[Konzert] Steven Wilson - Rockhal Luxemburg 10.03.2018

Eindrücke, Klangchecks aktueller aber auch älterer Scheiben im Review. Dazu Musik DVDs und Konzertberichte.

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[Konzert] Steven Wilson - Rockhal Luxemburg 10.03.2018

Beitrag von gelini71 » 13.03.2018, 07:46

Bild
Fotograf: Lasse Hoile
Quelle: Frei Downloadbares Press-Kit von seiner Webseite
Bild wurde von mir in der Größe nur verkleinert

Konzertort: Rockhal (Box), Esch-Sur Alzette, Luxemburg
Webseite
Datum: 10.03.2018
Beginn: 20:30 Uhr
Ende: 23:30 Uhr

Supportact: keiner

Eintrittspreis: 42,00 €

Besetzung
Steven Wilson – Gesang, Gitarre, Keyboards
Nick Beggs – Bass
Adam Holzman – Keyboards, Piano
Craig Blundell – Schlagzeug
Alex Hutchings – Gitarre

Die Stimmen von Ninet Tayeb und Sophie Hunger wurden Digital eingespielt

Setliste
Intro: „Truth“ Short Film
01. Nowhere now
02. Pariah
03. Home Invasion / Regret #9
04. the Creater has a Mastertape
05. Refuge
06. the People who eat Darkness
07. Ancestral

-20 Minuten Pause-

08. Arriving somewhere but not here
09. Permananting
10. Song of I
11. Lazarus
12. Detonation
13. the same Asylum as before
14. Heartattack in a Layby
15. Vermillioncore
16. Sleep together

Zugabe
17. Even less
18. the Raven refused to sing

Ein Optisch perfektes Konzert mit bestens aufgelegten Musikern – wenn nur der Sound besser gewesen wäre...

Am Anfang stand etwas Verwirrung um das Konzert in der Rockhal, welches Steven Wilson mit seiner Band am Samstag den 10.03.2018 geben sollte. Ursprünglich für den kleinen Club angekündigt war auf einmal auf dem Termin ein Gastspiel der Kanadischen Sängerin Alice Merton gelistet – ebenfalls im kleinen Club. Nach einigen Tagen löste sich das ganze dann auf und das Konzert von Steven Wilson wanderte in die Box – was die große Main Hall ist, die man um etwa einem Drittel mit Hilfe eines Vorhangs abgetrennt und somit verkleinert hat. Seinen Wunsch nach Mainstream und breiten Publikum ist sogar schon bis in das kleine Großherzogtum Luxemburg gekommen und die Hallen werden größer. Das Konzert war allerdings nicht ausverkauft, es war noch einiges Platz in der Halle, vor allen Dingen an den Seiten. Generell hatte man als Zuschauer Platz und es ging nicht beengt zu.

Nach dem üblichen Anfahrtsweg inklusive eines Verkehrsstaus (auch normal) und etwas langer Warterei ging um 18:50 Uhr die erste Einlassrunde los – allerdings nur für Fans welches die „Early Entrance“ Tickets gekauft haben. Für normale Kartenbesitzer war dann erst um 19:30 Uhr die Türe offen. Die Halle füllte sich langsam, für die Musikalische Untermalung sorgte diverses elektronisches.

Pünktlich um 20:30 Uhr ging es los, der Saal wurde dunkel und der Beamer unterm Hallendach erwachte zum Leben. Die Leinwand war aber in diesem Fall nicht hinter der Bühne sondern davor – ein durchsichtiger Vorhang war über die gesamte Bühnenbreite gespannt und diente als Projektionsfläche.

Zum Einstieg gab es einen Kurzfilm - „Truth“ bestand aus einer Reihe Bilder mit kurzen Beschreibungen eben dieser (zB ein Baby mit dem „Love“ oder ein Skelett mit „Death“). Irgendwann wurden die Beschreibungen vertauscht wodurch sich neue Verbindungen ergaben – einen Lacher gab es bei einem Bild das die Scientology Zentrale zeigt verbunden mit dem Wort „Truth“ ;-). Durch die Vertauschung der Worte zu den Bildern gab es eben eine andere Wahrheit, eine Art wahre Wahrheit mit einigen Verbindungen die etwas Nachdenklich machten. Ein etwas Kopflastiger Einstieg in das Konzert, doch bevor es zu intellektuell wurde betraten die Musiker die Bühne und der erste Song „Nowhere now“ began.

Die Bühne ist einfach und Zweckmäßig aufgebaut. Im Hintergrund eine riesige Videoleinwand, davor auf der linken Seite das Schlagzeug von Craig Blundell, rechts daneben die Keyboard Batterie von Adam Holzman. Zwischen Blundell und Holzman steht etwas erhöht ein weiterer Keyboardplatz der öfters von Steven Wilson bedient wird. Der vorderer Bühnenbereich ist für den Bassisten Nick Beggs, den Neuzugang an der Gitarre Alex Hutchings sowie Wilson selber in der Mitte. Großartige Deko gibt es nicht, sieht man von jede Menge Verstärkern, Lautsprecherboxen und Regalen für Gitarren mal ab.

Der vordere Bühnenrand ist mit bereits erwähnten durchsichtigen Vorhang verhängt der je nach Song entweder zugezogen ist oder eben zur Seite weggeschoben wird. Er dient als weitere Leinwand, wodurch sich in Kombination mit dem Videoscreen im Hintergrund interessante Effekte ergeben – so z.B. bei „Pariah“ wo im vorderen Bereich Übergroß das Gesicht von Ninet Tayeb (leider nicht persönlich anwesend) ist während im Hintergrund die aus dem Videoclip bekannten Farbexplosionen zu sehen sind. Bei „Song of I“ tanzt auf eben diesen Vorhang neben Steven Wilson eine Frau (tanzende Frauen gab es öfters bei dem Konzert auf der Leinwand zu sehen – irgendwie scheint Wilson i.M. darauf zu stehen :lol:). Eine Optisch sehr schöne Idee die ich so in dieser Form noch nie gesehen habe.

Doch meist ist der Vorhang an der Seite und der Videoscreen im Hintergrund übernimmt die Aufgabe. Einige Filme sind bereits aus früheren Tourneen bekannt, neu und ganz große Klasse ist der neue Animationsfilm von Jess Cope zu „the People who eat Darkness“ der eine böse Horrorgeschichte ist – hoffentlich wird der bald für die Allgemeinheit freigegeben. Dagegen fand ich den Lasse Hoile Film zu „the same Asylum as before“ eher bescheiden simpel. Bedrückend hingegend waren die Bilder bei „Refuge“ welches die Reste der gekenterten Flüchtlingsboote die an den Strand gespült wurden zeigen – ein solches klares Politisches Statement ist man von Steven Wilson gar nicht gewohnt, passte zwar zum Text drückte aber die Stimmung im Saal.

Neben Filmen gab es auch eine schöne, Stimmungsvolle Lightshow die nicht übertrieben wirkte aber dafür sehr Effektiv eingesetzt wurde. Standen bei der letzten Tour noch Violett- und Rottöne im Vordergrund wurde diesmal die Farbpalette deutlich erweitert und streckenweise war es sogar richtig hell auf der Bühne.

Bei der Songauswahl herrschten eher melodische Sachen vor, ganz seinem neuen momentanen Popkurs entsprechend. Der Hardrockausbruch bei „the Creater has a Mastertape“ ist da fast schon ein Fremdkörper, ebenso das Prog-Rockige „Detonation“. Die Songauswahl beschränkt sich hauptsächlich auf die letzten beiden Alben, sowohl „Insurgentes“ als auch „Grace for Drowing“ werden komplett ignoriert. Von Porcupine Tree gab es diesmal sechs Songs, wobei ich persönlich sowohl auf „Sleep together“ als auch „Lazarus“ hätte verzichten können weil doch etwas zu oft gehört. Schön auf jeden Fall das man „Arriving somewhere but not here“ (mit erweiterten Intro bei dem man zu Anfang nicht recht wußte wohin die Reise geht) als auch „Heartattack in a Layby“ ausgegraben hat, witzig und was anderes war „Even Less“ nur mit Wilson Solo ohne Band an der E-Gitarre im Zugabenteil. Unpassend im Dramaturgischen Ablauf war aber für mich die zwanzig-Minütige Pause in der Mitte die für mich keinen Sinn machte.

Die Band ist bestens aufeinander eingespielt – Beggs und Holzman sind ja schon festes Inventar und auch Schlagzeuger Craig Blundell ist lange genug dabei das man seinen Vorgänger Marco Minemann nicht mehr auf dem Schirm hat. An der Gitarre gibt es aber einen Neuzugang da Dave Kilminster im Moment mit Roger Waters auf Tour ist: Alex Hutchings spielt diese jetzt und er macht diesen Job absolut Tadellos, er gefiel mir sogar besser als Kilminster. Allen Musikern war anzusehen das sie mit Spaß und Freude bei der Sache waren, Wilson selber verlor sich wie immer bereits nach wenigen Minuten selber in seiner Musik was immer wieder schön anzuschauen ist.

Steven Wilson – wie es sich bei ihm gehört auf der Bühne barfuß – ist an jenem Abend in äußerst gesprächiger Laune. Hat er früher bei Konzerten meist nur ein zaghaften „Thank you“ über die Lippen gebracht redete er diesmal zwischen den Songs wie ein Wasserfall, zwar meist amüsant aber für meinen Geschmack dann manchmal doch etwas viel. So erinnerte er sich an seine ersten Konzerte in Luxemburg („kaum einer da“), erläutert Wortreich seine Sicht auf die Popmusik („die größte Popband sind die Beatles, die zweitgrößte Abba. Abba mag jeder, auch wenn man es nicht zugeben will“), er macht eine Liebeserklärung an seiner Gitarre (Fender Streetcoaster 1963), er lästerte über die Konzerte in Deutschland ab („Sitzkonzerte ! Keine Stimmung ! In der ersten Reihe haben Leute geschlafen, Frauen schauten alle fünf Minuten auf die Uhr“), er verurteilte Webseiten wie setlist.com („die nehmen Euch doch die Überraschung für den heutigen Abend“) und wetterte heftig gegen die Handyfilmer im Saal („Erfreut Euch doch an der Show, schlechte YouTube Videos von uns gibt es schon genug. Seid keine dummen Japanischen Touristen“) - letzteres nutzte aber nichts, es wurde gefilmt und fotografiert als gebe es kein morgen.

Ein gut aufgelegter Frontman, eine bestens aufeinander eingespielte Band, tolle Animationen, eine Stimmungsvolle Lightshow und eine gefällige Setlist. Wirklich schade das der Sound da nicht mithalten konnte. Es war für den Saal viel zu laut, vor allen die Gitarren waren verzehrt ohne Ende so das von Musikgenuss nicht die Rede sein kann. Wenn sich Zuschauer im Saal zeitweise die Ohren zuhalten dann läuft was falsch....zudem nervte mich ein ziemlich penetranter Brummton der über die gesamte Spielzeit zu hören war und es wunderte mich das dagegen nichts unternommen wurde. Das Tonproblem war aber nicht nur in Luxemburg vorhanden, die Kollegen von Musikreviews haben das Konzert in Essen einige Tage zuvor besucht und auch hier erwähnt der Autor eine zu laut eingestellte Anlage und von Fans die deswegen früher das Konzert verlassen haben (--->Musikreviews).

Das Publikum – wie bei Wilson üblich etwas älter als im Konzert Durchschnitt - war trotzdem bester Stimmung, amüsiert habe ich mich über das Deutsche Pärchen hinter mir wo die junge Dame offensichtlich absolut keine Ahnung hatte was sie erwartet und diese dann in der Pause laut (!!!) den Steven Wilson Wikipedia Eintrag von ihrem Smartphone vorgelesen hat um dann zu fragen „Was ist denn Blackfield ?“ oder „Was ist Porcupine Tree ?“ was wiederum der Typ aber irgendwie auch nicht beantworten konnte weil auch er kaum was von Steven Wilson wußte. :lol:. Wie sich solche Menschen in Konzerte verirren können wird mir immer ein Rätsel bleiben...

Um halb zwölf war dann nach drei Stunden das ganze vorbei. Steven Wilson live ist und bleibt immer ein Erlebnis. Es war eine Optisch beeindruckende Show, Musikalisch hätte ich mir persönlich eine etwas mutigere Setliste gewünscht – mir fehlten etwas die Ecken und Kanten. Schade das der Sound wieder einmal wie schon im September 2015 so schlecht war.
:liquid7:

Bilder vom Konzert gibt es bei Deadly Sexy Carl sowie bei RTL
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Beitrag von Vince » 13.03.2018, 15:40

Ist doch schön, wenn die Leute mal was Neues ausprobieren. Im Umkehrschluss kannst du ja beim nächsten Mal zu Helene Fischer gehen. ;)

Feiner Bericht, wie immer schön zu lesen! Warum Wilson ständig "Sleep Together" spielt, weiß ich auch nicht wirklich... ich mag den Song, aber es ist halt ein Song von vielen und ja auch nicht gerade einer seiner Hits.

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Beitrag von gelini71 » 13.03.2018, 15:45

"Sleep together" ist sogar einer der wenigen Songs die ich gar nicht mehr so gerne von ihm höre - ich finde den für seine Laufzeit (fast 8 Minuten wenn ich mich richtig erinnere) irgendwie zu langweilig und zu langgezogen....
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Beitrag von Vince » 13.03.2018, 16:02

Ja, kompositorisch ist er relativ ereignislos, aber ich mag einfach unheimlich gerne die Stimmung vom gesamten "Fear Of A Blank Planet"-Album.

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Beitrag von Sir Jay » 13.03.2018, 20:18

zum Thema sound kann ich nur sagen: ich kenns nicht anders :lol:

die zwei Konzerte auf denen ich von dem Mann war, haben mich gebranntmarkt und mir den eindruck gegeben, dass konzerte soundtechnisch immer ein desaster sind...

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Beitrag von gelini71 » 14.03.2018, 03:16

Es geht Soundtechnisch auch anders wenn ich mich da an mein Marillion Konzert von vor einem halben Jahr zurückerinnere - fetter, klarer Sound ohne irgendwelche Verzerrungen, fast schon so wie bei der Heimischen Anlage. Das war wirklich ein Genuß und hat wirklich Spaß gemacht.

Aber hier noch was anderes - Adam Holzman dreht i.M. ja auf der Tour immer fleißig mit seiner Handykamera und hier seine Eindrücke von Luxemburg
:arrow: Adam´s Video Blög Part 27 - Luxemburg
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