[Konzert] Steven Wilson - Rockhal (Lu) 31.01.2019 (the VIP Experience)
Verfasst: 03.02.2019, 14:26
Konzertort: Rockhal (Club), Esch-Sur Alzette, Luxemburg
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Datum: Donnerstag, 31.01.2019
Beginn: 18:45 Uhr (VIP Soundcheck Concert) / 20:30 Uhr (reguläres Konzert)
Ende: 23:30 Uhr
Supportact: keiner
Eintrittspreis: 35,00 € (reguläre Tickets) / 42,00 € (Early Entrance) / circa 88,00 € (VIP Ticket Zuschlag)
Besetzung
Steven Wilson – Gesang, Gitarre, Keyboards
Nick Beggs – Bass
Adam Holzman – Keyboards, Piano
Craig Blundell – Schlagzeug
Alex Hutchings – Gitarre
Die Stimmen von Ninet Tayeb und Sophie Hunger wurden Digital eingespielt
VIP Soundcheck Concert
01. Trains
02. Postcard
03. Sentimental
Setliste reguläres Konzert
Intro: Kurzfilm „Truth“
01. Nowhere now
02. Pariah
03. Home Invasion / Regret #9
04. Don´t hate me
05. the same Asylum as before
06. Ancestral
07. Happy Returns / Ascendant here on...
-20 Minuten Pause-
Intro: Bass Communion „Cenotaph“
08. No Twilight within the Courts of the Sun
09. Index
10. Permananting
11. Song of I
12. Lazarus
12. Detonation
13. Song of Unborn
14. Vermillioncore
15. Get all you deserve
Zugabe
16. Blackfield
17. the Sound of Muzak
18. the Raven refused to sing
Im kleinen Rahmen mit unüblicher Setliste liefert Steven Wilson einen großes Konzert ab
Bei Steven Wilson hat es sich mittlerweile eingebürgert das er nach der regulären Tour immer noch einen Nachschlag hinten dranhängt. Bei der Wahl seiner Konzertorte läßt sich mittlerweile auch ein Muster erkennen – so meidet er sehr offensichtlich schon seit einiger Zeit bei uns in Deutschland den Raum Köln / Düsseldorf während er dagegen die Rockhal im Luxemburgischen Esch immer wieder aufsucht. Offensichtlich gefällt ihm die Konzerthalle im kleinen Grußherzogtum. Doch im Vorfeld gab es dann doch Probleme – zunächst wurde das Konzert für die große Haupthalle angekündigt (wie bereits im März 2018) doch Anfang Januar begann die Rockhal in den üblichen Sozialen Medien wie wild die Werbetrommel für das Konzert zu rühren – idR ein schlechtes Zeichen. Eine Woche vor dem Konzerttermin wurde dann das ganze in den kleinen Club verlegt und somit hatte Steven Wilson innerhalb von nur 10 Monaten zwei Drittel seines potentiellen Publikums verloren. Die Gründe dürften vielfältig sein – der etwas ungünstige Tag (Donnerstag) mitten im Winter dürfte eine Rolle gespielt haben, ebenso das er ein Tag zuvor im Französischen Nancy gespielt hat das nur etwas mehr als 100 Km von Esch entfernt ist und somit wohl viele Französische Fans abgezogen hat die sonst eher nach Esch gefahren wären. Mich störte das ganze nicht, eher im Gegenteil: Ich mag den kleinen Club viel lieber als die große Mainhall.
In letzter Zeit hat sich bei Konzerten eine Entwicklung breit gemacht die ich persönlich eher etwas negativ ansehe – den VIP Aufschlag. Klar – in Zeiten wo man mit Musikverkauf kaum mehr groß Geld verdienen kann müßen sich Musiker neue Einnahmequellen suchen. Also neben dem Konzertticket noch ein zweites sogenanntes VIP Ticket verkaufen und dies mit einigen netten Boni für die Fans verbinden. Nun hat dies auch Steven Wilson erreicht. Der Grund warum ich mir trotz meiner Skepsis dann doch ein VIP Ticket gönnte war naheliegend – das Konzert fand im Winter statt und die Aussicht Stundenlang bei Minustemperaturen vor der Halle zu stehen waren nicht sehr verlockend. So konnte man mich mit dem Zusatz „seperate Early Entrance“ locken, zumal der Zuschlag mit knapp 90 Euro zwar happig aber immer noch günstig war (Garbage vor einigen Monaten waren da etwas dreister). Zudem gab es noch eine exklusive CD als Geschenk dazu und ein intimes Pre-Konzert, sowas nimmt man dann gerne mit.
So öffnete sich dann um 18:30 Uhr die Türe und eine Handvoll Fans dürften als erstes die Rockhal betreten. Nach Securitycheck ging es zum T-Shirt Stand wo wir unsere persönlichen CD (mit Namenswidmung – wohl um E-Bay Verkäufe zu verhindern) überreicht bekamen und es auch noch einen netten aber komplett nutzlosen VIP Ausweis zum umhängen gab. Wir dürften uns also sehr wichtig fühlen Danach ging es in die Taghell erleuchtete Halle wo nach kurzer Wartezeit Steven Wilson (Barfuß in Badeschlappen) auf die Bühne kam, uns nett begrüßte und begann drei Lieder auf seiner akustischen Gitarre zu spielen wobei sich bei den letzten beiden noch Adam Holzman als Pianospieler dazugesellte. Das Wilson mit der VIP Geschichte selber etwas haderte merkte man an einer spitzen Bemerkung direkt am Anfang wo er uns fragte seit wann denn Musik VIP geworden sei und was an Musik VIP sein soll.....Danach nettes Winken, das wars dann auch schon. Fotos oder Autogramme gab es keine, was aber im Vorfeld auch uns in einer e-mail klar gemacht wurde. Dafür kam noch ein Mitarbeiter und schenkte uns allen jeweils ein SW Gitarren Plektrum.
Nun hieß es warten, zuerst durften um kurz nach 19 Uhr die Early Entrance Kartenbesitzer die Halle betreten, dann um 19:30 Uhr die mit den regulären Karten. Die Halle füllte sich jedoch sehr zähflüssig, beim Konzertbeginn um 20:30 Uhr war die Halle bestenfalls gut gefüllt (es war noch viel Platz hinten und an den Seiten). Der Vorverkauf muß also wirklich katastrophal schlecht gewesen sein wenn man das Konzert 10 Monate zuvor als Messlatte nimmt. Während der Wartezeit gab es seltsame Technomusik zur Untermalung, was man sich damit gedacht hat entzieht sich meiner Kenntnis.
Punktum geht es um halb acht los, der Anfang ist bekannt mit dem Kurzfilm „Truth“. Hier zeigt sich allerdings der Nachteil des kleinen Clubs – der durchsichtige Vorhang auf den der Film projiziert wird ist nur so circa 50 cm von meinem Gesicht entfernt, man sieht also als Jemand der ganz vorne steht gar nichts. Dafür habe ich einen richtig guten Blick auf das Geschehen dahinter. Somit beschloß ich den Vorhang mit seinen darauf projizierten Filmen für die Konzertdauer zu ignorieren und schaue auf die Bühne. Auch die ersten Songs sind bekannt und in der gleichen Reihenfolge wie beim Konzert im März 2018.
Doch schon beim vierten Song die erste große Abweichung - „Don´t hate me“ kommt, dafür sind „Refuge“ und „People who eat Darkness“ rausgeflogen. Wilson erklärt auch an dieser Stelle das er am heutigen Abend eine andere, „besondere“ Setliste spielen möchte da ja die Mehrzahl der Besucher sowieso schon vor knapp einem Jahr da waren (was wohl stimmte, ich sah einige bekannte Gesichter) und er nicht das gleiche nochmal bieten möchte (bis auf einige Ausnahmen für die Leute welche die Show zum ersten mal sehen). So gibt es vor der Pause auch ein Wiederhören mit „Happy Returns“.
Nach der 20 Minütigen Pause, deren Sinn ich immer noch nicht erkennen kann kamen dann die wirklich großen Änderungen – zuerst das Intro mit „Cenotaph“ von Bass Communion inklusive dem Video mit der schwarzen Gestalt am Strand, direkter Übergang zu „No Twilight within the Courts of the Sun“ mit veränderten Schlagzeugintro (klingt zwar ähnlich wie das alte aber Craig Blundell hat es seiner Spielweise angepaßt) und danach nahezu Nahtlos „Index“. Beim three minutes Popsong „Permanating“ wurden wir wieder zum tanzen aufgefordert (was ich nicht tat, ich mag die Nummer immer noch nicht), auf „Lazarus“ etwas später hätte ich verzichten können (k.A. warum Wilson das immer spielt). Einige der neuen Songs haben jetzt wesentlich rockiger Arrangements bekommen - „Vermillioncore“ ist jetzt fast schon Hardrock und „Song of I“ hat am Ende ein erweitertes Gitarrensolo der etwas Psychedelischen Art bekommen wo Wilson auf dem Boden hockt und sich an allerhand Effektgeräten zu schaffen macht – es klang richtig geil ! „Song of Unborn“ ist auch neu in der Setlist (mit einem schönen Video) und mit „Get all you Deserve“ gab es zum Abschluß auch ein in letzter Zeit eher selten zu hörendes Stück. Im Zugabenteil war „Blackfield“ die kleine Überraschung, nur Solo von Wilson an der Akkustichen Gitarre und mit Adam Holzman am Piano.
Der Bühnenaufbau, die Hintergrundfilme und die Beleuchtung sind das gleiche wie vom letzten Jahr, auch bei der Band gibt es keine Änderungen. Nick Beggs macht wie immer viele Scherze und ist einfach gut drauf während Alex Hutchings an der Gitarre gar nicht auffällt weil er so still und unscheinbar am rechten Bühnenrand steht. Adam Holzman hält sich auch immer vornehm im Hintergrund, erhält aber am Ende bei der Musikervorstellung den meisten Applaus und Craig Blundell ist am Schlagzeug sowie schon eine feste Bank. Steven Wilson selber (mit seltsamen Kurzhaarschnitt und Miles Davis T-Shirt) erzählte natürlich wieder sehr viel zwischen den Songs , er hielt ein Plädoyer für die E-Gitarre („Menschen unter 25 Jahren kennen das Instrument gar nicht – es ist aus der Popmusik verschwunden“), erzählte von einem Französischen Noise-Music Künstler den er auf YouTube gefunden hat („Der Kerl ist super – wir sind alle in der Band Fans von ihm“) dessen Name ich aber leider wieder vergessen habe und er ist Stolz darauf mit seine depressiven Songs die Welt noch depressiver zu machen („Einer muß es ja machen“).
Und da wäre noch das Thema Sound – man mag es kaum glauben aber das war das erste Steven Wilson Konzert was ich erlebt habe wo sogar mal der Sound gestimmt hat. Offensichtlich hat er sich die Kritik im Internet zu Herzen genommen und seinen Techniker angewiesen mal etwas besser auf die Aussteuerung zu achten. Es war diesmal angenehm laut ohne zu Übersteuern, auch der Bass hielt sich im erträglichen Bereich. Na also – geht doch. Nur das irgendein Effektgerät zu Wilsons Füßen etwas fies brummte schmälerte etwas die Wirkung.
An diesem Abend hat Steven Wilson und seine großartige Band in dem kleinen intimen Rahmen ein wirklich tolles, sehr sehens- und auch hörenswertes Konzert abgeliefert. Die Setliste war diesmal schön ausgewogen (ohne „Sleep together“ - ENDLICH !!!) und es gab einiges an selten zu hörendes Material. Ob er dies allerdings bei den kommenden Deutschlandkonzerten beibehalten wird ist Fraglich da er ja am Anfang betonte das die Setliste an jenem Abend Speziell gewesen sei. Die Show ist Optisch immer noch ganz großes Kino, den tanzenden Mädels bei „Detonation“ könnte ich Stundenlang zuschauen Wer also die Chance hat sollte sich das ganze nochmal geben da Steven Wilson ja eine Pause vom Touren einlegen und sich anderen Projekten widmen möchte. Ob man jetzt unbedingt die teueren VIP Karten braucht mit dieser wirklich kleinen Sonderbehandlung das muß man mit sich selber abmachen
Bilder vom Abend gibt es bei Claude Piscitelli , Loic Warin und bei DeadlySexyCarl