Liquid-Love-Bücherthread

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Re: Liquid-Love-Bücherthread

Beitrag von deBohli » 03.02.2021, 07:33

Natürlich lese ich auch 2021 weiter, nur vergasse ich die Bücher hier zu posten. Machen wir einen Anfang:

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Kein Heimspiel
von Karl Ove Knausgård und Fredrik Ekelund
Ein Briefwechsel zur Fussball-WM 2014 in Brasilien? Theoretisch könnte der Inhalt nicht ferner meiner täglichen Interessen sein. Ja, einzelne Spiele habe ich natürlich im damaligen Sommer mit Freunden geschaut, eine wirkliche Auseinandersetzung mit Mannschaften, Sport und Meisterschaft fand bei mir aber nicht statt. Wie es das Leben aber so spielt, hat "Kein Heimspiel" mein liebster nordischer Autor Karl Ove Knausgård ins Leben gerufen.
Und als Fanboy lohnt es sich natürlich mehr als dreifach, in diesen gesammelten E-Mails zu versinken. 600 Seiten geschriebene Diskussion, zwischen Knausgård und seinem Freund Fredrik Ekelund, ersterer im Alltagsleben in Schweden, zweiterer mittendrin in Brasilien, dem Samba, dem lebensfreudigen Wahn. So trifft das warme und leidenschaftliche Dasein auf die introvertierte und nachdenkliche Lebensweise, Analysen auf Emotion, Fussball auf intellektuelle Konstrukte.
"Kein Heimspiel" behandelt nicht nur die Spiele, die Fussballer und die FIFA, sondern viele Aspekte des Lebens. Gleichberechtigung, Familienleben, Kultur- und Sozialgeschichte, Feminismus, Suchtverhalten, Lebensentscheidungen. Ein überbordendes Buch voller Ideen und Gedanken, ein stetes Schwanken zwischen Vernunft, Zustimmung, Ausgelassenheit und Kritik. Wahnsinn.
:liquid10:

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Der Schnupfen
von Stanisław Lem
Stanisław Lem hat mit "Der Schnupfen" ein Kriminalroman verfasst, der viele Elemente der Science Fiction in sich tragen. Und leider, was dem damaligen Zeitgeist entspricht, immer wieder mit frauen- und fremdenfeindlichen Kommentaren aufwartet. Diesen Umstand trübte das Lesevergnügend, trotzdem ist das Buch eine interessant erzählte Geschichte, die sich mit Erklärungen viel Zeit lässt.
Lem hat eine erzählerische Konstruktion geschaffen, die mit unerklärbar viele Details und Feinheiten aufwartet, die eine Parallelwelt zu den wahren Siebzigerjahren erbaut hat. So dicht an Details und technischen Punkten, dass man sich ab und an in den Finessen verliert, dem Rätsel aber trotzdem auf den Grund gehen möchte.
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Chilenisches Nachtstück
von Roberto Bolaño
Mit der kurzen Erzählung "Chilenisches Nachtstück" hatte der chilenische Autor und Intellektuele Roberto Bolaño sein Leben gespiegelt. Selbst im Exil tätig und in keiner Weise Unterstützer der damaligen Landespolitik, wird der religiöse Gelehrte Sebastián Urrutia Lacroix im Buch zu einem Spielball der Mächte, ohne sich den Realitäten stellen zu wollen.
Mit seinen sarkastischen Beobachtungen um das Unvermögen, die Ebene der Kultur zu durchbrechen, hat Bolaño einen vielschichtigen Text verfasst, der vor allem mit den unsausgesprochenen Aussagen glänzt. Kunst und Politik können nicht getrennt werden, jede*r Künstler*in hat eine Verantwortung und muss diese wahrnehmen. Sonst verkommt das Leben zu einem Witz der persönlichen Antagonisten.
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Tot bist du noch lange nicht, sag mir erst wie alt du bist.
von Klaus Märkert und Myk Jung
«Tot bist du noch lange nicht, sag mir erst wie alt du bist.», klingt wie der Kinderreim, den wir damals auf dem Pausenhof fast täglich aufgezählt haben. Und der Titel ist nicht das einzige Elemente an diesem Buch, welches die Zeit zurückzudrehen scheint. Die neue Kurzgeschichtensammlung von Klaus Märkert und Myk Jung spielt mit dem gotisch-grusligen Gefühl, welches früher beim Konsum von «Horror»-Medien verspürt wurde. Die rettende Bettdecke in Griffnähe, die Vorhänge gezogen – doch wer kratzt da an der Tür?
Auf 160 Seiten bieten die beiden Autoren vor allem mehr vom Bekannten. Da kommt ein gewisser Herr Lavkraft zu Ehren, da flattern die Vampire vorbei, da wird mit Voodoo hantiert. Mord, Monster, Missgeschicke – positive und lichtdurchströmte Ausgänge gibt es bei diesen Erzählungen nicht. Die dunklen Seelen und Seiten der Menschen stehen im Zentrum, die wilden Wortkreationen und Einfälle von Klaus Märkert und Myk Jung findet man ungefiltert auf den Seiten. Das sorgt für kuriose Schöpfungen, das lässt gewisse Texte im Nichts verschwinden. Oft will das Beschriebene am Ende wenig Sinn ergeben, wie das reale Leben halt?
Wer sich gerne in der schwarzen Szene umtreibt oder schon länger mit dem Genre der bitter-absurden Literatur beschäftigt, der findet in «Tot bist du noch lange nicht, sag mir erst wie alt du bist.» genau dies. Dazugehörig natürlich die ironische Art, wie sich Autoren und Szene präsentieren, die holprige Individualität, welche teilweise mit dem Brecheisen ausgeführt wurde. Darüber kann man jauchzen oder genervt den Kopf schütteln, mich persönlich spricht eine solche Erzählweise nicht direkt an. Zu gewollt, zu erhaben auf der humoristischen Position.
Da die Texte allesamt sehr kurz sind und einige Schreib- und Setzfehler nicht behoben wurden, eignet sich der Band vor allem für den kurzen Zwischensnack. Ein Glas Rotwein, ein lecker angebratenes Stück Herz, ein paar Seiten Text. Das verhindert den Überdruss und tarnt die eher gleichförmige Stimmung auf den Seiten.
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Lied der Weite
von Kent Haruf
Warm fühlen sich die Sätze bei "Lied der Weite" an, mit grosser emotionaler Sorgfalt geschrieben und als tröstende Umarmung. Kent Haruf musste keine eloquenten Schachtelsätze verfassen, um seine Figuren zu lebendigen Charaktere zu gestalten. In diesem Roman passiert das normale Leben in der ländlichen Umgebung Amerikas. Auf den Farmen, in der Kleinstadt, in den zerrütteten Familien.
Einzelne Charaktere geraten durch gewisse Entwicklungen aneinander, lernen sich neu kennen oder müssen grossen, privaten Umwälzungen ins Auge Blicken. Das ist weder episch noch extrem, sondern menschlich und zärtlich. "Lied der Weite" fesselt so in seiner leisen Art und zaubert damit Sehnsüchte hervor.
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Leben zu verkaufen
von Yukio Mishima
uizid ist ein stetes Thema in der japanischen Kultur, mal Ausweg, mal Verzweiflung, mal letzte ehrenvolle Handlung. Im Roman "Leben zu verkaufen" von Yukio Mishima werden die möglichen Aspekte von Selbstmord mit lakonischen Betrachtungen kombiniert - die Hauptfigur Hanio bietet sein Dasein für alle möglichen Zwecke an und fürchtet sich nicht vor dem eigenen Ende.
Yukio Mishima mischt absurde Situationen und merkwürdig agierende Charaktere mit aufrüttenden Gedanken und versucht darzustellen, was passiert, wenn das eigene Leben zum Spielball anderer Menschen wird. "Leben zu verkaufen" ist als Erzählung nicht tragisch oder traurig, sondern voller Gewitztheit und gar Abenteuer, mit modernen Gedanken und weit von den restriktiven Sechzigerjahren entfernt.
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Re: Liquid-Love-Bücherthread

Beitrag von deBohli » 15.02.2021, 09:05

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Froschnacht
von Markus Werner
Der Frosch besetzt den Hals und erzwingt die Lebensbeichte. Steckt dahinter denn der Geist des toten Vaters? Wie auch immer, Markus Werner lässt in "Froschnacht" seine Hauptperson Franz Thalmann einen schonungslosen Bericht ablegen. Der fremdgehende Pfarrer, der mogelnde Lebensberater - die über allem schwebende Last seiner Familie. Durchzogen mit misogynen Kommentaren und einer ungeschönten Sprache ist der Roman mehr Aufzeichnung als erzählende Geschichte.
Was zum Teil wunderbar funktioniert und besonders dann, wenn der Vater von Franz die zentrale Position einnimmt und den ehemaligen Alltag in der Schweiz unverblümt darlegt, ist oft etwas wirr und unfokusiert. Trotz der Kürze hatte ich längere Zeit Mühe, Rhythmus und Vergnügen bei der Lektüre zu finden.
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Walk Through Walls: A Memoir
von Marina Abramović
"Walk Through Walls: A Memoir" könnte auch mit dem Zusatz "Beichte" veröffentlicht werden, Marina Abramović scheut sich nämlich nicht davor, die intimsten und peinlichsten Momente ihres Lebens preiszugeben. Das ist nur korrekt, zielte ihr künstlerisches Schaffen im Bereich der Performance Art immer darauf ab, den Menschen komplett rein darzustellen. Ohne Täuschung, ohne Masken, ohne falsche Absichten.
Reich bebildert und packend erzählt, schildert die Künstlerin ihr eigenes Leben von der Kindheit bis zum Jahre 2016, Hürden, Beziehungen, das stete Auf und Ab, die grössten Erfolge, die begleitenden Zweifel. Man fühlt sich Abramović während der Lektüre sehr nahe und leidet sogar mit ihr. Das ermöglicht nicht nur einen tieferen Einblick in ihre Kunst, sondern die spirituellen Hintergründe, ihre eigene Seele und die Denkesmuster, welche für solche Taten nötig sind.
Voller interessanter Überlegungen sind diese Memoiren weit mehr, als bloss ein Buch für Fans. Es ermöglicht den Blick nach innen, zu Marina und sich selbst.
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One In Ten Times – One Of A Million
Diverse
Es schmerzt, wissen zu müssen, dass aktuell die elfte Ausgabe des One Of A Million Festival in Baden stattfinden würde. Wenn… Aber man soll sich an den schönen Dingen im Leben erfreuen, wie zum Beispiel am Buch „One In Ten Times – One Of A Million“, welches von der Festivalleitung zum Jubiläumsjahr 2020 herausgegeben wurde. Mit dem Fokus auf der zehnten Auflage von letztem Winter wird auf typische OOAM-Art das Treiben an der Veranstaltung resümiert.
Geschriebene Texte und Fotografien halten sich im ansprechend gestalteten und auf gutem Papier gedrucktem Buch die Waage. Viel Weissraum wurde von den Gestaltern gelassen, das Werk versteht sich nicht als Enzyklopädie oder vollständige Chronik, sondern als Gefäss, welches den Festival-Geist in sich trägt. Analoge Schnappschüsse, gemacht von Freunden und Besucher*innen an den neun Tagen, mal als Collage, dann wieder als intimer Blick. Dagegen halten die digitalen Bilder von Künstler*innen, Auftritten und Gegenstände – Klarheit und technische Komponente.
Plötzlich entdeckt man Leute, mit denen man selbst an Konzerten getanzt, draussen zu einer Zigarette geplaudert oder bewundernd aus der Ferne beobachtet hat. Nur wenige Seiten dauert es, bis man sich nach Baden transportiert fühlt, zurück in den Februar 2020. Es flackern wieder die Wunderlichter von dj. flugvél og geimskip, es betört der Pop von Magic Island, es erschüttern die Bässe von Camilla Sparksss. Das Herz hüpft, die Gedanken kreisen.
Die Komplette Rezension findet ihr bei ARTNOIR.
:liquid8:

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Jenseits der Zeit
von Cixin Liu
Was für ein Abschluss für eine Trilogie. Liu Cixin geht weiter als zuvor und führt die Menschheit nicht nur an ihre Grenzen, sondern zeichnet ein ziemlich realistisches Bild der technischen Möglichkeiten. "Jenseits der Zeit" ist Science Fiction voller Wunder, Wendungen und Gefahren. Niemals hätte ich mir nach den zwei ersten Büchern eine solche Weiterentwicklung vorgestellt, die nicht nur Zeit und Raum sprengt, sondern bis zur letzten Seite packt und niemals enttäuscht. Dieses SF-Vergnügen sollte man sich nicht entgehen lassen.
:liquid10:

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Krieg im Orient: Das Scheitern des Westens
von Ulrich Tilgner
Ulrich Tilgner ist ein kluger Mensch, der sich getraut, seine Sicht der Weltlage in klaren Sätzen zu verbreiten. Das Buch "Krieg im Orient: Das Scheitern des Westens" funktioniert vor allem als Übersicht zu den schlimmen Kriegen und Entwicklungen, die der Orient seit dem Ende des 20. Jahrhunderts erleben musste. Auf den 200 Seiten ist eine tiefreichende Behandlung der Konflikte natürlich nicht möglich, trotzdem ist das Sachbuch als Informationsquelle sehr gut geeignet.
Besonders, da die Einflüsse und Massnahmen des Westens klar dargelegt werden, hebt sich die Schrift von den gängigen Quellen ab. Tilgner nennt die Übeltäter beim Namen und schönt nichts. Solche Berichterstattung sollte es vermehrt geben.
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Re: Liquid-Love-Bücherthread

Beitrag von deBohli » 03.05.2021, 08:46

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Steve McQueen - Werke
von diverse
Ein Katalog über das Schaffen eines Künstlers, der vor allem mit Film und Video arbeitet? Ja, es funktioniert. Die Essays und Begleittexte wissen tief in das Werk von Steve McQueen einzutauchen, analysieren dessen Projekte manchmal zwar etwas zu verkopft, lösen aber vor allem die Lust aus, sich sofort in den bewegten Bildwelten McQueens zu verlieren.
Ergänzend zur Werkliste, welche alle veröffentlichten Kunst- und Spielfilme bis zum Jahre 2012 enthält, lohnt sich der Band vor allem wegen dem Interview, das mit dem Künstler geführt wurde. Dort trifft man den wachen Geist des Mannes und spürt die zerbrechliche Emotionalität, welche sich durch das Schaffen und Leben zieht.
:liquid8:

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Cinema 66 - Mut
von diverse
Die Filmsparte des eigenen Landes betrachtet man oft mit sehr kritischen Augen, besonders in der Schweiz. Zu wenig Strahlkraft nach aussen, zu bieder, zu wenig Mut? Mit letzterer Frage beschäftigt sich das neue Schweizer Filmjahrbuch und holt damit nicht nur einen alten Streitpunkt ins Scheinwerferlicht, sondern schafft es, die Thematik breit und interessant abzubilden. Fachbeiträge, Kolumnen und Interviews versuchen, das landesweite Schaffen gebürtig zu repräsentieren und neue Facetten und Antworten zu finden.
Mit dem frischen Design und der stärkeren Fokussierung auf das Schweizer Filmschaffen ist "Cinema 66: Mut" eine sehr gelungene Ausgabe geworden, der Reihe bleibe ich mehr als gerne treu.
:liquid8:

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Boys don’t cry: Identität, Gefühl und Männlichkeit
von Jack Urwin
Bei Sachbüchern, deren Inhalt sehr wichtig ist, mir die Form aber gar nicht zusagt, hadere ich immer mit einer Wertung. Jack Urwin hat mit seinem verlängerten Essay "Boys Don't Cry" - oder "Man Up" im Original - eine Schrift verfasst, die alle Menschen auf einfache und verständliche Weise an die herrschende, toxische Männlichkei in unserer Gesellschaft heranführt. Ein Buch, das für mehr Offenheit, Gefühle und Selbstreflektion wirbt, alte Muster aufbrechen und zur Emanziaption beitragen will.
Nur leider liest sich alles sehr plump, viele Sätze sind unnötige Witzchen, die Absätze salopp aufbrechen und zeigen, wie nahbar Urwin ist - nur hemmt das den Lesefluss und liess bei mir das Gefühl wachsen, es hätten noch viel mehr Überlegungen und Informationen Platz gehabt. Zusätzlich werden viele Aussagen wiederholt, damit es wirklich alle begreifen. Ein Buch zum Einstieg, für eine wirkliche Vertiefung reicht es nicht aus.
:liquid6:

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Untenrum frei
von Margarete Stokowski
Margarete Stokowski kann schreiben, auch wenn es auf eine eher "einfache" Weise geschieht. Aber wieso eigentlich mit Fremd- und Fachwörtner um sich schmeissen und überkomplexe Satzbauten konstruieren, wenn es die Menschheit direkt und unverblühmt besser begreift? "Untenrum frei" schafft damit das Komplexe: Es verbindet wichtige Aufsätze zum Thema Sex, Feminismus, Unterdrückung und Gender in unserer Gesellschaft mit einer sehr zugänglichen und sympathischen Schreibweise. Nicht nur sind die beschriebenen Beispiele und Handlungsweisen augenöffnend, sondern immer wieder unterhaltsam und nachvollziehbar.
Mal wird man direkt angeschnauzt, dann wieder an der Hand genommen. Stokowski versteht etwas vom Erzählen und weiss, was uns Menschen helfen würde. Also liebe alle: Lest dieses Buch, reflektiert eure eigene Vergangenheit, Gegenwart und Verhaltensweise, und macht aus unserem Planeten ein Ort mit mehr Gleichberechtigung, Gerechtigkeit und Liebe.
:liquid8:

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Nur Küssen ist schöner
von Rachel Gibson
Eine dumme Idee, eine Herausforderung: Sich gegenseitig aus der Grabbelkiste ein Buch zu schenken. Und da stehe ich nun, mit diesem Hausfrauenporno, der nebst sinnleerem Titel und zusammenhanglosem Titelmotiv sogar rote Herzen auf dem Schnitt aufweisen kann.
Ich weiss wie despektierlich diese Einleitung klingt. Wenn ein Roman allerdings nach wenigen Seiten mit veralteten Geschlechterrollen, Sexismus, homophoben Kommentaren, verzerrtem Patriotismus und einer Brise Misogynie aufwartet, dann hat das Buch nichts anderes verdient. Egal, wie viele Preise Autorin Rachel Gibson mit ihren Schmonzetten bereits gewinnen durfte.
Doch was schreibe ich selbst, wenn "Nur Küssen ist schöner" solche wundervollen Stellen beinhaltet:
"Er hatte sich von Insekten ernährt und in Gatorade-Flaschen gepisst."
"Ich scheisse grössere Würste als du."
"Hübsch geformte Brüste, sanft gerundete Taille. Ja, wahrscheinlich schielte sie."
"Blumen und Alk? Ist er ein Trinker oder gar schwul?"
"Ohne die Sicherheitsbarriere eines Kleidungsstücks traf sein Testosteron sie wie eine atomare Druckwelle."
"Kein Sixpack, aber auf seinen Bauchmuskeln hätte sie Trampolin springen können."
"Wieder schaukelte er mit seiner Erektion gegen sie."
"Sein Atem streifte ihre Wange, während er gleichmässig in sie hineinstiess und ihre Innenwände stimulierte."

Ich bin dann mal weg.
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Re: Liquid-Love-Bücherthread

Beitrag von Cinefreak » 05.05.2021, 19:06

Der erste letzte Tag (Sebastian Fitzek)

Was passiert, wenn ein fast schon fanatischer Thrillerautor sich an einem Roadtrip versucht? - Was anfangs als eine abgefahrene Tour des Wahnsinns beginnt, entwickelt sich mit der Zeit zu einer bewegenden Geschichte, bei der lachen und weinen so eng beieinander liegt wie im wahren Leben. Auch die philosophischen Einwürfe zeigen Fitzek von seiner menschlichsten Seite, die man sonst nur aus Interviews mit ihm kennt.

:liquid9:
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Re: Liquid-Love-Bücherthread

Beitrag von Cinefreak » 01.04.2022, 23:06

Schwiecker/ Tsokos: Die 7. Zeugin
hui, hab ich dafür lange gebraucht. Die Ausgangslage fand ich gar nicht so schlecht, die Gerichtsverhandlung in der ersten Hälfte durchaus spannend. Lag es daran, dass ich zu lange gebraucht habe und das Buch zu oft weggelegt habe? Jedenfalls empfand ich die zweite Hälfte, gerade die Szenerie außerhalb des Gerichts eher als zäh. Und auch das Ende gab jetzt nicht soviel Wow her. Auch wenn die letzten Seiten ein wenig neugierig machen, aber ob ich mich deshalb nochmal auf eine Geschichte mit diesen Charakteren, die durchaus interessant sind, einlasse..mal schauen. Von mir diesmal keine Empfehlung... :sad:
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Re: Liquid-Love-Bücherthread

Beitrag von Cinefreak » 19.06.2022, 12:08

Geburtstagsgeschenk
John Grisham - Die Wächter

Fand ich auf jeden Fall lesenswert, allerdings ist Grisham eine andere Art von Erzähler als z. B. ein Sebastian Fitzek. Das Erzähltempo kam mir eher gemächlich vor, und hin und wieder zog sich das Ganze bzw. kamen sehr viele Personen ins Spiel. Generell aber ein lesenswertes Werk über eine gemeinnützige Organisation, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, zu Unrecht verurteilte aus dem Gefängnis oder sogar aus dem Todestrakt zu holen. Krass auch, wenn man sich mal überlegt, dass die im Buch genannte Zahl der Justizirrtümer auch nur annähernd der Realität entspricht. Wie schlimm das sein muss, zu Unrecht zu sitzen für eine Tat, die ein anderer begangen hat und was da für eine Verzweiflung und auch Wut hochkommen muss....
Das Buch gibt es auch zu hören bei nbib24.de - Hierfür muss man nur Mitglied der Stadtbibliothek irgendwo in Niedersachsen sein und kann sich dort ganz easy mit seinen Mitgliedsdaten einloggen und Bücher online lesen bzw hören. DIE WÄCHTER wird gelesen von Charles Brauer übrigens
Ich würde dem Buch zwischen3,5 und 4 von 5 Sternen geben.
Schon jemand gelesen? Meinungen dazu? 😉
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Re: Liquid-Love-Bücherthread

Beitrag von deBohli » 20.06.2022, 07:49

Das letzte Buch, welches ich von John Grisham gelesen habe, liegt wohl um die 15-18 Jahre zurück. Darum kann ich dazu leider nicht viel sagen, ausser, dass mich dieses Genre heute überhaupt nicht mehr interessiert. :wink:
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Re: Liquid-Love-Bücherthread

Beitrag von gelini71 » 20.06.2022, 14:42

ich habe hier einige Grisham Bücher im Schrank aber auch schon seit vielen Jahren keinen mehr gelesen - weil Grisham (wie jeder anderer Autor übrigens auch) die etwas doofe Angewohnheit hat jeden Buch gleich aufzubauen wodurch es für mich schnell etwas arg vorhersehbar wurde.
Ich mache keine Rechtschreibfehler, ich gebe Wörtern lediglich eine individuelle Note

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Re: Liquid-Love-Bücherthread

Beitrag von Cinefreak » 23.06.2022, 23:54

vor allem hat er eben einen eher langsamen Erzählstil...das ist dann schon echt ne Umstellung, wenn man vorher hauptsächlich S. Fitzek und sowas gelesen hat ;)
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Re: Liquid-Love-Bücherthread

Beitrag von Cinefreak » 03.07.2022, 18:25

Kurz mal mit dem Universum plaudern

Ich freue mich immer, wenn ich Bücher entdecke, die irgendwie besonders sind und bei denen ich das Gefühl habe, am Ende etwas für mich mitnehmen zu können

"Kurz mal mit dem Universum plaudern" ist eine erfrischende Coming of Age-Story von Preston Norton und handelt von Cliff Hubbard, einem eher glücklosen, übergroßen und übergewichtigem Teenager, der sowohl ein zerrüttetes Elternhaus und die Ausbrüche seines Vaters sowie auch die Mobbingattacken der Mitschüler aushalten muss.
Zudem hat er an einem persönlichen Verlust, nämlich dem Verlust seines Bruders Shane, zu knabbern.
Doch eines Tages kommt ausgerechnet einer der arrogantesten und beliebtesten Schüler der Highschool, auf der er ist, auf ihn zu und erzählt ihm von einer Nahtoderfahrung und einer geheimnisvollen Liste, die ihm Gott höchstpersönlich aufgetragen hat. Und ausgerechnet Cliff soll ihm dabei helfen!
Viele Popkulturreferenzen, bissiger Humor und Ironie, aber auch jede Dramatik - dabei aber auch immer wieder sehr philosophische Ansätze über das Leben und was man daraus macht - ein kleines Beispiel hier:
"Wir sind alle E.T. - Wir haben uns verirrt und wollen zurück nach Hause, aber es klappt nicht. Zumindest nicht ohne Hilfe. Und da kommt Elliott ins Spiel. Jeder von uns hat einen Elliott in seinem Leben - einen Menschen, dem wir uns total verbunden fühlen. Das passiert ganz von selbst, und niemand kann so eine Verbindung trennen. Die beiden haben sich einander schließlich auch nicht ausgesucht. Der eine hat einfach eine Bruchlandung im Leben des anderen hingelegt, und wenn sie sich nicht gegenseitig helfen, kommt keiner voran.."
"...Aber zuerst musst du innehalten. Und tief durchatmen. Wir leben in einer Welt, in der alles immer sofort passieren muss, damit das Internet es uns in Echtzeit um die Ohren hauen kann, und dann machen wir uns natürlich Sorgen über den vielen Hass in unseren Newsfeeds, über die Schw...vergleiche, die manche Staaten mit ihren Atomwaffen veranstalten und überhaupt - warum sind Leute eigentlich SO VIEL GLÜCKLICHER ALS MAN SELBER, WARUM IST DEREN LEBEN SO PERFEKT? - Das kann einen echt erdrücken. Einem den Atem rauben, als würde einem jemand den Kopf unter Wasser halten. Ich mache mir Gedanken über so vieles gleichzeitig, dass ich die einfachsten Sachen nicht mehr auf die Reihe kriege, und verdammt, dabei will ich doch nur....ich würde alles tun, um das abzuschalten!"
Fazit: Ein toller Roman, eine vielschichtige Geschichte, die sowohl zum Weinen bringt als auch einen herzhaft auflachen lässt. Viele toll geschriebene Charaktere
Als Büchereinutzer in Niedersachsen kann man diese Geschichte übrigens auch über nbib24.de lesen. Einfach nur die eigenen Büchereiausweisdaten nutzen, und schon ist man drin

starke :liquid8: bis :liquid9:
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Re: Liquid-Love-Bücherthread

Beitrag von Cinefreak » 21.07.2022, 19:26

Ursula Poznanski: Thalamus
(Thriller)

Kann man übrigens als Stadtbücherei-Mitglied in Niedersachsen problemlos und kostenlos hier hören: nbib24.de

Nach einem Motorradunfall soll sich der 17-jährige Timo im Rehabilitationszentrum Markwaldhof von seinem schweren Schädel-Hirn-Trauma erholen. Schnell stellt er fest, dass sich merkwürdige Dinge im Haus abspielen: Der Wachkomapatient, mit dem er sich das Zimmer teilt, läuft nachts herum, spricht - und droht damit, Timo zu töten, falls er anderen davon erzählt. Und allmählich entdeckt Timo an sich selbst Fähigkeiten, die neu sind: Er kann Dinge, die er nicht können dürfte und weiß Dinge, die er eigentlich gar nicht wissen dürfte...

Review
Was da eigentlich genau vor sich geht, wird gefühlt fast ein wenig zu früh enthüllt, zudem ist die Thematik nicht mehr ganz neu,
Spoiler
Show
zumal man sie im letzten Bond z. B. vorgeführt bekommen hat
wenngleich die Umsetzung doch recht originell gelang. Auch wenn es am Ende etwas heftig ausufert, ein recht fesselndes Hörerlebnis mit Jens Wawrczeck ("Die Drei ???"-Stammsprecher, "Spence" in King of Queens)
Von U. Poznanski fand ich übrigens auch die beiden Erebos-Romane ziemlich gut, würde mich über einen dritten Teil freuen
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Re: Liquid-Love-Bücherthread

Beitrag von Cinefreak » 08.08.2022, 09:59

Arno Strobel/ Ursula Poznanski

INVISIBLE

...handelt von den eher gegensätzlichen Kommissaren Nina Salomon und Daniel Buchholz und stellt den zweiten Teil einer Reihe dar.
Nebenbei gesagt ist es das Buch mit Beteiligung von Arno Strobel (einschl. der bisher von mir gelesenen Solowerke des ehemaligen Kaufmanns), das bei mir am meisten nachhallt und mir am besten gefallen hat.
Schon die Ausgangsidee hat mir sehr gefallen. Menschen, die ohne zunächst ersichtlichen Grund jemanden töten und die sich das meist hinterher auch nicht wirklich erklären können - unheimlich und spannend, zudem fand ich es auch nicht zu explizit brutal.
Auch die Nebenhandlung hat den einen oder anderen fiesen kleinen Kniff, bei dem man schon mal schlucken kann. - Was sehr gut gelungen ist, ist die Tätersuche. - Obwohl ich mitgeraten habe und schon die eine oder andere Idee hatte, auf die man vielleicht nicht als erstes kommt, bin ich nicht drauf gekommen, wer am Ende dahintergesteckt hat. Und ich kann dazu nur sagen, gerade was das Motiv angeht, die Sache hallt richtig heftig nach. Zumindest war es bei mir so. Damit ist INVISIBLE das, was ich als besonderen Thrillertipp empfehle für die, die nicht alles an Krimis und Thrillern lesen und ein wenig wählerisch sind.
Fazit: Hat mich deutlich mehr gefesselt als der Vorgänger ANONYM und ich hoffe, dass die Reihe diese Stärke halten kann.
4,5/5 Sternen - minimale Längen, allerdings haut die Auflösung vieles raus und macht vor allem auch Angst, weil es nicht absolut unrealistisch ist, so vorzugehen...

:liquid9: etwa
Spoiler
Show
Mobbing in Extremform - jeder, der sowas in ähnlicher Form kennt, wird zumindest ein wenig Verständnis für den Täter haben, der hier späte Rache übt, zumal auch der Grund, warum sie erst so spät erfolgt, absolut rührend ist...was Angst macht ein wenig, ist die Art und Weise, wie die Leute gesteuert worden sind...Thema Datenkraken...ich denke nämlich, dass es nicht so unmöglich ist, auf zumindest ähnliche Weise jemanden zu manipulieren
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Re: Liquid-Love-Bücherthread

Beitrag von gelini71 » 08.08.2022, 11:51

Ich war mal bei einer Lesung von Arno Strobel und da hat er auch von der Zusammenarbeit mit Ursula Poznanski erzählt - die Bücher entstanden im Ping Pong Verfahren (er wohnt ja bei Trier, sie in Wien - ging also nicht anders). Gemeinsam haben sie sich die Ausgangssituation ausgedacht und dann wurde die Kapitel nacheinander entweder von ihr oder ihm geschrieben. Die Bücher sind somit genau in 50% Anteil der jeweilige Autoren. Allerdings wollte er nicht verraten wer immer bei den Bücher angefangen hat weil man dann ja rausbekommen kann wer welches Kapitel geschrieben hat. Zudem war er Stolz das man auch nicht am Schreibstil erkennen kann wer was geschrieben hat weil das später in der Nachbearbeitung angeglichen wurde.
Ich mache keine Rechtschreibfehler, ich gebe Wörtern lediglich eine individuelle Note

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Re: Liquid-Love-Bücherthread

Beitrag von Cinefreak » 08.08.2022, 15:14

Dieses Schreibprinzip kenne ich von Anthologien, bei denen mehrere Leute an einer Geschichte schreiben. Bei vielen kommen da oft sehr schräge Sachen heraus. Bei Strobel habe ich generell leider das Problem, dass er oft Versatzstücke anderer Dinge, die man kennt, drin hat, z. B. DAS RACHESPIEL hat mich krass an die Vorstadtkrokodile erinnert. Ganz krass fand ich es mit Strobels "Offline", der mich massiv an den extrem ähnlichen Roman des blinden Autoren Dieter Kleffner "Autorenstolz" erinnert hat und bei dem ich deutlich das Gefühl eines kleinen Plagiats hatte... - Generell verstehe ich aber, dass man nach hunderten von Jahren Krimigeschichte das Rad nicht immer komplett neu erfinden kann. ;) So eine Lesung war sicher interessant mal zu sehen. Bei youtube findet man ja z. B. einen Ausschnitt aus dem Live-Event zu AURIS (von Fitzek erdacht und geschrieben von Vincent Kliesch); das fand ich so intensiv, dass ich mir die Hörspiele bei audible angehört habe. Vor allem Oliver Masucci ist sowas von intensiv, richtig unberechenbar.
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Re: Liquid-Love-Bücherthread

Beitrag von Cinefreak » 20.08.2022, 00:39

Jan Beck - Das Spiel

Schade, ein gutes Beispiel von einem Thriller, der einen starken Aufbau hat, zum Teil sehr interessante, stark emotional mitgenommene Charaktere kreiert, der aber leider im letzten Drittel irgendwie zumindest mein Interesse schwinden ließ. Und leider war das Finale irgendwie wirr und hektisch...nicht ganz meins...habs trotzdem nicht bereut..aber schade
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Re: Liquid-Love-Bücherthread

Beitrag von Cinefreak » 22.08.2022, 19:10

Poznanski/ Strobel - Fremd

Beginnt geheimnisvoll, endet aber irgendwie in einer ziemlichen 08/15-Auflösung - hatte ich auch schon mal gehört. Kann man mal hören bzw. lesen, gibt aber bessere - und ich bin ja nicht der Freund dieser offenen Enden, bei denen die Bösen immer noch Macht haben...
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Re: Liquid-Love-Bücherthread

Beitrag von Cinefreak » 22.09.2022, 15:38

Buchreview Kyra Groh - "Sicherheit ist eine verdammt fiese Illusion"

Unsere Stadtbücherei hat seit einiger Zeit ein Extra-Regal, in dem man gut sortierte, aktuelle und vor allem oft von unbekannteren Autoren geschriebene Coming of Age-Romane finden kann. Dort habe ich schon einige entdeckt und gerade ein weiteres ausgelesen.

In dem Buch geht es um die 17jährige Mia, die sich oft vorzustellen versucht, dass ihre Krankheit namens Analgesie eine Art Superkraft wäre. Tatsächlich ist es aber oft alles andere als das, wenn man keine Schmerzen empfinden kann und dadurch blindlings in alle Gefahren läuft.
Das weiß Mia, seitdem sie dadurch ihre Mutter verloren hat und seitdem ein schreckliches Geheimnis hat, das sie vor ihrem Vater und der Umwelt verschweigt.
Als sie ausgerechnet dem Mädchenschwarm Jake begegnet, der aus einer zerrütteten Familie kommt und versucht, dies durch exzessiven Kraftsport zu überspielen, stellen die beiden fest, dass man ihnen irgendwas ganz genau zu passen scheint...
Eine starke Geschichte, die der rund 32Jährigen, in Frankfurt am Main wohnenden Kyra Groh zu ihrem ersten Jugendbuch geworden ist.
Was mir sehr gut gefallen hat, ist dass die Geschichte trotz der Tragik auch ein wenig Humor und witzige Dialoge hat, denn die innere Zerrissenheit von Mia miterleben zu "müssen", wäre sonst sicher um einiges trauriger gewesen.
Am Ende ist "Sicherheit ist eine verdammt fiese Illusion" ein emotionales und unterhaltsames Coming of Age-Drama geworden, das ich gerne gelesen habe. Eine etwas andere Geschichte, die vielleicht auch den rund 100 Betroffenen der extrem seltenen Generkrankung eine Stimme gibt, auch wenn die Autorin selbst zugibt, Mia ein paar mehr Freiheiten zugestanden zu haben und sich mehr auf die emotionale Entwicklung der beiden Teenager konzentriert zu haben. Well done!

:liquid8:
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Re: Liquid-Love-Bücherthread

Beitrag von deBohli » 01.01.2023, 10:21

Auch für Bücher habe ich eine Statistik bereit. 2022 habe ich zwar weniger gelesen als in den Jahren davor, mit 73 Büchern und 22'000 Seiten bin ich aber weiterhin etwas über dem Durchschnitt meines Freundeskreises. :lol:

Alle Infos findet ihr bei Goodreads.
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Re: Liquid-Love-Bücherthread

Beitrag von SFI » 01.01.2023, 15:38

Das ist heftig, außer Film und lesen geht wohl nicht mehr viel zeitlich. :lol:
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Re: Liquid-Love-Bücherthread

Beitrag von deBohli » 02.01.2023, 12:15

Na, nebst Arbeit, dem Hobby der kulturellen Berichterstattung, den Konzertbesuchen, dem Musikhören und dem Alkoholismus wird es manchmal schon etwas eng. :lol:
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Re: Liquid-Love-Bücherthread

Beitrag von Cinefreak » 03.01.2023, 10:45

Ich bin etwas lesefaul zur Zeit. Ich lese auch schon länger an dem mir empfohlenen Buch "Unser allerbestes Jahr", das ist recht interessant finde, das aber auch nicht so den Sog auf mich hat, dass ich es jetzt sofort zuende lesen muss. Auch Fitzeks Werke haben für mich ihren Reiz etwas verloren, vielleicht schon zuviel von gelesen
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und wenn dann zum gefühlt fünften Mal die Schauspieltruppe als Mittel zum Zweck eingesetzt wird, fehlt ein wenig das Neue einfach.
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Re: Liquid-Love-Bücherthread

Beitrag von SFI » 03.01.2023, 16:35

Ich leider auch. Liegt vielleicht an der massiven medialen / pandemischen Ablenkung in den letzten beiden Jahren. Ich versuche es immer mal wieder, aber nach zwei Seiten raucht der Kopf. :mad:
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Re: Liquid-Love-Bücherthread

Beitrag von Cinefreak » 06.01.2023, 11:28

ui... :shock:
'Ich habe jetzt ein Buch, bei dem ich schon relativ gut gelesen habe: "Am Ende sterben wir sowieso" von Adam Silvera. Von ihm hatte ich zuletzt "More happy than not". ;)
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Re: Liquid-Love-Bücherthread

Beitrag von deBohli » 07.01.2023, 13:50

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Heat 2
von Michael Mann
Mit seinen Actionfilmen begeisterte Michael Mann während vielen Jahren, das Paradebeispiel des Genres "Heat" ist bis heute ein wichtiger und mitreissender Film. Die Fortsetzung zu diesem harten Thriller erfolgt aber nicht auf der Leinwand, sondern als Roman.
Nüchtern "Heat 2" betitelt, ist die Geschichte gross und brutal, überspannt 12 Jahre und dient nicht nur als Sequel, sondern als Prequel zum Film. Die Geschehnisse des Streifens werden aufgegriffen, die vorangegangenen Aktionen erklärt, das nachfolgende Chaos dargelegt. Mit Szenen, die direkt aus Hollywood zu stammen scheinen, mit vielen abgefeuerten Kugel und knurrenden Männern. Das macht Spass und unterhält, eine tiefere Ebene lässt sich zwischen dem Schweiss und dem Blut aber nicht finden.
:liquid8:
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Re: Liquid-Love-Bücherthread

Beitrag von Cinefreak » 19.01.2023, 19:34

Adam Silvera - Am Ende sterben wir sowieso

Die Coming of Age-Geschichte hat eine sehr spannende Prämisse: Der sogenannte "Todesbote" informiert die Menschen in dieser Welt darüber, dass ihr letzter Tag angebrochen ist - um ihnen die Chance zu geben, ihn so effektiv und gut für sich zu nutzen.
Das passiert auch Mateo, einem Einzelgänger, dem die Welt da draußen extrem viel Angst macht und der darum fast nur in seiner Wohnung hockt. Durch eine App, einen Zusatzservice, den der "Todesbote" den Betroffenen stellt, findet er in Rufus, der wie er ein schweres Schicksal hinter sich hat, einen letzten Freund.
Und die beiden versuchen, aus dem Tag etwas Besonderes zu machen.
Von Adam Silvera kannte ich vorher nur "More happy than not". Die dramatische Geschichte in "Am Ende sterben wir sowieso" hat trotz ihrer eigentlich traurigen Geschichte etwas sehr Lebensbejahendes. Zudem stellt sie interessante Fragen: Wenn ich weiß, dass ich heute sterbe, sage ich es dann meiner besten Freundin, wenn ich weiß, dass sie bereits ihren Mann verloren hat? Bringe ich andere Menschen in Gefahr, wenn ich weiß, dass ich heute sterben werde, aber nicht weiß, wie?
Jedenfalls eine Geschichte, die ich euch ans Herz legen kann, wenn ihr Geschichten über das Leben und insbesondere dramatischere Geschichten mögt.
:liquid8: etwa
hier kann man sie sogar wie ich denke ganz legal hören:

Kennt jemand von euch das Buch oder andere Bücher von Silvera?
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Re: Liquid-Love-Bücherthread

Beitrag von deBohli » 31.01.2023, 07:37

Kenne den Autor nicht, allerdings bewege ich mich selten im Gebiet von YA.

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BRZRKR Band 1
Von Keanu Reeves, Matt Kindt und Ron Garney
Blut, Gedärme, Knochen und noch mehr Blut. Was im ersten Sammelband von "BRZRKR" zeichnerisch dargestellt wird, übertrifft den guten Geschmack bereits nach wenigen Seiten. Die Geschichte um den unsterblichen Übermenschen voller Wut plätschert zwischen den Gewaltexzessen vor sich hin und nach den vier Heftausgaben weiss man nicht wirklich mehr.
Trotzdem ist die von Keanu Reeves erdachte und von Matt Kindt und Ron Garney ausgeführte Story nicht ohne Reiz. Ich bleibe dran, da besonders die grafische Ausführung überzeugt.
:liquid6:

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BRZRKR Band 2
Von Keanu Reeves, Matt Kindt und Ron Garney
Weniger Blut und weniger Wut, dafür etwas mehr Hintergrundwissen zur Herkunft und dem ewig langen Leben von Projekt B. Doch wie es sich für einen Actioncomic der Neuzeit gehört, zieht eine zwielichtige Regierungsbehörde die Fäden.
Band 2 von "BRZRKR" ist flüssig zu lesen und langweilt nie, allerdings wirkt die Geschichte selten neu oder frisch. Die Kreation von Keanu Reeves schleppt sich wie die verletzte Titelfigur durch die Zeit und man hofft, dass der dritte Sammelband etwas mehr Entscheidungen oder Erzählgeschwindigkeit mit sich bringen wird.
:liquid6:
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