[CD] 3 - Wake Pig
Verfasst: 27.05.2008, 17:31
3
Wake Pig
Technische Daten
Vertrieb: Metalblade Records
Laufzeit: 57:24 Min.
Anzahl der Tracks: 13
Extras: 2 Bonustracks
Booklet: 12 Seiten
Verpackung: Jewel Case
Besetzung:
• Joey Eppard (Gesang, Gitarre)
• Billy Riker (Gitarre)
• Joe Cuchelo (Bass)
• Daniel Grimsland (Bass)
• Joe Stote (Percussion, Keyboard)
• Chris "Gartdrumm" Gartmann (Schlagzeug)
Tracklist
1. Alien Angel - 3:45
2. Monster - 2:37
3. Dregs - 3:23
4. Wake Pig - 3:14
5. Bramfatura - 1:40
6. Trust - 4:09
7. Dogs Of War - 4:17
8. Soul To Sell - 2:34
9. One Way Town - 5:13
10. Queen - 3:33
11. Circus Without Clowns - 4:18
12. Where's Max - 2:17
13. Amaze Disgrace - 16:24
Kritik
Wach auf, kleines Schweinchen. Die Musikwelt ruft dich!
“Wake Pig” trifft es im Nachhinein ganz gut. Obgleich schon ihr viertes Album, haben “3", die kleinen Cousins der ebenso berüchtigten wie umstrittenen Coheed & Cambria (Sänger Joey ist der Bruder von C&C-Drumstickchaot Josh Eppard), erst mit dem Re-Release durch Metalblade Records den Weg in den Genre-Mainstream gefunden. Es kommt mitunter rüber wie das Debüt, auch musikalisch: experimentell, vor lauter Ideen übersprudelnd, aber mal ehrlich: für ein Debüt ist “Wake Pig” zu gekonnt.
Wie, wa, wo... was, Metalblade Records? Jawoll. Sämtliche Rezis zum Album tun ganz überrascht über diese merkwürdige Kollaboration und ich stimme feucht-fröhlich ein in den Chor. Zur üblichen Klientel von Metalblade gehört die Musik von 3 nämlich nicht. Allerdings hat das Label damit mal wieder bewiesen, was für eine feine Nase es hat und diesmal auch, dass es über den Tellerrand schauen kann.
Denn 3 musizieren Anarchie. Die Verwandtschaft zu Coheed & Cambria ist unverkennbar. Aber ruhig Blut: zwar klingt auch Joey Eppards Stimme ein wenig androgyn, ist aber bei weitem verträglicher als Claudio Sanchez’ schrilles Organ.
In etwa lässt sich das auch auf die Kompositionen übertragen. Die von außen so unscheinbare Platte ist chaotisch, wild und kreativ, ohne es zu übertreiben. Sie ist einerseits überkomplex und doch trägt sie Ohrwurmgefahr Deluxe in ihren Genen.
Ohnehin, man wird über die ersten sieben Songs hinweg nicht mehr losgelassen, weil das Eine postwendend ins Andere führt und was da geschieht, bannt zu sehr, um auch nur im Traum ans Skippen zu denken. Man könnte ja was verpassen!
“Alien Angel” gibt mit dick Eiern in der Hose die Richtung vor und prügelt ein prägnantes Riff durchs Areal, das immer mal von kleinen Spielereien im Detail verziert wird. Eppards Organ variiert sich durch alle Tonlagen - man meint ihn beinahe im Konkurrenzkampf mit Soulröhre Christina Aguilera zu wissen - ohne dabei aber gestanzt zu klingen. Das Ergebnis? Ein Gassenhauer mit so vielen Puzzleteilen, dass sogar der Proggie seine wahre Freude dran hat.
“Monster” walzt wie eine Dampflok durchs Gemüse und dann kommt “Dregs”. Ein Song, den man auf sich wirken lassen muss, denn wenn man sich nicht ganz fest ranklammert, knabbert er einem die Griffel weg und man fällt in den Abgrund. Erst Akustik- dann E-Gitarre imitieren das hinterlistige Trippeln eines Insekts, das sich hinterrücks nähert, um dir die Wirbelsäule hochzukriechen. Ein Wahnsinnsgefühl.
Der Titeltrack wird ein wenig pathetisch und wartet dann mit einem coolen Refrain auf. Das Geniale ist aber, worin er mündet, nämlich in einem ausgeflippten Instrumental namens “Bramfatura”, von dem man glaubt, das trippelnde Insekt aus “Dregs” habe eine Gitarre gefunden und wolle mal eben zeigen, was in seinen 136 Beinchen steckt. So viele braucht man nämlich, um die ganzen Anschläge gebacken zu kriegen. In einem Hidden Track am Ende des Albums, einer Alternativversion vom nun folgenden “Trust”, setzt sich das Insekt an ein Schlagzeug und drischt, was das Zeug hält. Für manchen Geschmack mag das aus der Stimmung reißen, aber es passt auch irgendwo zu der stromlinienförmig rasenden Vorwärtsbewegung der Scheibe, die sich bis dahin vor allem durch das dynamische Zusammenspiel von stromloser (auch Flamenco-Töne, und das nicht zu knapp) und Strom-Gitarre sowie der charismatischen Stimme des Sängers auszeichnet.
Im dritten Viertel schwächelt “Wake Pig” ein wenig. “Soul to Sell” und “One Way Town” klingen nach verausgabten Rackern, die mal eine Pause brauchen. Die Halbballade “Circus without Clowns” ist Geschmackssache und das von Wahnsinn gesteuerte Gewieher “Where’s Max” erst recht.
Aber zum Abschied kommt ja noch “Amaze Disgrace”, die geilste Powerballade, die mir seit Jahren unter die Ohren gekommen ist. So viel Fantasie, wie hier in die melancholische Ausrichtung mit hispanisch angehauchtem Nährboden gelegt ist, gilt es erstmal zu begreifen. Dem Gesangsstil Eppards kommt die Komposition mehr als entgegen. Nach “Alien Angel” das zweite Stück, das sich mit Beharrlichkeit in den Hirnwindungen verknotet und beharrlicher auf seinem neuen Platz besteht als jede Zecke. Einfach geil. Und als wäre das noch nicht genug, bricht der Song mitten entzwei und präsentiert in der zweite Hälfte nochmals eine komplett neue Idee, die aber wunderbar mit dem ersten Teil harmoniert.
Aus derartigen Kunststücken resultierend klingt “Wake Pig” im Abgang auch wesentlich homogener als man eigentlich annehmen sollte. Ein streckenweise meisterhaftes Album voller Spielwitz und sprühend vor Kreativität bleibt zurück. Ob des einfältigen Covers und des reduzierten Bandnamens ist das vierte Album der New Yorker der lebend(ig)e Beweis dafür, dass Schönheit doch von innen kommt.
Artdesign
Einen Rezikollegen (von den babyblauen Seiten, glaube ich) erinnert die “3" auf dem Cover an ein verunglücktes Batman-Symbol. Ich sehe darin eher das hier:
Pulleralarm!
Was ja im Resultat aufs Gleiche rauskommt: Irgendwie macht es nicht gerade an. Aber gerade deswegen wird man eine ganz schöne Überraschung erleben, wenn man es wagt, die CD abzuspielen...
Das ursprüngliche Cover der Erstauflage sah übrigens folgendermaßen aus:
Extras
Mit "Circus without Clowns" und "One Way Town" sind auf dem Re-Release zwei neue Tracks enthalten.
Fazit
Wer nix gegen etwas ausgeflippte Musik hat, möglichst also zB. schon Coheed & Cambria-erprobt ist, der muss hier einfach mal reinhören.
Testequipment
AIWA NSX-SZ315
Weitere Bilder
Wake Pig
Technische Daten
Vertrieb: Metalblade Records
Laufzeit: 57:24 Min.
Anzahl der Tracks: 13
Extras: 2 Bonustracks
Booklet: 12 Seiten
Verpackung: Jewel Case
Besetzung:
• Joey Eppard (Gesang, Gitarre)
• Billy Riker (Gitarre)
• Joe Cuchelo (Bass)
• Daniel Grimsland (Bass)
• Joe Stote (Percussion, Keyboard)
• Chris "Gartdrumm" Gartmann (Schlagzeug)
Tracklist
1. Alien Angel - 3:45
2. Monster - 2:37
3. Dregs - 3:23
4. Wake Pig - 3:14
5. Bramfatura - 1:40
6. Trust - 4:09
7. Dogs Of War - 4:17
8. Soul To Sell - 2:34
9. One Way Town - 5:13
10. Queen - 3:33
11. Circus Without Clowns - 4:18
12. Where's Max - 2:17
13. Amaze Disgrace - 16:24
Kritik
Wach auf, kleines Schweinchen. Die Musikwelt ruft dich!
“Wake Pig” trifft es im Nachhinein ganz gut. Obgleich schon ihr viertes Album, haben “3", die kleinen Cousins der ebenso berüchtigten wie umstrittenen Coheed & Cambria (Sänger Joey ist der Bruder von C&C-Drumstickchaot Josh Eppard), erst mit dem Re-Release durch Metalblade Records den Weg in den Genre-Mainstream gefunden. Es kommt mitunter rüber wie das Debüt, auch musikalisch: experimentell, vor lauter Ideen übersprudelnd, aber mal ehrlich: für ein Debüt ist “Wake Pig” zu gekonnt.
Wie, wa, wo... was, Metalblade Records? Jawoll. Sämtliche Rezis zum Album tun ganz überrascht über diese merkwürdige Kollaboration und ich stimme feucht-fröhlich ein in den Chor. Zur üblichen Klientel von Metalblade gehört die Musik von 3 nämlich nicht. Allerdings hat das Label damit mal wieder bewiesen, was für eine feine Nase es hat und diesmal auch, dass es über den Tellerrand schauen kann.
Denn 3 musizieren Anarchie. Die Verwandtschaft zu Coheed & Cambria ist unverkennbar. Aber ruhig Blut: zwar klingt auch Joey Eppards Stimme ein wenig androgyn, ist aber bei weitem verträglicher als Claudio Sanchez’ schrilles Organ.
In etwa lässt sich das auch auf die Kompositionen übertragen. Die von außen so unscheinbare Platte ist chaotisch, wild und kreativ, ohne es zu übertreiben. Sie ist einerseits überkomplex und doch trägt sie Ohrwurmgefahr Deluxe in ihren Genen.
Ohnehin, man wird über die ersten sieben Songs hinweg nicht mehr losgelassen, weil das Eine postwendend ins Andere führt und was da geschieht, bannt zu sehr, um auch nur im Traum ans Skippen zu denken. Man könnte ja was verpassen!
“Alien Angel” gibt mit dick Eiern in der Hose die Richtung vor und prügelt ein prägnantes Riff durchs Areal, das immer mal von kleinen Spielereien im Detail verziert wird. Eppards Organ variiert sich durch alle Tonlagen - man meint ihn beinahe im Konkurrenzkampf mit Soulröhre Christina Aguilera zu wissen - ohne dabei aber gestanzt zu klingen. Das Ergebnis? Ein Gassenhauer mit so vielen Puzzleteilen, dass sogar der Proggie seine wahre Freude dran hat.
“Monster” walzt wie eine Dampflok durchs Gemüse und dann kommt “Dregs”. Ein Song, den man auf sich wirken lassen muss, denn wenn man sich nicht ganz fest ranklammert, knabbert er einem die Griffel weg und man fällt in den Abgrund. Erst Akustik- dann E-Gitarre imitieren das hinterlistige Trippeln eines Insekts, das sich hinterrücks nähert, um dir die Wirbelsäule hochzukriechen. Ein Wahnsinnsgefühl.
Der Titeltrack wird ein wenig pathetisch und wartet dann mit einem coolen Refrain auf. Das Geniale ist aber, worin er mündet, nämlich in einem ausgeflippten Instrumental namens “Bramfatura”, von dem man glaubt, das trippelnde Insekt aus “Dregs” habe eine Gitarre gefunden und wolle mal eben zeigen, was in seinen 136 Beinchen steckt. So viele braucht man nämlich, um die ganzen Anschläge gebacken zu kriegen. In einem Hidden Track am Ende des Albums, einer Alternativversion vom nun folgenden “Trust”, setzt sich das Insekt an ein Schlagzeug und drischt, was das Zeug hält. Für manchen Geschmack mag das aus der Stimmung reißen, aber es passt auch irgendwo zu der stromlinienförmig rasenden Vorwärtsbewegung der Scheibe, die sich bis dahin vor allem durch das dynamische Zusammenspiel von stromloser (auch Flamenco-Töne, und das nicht zu knapp) und Strom-Gitarre sowie der charismatischen Stimme des Sängers auszeichnet.
Im dritten Viertel schwächelt “Wake Pig” ein wenig. “Soul to Sell” und “One Way Town” klingen nach verausgabten Rackern, die mal eine Pause brauchen. Die Halbballade “Circus without Clowns” ist Geschmackssache und das von Wahnsinn gesteuerte Gewieher “Where’s Max” erst recht.
Aber zum Abschied kommt ja noch “Amaze Disgrace”, die geilste Powerballade, die mir seit Jahren unter die Ohren gekommen ist. So viel Fantasie, wie hier in die melancholische Ausrichtung mit hispanisch angehauchtem Nährboden gelegt ist, gilt es erstmal zu begreifen. Dem Gesangsstil Eppards kommt die Komposition mehr als entgegen. Nach “Alien Angel” das zweite Stück, das sich mit Beharrlichkeit in den Hirnwindungen verknotet und beharrlicher auf seinem neuen Platz besteht als jede Zecke. Einfach geil. Und als wäre das noch nicht genug, bricht der Song mitten entzwei und präsentiert in der zweite Hälfte nochmals eine komplett neue Idee, die aber wunderbar mit dem ersten Teil harmoniert.
Aus derartigen Kunststücken resultierend klingt “Wake Pig” im Abgang auch wesentlich homogener als man eigentlich annehmen sollte. Ein streckenweise meisterhaftes Album voller Spielwitz und sprühend vor Kreativität bleibt zurück. Ob des einfältigen Covers und des reduzierten Bandnamens ist das vierte Album der New Yorker der lebend(ig)e Beweis dafür, dass Schönheit doch von innen kommt.
Artdesign
Einen Rezikollegen (von den babyblauen Seiten, glaube ich) erinnert die “3" auf dem Cover an ein verunglücktes Batman-Symbol. Ich sehe darin eher das hier:
Pulleralarm!
Was ja im Resultat aufs Gleiche rauskommt: Irgendwie macht es nicht gerade an. Aber gerade deswegen wird man eine ganz schöne Überraschung erleben, wenn man es wagt, die CD abzuspielen...
Das ursprüngliche Cover der Erstauflage sah übrigens folgendermaßen aus:
Extras
Mit "Circus without Clowns" und "One Way Town" sind auf dem Re-Release zwei neue Tracks enthalten.
Fazit
Wer nix gegen etwas ausgeflippte Musik hat, möglichst also zB. schon Coheed & Cambria-erprobt ist, der muss hier einfach mal reinhören.
Testequipment
AIWA NSX-SZ315
Weitere Bilder