Direkt ins Kino gepilgert und mehr als ordentlich unterhalten wurden. Ich denke, aus der allgemeinen Marvel-Müdigkeit heraus isses schon nachvollziehbar, aber imo gehst du, Vince, mit dem Streifen ganz schön hart ins Gericht. Auch vor dem Hintergrund, dass er ja definitiv Neues probiert und bei Weitem nicht derart generisch daherkommt, wie man es anderen Marvel-Vertretern so gerne vorwirft.
Mich haben eigentlich nur zwei Sachen so wirklich gestört:
* "Thunderbolts*" hängt leider immer mal wieder durch. Marvel könnte wirklich langsam mal mit weniger langen Spektakeln planen.
* Ich finde, wie schon bei den Avengers, das Balancing seltsam. Während man bei den Avengers wirklich bis zum Gott hochschraubt und dem "Nichtskönner" wie Hawkeye und Black Widow an die Seite stellt, bei denen nur ein Querschläger bereits echte Probleme machen könnte, hat man bei den Thunderbolts eigentlich nur Nichtskönner. Die man aber trotzdem overprotected, was ich schade fand, denn imo hätte man hier auch mal konsequenter sein können und mit "Heldentoden" für Aufruhr sorgen können. Über den einen, unfassbar beiläufigen und egal bleibenden, sei hier mal der Mantel des Schweigens gelegt. Obendrein sind jene Helden, die "Fähigkeiten" haben, viel zu nah am Captain-America-Storypart dran, so dass sich die Helden auch noch schwer unterscheiden lassen, was ihren Impact angeht. Das macht es schon schwierig, in den Thunderbolts das zu sehen, was der Film uns dann Glauben machen will.
Ansonsten hat mich die Genese des Fieswichtes absolut abgeholt. Das Genöle der Helden über ihre Überflüssigkeit und ihr Unvermögen fand ich mal was Anderes. Beim Showdown fallen btw. keine Häuser um, sondern ein Kran kracht in eine Fassade, die dann gen Erdboden kracht - eigentlich die einzige ganz große Spektakelszene, die mich aber nicht erreicht hat. Und dem Film, so lau er das umsetzte, wohl auch irgendwie egal schien. Das eigentliche Finish fand ich dann ebenfalls mal was anderes. Wo ich mitgehe, sind die Darstellerleistungen. Allerdings möchte ich Frau Dreyfus und Pugh sowie Herrn Pullman herausheben, die haben schon sehr stark performt. Die Darsteller drumherum... nunja. Sebastian Stan agiert imo schon immer reichlich ungücklich im MCU. Dass er nicht einmal zum Anführer der Thunderbolts wird, sagt eigentlich alles. Hannah John Kamen als Ghost ist absolut vergessenswert und wie schon bei ihrem Antmanauftritt immer dann am besten, wenn sie nicht zu sehen ist. David Harbour hat mich irgendwann brutal genervt mit seinem ach so lustigen Getue. Und Wyatt Russell leidet bei mir einfach daran, dass mich die Serie zum Cap und dem Winter Soldier null juckt und ich so keine Ahnung habe, wer seine Figur eigentlich ist. Nimm das Marvel-Serien-Kosmos

Ich fand aber, dass der Sohnemann vom Kurt sich trotzdem noch achtbar aus der Affäre gezogen hat - wenngleich er mit der Maske echt wie der letzte Laffo aussieht.
Actiontechnisch ist gar nicht soviel los. Das kurze Beharken im Bunker, Vincelino hat es bereits hervorgehoben, macht Spaß. Allgemein gefällt, dass Heidi Moneymaker als Actionkreatuerin viel auf Physis setzt. Auch der Angriff auf den Konvoi im Wüstensetting fetzte. Nur die finalen Actionszenen, die wollten irgendwie nicht so recht zünden. Wobei diese auch wieder mehr aus dem Rechner stammten und den Fieswicht wie Dr. Manhattan (Vince erwähnt es auch) durch die Kulissen schweben lässt. Dessen Optik fand ich ne coole Idee, warum er nun aber einer Atombombe gleich seine Gegner auslöscht, ohne dass dies irgendwo verankert würde, man weiß es nicht.
Also, man sieht, ich habe auch ein bisserl zu meckern, aber im Großen und Ganzen fand ich das Ganze sehr gelungen. Auch weil man seit Brave World merkt, dass man bei Marvel wieder versucht, zusammenhängender zu denken. Wobei ich gar nicht mal denke, dass man das müsste. Gerade die Thunderbolts hätten das Potential gehabt, ein eigenes Franchise ohne große Marvel-Universum Anbindung zu kreieren. Die man Abenteuer erleben lässt, ohne dass man nun wieder jeden Marvel-Film und jede Serie gesehen haben muss, um zu raffen, was die sein sollen. Marvel hat durchexerziert, wie man eine große zusammenhängende Story erzählt. Die brauchen das nicht mehr beweisen. Das muss DC jetzt erstmal nachmachen.

Und warum jetzt nicht einfach mal Spaß haben? Egal:
In diesem Sinne:
freeman