[Konzert] Franz Ferdinand - Rockhal Luxemburg 14.04.2022
Verfasst: 18.04.2022, 16:58
Bandwebseite
Konzertort: Rockhal (Main Hall), Esch-Sur Alzette, Luxemburg
Webseite
Datum: Donnerstag, 14.03.2022
Einlass: 19:00 Uhr
Beginn: 20:00 Uhr (Support Act) / 21:00 Uhr (Main Act)
Ende: circa 22:30 Uhr
Supportact: Pip Blom
Eintrittspreis: 45,00 € (Vorverkauf) / 50,00 € (Abendkasse)
Besetzung
Alex Krapanos – Gesang, Gitarre
Dino Bardot – Gitarre, Backing Gesang
Audrey Tait – Schlagzeug
Robert Hardy – Bass
Julian Corrie – Keyboards, Gitarre, Backing Gesang
Setliste
01. Intro
02. Curious
03. No you Girls
04. the Dark Side of the Matinee
05. Right Action
06. Walk away
07. Stand on the Horizon
08. Billy Goodbye
09. Do you want to
10. Glimpse of Love
11. Evil Eye
12. Michael
13. Lucid Dreams
14. the Fallen
15. Love Illumination
16. Take me out
17. Ulysses
18. This Fire
Zugabe
19. Jaqueline
20. Darts of Pleasure
21. Always Ascending
22. Outsiders
Original Setliste von der Bühne, inklusive Schuhabdruck von Alex Krapanos
90 Minuten Vollgas, keine Ballade und jede Menge Energie – Franz Ferdinand feiern eine Best-of Party die es in sich hat
Im Jahre 2004 veröffentlichten Franz Ferdinand (den Namen bitte auf Deutsch aussprechen !) ihr Namenloses Debütalbum mit 11 Songs und gerade mal 38 Minuten Spielzeit. Das Album verkaufte sich 3,7 Millionen mal und war auch bei den Kritikern ein Riesengroßer Erfolg. Franz Ferdinand besezten eine Lücke – sie waren sowohl rockig als auch tanzbar (die Mädels müßen dazu tanzen können ist ein Motto der Band) wodurch sich eine enorme Breitenwirkung erzielen lies. Während ähnliche Indierockbands der gleichen Zeit wie the Hives oder Mando Diao wieder schnell vergessen wurden waren Franz Ferdinand immer eine Spur Smarter / Cleverer / Humorvoller als der Rest. Bis heute sind sie dem kleinen Indielabel Domino treu geblieben und sie veröffentlichen weiter Alben die zwar nur teilweise bei den Kritikern die Euphorie des Debüts wiederholten konnten aber dafür Verkaufstechnisch immer gut im Schnitt lagen.
Zur Veröffentlichung ihres Best-of Albums „Hits to the Head“ (geiles Wortspiel) geht es auf große Tour die im Vorfeld wegen Corona teilweise umgeworfen werden mußte. So wurden Dates gestrichen und verlegt und so kam es dann auch das die Rockhal in Luxemburg die Ehre hatte die Konzertreise mit der Premierenshow der Konzertreihe aufzuführen obwohl sie in der Anfangsplannung noch mittendrin im Terminplan lagen.
2,5 Jahre nach meinem letzten Konzertbesuch geht es also wieder in das kleine Land mitten in Europa wo sich eine Kleinigkeit verändert hat – die Parkplatzsituation ist schlimmer geworden. Viele Parkplatze und -häuser sind geschlossen, vermutlich wohl eine Auswirkung des mittlerweile kostenfreien Nahverkehrssystem des Großherzogtums, denn der Autoverkehr rund um das Gewerbegebiet Belval ist wesentlich kleiner und übersichtlicher geworden.
Nicht geändert hat sich die Lockerheit, in Luxemburg geht es alles wie gewohnt etwas cooler zu. So war zur Einlasszeit um 19 Uhr gerade mal so rund 20 Personen da die in die Haupthalle wollten, am zweiten Eingang für den kleineren Club wo Zeitgleich ein Konzert für die Schwedische Band the Baboon Show stattfand war sogar noch gar kein Mensch da.
Das Konzert von Franz Ferdinand fand in der großen Haupthalle statt, die allerdings so ungefähr zur Hälfte abgeteilt war. Es füllte sich Luxemburg üblich sehr langsam und zäh, die Handvoll Menschen die anwesend waren verloren sich in der Halle recht schnell. Die Musikalische Unterhaltung war eine seltsame Mischung aus frühen New Wave wie Talking Heads oder Duran Duran, Discomusik von Abba oder Baccara oder kuriosem wie Grauzone oder Jeans Team. Wer immer dieses Mixtape zusammengestellt hat – er hatte Humor.
Die Bühne vor dem Auftritt mit den Instrumenten von Pip Blom
Um Punkt 20 Uhr, der Saal war noch nicht mal halb voll, ging das Saallicht aus und auf der Bühne kamen ein paar alte Bekannte – die Niederländische Band Pip Blom wurde gebucht für die ersten Konzerte der Franz Ferdinand Tour die Eröffnung zu machen. So kam ich nach 3,5 Jahren erneut in den Genuß diese Band als Support zu erleben (2018 haben sie die Eröffnung für Garbage gemacht). Die Band hatte in dieser Zeit eine Wandlung vollzogen – 2018 waren sie noch neu und hatten gerade mal eine EP draußen, mittlerweile gibt es zwei Alben sowie jede Menge Liveerfahrung. Die Band hat sich definitiv gesteigert, vor allen was die Qualität des Songmaterials angeht. Das man die (recht dünne - sorry) Stimme der Sängerin kaum verstand war Nebensache, die vier hatten ihren Spaß und der übertrug sich auch auf die Zuschauer. Nach einer halben Stunde war der Auftritt dann auch schon wieder vorbei und es gab ordentlichen Applaus. Später dann dürften die vier am T-Shirt Stand fleißig Autogramme schreiben, für Selfies posieren und natürlich auch Platten und CDs verkaufen. Somit alles richtig gemacht.
Es folgte eine schnelle Umbaupause und um Punkt 21 Uhr ging erneut das Saallicht aus und ein kurzes Intro ertönte bei dem die Bandmitglieder von Franz Ferdinand die Bühne betraten. Direkt vorneweg als erstes Sänger Alex Krapanos, neben Bassist Robert Hardy die einzigen die von der Urbesetzung übriggeblieben sind. Krapanos sieht wie immer frisch aus dem Ei gepellt aus – gebügeltes Hemd, eine graue Stoffhose mit akurater Bügelfalte und blank polierten Lackschuhen. Seine Gitarre ist ebenfalls schick, brauner Klavierlack mit einer Art Leopardenoptik.
Die Bühne ist einfach und Zweckmäßig, überflüssiges Brimborium gibt es nicht. Im Hintergrund ein riesiges Plakat mit dem Albumcover des aktuellen Greatest-Hits Album, ein paar bunte Scheinwerfer an diversen Stellen – das wars schon. Rechts steht das Schlagzeug von Audrey Tait, links neben ihr die Keyboards von Julian Corrie. Vorne ist dann Platz für die Gitarrenfraktion – Alex Krapanos in der Mitte, Dino Bardot links und Robert Hardy ganz rechts.
Direkt nach dem kurzen Intro geht es ohne große Vorwarnung los mit der Vollgasparty. Als erstes ein neues Song, nämlich „Curios“ der neben „Billy Goodbye“ das besagte Best-of Album bewerben soll. Wer die Studiofassung kennt wird sich wundern denn die Livefassung klingt wesentlich besser und packender als eben diese, was im übrigen auch auf „Billy Goodbye“ zutrifft – ein Song den ich in der Studiofassung ziemlich lahm fand funktioniert Live wesentlich besser und es macht Spaß.
Spaß ist auch das Motto – den der steht ganz oben auf der Liste. Ganz nach dem Tourmotto gibt es alle Hits, jedes Album wird berücksichtigt (so mehr oder weniger) und auch die Songs der etwas schwächeren Alben bekommen Live ihre nötige Frischzellenkur, so hätte ich nie gedacht das ich mal zu so einer Songniete wie „Right Action“ abgehen würde aber es war wirklich der Fall.
18 Songs gibt es, alle recht eng aneinandergereit damit die Stimmung keinen Abbruch erleidet. Krapanos sieht extrem erholt aus (klaro – 2,5 Jahre Corona Zwangspause) und man merkt einfach das er und seine Bandkollegen unglaublich hungrig sind wieder Live zu spielen. Bis auf Schlagzeugerin Audrey Tait rennen alle wie wild auf der Bühne rum, Krapanos gönnt sich keine Pause und ist in jeder Sekunde in irgendeiner anderen Ecke oder auf einer der unzähligen Boxen im Bühnengraben zu finden.
Die Stimmung ist von der ersten Sekunde bestens, natürlich kocht der Saal wenn die alten Hymnen der Marke „Take me out“ kommen (der Tempiwechsel bei diesem Song nach einer Minute ist immer noch der genialste den es in diesem Sektor gibt). Schade das der Sound etwas arg übersteuert war, zudem gab es kleinere Kinderkrankheiten wie ein defektes Mikro, einmal mußte während eines Songs von einem Bühnenmitarbeiter die Effektgeräte am Boden von Gitarist Dino Bardot repariert werden und einmal ging bei einem Song die Lichtanlage einige Takte zu früh aus. Wie gesagt, ich werte das alles als Kinderkrankheiten.
Nach gerade mal 65 Minuten ist die Hauptshow vorbei, nach einer kurzen Pause gibt es dann den Zugabenteil. Bevor der losgeht verlangt ein Zuschauer recht lautstark den Song „Jaqueline“, spricht diesen Namen aber Französisch aus. Krapanos lacht und sagt ganz trocken das er eine Dame dieses Namens nicht kennt, er aber eine „Jaqueline“ (jetzt Englisch ausgesprochen) kennt worauf eben dieser Song angestimmt wird. Keine Ahnung ob die Aktion insziniert war, denn auf der Setliste die ich am Konzertende abstauben konnte war der Song genau auch an dieser Stelle aufgeführt – lustig war es auf jeden Fall.
Nach gerade mal 20 Minuten ist dann auch der Zugabenteil vorbei, es endet mit einem großen Percussionteil wo alle 5 Mitglieder am Schlagzeug (ja – das geht tatsächlich) das Outro spielen. Danach große Verbeugung und das Saallicht geht an – die Party ist vorbei, die rund 2000 Besucher verlassen die Halle.
Doch – es hat sich gelohnt. Franz Ferdinand sind die astreine Partyband die rockt ohne Ende. Es gab alle Hits und keine einzige Ballade (die im Katalog der Band eh kaum zu finden sind). Wer die Chance hat diese Band zu sehen sollte sich diese nicht entgehen lassen, man wird es nicht bereuen.
Hier findet ihr eine weitere Kritik der Luxemburger Zeitung L´Essentiel
Bilder gibt es auch
RTL – Fotograf: Steve Müller
Eldoradio – Fotograf: Eric Antoine
Loic Warin (Fotoserie Franz Ferdinand)
Loic Warin (Fotoserie Pip Blom)
Peter Farth