[CD] Devin Townsend - Ziltoid the Omniscient
Verfasst: 24.05.2007, 01:17
Devin Townsend presents:
Ziltoid the Omniscient (Special Edition)
Technische Daten
Vertrieb: InsideOut / SPV
Laufzeit: 53:52 Min.
Anzahl der Tracks: 11
Extras: Bonus-CD mit
Booklet: 20 Seiten
Verpackung: Digipak
Tracklist
01. ZTO
02. By Your Command
03. Ziltoidia Attaxx!!!
04. Solar Winds
05. Hyperdrive
06. N9
07. Planet Smasher
08. Omnidimensional Creator
09. Color Your World
10. The Greys
11. Tall Latte
Kritik
Er ist ja so niedlich. Sein Name ist Ziltoid. Aber Obacht... Ziltoid ist...
THE OMNISCIENT!!!
Quer reiste er durch das Omniverse, um Treibstoff für sein überlegenes Raumschiff zu finden, als er auf eine unwürdige grünblaue Kugel aufmerksam wurde:
EARTH!!!
Und auf diesem primitiven Planeten, der bevölkert war mit lächerlichen Humanoiden, fand er zu seiner großen Freude Unmengen von dem Treibstoff, den er benötigte. Also ging er hernieder und befahl den Humanoiden, man möge Ziltoid the Omniscient eine Tasse von dem kostbaren Gebräu zubereiten... eine Tasse von
COFFEE!!!
Seht euch vor, Erdlinge, denn das kranke Hirn des Devin Townsend, das sich eigentlich nach dem letzten Strapping Young Lad-Release “The New Black” zur Ruhe setzen wollte, erbrach wieder literweise kongenialen Schwachsinn. Wer hätte gedacht, dass es jetzt schon wieder “The New Black” geben würde... tiefschwarzen Kaffee, der MacGuffin des omniversell schrägen neuen Konzeptalbums von dem, der sich da nennt Devin Townsend, manchmal auch Devin Townsend Band oder Ocean Machine, diesmal einfach “Devin Townsend presents”.
Und tatsächlich, “Ziltoid the Omniscient” ist zunächst einmal Präsentation. Es ist die Präsentation des lebendig gewordenen Blödsinns, etwas, das weit über die “gewöhnliche” Verquickung von Orchester-Gigantomanie und Progressive Metal hinausgeht, den Hevy Devy “normalerweise” immer zelebriert hat. Das hier ist definitiv sein stupidestes Soloalbum, musikalisch vielleicht auch nicht unbedingt sein stärkstes; der arme Mann musste ja auch alle Instrumente selbst einspielen und nebenbei auch noch mit sich selbst reden. Und ein Drumcomputer (gerade in “Ziltoida Attaxx!!!” hin und wieder durch sein übermenschliches Tempo sehr auffällig) ist ja auch nicht gerade das, was man von einem rundum hochwertigen Album erwartet.
Aber wurscht: Hier wird Hörspiel, Hommage an die B-Movies der 50er Jahre, die Muppet Show und die amerikanische Fast Food-Kultur mit dem musikalischen Genie eines Metal-Querdenkers vermengt und das Ergebnis ist in allererster Linie ein Mordsspaß.
Musikalisch bekommt man einen Querschnitt aus der hymnischen Eingängigkeit des “Ocean Machine”-Release mit der unorthodoxen Komposition des “Terria”-Albums geboten. Der Sound ist zwar irgendwo typisch Townsend, andererseits aber wie üblich total unberechenbar - der Kerl muss doch Tag und Nacht Migräne haben, wenn er in der letzten Dekade weit mehr Alben als Jahre hinter sich gelassen hat, und jedes von ihnen mit einer derartigen Eigendynamik, dass man sich schon wundern muss.
Der von Devy eigens fürs Cover und ein paar Kurzfilme modellierte Ziltoid ist nun das Ergebnis eines Substrates aus purer Ironie, die sich aus den Vorgängeralben hatte ziehen lassen. Das ganze Konzept ist B-Music pur: Eine Dramaturgie wie in “Independence Day”, ABER mit einem schrägen Mindfuck am Ende der Geschichte; schwachsinnige Songtexte, die zu großen Teilen gesprochen werden, wobei Townsend den Erzähler macht, mit leicht verdunkelter Stimme aber auch dem Omniszienten eine Stimme verleiht, die vor Albernheit zu bersten droht - speziell in so illustren Dialogzeilen wie der, nachdem die Menschen dem großen Ziltoid eine Tasse Kaffee gereicht hatten und Ihre Majestät damit keineswegs zufrieden war: “You have not convinced mighty Ziltoid... I am so omniscient... if there were to be two Omnisciences, I would be both!”
Schon die Songtitel lassen eine simple Struktur erahnen und fassen den Inhalt teilweise bemerkenswert gut zusammen (“Ziltoidia Attaxx!!!”, “Planet Smasher”, “Color your World”). Der Sound dient als lautmalerische Unterstützung der Geschichte und so nimmt jeder einzelne Song ein ihrem Inhalt entsprechendes Gesicht an, beginnend bei der spannungsvollen, unbehaglichen Atmosphäre in “By your Command”. Somit ordnet sich die Musik eindeutig der selten dämlichen Story unter, doch wer dabei eine Einbuße an Kreativität vermutet, der liegt falsch. “Ziltoid the Omniscient” ist nicht weniger kreativ als “Synchestra”, und das ist schon eine ganze Menge. Und dass sich der “Mad Scientist des Metal” mit all seiner Genialität dem sträflich platten Gehäuse eines naiven Alien-Invasions-Plots unterordnen muss, gehört mit zum Konzept und ist das eigentlich Abgefahrene an diesem Release.
Überhaupt ist dies der etwas verspätete Soundtrack zu Tim Burtons “Mars Attacks!” - unterlegt mit Ziltoids Suche nach Kaffee wäre Burtons Huldigung des 50er-Jahre-Invasionskinos gleich nochmal doppelt so gut gewesen. Die Art des Humors erinnert indes sehr an Matt Groenings Kultserie “Futurama” und hier insbesondere an die stinkwütenden Aliens vom Planeten Omicron Persei 8, die gleich zweimal die Erde zu zerstören drohten: Einmal, als ihre Kinder als “Popplers” von den Erdlingen verspeist wurden, und einmal, als “The Single Female Lawyer” abgesetzt wurde. Ziltoid ist also nicht ganz so omniscient wie er dachte. Könnte man da etwa eine klitzekleine kreative Anleihe vermuten?
Selbstverständlich täte das dem Spaß keinen Abbruch. “Ziltoid the Omniscient” ist in jedem Fall ganz großes akustisches Kino. Dick aufgeblasen, bunt, wild und naiv, als hätten E.T. und seine Kumpels die Erdengören damals nur verarscht. Wer möchte, kann unter der B-Movie-Fassade gar Kritik an dem “Fast Life” der Amerikaner erkennen, die es schließlich nicht einmal fertig bringen, einen richtigen Kaffee zu brauen - in Fachkreisen nennt man ihn dort nicht umsonst “lauwarmes Pissgesöff”.
In diesem Sinne:
I Have Come Far From Across The Omniverse. You... Shall Fetch Me... Your Universe’s Ultimate Cup Of Coffee... Black.
You Have Five Earth Minutes...
MAKE IT PERFECT!
Extras
Es gibt eine Bonus-Disc, die zwei Bonustracks enthält ("Don't Know Why", "Travelling Salesman") sowie ein Interview mit Ziltoid; weiterhin fünf kurze Episoden mit der Puppenfigur ("Ziltoid Webisode Skits"), die man sich auch im Internet ansehen kann, sowie ein 10-minütiges "Guitar Instructional", in dem Devin das Zustandekommen der CD erklärt.
Artdesign
Richtig schon klassisch, mit einem nahtlosen Übergang von Rot zu Purpur, einem Comic-Icon in der oberen rechten Ecke, einem typischen "Ziltoid"-Schriftzug wie in all den 50s-Movies und mittendrin die hässliche, Glubschäugige Ziltoid-Figur mit erhobenem Zeigefinger und einer Tasse Kaffee. Wenn das nicht rockt, weiß ich auch nicht.
Fazit
Sollte sich Devin Townsend jetzt tatsächlich zur Ruhe setzen, wird man ihn und seine Durchgeknalltheit nach diesem Album umso mehr vermissen. Nicht unbedingt sein bestes oder gar wichtigstes Werk, aber ungemein unterhaltsam.
Testequipment
AIWA NSX-SZ315
Weitere Bilder
Ziltoid the Omniscient (Special Edition)
Technische Daten
Vertrieb: InsideOut / SPV
Laufzeit: 53:52 Min.
Anzahl der Tracks: 11
Extras: Bonus-CD mit
Booklet: 20 Seiten
Verpackung: Digipak
Tracklist
01. ZTO
02. By Your Command
03. Ziltoidia Attaxx!!!
04. Solar Winds
05. Hyperdrive
06. N9
07. Planet Smasher
08. Omnidimensional Creator
09. Color Your World
10. The Greys
11. Tall Latte
Kritik
Er ist ja so niedlich. Sein Name ist Ziltoid. Aber Obacht... Ziltoid ist...
THE OMNISCIENT!!!
Quer reiste er durch das Omniverse, um Treibstoff für sein überlegenes Raumschiff zu finden, als er auf eine unwürdige grünblaue Kugel aufmerksam wurde:
EARTH!!!
Und auf diesem primitiven Planeten, der bevölkert war mit lächerlichen Humanoiden, fand er zu seiner großen Freude Unmengen von dem Treibstoff, den er benötigte. Also ging er hernieder und befahl den Humanoiden, man möge Ziltoid the Omniscient eine Tasse von dem kostbaren Gebräu zubereiten... eine Tasse von
COFFEE!!!
Seht euch vor, Erdlinge, denn das kranke Hirn des Devin Townsend, das sich eigentlich nach dem letzten Strapping Young Lad-Release “The New Black” zur Ruhe setzen wollte, erbrach wieder literweise kongenialen Schwachsinn. Wer hätte gedacht, dass es jetzt schon wieder “The New Black” geben würde... tiefschwarzen Kaffee, der MacGuffin des omniversell schrägen neuen Konzeptalbums von dem, der sich da nennt Devin Townsend, manchmal auch Devin Townsend Band oder Ocean Machine, diesmal einfach “Devin Townsend presents”.
Und tatsächlich, “Ziltoid the Omniscient” ist zunächst einmal Präsentation. Es ist die Präsentation des lebendig gewordenen Blödsinns, etwas, das weit über die “gewöhnliche” Verquickung von Orchester-Gigantomanie und Progressive Metal hinausgeht, den Hevy Devy “normalerweise” immer zelebriert hat. Das hier ist definitiv sein stupidestes Soloalbum, musikalisch vielleicht auch nicht unbedingt sein stärkstes; der arme Mann musste ja auch alle Instrumente selbst einspielen und nebenbei auch noch mit sich selbst reden. Und ein Drumcomputer (gerade in “Ziltoida Attaxx!!!” hin und wieder durch sein übermenschliches Tempo sehr auffällig) ist ja auch nicht gerade das, was man von einem rundum hochwertigen Album erwartet.
Aber wurscht: Hier wird Hörspiel, Hommage an die B-Movies der 50er Jahre, die Muppet Show und die amerikanische Fast Food-Kultur mit dem musikalischen Genie eines Metal-Querdenkers vermengt und das Ergebnis ist in allererster Linie ein Mordsspaß.
Musikalisch bekommt man einen Querschnitt aus der hymnischen Eingängigkeit des “Ocean Machine”-Release mit der unorthodoxen Komposition des “Terria”-Albums geboten. Der Sound ist zwar irgendwo typisch Townsend, andererseits aber wie üblich total unberechenbar - der Kerl muss doch Tag und Nacht Migräne haben, wenn er in der letzten Dekade weit mehr Alben als Jahre hinter sich gelassen hat, und jedes von ihnen mit einer derartigen Eigendynamik, dass man sich schon wundern muss.
Der von Devy eigens fürs Cover und ein paar Kurzfilme modellierte Ziltoid ist nun das Ergebnis eines Substrates aus purer Ironie, die sich aus den Vorgängeralben hatte ziehen lassen. Das ganze Konzept ist B-Music pur: Eine Dramaturgie wie in “Independence Day”, ABER mit einem schrägen Mindfuck am Ende der Geschichte; schwachsinnige Songtexte, die zu großen Teilen gesprochen werden, wobei Townsend den Erzähler macht, mit leicht verdunkelter Stimme aber auch dem Omniszienten eine Stimme verleiht, die vor Albernheit zu bersten droht - speziell in so illustren Dialogzeilen wie der, nachdem die Menschen dem großen Ziltoid eine Tasse Kaffee gereicht hatten und Ihre Majestät damit keineswegs zufrieden war: “You have not convinced mighty Ziltoid... I am so omniscient... if there were to be two Omnisciences, I would be both!”
Schon die Songtitel lassen eine simple Struktur erahnen und fassen den Inhalt teilweise bemerkenswert gut zusammen (“Ziltoidia Attaxx!!!”, “Planet Smasher”, “Color your World”). Der Sound dient als lautmalerische Unterstützung der Geschichte und so nimmt jeder einzelne Song ein ihrem Inhalt entsprechendes Gesicht an, beginnend bei der spannungsvollen, unbehaglichen Atmosphäre in “By your Command”. Somit ordnet sich die Musik eindeutig der selten dämlichen Story unter, doch wer dabei eine Einbuße an Kreativität vermutet, der liegt falsch. “Ziltoid the Omniscient” ist nicht weniger kreativ als “Synchestra”, und das ist schon eine ganze Menge. Und dass sich der “Mad Scientist des Metal” mit all seiner Genialität dem sträflich platten Gehäuse eines naiven Alien-Invasions-Plots unterordnen muss, gehört mit zum Konzept und ist das eigentlich Abgefahrene an diesem Release.
Überhaupt ist dies der etwas verspätete Soundtrack zu Tim Burtons “Mars Attacks!” - unterlegt mit Ziltoids Suche nach Kaffee wäre Burtons Huldigung des 50er-Jahre-Invasionskinos gleich nochmal doppelt so gut gewesen. Die Art des Humors erinnert indes sehr an Matt Groenings Kultserie “Futurama” und hier insbesondere an die stinkwütenden Aliens vom Planeten Omicron Persei 8, die gleich zweimal die Erde zu zerstören drohten: Einmal, als ihre Kinder als “Popplers” von den Erdlingen verspeist wurden, und einmal, als “The Single Female Lawyer” abgesetzt wurde. Ziltoid ist also nicht ganz so omniscient wie er dachte. Könnte man da etwa eine klitzekleine kreative Anleihe vermuten?
Selbstverständlich täte das dem Spaß keinen Abbruch. “Ziltoid the Omniscient” ist in jedem Fall ganz großes akustisches Kino. Dick aufgeblasen, bunt, wild und naiv, als hätten E.T. und seine Kumpels die Erdengören damals nur verarscht. Wer möchte, kann unter der B-Movie-Fassade gar Kritik an dem “Fast Life” der Amerikaner erkennen, die es schließlich nicht einmal fertig bringen, einen richtigen Kaffee zu brauen - in Fachkreisen nennt man ihn dort nicht umsonst “lauwarmes Pissgesöff”.
In diesem Sinne:
I Have Come Far From Across The Omniverse. You... Shall Fetch Me... Your Universe’s Ultimate Cup Of Coffee... Black.
You Have Five Earth Minutes...
MAKE IT PERFECT!
Extras
Es gibt eine Bonus-Disc, die zwei Bonustracks enthält ("Don't Know Why", "Travelling Salesman") sowie ein Interview mit Ziltoid; weiterhin fünf kurze Episoden mit der Puppenfigur ("Ziltoid Webisode Skits"), die man sich auch im Internet ansehen kann, sowie ein 10-minütiges "Guitar Instructional", in dem Devin das Zustandekommen der CD erklärt.
Artdesign
Richtig schon klassisch, mit einem nahtlosen Übergang von Rot zu Purpur, einem Comic-Icon in der oberen rechten Ecke, einem typischen "Ziltoid"-Schriftzug wie in all den 50s-Movies und mittendrin die hässliche, Glubschäugige Ziltoid-Figur mit erhobenem Zeigefinger und einer Tasse Kaffee. Wenn das nicht rockt, weiß ich auch nicht.
Fazit
Sollte sich Devin Townsend jetzt tatsächlich zur Ruhe setzen, wird man ihn und seine Durchgeknalltheit nach diesem Album umso mehr vermissen. Nicht unbedingt sein bestes oder gar wichtigstes Werk, aber ungemein unterhaltsam.
Testequipment
AIWA NSX-SZ315
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