Pacific Rim: Uprising
Es gibt Filmreihen, die wachsen mit ihrem Publikum mit. Und dann gibt es welche, die machen den Benjamin Button. Der mit Babyfaces vollgestopfte "Pacific Rim: Uprising" jedenfalls signalisiert dem erwachsenen Menschen mit Nachdruck, dass er nicht mehr zur Zielgruppe gehört. Fortan soll es nur noch um die Bespaßung der 12- bis 14-Jährigen gehen. Wer an Guillermo del Toros neonfarbenem Kaiju-Klopper aus kindlicher Nostalgie heraus Gefallen finden konnte, wird sich bestimmt auch mit der Fortsetzung beschäftigen - nur um festzustellen, dass man mitten in eine Vorstellung für Kinder geraten ist, wo die einzigen anderen Erwachsenen ihren Nachwuchs schützend vor sich halten, um ihre Anwesenheit zu rechtfertigen.
In einem Film, in dem Scott Eastwood als grauer Wolf dargestellt wird und auch Hauptdarsteller John Boyega zu den erfahreneren Typen mit Leader-Potenzial gehört, tickt auf jeden Fall so einiges nicht ganz richtig. "Ich bin nicht mein Vater", setzt Boyega pathetisch zu einer Emanzipationsrede an und verweist auf den über 40-jährigen, somit also steinalten Idris Elba. Nur um anschließend genau nach seinem Vorbild zu agieren. Sein Vater würde eine glühende Rede halten, dass den Kadetten die Motivation aus den Ohren laufen würde, doch er sei ja nicht sein Vater, macht sich der Anführer von Generation X am Ende klein. Um dann aber doch der Präsidentenrede aus "Independence Day" Konkurrenz zu machen.
Mit der Erfahrung verabschiedet sich leider auch die wissenschaftlich angehauchte Faszination für die Kreaturen oder das technische Interesse für die Jaeger, mit denen die Menschheit auf Monsterjagd zu gehen gedenkt. Alles dreht sich nur noch ums Design. Als die Auszubildenden mit den verschiedenen Jaeger-Typen bekannt gemacht werden, geht es bloß darum, die persönlichen Favoriten anzuhimmeln. Sportwagen-Kompensation in Wolkenkratzerhöhe für Bobbycar-Fahrer sozusagen. Die Drift-Elemente, die in der Del-Toro-Variante beinahe Potenzial zu Cronenberg'schen Fleisch-und-Gedanken-Diskursen gehabt hätten, werden zum Feature degradiert, das irgendwo nebenbei mal erwähnt wird. Die "Power Rangers" rücken ganz gefährlich in die Nähe; über die Hürde "Transformers" war im Grunde ja bereits der erste Teil hinaus.
Chinesischer Gelder zum Dank ist "Uprising" zumindest vollgestopft mit Action und sieht dabei tricktechnisch auch ziemlich gut aus; zumindest ein Punkt, in dem die Fortsetzung das Niveau halten kann. Andererseits verärgert der Fokus auf die von Menschen gesteuerten Maschinen bei gleichzeitiger Vernachlässigung der eigentlichen Hauptattraktionen. Haben wir nicht ohnehin schon genug Riesenroboterfilme? Wer bislang auf die Kaijus aus dem tiefen Ozean fixiert war, könnte nach zwei Dritteln womöglich bereits an Mangelerscheinungen leiden. Als dann endlich das an radioaktivem Fleisch hoch dosierte Finale freie Bahn hat, ist man schon ganz kirre von den Geräuschen, die Metall auf Metall verursacht; da verzeiht man vielleicht sogar, dass man den Big-Boy-setzt-sich-aus-vielen-Little-Boys-zusammen-Trick zuletzt bereits das ein oder andere Mal hat begutachten dürfen (etwa im "Power Rangers"-Film oder im "Batman Ninja"-Anime).
Unverzeihlich dagegen das windige Drehbuch, das wie ein Fähnchen im Sturm alle paar Sekunden die Richtung wechselt und ohne jede Nachvollziehbarkeit seine Alibi-Story ausbreitet. Auch wenn es letztlich um grüne Schnullerkauer geht, die meterhohe Roboter im Kampf gegen schleimigen Unrat steuern, der aussieht wie Mikro-Lebewesen unter dem Vergrößerungsglas... es ist doch trotzdem immer schön, wenn ein Film selbst in einem solchen Extremfall auf professionelles Storytelling setzt. Und sei es nur, um den Baukasten-Vorwurf zu entkräften, den man "Uprising" wahrlich um die Ohren hauen könnte.
Ein Blockbuster letztlich wie eine Straßenverkehrsanalyse: Je jünger die Person am Steuer, desto größer der Kollateralschaden. Was aber wie ein narrensicheres Rezept klingt, langweilt auf der Leinwand zwischen Abrissbirnenantrieb und Hochhaus-Mikado mit jeder Minute ein wenig mehr. Und schließlich mit jeder Big-Budget-Produktion, die aufs gleiche Pferd setzt.
