![Bild](http://ec1.images-amazon.com/images/I/410ER2MPT2L._AA240_.jpg)
Technische Daten:
Label: Peaceville
Tracks: 7
Laufzeit: 62:31
Extras: keine
Verpackung: Erstauflage Jewel Case/Neuauflage Digipack
Trackliste:
1. The Moor
2. Godhead's Lament
3. Benighted
4. Moonlapse Vertigo
5. Face Of Melinda
6. Serenity Painted Death
7. White Cluster
Kritik:
Eine Theorie über die Bedeutung des Wortes „Opeth“ besagt, dass es ein Kunstwort aus den Wörtern „Oper“ und „Death ist“. Ob diese Interpretation nun stimmt oder nicht, sie beschreibt das Schaffen der Band, um Mastermind Mikael Akerfeldt, wohl am besten. Schon auf ihrem Erstling „Orchid“,der 1994 veröffentlicht wurde, verbanden Opeth brachiale Härte und Doublebass Attacken mit ruhigen, melodischen, jazzig angehauchten und fast schon zerbrechlich wirkenden Parts und verschmolzen diese zu zehn minütigen Opern fern von jeder musikalischen Norm. Diesem Grundprinzip folgen sie bis heute und trotzdem klingt kein Album wie das andere und die Reise in die Klangwelten beginnt immer wieder aufs Neue.
„Still Life“ wurde 1999 veröffentlicht und war somit das vierte offizielle Album der Band. Schaut man auf die bisherige Diskographie, so ist das Album vielleicht die eingängiste und am leichtesten zugängigste Scheibe, wenn man von der „Damnation“ mal absieht. Dies liegt vor allem an der ruhigen Grundausrichtung, da man den Schwerpunkt deutlich auf die ruhigen und melancholischen Parts gelegt hat. Mit „Benighted“ und „Face of Melinda“ sind sogar zwei komplett clean gesungene Songs auf dem Album, wobei, der zweite Genannte, der vielleicht beste und schönste ruhige Song ist, den Opeth in ihrer gesamten bisherigen Karriere geschrieben haben. Der Hauptgrund für diese Entwicklung ist wohl, dass sich vor allem Mikael Akerfeldts Gesangstimme über die Jahre hinweg deutlich weiter entwickelt hat. Seinen Growls kann eh seit jeher, kaum jemand das Wasser reichen. Auch im Songwriting hat sich bei Opeth auf der „Still Life“ etwas getan, vor allem die Übergänge, von harten zu ruhigen Passagen, wirken viel stimmiger und kompakter, so dass man trotz der Komplexität niemals den roten Faden verliert und immer von der Musik gefangen gehalten bleibt.
Wie der Vorgänger „My Arms, Your Hearse“ basiert auch „Still Life“ auf einem thematischen Gesamtkonzept. Erzählt wird die Geschichte eines Mannes, der im Laufe der Zeit sein christlichen Glauben zu hinterfragen beginnt und ihn immer weiter verliert, infolgedessen wird er aus seinem Heimatdorf verjagt. Als er 15 Jahre später zurück kehrt, trifft er zufällig seine frühere Geliebte Melinda und bittet diese mit ihm zu kommen. Melinda liebt ihn zwar noch, kann aber Aufgrund eines geschworenen Eides nicht ihm kommen. Wenig später wird Melinda erwürgt aufgefunden, wobei offen bleibt wer sie getötet hat. Der Mann jedoch kann den Anblick, seiner toten Liebe, nicht ertragen und richtet ein Blutbad im Dorf an. Als Strafe für seine Taten wird er letzten Endes gehängt.
Was auf den ersten Blick sehr banal erscheint, wird in einer unglaublichen lyrischen Tiefe erzählt, die vieles offen lässt und Platz für verschiedene Interpretationsmöglichkeiten lässt. Spätestens wenn Mikael Akerfeldt, dann in „Face of Melinda“ singt: „I took her by the hand to say all faith forever has been washed away“ , hat einen die Geschichte eh gefangen genommen. Somit lohnt sich ein genauerer Blick auf die Texte wirklich, da man so noch tiefer in das Gesamtkunstwerk „Still Life“ eintauchen kann.
Fazit:
Eine Scheibe wie „Still Life“ kann man eigentlich nicht objektiv Bewerten, dafür ist die Musik zu nahe an der Perfektionsgrenze. Das einzige was zählt ist, ob der Hörer Zugang zu dem großen Gesamtkunstwerk findet oder nicht, dass setzt natürlich auch einen gewissen Willen voraus, sich auch mit der Musik zu beschäftigen. Wer Opeth noch nicht kennt, dem sei dieses Album ans Herz gelegt, denn einen leichteren Einstieg in ihre Klangwelten wird man wohl nicht bekommen, auch wenn es auf den ersten Blick nicht so scheint. Von mir selber gibt es einen halben Punkt Abzug, aber nur weil ich persönlich finde, dass sie sich mit der „Ghost Reveries“ nochmal selber überboten haben.
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