[CD] Metallica - Master of Puppets
Verfasst: 23.02.2007, 18:47
Metallica – Master of Puppets
Technische Daten
Label: Vertigo (Universal)
Laufzeit: ca. 54 Min.
Anzahl der Tracks: 8
Booklet: normal (4 seitig)
Verpackung: Jewel Case
Tracklist
1. Battery (5:10)
2. Master Of Puppets (8:38)
3. The Thing That Should Not Be (6:32)
4. Welcome Home (Sanitarium) (6:28)
5. Disposable Heroes (8:14)
6. Leper Messiah (5:38)
7. Orion (8:12)
8. Damage, Inc. (5:08)
Metallica ist wohl nicht zu Unrecht eine, wenn nicht die bekannteste Metal-Band aller Zeiten. Seit sie zu Beginn der 90er mit ihrem legendären Black Album den kommerziellen Durchbruch hatten, kennt beinahe jeder zumindest bruchstückhaft die Musik der US-Rocker. Der Großteil der musikalisch halbwegs gebildeten Menschen kann Titel wie „Enter Sandman“ oder „The Unforgiven“ nennen, nicht zu vergessen die fast totgespielte Ballade „Nothing Else Matters“, mit der wohl sogar die Zahnspangenfraktion was anfangen kann, seit der selbsternannte „Deutschland sucht den Superstar“-Rocker Tobias Regner selbige zur Prime Time auf RTL zugegebenermaßen sehr ordentlich zum Besten gab.
Doch was war vor dem schwarzen Album? Warum hört man nie Metallica-Songs aus den 80ern im Radio, in der Kneipe oder auf dem Kirmes-Gig der Cover-Provinz-Band?
Wir wollen mit dieser Review mitten in die Schaffensperiode der Band vor diversen MTV-Auftritten gehen und uns das Album anschauen, was die Leser der Zeitschrift „Metal Hammer“ zum besten Metal-Album aller Zeiten kürten.
Der Name: „Master of puppets“, das Enstehungsjahr: 1986 (Das Album & Ich haben was gemeinsam ;-))…und ob die Musik damals wirklich so unbedeutend war, dass sie beinahe immer, wenn das Thema „Metallica“ in den Medien ist, übersprungen wird soll hiermit geklärt werden…
Mit „Battery“ wird „Master of puppets“ in spanisch angehauchten cleanen Gitarrenklängen eingeläutet. Das was dem Hörer bevorsteht ahnt man noch zu keiner Sekunde.
Technisch einwandfrei werden hier Flamenco-Einflüsse verarbeitet, zunächst clean, dann verzerrt, was der eingängigen Melodie mehr Druck verleiht, aber wenig von der Harmonie nimmt. Schließlich erfolgt eine Überleitung, die brutal aus diesem träumerischen, spanischen Gitarrenzusammenspiel reißt und sehr schnell in einem Riffing mündet, dass, obwohl zunächst nur von der Rythmusgitarre gespielt eine Energie entwickelt, dass es den Hörer nach der ruhigen Einleitung schlicht aus den Socken haut. Die Klasse dieses umwerfenden Stilbruchs kann der Song dann nicht ganz halten, wird das Main Riff beinahe das ganze Lied über beibehalten und nur durch kleinere Soli von Kirk Hammett aufgelockert. Spielerisch bewegt sich das Stück auf technisch höchstem Niveau. Wer denkt „St. Anger“ oder „Frantic“ wären schnell, der sollte sich einmal dem „Battery“-Riff widmen.
Das Tempo wird aufrecht erhalten, springt die CD doch direkt nach dem thrashigen Anfang zu „Master of puppets“, dem titelgebenden Song, welcher auf keinem Live-Konzert der Jungs fehlt und oft zu dem besten gezählt wird, was die Band je hervorgebracht hat. Auch hier wird man mit einem 1 ½ minütigen Intro in die metallene Hymne eingeführt, allerdings weit unsanfter als im vorherigen Song. Das aberwitzig schnelle Riff, welches dem Intro zugrunde liegt basiert auf einer Spielerei, die James & Kirk schon seit ihrem ersten Zusammentreffen immer wieder spielten und nun endlich in einem Lied verarbeiteten. „Master of puppets“ beherbergt gleich mehrere Weltklasse-Riffs, die in ihrer Struktur zwar recht simpel gestrickt sind, aber durch Geschwindigkeit und die unglaublich präzise ratternde rechte Hand Hetfields einen Dynamikschub entwickeln, der den Hörer regelrecht mitreißt. Im Mittelteil entfaltet sich schließlich ein wunderschön melodischer Akustikteil, welcher fließend in ein prägnantes Zwischensolo übergeht. Vergessen ist der schiebende Gitarrenorkan, man fühlt sich wie im windstillen Auge. Die verspielten Soli schweben regelrecht im Raum und vermitteln das Gefühl im Rauschzustand zu sein. Der Stress der Außenwelt scheint vergessen, alles bewegt sich langsam, bis das Orkanauge schließlich aufbricht und dem Hörer wieder Gitarrengewitterwände unsanft ins Gesicht peitschen und mit einem Affenzahn ins Hauptsolo gehen, welches nicht zu komplex gestrickt ist, sondern eher durch Geschwindigkeit überzeugt. Mit dem nächsten unverbrauchten Top-Riff führt man den titelgebenden Track schließlich wieder in die letzte Strophe und den letzten Refrain um einen der wohl besten Metal-Songs aller Zeiten mit einem dämonischen Lachen enden zu lassen.
„The Thing that not should be“ ist musikalisch betrachtet schon fast Heavy Metal. Aus zwei bedrohlichen Akustik-Akkorden formt man eine langsam vor sich hinstampfende Donnerwand, die sich mit äußerst eigenwilliger Stimmung durchs ganze Lied schiebt, immer wieder unterbrochen von den clean gespielten Akkorden. James Hetfield bettet seine Stimme perfekt in den ruhigen Stampfer ein, in dem er zwischen den ruhigen, beinahe ein wenig quietschenden Gesangsparts im Refrain brutal ausbricht.
Obwohl das ähnlich strukturierte „Fade to Black“ vom Vorgängeralbum regelrechte Proteststürme in der Hardcore-Metal-Fraktion auslöste, packten Metallica auch auf das 1986er-Werk wieder eine Halbballade. „Welcome Home (Sanitarium)“ punktet mit einem grandiosen Akustik-Lauf, über den langsame Soli-Läufe gespielt werden. In der Bridge mutiert auch dieser Song zu einem donnernden Gitarreninferno, welches aber noch mal vom letzten Drittel der Halbballade „One“ des nächsten Albums getoppt werden wird.
Um wieder zu alten Geschwindigkeiten zurückzufinden packte man als nächstes „Disposable Heroes“ auf den Longplayer und schuf damit einen beinahe charakteristischen Thrash-Song.
Thrash Metal zeichnet sich vor allem durch schnelles und präzises Riffing aus, welches meist daraus besteht die E-Saite der Gitarre in wahnwitzigem Tempo anzuschlagen und durch eingestreute Akkorde eine halbwegs einprägsame Melodie zu kreieren. Die technisch äußerst anspruchsvolle Richtung wurde u.a. von Metallica mit ihrem Erstling „Kill em all“ (1982) ins Leben gerufen. Das Schema wurde immer weiter verbessert, bis man auf „Master of puppets“ und auch dem Nachfolge-Album „And justice for all“ auf diesem Gebiet im Prinzip die Perfektion erreicht hatte. „Disposable Heroes“ könnte man in der Theorie als eine von mehreren Thrash-Referenzen nennen. Er startet mit einem donnernden Intro und geht dann in ein klar strukturiertes Riff über, welches immer wieder von sehr schnellen Zwischenparts unterbrochen wird. Was die Komposition angeht, stellt es sicher keinen Geniestreich da, ist aber dennoch ein kleines Genre-Highlight, wenn auch ein recht unbekanntes.
„Leper Messiah“ ist wieder „heavy“. Die Geschwindigkeit wirkt gedrosselt, es entstehen immer wieder kurze Breaks, so dass sich ein immer wieder gern gehörter Stampfer entwickelt, welcher aber klar von „Nachfolgern“ wie „Harvester of sorrow“ oder dem größten Teil des stark heavy angehauchten schwarzen Albums in die Tasche gesteckt wird.
Der folgende durchgehend instrumentale Song „Orion“ ist das Vermächtnis vom Bassisten Cliff Burton, welcher bei einem Tourbusunfall auf der „Master of puppets“-Tour auf tragische Weise verstarb. Er war es, der melodische Ideen in das zunächst recht stumpfe Thrash-Geholze einfließen ließ. Dank eines Musikstudiums konnte er auf ein breites Wissen im Bezug auf Harmonien und Tonleitern zurückgreifen und arbeitete bspw. die wunderschöne Bridge in „Master of puppets“ ein. In „Orion“ zeigte er sein melodische Gespür erneut. Von einem kurzen Bass-Intro eingeleitet entfaltet sich ein ungewöhnlich melodisches Riff, welches von verspielten Gitarrensoli umzirkelt wird und in der Bridge schon beinahe an klassische Melodieläufe erinnert. Was man auf dem Vorgängeralbum „Ride the lightening“ mit dem Instrumentalsong „The Call of Ktulu“ anfing, perfektioniert man hier regelrecht und setzt auf dem Nachfolgealbum mit dem Cliff Burton gewidmeten „To Live is to die“ noch einen drauf.
Nach „Orion“ begleiten langsam lauter werdende harmonische Bass-Spielereien den Zuhörer und lassen ihn weiter in den melodischen Sphären des Ausnahme-Bassisten schweben bis die Harmonie plötzlich von einem düster grollenden Ton unterbrochen wird, welcher sich aggressiv zwischen die angenehme Melodie drängt und im nächsten Moment von brutal sägenden E-Gitarren unterstützt wird, die sich rasch zum brutalsten Gitarren-Inferno des ganzen Albums steigern, welches von Anfang bis Ende sein Tempo beibehält. Die Gesangslinie wirkt hier nicht wirklich kreativ, soll sie aber auch gar nicht, schließlich ist „Damage Inc.“ im Prinzip reine Technik-Poserei. Wer seine rechte Hand in dem Tempo schütteln kann, hat mehr Pornos als freeman und Mysterybob zusammen gesehen. Versierte Gitarristen haben hier ebenso Spaß wie die richtig true’ Metalfraktion, alle anderen werden sich mit dem vehementen Thrash-Orkan, der die Eigenschaften seines Genres auf die Spitze treibt, nicht wirklich identifizieren können.
Das gesamte Album bietet hingegen einen grandiosen Mix aus technisch anspruchsvollstem Thrash Metal und eingängigen Melodien. „Master of puppets“ ist das mit Abstand abwechslungsreichste Album Metallicas und hat zu Recht absoluten Klassiker-Status in der schwermetallenen Welt. In der „normalen“ Musikwelt hingegen überfordert die verhältnismäßig aggressive Musik, obwohl klar strukturiert und mit Gesang, den MTV-Hörer, welchem man lieber die weitaus zahmere Seite der Band ab Anfang der 90er zeigt, welche auf Anhieb eingängig und trotzdem noch angenehm rockig ist. Wer sich auf die im Maschinengewehr-Takt ratternden Gitarrenwände einlässt, erfährt eine ganze „neue alte“ Seite von „Metallica“, durchdachter, komplexer, vertrackter als alles, was es auf dem „Black Album“ und seinen noch wesentlich ruhigeren (aber nicht unbedingt schlechteren) Nachfolgern befindet. Ein zunächst schwer nahbarer Geheimtipp, der in der von MTV regierten Musikwelt wohl immer einer bleiben wird...aber schaut man sich die Jugend von heute an, fragt man sich, ob das nicht vielleicht sogar gut so ist…
Technische Daten
Label: Vertigo (Universal)
Laufzeit: ca. 54 Min.
Anzahl der Tracks: 8
Booklet: normal (4 seitig)
Verpackung: Jewel Case
Tracklist
1. Battery (5:10)
2. Master Of Puppets (8:38)
3. The Thing That Should Not Be (6:32)
4. Welcome Home (Sanitarium) (6:28)
5. Disposable Heroes (8:14)
6. Leper Messiah (5:38)
7. Orion (8:12)
8. Damage, Inc. (5:08)
Metallica ist wohl nicht zu Unrecht eine, wenn nicht die bekannteste Metal-Band aller Zeiten. Seit sie zu Beginn der 90er mit ihrem legendären Black Album den kommerziellen Durchbruch hatten, kennt beinahe jeder zumindest bruchstückhaft die Musik der US-Rocker. Der Großteil der musikalisch halbwegs gebildeten Menschen kann Titel wie „Enter Sandman“ oder „The Unforgiven“ nennen, nicht zu vergessen die fast totgespielte Ballade „Nothing Else Matters“, mit der wohl sogar die Zahnspangenfraktion was anfangen kann, seit der selbsternannte „Deutschland sucht den Superstar“-Rocker Tobias Regner selbige zur Prime Time auf RTL zugegebenermaßen sehr ordentlich zum Besten gab.
Doch was war vor dem schwarzen Album? Warum hört man nie Metallica-Songs aus den 80ern im Radio, in der Kneipe oder auf dem Kirmes-Gig der Cover-Provinz-Band?
Wir wollen mit dieser Review mitten in die Schaffensperiode der Band vor diversen MTV-Auftritten gehen und uns das Album anschauen, was die Leser der Zeitschrift „Metal Hammer“ zum besten Metal-Album aller Zeiten kürten.
Der Name: „Master of puppets“, das Enstehungsjahr: 1986 (Das Album & Ich haben was gemeinsam ;-))…und ob die Musik damals wirklich so unbedeutend war, dass sie beinahe immer, wenn das Thema „Metallica“ in den Medien ist, übersprungen wird soll hiermit geklärt werden…
Mit „Battery“ wird „Master of puppets“ in spanisch angehauchten cleanen Gitarrenklängen eingeläutet. Das was dem Hörer bevorsteht ahnt man noch zu keiner Sekunde.
Technisch einwandfrei werden hier Flamenco-Einflüsse verarbeitet, zunächst clean, dann verzerrt, was der eingängigen Melodie mehr Druck verleiht, aber wenig von der Harmonie nimmt. Schließlich erfolgt eine Überleitung, die brutal aus diesem träumerischen, spanischen Gitarrenzusammenspiel reißt und sehr schnell in einem Riffing mündet, dass, obwohl zunächst nur von der Rythmusgitarre gespielt eine Energie entwickelt, dass es den Hörer nach der ruhigen Einleitung schlicht aus den Socken haut. Die Klasse dieses umwerfenden Stilbruchs kann der Song dann nicht ganz halten, wird das Main Riff beinahe das ganze Lied über beibehalten und nur durch kleinere Soli von Kirk Hammett aufgelockert. Spielerisch bewegt sich das Stück auf technisch höchstem Niveau. Wer denkt „St. Anger“ oder „Frantic“ wären schnell, der sollte sich einmal dem „Battery“-Riff widmen.
Das Tempo wird aufrecht erhalten, springt die CD doch direkt nach dem thrashigen Anfang zu „Master of puppets“, dem titelgebenden Song, welcher auf keinem Live-Konzert der Jungs fehlt und oft zu dem besten gezählt wird, was die Band je hervorgebracht hat. Auch hier wird man mit einem 1 ½ minütigen Intro in die metallene Hymne eingeführt, allerdings weit unsanfter als im vorherigen Song. Das aberwitzig schnelle Riff, welches dem Intro zugrunde liegt basiert auf einer Spielerei, die James & Kirk schon seit ihrem ersten Zusammentreffen immer wieder spielten und nun endlich in einem Lied verarbeiteten. „Master of puppets“ beherbergt gleich mehrere Weltklasse-Riffs, die in ihrer Struktur zwar recht simpel gestrickt sind, aber durch Geschwindigkeit und die unglaublich präzise ratternde rechte Hand Hetfields einen Dynamikschub entwickeln, der den Hörer regelrecht mitreißt. Im Mittelteil entfaltet sich schließlich ein wunderschön melodischer Akustikteil, welcher fließend in ein prägnantes Zwischensolo übergeht. Vergessen ist der schiebende Gitarrenorkan, man fühlt sich wie im windstillen Auge. Die verspielten Soli schweben regelrecht im Raum und vermitteln das Gefühl im Rauschzustand zu sein. Der Stress der Außenwelt scheint vergessen, alles bewegt sich langsam, bis das Orkanauge schließlich aufbricht und dem Hörer wieder Gitarrengewitterwände unsanft ins Gesicht peitschen und mit einem Affenzahn ins Hauptsolo gehen, welches nicht zu komplex gestrickt ist, sondern eher durch Geschwindigkeit überzeugt. Mit dem nächsten unverbrauchten Top-Riff führt man den titelgebenden Track schließlich wieder in die letzte Strophe und den letzten Refrain um einen der wohl besten Metal-Songs aller Zeiten mit einem dämonischen Lachen enden zu lassen.
„The Thing that not should be“ ist musikalisch betrachtet schon fast Heavy Metal. Aus zwei bedrohlichen Akustik-Akkorden formt man eine langsam vor sich hinstampfende Donnerwand, die sich mit äußerst eigenwilliger Stimmung durchs ganze Lied schiebt, immer wieder unterbrochen von den clean gespielten Akkorden. James Hetfield bettet seine Stimme perfekt in den ruhigen Stampfer ein, in dem er zwischen den ruhigen, beinahe ein wenig quietschenden Gesangsparts im Refrain brutal ausbricht.
Obwohl das ähnlich strukturierte „Fade to Black“ vom Vorgängeralbum regelrechte Proteststürme in der Hardcore-Metal-Fraktion auslöste, packten Metallica auch auf das 1986er-Werk wieder eine Halbballade. „Welcome Home (Sanitarium)“ punktet mit einem grandiosen Akustik-Lauf, über den langsame Soli-Läufe gespielt werden. In der Bridge mutiert auch dieser Song zu einem donnernden Gitarreninferno, welches aber noch mal vom letzten Drittel der Halbballade „One“ des nächsten Albums getoppt werden wird.
Um wieder zu alten Geschwindigkeiten zurückzufinden packte man als nächstes „Disposable Heroes“ auf den Longplayer und schuf damit einen beinahe charakteristischen Thrash-Song.
Thrash Metal zeichnet sich vor allem durch schnelles und präzises Riffing aus, welches meist daraus besteht die E-Saite der Gitarre in wahnwitzigem Tempo anzuschlagen und durch eingestreute Akkorde eine halbwegs einprägsame Melodie zu kreieren. Die technisch äußerst anspruchsvolle Richtung wurde u.a. von Metallica mit ihrem Erstling „Kill em all“ (1982) ins Leben gerufen. Das Schema wurde immer weiter verbessert, bis man auf „Master of puppets“ und auch dem Nachfolge-Album „And justice for all“ auf diesem Gebiet im Prinzip die Perfektion erreicht hatte. „Disposable Heroes“ könnte man in der Theorie als eine von mehreren Thrash-Referenzen nennen. Er startet mit einem donnernden Intro und geht dann in ein klar strukturiertes Riff über, welches immer wieder von sehr schnellen Zwischenparts unterbrochen wird. Was die Komposition angeht, stellt es sicher keinen Geniestreich da, ist aber dennoch ein kleines Genre-Highlight, wenn auch ein recht unbekanntes.
„Leper Messiah“ ist wieder „heavy“. Die Geschwindigkeit wirkt gedrosselt, es entstehen immer wieder kurze Breaks, so dass sich ein immer wieder gern gehörter Stampfer entwickelt, welcher aber klar von „Nachfolgern“ wie „Harvester of sorrow“ oder dem größten Teil des stark heavy angehauchten schwarzen Albums in die Tasche gesteckt wird.
Der folgende durchgehend instrumentale Song „Orion“ ist das Vermächtnis vom Bassisten Cliff Burton, welcher bei einem Tourbusunfall auf der „Master of puppets“-Tour auf tragische Weise verstarb. Er war es, der melodische Ideen in das zunächst recht stumpfe Thrash-Geholze einfließen ließ. Dank eines Musikstudiums konnte er auf ein breites Wissen im Bezug auf Harmonien und Tonleitern zurückgreifen und arbeitete bspw. die wunderschöne Bridge in „Master of puppets“ ein. In „Orion“ zeigte er sein melodische Gespür erneut. Von einem kurzen Bass-Intro eingeleitet entfaltet sich ein ungewöhnlich melodisches Riff, welches von verspielten Gitarrensoli umzirkelt wird und in der Bridge schon beinahe an klassische Melodieläufe erinnert. Was man auf dem Vorgängeralbum „Ride the lightening“ mit dem Instrumentalsong „The Call of Ktulu“ anfing, perfektioniert man hier regelrecht und setzt auf dem Nachfolgealbum mit dem Cliff Burton gewidmeten „To Live is to die“ noch einen drauf.
Nach „Orion“ begleiten langsam lauter werdende harmonische Bass-Spielereien den Zuhörer und lassen ihn weiter in den melodischen Sphären des Ausnahme-Bassisten schweben bis die Harmonie plötzlich von einem düster grollenden Ton unterbrochen wird, welcher sich aggressiv zwischen die angenehme Melodie drängt und im nächsten Moment von brutal sägenden E-Gitarren unterstützt wird, die sich rasch zum brutalsten Gitarren-Inferno des ganzen Albums steigern, welches von Anfang bis Ende sein Tempo beibehält. Die Gesangslinie wirkt hier nicht wirklich kreativ, soll sie aber auch gar nicht, schließlich ist „Damage Inc.“ im Prinzip reine Technik-Poserei. Wer seine rechte Hand in dem Tempo schütteln kann, hat mehr Pornos als freeman und Mysterybob zusammen gesehen. Versierte Gitarristen haben hier ebenso Spaß wie die richtig true’ Metalfraktion, alle anderen werden sich mit dem vehementen Thrash-Orkan, der die Eigenschaften seines Genres auf die Spitze treibt, nicht wirklich identifizieren können.
Das gesamte Album bietet hingegen einen grandiosen Mix aus technisch anspruchsvollstem Thrash Metal und eingängigen Melodien. „Master of puppets“ ist das mit Abstand abwechslungsreichste Album Metallicas und hat zu Recht absoluten Klassiker-Status in der schwermetallenen Welt. In der „normalen“ Musikwelt hingegen überfordert die verhältnismäßig aggressive Musik, obwohl klar strukturiert und mit Gesang, den MTV-Hörer, welchem man lieber die weitaus zahmere Seite der Band ab Anfang der 90er zeigt, welche auf Anhieb eingängig und trotzdem noch angenehm rockig ist. Wer sich auf die im Maschinengewehr-Takt ratternden Gitarrenwände einlässt, erfährt eine ganze „neue alte“ Seite von „Metallica“, durchdachter, komplexer, vertrackter als alles, was es auf dem „Black Album“ und seinen noch wesentlich ruhigeren (aber nicht unbedingt schlechteren) Nachfolgern befindet. Ein zunächst schwer nahbarer Geheimtipp, der in der von MTV regierten Musikwelt wohl immer einer bleiben wird...aber schaut man sich die Jugend von heute an, fragt man sich, ob das nicht vielleicht sogar gut so ist…