommen im Sound Design / Santa Barbara (Kalifornien) und Jungle City Studios / New York (New York)

Tracklist
01. Going Backwards – 5:43
02. Where´s the Revolution – 4:59
03. the worst Crime – 3:48
04. Scum – 3:14
05. You move² – 3:50
06. Cover me³ – 4:52
07. Eternal – 2:25
08. Poison Heart³ – 3:17
09. So much Love – 4:52
10. Poorman – 4:25
11. No more (This is the last Time)* – 3:13
12. Fail – 5:07

Alle Songs geschrieben von Martin Core außer
² Martin Core und Dave Gahan
³ Dave Gahan, Peter Gordeno und Christian Eigner
* Dave Gahan und Kurt Uneala



Verdammte Frechheit !!! Ein Depeche Mode Album ohne Hits ! Das Cover ist einfach nur hässlich ! Und Alan Wilder ist auch nicht dabei ! Das kann nur schlecht sein !.....Wirklich ?

Ziemlich genau vier Jahre nach der Veröffentlichung von „Delta Machine“ kommt „Spirit“ in die Läden, das vierzehnte reguläre Studioalbum von Depeche Mode. Die Gruppe hält also weiterhin an ihrem Vierjahresplan fest – und als langjähriger Fan erinnert man sich an die Zeiten von 1981 bis 1990 zurück, wo die Gruppe mal eben in neun Jahren sieben Studioalben veröffentlicht hat, mal so nebenbei dazwischen auch auf Welttournee ging und auch noch Promotionarbeit in Form von TV Auftritten und Interviews absolvierte. Der Focus habe sich verändert sagt Martin Gore Sinngemäß in einem Interview mit dem Rolling Stone Magazin, man habe jetzt Familie und man sei ja auch nicht mehr jung. Man kann es verstehen...

„Spirit“ entstand wieder in den USA, genauer in Santa Barbara (Gores Wohnort) und New York (Gahans Wohnsitz). Acht der zwölf Songs stammen von Gore, drei wie immer von Gahan und einen haben sie zusammen geschrieben. Soweit alles beim alten – die größte Neuerung gab es auf dem Stuhl des Produzenten. Denn da sitzt jetzt nicht wie zuvor Ben Hillier sondern James Ford, der in der Vergangenheit für den Sound bei den Arctic Monkeys, Peaches oder Florence and the Machine zuständig war und mit Simian Mobile Disco ein eigens Dancefloor Projekt am Start hat. Ein Produzent also der sowohl im Pop wie auch im Rock zu Hause ist und selber Musik zum tanzen produziert – für Depeche Mode also die perfekte Wahl.

Doch die große Soundrevolution bleibt aus – auf „Spirit“ klingt Depeche Mode wie auch schon auf den Alben davor, beim blindhören könnte man sogar meinen das hier wieder Ben Hillier am Mischpult saß. Seit dem Weggang von Alan Wilder hat sich der Sound von Depeche Mode gewandelt, statt elektronischer Pop ist man jetzt die wohl elektronischste Rockgruppe der Welt. Die Hinwendung zu Bluesigen Rockriffs stößt bei vielen Fans der ersten Stunde bis heute sauer auf und hier bekommen sie für ihren Hass neue Nahrung – denn das Album hat viel Blues.

Hinzu kommt das die Gruppe diesmal einen feuchten Furz darauf gibt was die zahlreichen Fans von Ihnen erwarten – Hits in irgendeiner Art und Weise sind auf diesem Album nicht zu finden. Die erste Single „Where´s the Revolution“ (nur echt ohne Fragezeichen) ist wirklich noch der Hitparadentauglichste Song auf dem Album. Der Rest braucht Zeit um sich zu entfalten.

Dieser Ansatzpunkt ist im Jahre 2017 wirklich mutig, leben wir doch in einer Zeit mit großem Überangebot an Musik, mit Wöchentlichen Spotify Playlisten und dem Drang alles schnell und ohne Sinn konsumieren zu wollen. Was nach 10 Sekunden nicht gefällt wird weggedrückt – wer da als Musiker ein Album produziert das man sich in aller Ruhe anhören sollte und keine offensichtliche Hitsingle enthält muß wirklich Eier haben. Nur wenige können das – Depeche Mode haben diesen Mut.

Die Strafe folgte auf dem Fuße – eine Woche vor der offiziellen Veröffentlichung war das Album im Netz zu finden, die Fans hörten sich die teilweise Qualitativ schlechten Rips an und meckerten direkt an den üblichen Stellen. Am VÖ Tag folgten Minütlich die Ein-Sterne Wertungen bei amazon – Tenor: Einfach nur schlecht ! Das ist nicht Depeche Mode ! Wo ist Alan Wilder ? Wo sind die Hits ? Das übliche eben, den Ruf das Depeche Mode Fans die härtesten Kritiker ihrer eigenen Lieblingsband sind wurden sie wieder einmal gerecht. Das sich eine Band innerhalb von fast 40 Jahren aktiver Zeit auch weiterentwickelt, das sich Parameter verschieben und durch Änderungen im Line-up auch sich der Sound verändert wird dabei ignoriert. Depeche Mode haben gefälligst die Aufgabe nette Pophits zu produzieren die den Fans zu gefallen haben !

Bei „Spirit“ gilt deshalb: Vorurteilsfrei und ohne irgendwelche Erwartung an dieses Album rangehen, die Musik in aller Ruhe auf sich wirken lassen (am besten über Kopfhörer, wegen der detailreichen Arrangements) und vor allen Dingen keine Hits oder zukünftige Klassiker erwarten.

Und siehe da – man merkt nach einigen Durchläufen das da richtig gute Musik drin ist: mit „No more (This is the last Time)“ hat Dave Gahan einen richtig guten Song geschrieben. „Going backwards“ ist der perfekte Song für den Einstieg in das Album (ich mag diesen einsamen Pianoakkord am Anfang). „Scum“ ist interessant weil es so schön vertrackt / verfrickelt ist. „You move“ gefällt nach dreimaligen hören ebenfalls. „the worst Crime“ ist sogar richtig fies, denn man denkt die ganze Zeit da kommt gleich ein großer Refrain und es kommt...nichts – ein ewiges antäuschen, das gefällt sicher nicht jedem, ich finde es mal was erfrischend anderes. „Cover me“ hat schöne Electronicspielereien in der zweiten Hälfte, etwas was man von einem Dave Gahan Song sicher so nicht erwartet hat. Unterm Strich ist das ganze gar nicht mal so schlecht.

Hat das Album Schwächen ? Ja – die beiden von Martin Core gesungenen Balladen sind ziemlich langweilig, es ist offensichtlich das Gore irgendwie keine schöne Gändehautballade einfallen will. „Eternal“ - für seine im letzten Jahr geborene Tochter geschrieben – ist irgendwie ein Fremdkörper und funktioniert gar nicht und auch der Schlußsong „Fail“ will trotz Frickelelektronica und der erstmaligen Benutzung des F-Wortes in einem Depeche Mode Song nicht so richtig zünden. Das ist schon schade, aber leider ist dieser Umstand bereits auf früheren Depeche Mode Alben zu hören gewesen.

Musikalisch sind Depeche Mode wie schon erwähnt eine elektronische Rockband geworden – die Instrumentierung ist zwar elektronisch aber es klingt rockig, die Bluesgitarre darf öfters aufheulen und der Produktionsstil ist eher rau und dreckig als clean digital. Was nicht heißen soll das das Album schlecht klingt – ganz im Gegenteil: Das Klangbild ist schön ausgewogen, sowohl auf CD wie auch auf Vinyl, wobei ich hier sogar die Vinylversion bevorzuge weil die richtig fett klingt.

„Spirit“ ist kein schlechtes Album aber auch kein großer kommender Klassiker – auf jeden Fall ist es nicht so schlecht wie es viele Hardcorefans einem erzählen wollen Hier musiziert eine Band die sich und der Welt nix mehr beweisen muß und mal das macht was sie wollen. Warum immer große Hits erwarten ? Man sollte auf jeden Fall dem Album ein paar Tage und einige Runden erlauben sich zu entfalten, auf keinen Fall sollte man sich auf den ersten Eindruck verlassen – tut man das begeht man einen Fehler. Ich gebe zu: nach dem ersten hören war ich auch etwas enttäuscht.

Im Grunde ist es ganz einfach: Wer Depeche Mode zu Zeiten von Alan Wilder mochte der braucht es sich nicht zuzulegen, wer den Sound der letzten drei Alben mag macht auch hier nix falsch. Ich persönlich finde es halt schade das die von mir erhoffte Soundmäßige Neuausrichtung nicht erfolgt ist. Aber Hey – es ist Depeche Mode ! Auch wenn wohl keiner der Songs die nächste Tour in vier Jahren überleben wird (da bin ich mir ziemlich sicher) macht das Album Spaß, weil es über wunderbare Longplayeigenschaften verfügt. Es läuft bei mir seit Tagen ununterbrochen und ich werde nicht müde es immer wieder zu hören weil es einfach nicht langweilig wird. Ein besseres Lob gibt es wohl nicht....

„Spirit“ erschien bei Columbia / Sony Music in diversen Formaten: einfach CD, Deluxe CD im Mediabook und Bonus CD mit Remixen (das Buch ist sehr schick, die Remixe kann man sich schenken), als Doppelvinyl (erstklassig verarbeitet mit einem Hammer Sound) sowie in diversen Downloadformaten.
:liquid7:
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Beitrag von freeman » 21.03.2017, 18:28

Siehste wohl, Werbung gesehen, bei mir gedacht: Schlag halt mal zu. Und direkt danach wieder vergessen. Mal schauen, wann ich mir das neueste DM-Baby nun tatsächlich gebe. Wobei die Aussage "No real Hits" schon ein wenig abschreckt.

Und leider kann ich auch net sagen, dass mir eine Fortführung der letzten drei Alben gefallen würde. Denn zwei davon haben mich gar nicht erreicht. Eines dafür schon... Ach Mann, Dave, Martin, Fatman ach neee, Fletch, macht mal Synthwave :lol:

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Beitrag von freeman » 27.03.2017, 19:06

Will bei mir noch nicht so verfangen. Könnte keinen Favoriten benennen. Ausfälle hats zum Glück aber auch keine. Man hört halt bei Gahans Eigenkompositionen überdeutlich seine Soul Savers Gewichtung aktuell raus. Und bei Gore dessen Vorliebe fürs Elektronischere, was er ja mitm Erasure-Man demnächst wieder zelebrieren will.

Die Fuckeinlage rang mir zumindest ein Schmunzeln ab ;-)

Und wie man hört, isses das erste DM-Album seit Walking in my Shoes, das bei uns auf 1 ging.

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Beitrag von gelini71 » 28.03.2017, 04:17

DM-Album seit Walking in my Shoes
:shock: Was ist das denn für ein Album ?
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Beitrag von The Punisher » 28.03.2017, 14:52

gelini71 hat geschrieben:
DM-Album seit Walking in my Shoes
:shock: Was ist das denn für ein Album ?
Gab´s wohl nur im Osten :lol:
Bild

"And shepherds we shall be, for Thee, my Lord, for Thee. Power hath descended forth from
Thy hand.That our feet may swiftly carry out Thy command. So we shall flow a river forth
to Thee, and teeming with souls shall it ever be. In nomine Patri Et Filii.Spiritus Sancti"

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Beitrag von gelini71 » 28.03.2017, 14:59

OK - mit Amiga Pressungen habe ich es nicht so :lol:
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Beitrag von freeman » 28.03.2017, 18:30

Gnihihihi, nein, das ist einer meiner absoluten Lieblingssongs von DM und irgendwie überstrahlt der meine Wahrnehmung von Songs of Faith und Dingens immer wieder. Banausen! Amiga gabs da gar net mehr! Tzzzz! Ok, mit ner 500 und ner 600 und ner 1200 gabs da Amiga.

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Beitrag von gelini71 » 29.03.2017, 15:48

freeman hat geschrieben:Amiga gabs da gar net mehr!
Leider falsch, ganz falsch sogar. Das Label Amiga gibt es sogar heute noch (gehört imo zu BMG)
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Beitrag von freeman » 29.03.2017, 18:39

Neneee, die Firma an sich gibts net mehr. Imo sind das nur Lizenzgeschichten. Zumindest haste recht, was Songs angeht, denn die kam ein Jahr VORM Aus von Amiga (Wiki tönt nämlich 1994 - hab direkt mal geillert gnihihihi) raus.

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Beitrag von gelini71 » 30.03.2017, 05:18

ich habe geschrieben "das Label Amiga", nicht "die Firma Amiga" :wink:
Ja - ich bin ein Haarspalter :lol:
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Beitrag von freeman » 31.03.2017, 19:31

Ich enjoye mal the Silence während du spaltest ;-)

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