Jaaa, erstmal: schöne Reviews Jungs. Bin begeistert. ;)
Le film: Er ist über Nacht und mit viel Nachdenken gewaltig gewachsen. Gestern unmittelbar danach war ich etwas ernüchtert. Er war gut, keine Frage, kam mir zugleich aber auch fragil vor, unkomplett, durchwachsen mit Frakturen. Bei weitem hat Nolans Film nicht die gleiche In-sich-Geschlossenheit zu bieten wie die Filme von Tim Burton, was aber ja auch schon in "Batman Begins" der Fall war.
Aber dann über Nacht kam die Erleuchtung, dass ich da gestern die beste Comicverfilmung überhaupt gesehen habe. Ein dreidimensionales, rundum offenes Netzgebilde, das einfach alles bietet. Alles und jedem. Die 9/11-Metaphorik des Films ist brillant, das Gesellschaftsbild wird genial ausgebildet und selbst die Szene mit den zwei Passagierschiffen hat rückblickend nicht diese moralinsaure Wirkung ähnlicher Szenen aus "Spider-Man 2" (die Hilfe der Bürger beim Zug oder die Attacke auf den Goblin, als Spider-Man am Seil der Brücke hängt). Die Action und Inszenierung beweist ohnehin eine Reife, mit der Nolan endgültig im ihm vorher noch so fremden Actiongenre angekommen ist.
Auch die Gewichtung der Charaktere, die gerne mal moniert wurde, kann nur beglückwünscht werden; wie die es schaffen, Batman einerseits so zur Nebenfigur zu degradieren und ihn doch jeglichen Handlungsantrieb auslösen zu lassen, wie freeman treffend festgestellt hat, das ist ganz große Klasse.
Zu Ledger: Starke Leistung, ohne Frage, aber mir wird er auch ein bisschen zu sehr gehypt. Ein endgültiges Urteil möchte ich mir aber erst nach Ansicht der Originalfassung erlauben, denn die Synchronstimme wirkt doch arg überfordert und ich glaube, dass vieles von der Faszination des Jokers gerade über die Stimme transportiert wird.
Gestisch und mimisch erinnerte mich Ledger stark an Jeff Goldblums "Fliege"-Interpretation im Mittelstadium: ein kränkliches Geschöpf, wild gestikulierend, manchmal unsicher, und vor allem die dunklen, ziellos umherrollenden Augen und das Schmatzen und Lippenlecken, das hatte seeehr viel von Goldblums Schauspiel. Der Joker hat mir Spaß bereitet, weit mehr auch als Nicholsons Joker, aber eine Oscarnominierung würde ich für übertrieben halten.
Aaron Eckhart als Harvey Dent war in Ordnung, aber so richtig hat seine tragische Entwicklung bei mir nicht gezündet; vielleicht kam sie zu überraschend, vielleicht war auch das halbe Gesicht zu künstlich (wobei seine erste Szene ohne Verband schon ziemlich ungemütlich war, als man schon sieht, dass da irgendwas fehlt). Die von Oldman, Freeman und Caine gespielten Charaktere finde ich zunehmend liebenswerter, weil sie mich so sehr an liebevoll eingestreute Nebenfiguren aus bestimmten Comics erinnern; vor allem hätte ich gerne bei einer neuen Spawn-Verfilmung einen Twitch, der so aussieht und agiert wie Oldmans Polizist.
Gyllenhaal war suboptimal, was aber imo vor allem auch wieder an ihrer Rolle lag, die der Schwachpunkt der Franchise ist. Besser als Holmes fand ich sie aber allemal.
Und so komm ich auf ne grundsolide