Kampf der Titanen
Originaltitel: Clash of the Titans
Produktionsland: USA
Produktionsjahr: 2010
Regie: Louis Leterrier
Darsteller: Sam Worthington, Ralph Fiennes, Liam Neeson, Gemma Arterton, Danny Huston, Alexa Davalos, Mads Mikkelsen, Jason Flemyng u.a.
Die Menschen haben die Schnauze voll von den selbstverliebten und selbstherrlichen Göttern, die die Menschen zu Spielbällen ihrer Launen machen. Also beginnt man sich gegen die Götter aufzulehnen. Mit verheerenden Folgen, denn Göttervater Zeus lässt daraufhin seinen Bruder, Unterweltgott Hades, von der Leine. Der tötet einfach mal so die Eltern des Fischers Perseus. Dieser, ein unverhoffter Sohn von Zeus, gezeugt mit einer menschlichen Frau und damit ein Halbgott, schwört Rache. Da kommt es ihm gerade recht, dass Hades mit der Entfesselung eines Riesenkraken droht, wenn sich die Menschen nicht unterwerfen. Diesen Kraken muss Perseus töten, denn dann wäre Hades so geschwächt, dass Perseus ihn töten kann! Nur, wie soll man einen hochhaushohen, unbesiegbaren Kraken niederringen? Gemeinsam mit einer Handvoll Soldaten bricht Perseus auf, um eine Lösung für dieses Problem zu finden.
Zugegeben, das klingt alles ganz interessant und das ist es die ersten 20-30 Minuten auch, doch dann schlägt die „Helden auf dem Weg zur Rettung der Welt“ Routine durch und Story, Charakterentwicklung und weitgehend auch die Spannungsmaschinerie haben komplett Pause. Ab sofort geht es darum, von Monsterclash zu Monsterclash und damit von Höhepunkt zu Höhepunkt zu gelangen und dies halbwegs schadlos zu überstehen. Das klappt nicht durchgehend, denn leider gibt das Drehbuch einen Scheiß auf seine Figuren, die einem darum auch herzlich egal sind. Und genau deshalb interessiert einen auch gar nicht, was die zwischen den Monsterclashszenen zu sagen haben. Leider haben das die Filmemacher nicht erkannt und lassen sie wild drauf loslabern. Und das zieht sich ...
Aber darauf kommt es ja letztlich gar nicht an! Rocken sollen die Highlights! Und das tun sie, zumindest bedingt ... oder sagen wir: ansatzweise. Zu Beginn geht der Kampf der Titanen gleich mal in die Vollen. Die schon im Original grandiose Menschen gegen Riesenskorpione Actioneinlage setzt eine beeindruckende Duftmarke und macht amtlich Laune! Die Viechers sind großartig getrickst, das Tempo ist beeindruckend, die Action hat richtig Wucht und Druck und Regisseur Leterrier beweist sein Auge für fette Action. Und sein Soundtrackmaestro Ramin Djawadi gibt den besten Hans Zimmer seit Jahren und haut dazu ein geiles Thema nach dem anderen raus.
Nach einer kurzen Laberdurststrecke gelangen unsere Helden zu Medusa und stellen sich der alles andere als Steine erweichenden Antikbitch. Und was jetzt passiert, spottet jeder Beschreibung. Denn hier beweist Leterrier wie egal ihm seine Figuren wirklich sind! Unemotional, kaltschnäuzig und ohne jedwede hochverdiente Heldenpose kegelt er fast das gesamte Figureninterieur über den Fluss Styx ... Er ist halt kein Charakterregisseur, der Louis, der Leterrier ... Blöderweise taugt diese Highlightsequenz auch sonst nicht viel. Zwar ist die Medusa cool designt, leider sieht sie aber effekttechnisch aus wie der Scorpion King und stinkt meilenweit nach cheesy CGI-Effekten. Auch bekommt Leterrier hier keine wirklich zwingende Stringenz in die Szenerie. Er muss zum Showdown kommen und den will er offensichtlich nicht mit zuviel Gelaber verwässern, weshalb auch nur die nötigste Reckencrew das Heim der Medusa verlässt ...
Und die kommt dann kurz darauf am Schauplatz des Showdowns an und ... ja .. irgendwie hatte da keiner mehr so rechte Lust. Ok, ein Mano a Mano Fight zwischen Avatar Superheld Sam Worthington und Riesenkrake wäre selbst für Fantasytrash too much gewesen, aber dennoch verpufft auch die letzte Spektakelszene recht wirkungslos. Sie ist toll getrickst – abgesehen von ein paar lausigen Flugpferdeinlagen, auf den Pegasusmüll hätte man wirklich verzichten sollen – aber es kommt nie Spannung auf und auch Cliffhangermomente vermag Leterrier nicht zu lancieren. Tja, so ein Heldenleben ist manchmal halt doch ein Ponyhof.
Dass der Kampf der Titanen selbst in seinen starken Momenten eher schwach ausgefallen ist, muss dann bei den produzierenden Warner Brothers Studio jemand bemerkt haben und irgendwie müssen ihm dann in seinem Frühstücksmüslie eine Zerealie in 3-Form und eine in D-Form erschienen sein, was einen Geistesblitz bei ihm verursachte, den der Kinobesucher nun ausbaden muss. Denn im Nachhinein, und ohne dass der Film jemals darauf ausgelegt war, wurde der fertige Streifen einfach auf das gerade hippe 3D Format aufgeblasen. Immerhin lenkt das toll von allen gängigen Schwächen ab! Die Folge ist schlichtweg eine Katastrophe und eine Frechheit gegenüber dem Endverbraucher ... uns Zuschauern! Man weiß gar nicht, wo man da anfangen soll ...
Zunächst einmal inszenierte Leterrier ungemein filmisch. Er lenkt über den Fokus seiner Kamera die Blicke der Zuschauer. Wer redet ist scharf, wer zuhört eher unscharf. So sieht das im normalen Film aus. So sieht es aber nun auch in der 3D Version des Filmes aus! Und das ist dann ja wohl die komplette Umkehrung dessen, was ein 3D Film erreichen will! Nämlich Schärfe in allen Ebenen des Bildes, wie eben in der Realität. Deshalb ja auch 3D. Die Folge: Kaum ein Bild hat eine wirklich räumliche Anmutung. Zumal der Regisseur in einigen Szenen auch offensichtlich nicht für eine 3D Auswertung gefilmt hat. Die Folge ist der wohl flächigste 3D Film aller Zeiten – ein 2D Film mit Huckeln, irgendwie. Obendrein ist Leterrier ein Actionregisseur! Einer, der mit der Kamera Druck macht, mitten rein geht, schnell schneidet. Alles Stilmittel, die in einem 3D Film nichts zu suchen haben, da das menschliche Gehirn gar nicht hinterherkommt, diese Datenflut zu verarbeiten! Obendrein werden einige Effektszenen durch das lausige 3D ziemlich offensichtlich / durchsichtig, denn da passt das Compositing der Szenen irgendwie nicht mehr so recht. Und der absolute Abschuss ist ein Totalversagen aus Warner Sicht, denn die haben den Film schlichtweg viel zu dunkel gewandelt. Es gibt Momente, da ahnt man nur, was da gerade auf der Leinwand abgeht. Meine Empfehlung – und mein Vorgehen bei der Vorstellung, der ich beiwohnte!: auf den „Mit dem Zweiten sieht man besser“ Slogan von ZDF scheißen, Brille absetzen und ein Auge zuhalten. Offensiver kann man schlechtes 3D nicht ausblenden ... und es hilft wirklich, zumal das Bild ohne Brille gleich auch ein wenig heller wird. Blöderweise kriegt man für diesen halben Filmgenuss sein Eintrittsgeld nicht zur Hälfte wieder. Das landete im geldgeilen Hals der Warnerkraken ...
Von dieser katastrophalen Präsentation seines Filmes abgesehen inszeniert Leterrier so, wie er es am besten kann. Mit hoher kinetischer Energie und einigen wirklich tollen Bildern. Der Fährmann des Flusses Styx beispielsweise ist großartig, so manche Landschaftsaufnahme erst recht (die Produktion zog wahrlich durch aller Herren Länder!) und der düster dreckige Look des gesamten Filmes weiß absolut zu gefallen. Darunter zieht der Soundtrackschöpfer Djawadi alle Register seines pathetischen Könnens und lärmt so manche Langweilerminute zu. Von daher hat Leterrier seinen Film technisch gesehen eigentlich im Griff, nur genauso wenig wie er ein guter Geschichtenerzähler ist, ist er ein guter Schauspielerregisseur. Manch großen Namen lässt er am ausgestreckten Arm verhungern. Mimen wie Pete Postlethwaite bedanken sich mit einer gelangweilten Performance. Andere bekommt der Regisseur gar nicht unter Kontrolle und lässt sie hemmungslos chargieren. So Ralph Fiennes als Hades, Liam Neeson als Zeus und Jason Flemyng als Acrisius. Und seine beiden Hauptdarsteller sind so charismabefreit und hölzern, dass man ihnen die Pest an den Hals wünscht. Vor allem Worthington beweist nach Avatar zum zweiten Mal eindrucksvoll, dass seine wuchtig kraftvolle Performance in Terminator Salvation definitiv nur ein „Ausrutscher“ war. Der einzige, der etwas unverhofften Glanz in die Schauspielbude bringt, ist Mads Mikkelsen. Jede Szene, in der er auftaucht, wirkt wie ein Fremdkörper im Film, weil sie ihn fast schon adelt.
Was soll man zu diesem Film noch sagen? Vielleicht, dass der Film insofern eine Art Daseinsberechtigung hat, weil das betagte und nicht unbedingt vorteilhaft gealterte Original definitiv eine Neuverfilmung vertragen konnte. Denn seien wir ehrlich, auch wenn Stop Motion Gott Ray Harryhausen technisch Großes in „seinem“ Film leistete, die Effekte sind einfach antiquiert, überholt und hoffnungslos veraltet. Von daher war eine Neuverfilmung sicher nicht die schlechteste Idee. Dass dabei aber so ein kalter und seelenloser Big Budget Trash herauskommen würde, war nicht unbedingt zu erwarten. Denn wenn das Original auch vieles sein mag, kalt und seelenlos ist es definitiv nicht. Eher liebevoll naiv und auf eine kindliche Art und Weise verspielt ... Werte, die auf das Remake nun so gar nicht zutreffen. Und noch einen Vorteil hatte das Original: Es wurde nicht auf 3D aufgeblasen.
Will man das Ganze zu einem halbwegs versöhnlichen Ende bringen, müsste man konstatieren, dass Leterriers Remake auf einigen Ebenen schwer versagt. Weder ist die Geschichte sonderlich spannend, noch sind die Charaktere irgendwie involvierend geraten. Die Darsteller wirken beinahe hilflos und verzweifelt und auch so manche Highlightszene funktioniert nicht auf den Punkt. Dennoch wird man dank guter Effekte, nettem Tempo und dank Leterriers technischem Geschick leidlich gut unterhalten. Mit Ach und Krach würde ich mich rein filmisch gesehen auf eine
einlassen. Nimmt man aber die katastrophale dreidimensionale Präsentation des Filmes hinzu, ist der Kampf der Titanen eine Vollgurke sondergleichen, die weniger zur entspannten Weltflucht als vielmehr zur anstrengenden Marter für Augen und Hirn gerät ...
In diesem Sinne:
freeman
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Executor fands auch net titanenwürdig:
Von vorne bis hinten passt da im "Kampf der Titanen" nichts zusammen. Angefangen bei dem überflüssigen Eröffnungstext und die Tatsache, dass sich "alle Menschen gegen die Götter gestellt haben", was nicht nur so nicht mehr im Film aufgenommen wird, sondern im Gegenteil, die Story an sich läuft dann ab dem Hof und dem ersten Auftritt Andromedas in geregelte Bahnen.
Dafür haben wir eine unsterbliche Stalkerin namens Io, die Perseus scheinbar seit dessen Geburt zum Anbeißen findet und deshalb über ihn wacht, bis ein kräftiger Mann aus ihm geworden ist. Dazu liefert Worthington eine unglaubliche langweilige Darstellung ab, aber was soll der Gute auch tun? Seine Rolle besteht erst aus apathischem rumstehen, dann wildem kämpfen, leichtem rumzicken, dass er "Mensch und kein Gott sein will", dann wieder aus kämpfen und so weiter und so fort.
Viele Szenen laufen dann nach dem dumpfen Erklärungsprinzip an: mythologisches Viech taucht auf, kurze(!) Staun-Szene und irgend ein Mensch hält seine Nase ins Bild und beginnt: "Pegasus...blablabla...geflügelte Pferde die seit...blablabla...NÜTZLICH...bla..."
Bei all dem Chaos wackelt dann die Kamera selbst bei normalen Gesprächen wo die Akteure sich NICHT bewegen und während der Action wird es dann auch nur noch schlimmer. Aber kommen wir also zur Action und den Monstern: Ach du Kacke!
Calibos sieht eher aus, als wäre er grade aus "The Hills have eyes" geflüchtet und präsentiert stolz seine offene Rübe. (Aber überhaupt gut: Er kommt rein, als Zeus grad seine Frau flachgelegt hat, der Offkommentar kickt ein und meint: 'Vor lauter Zorn über seine Frau brachte er sie und seinen Sohn um!' Sohn? Er hat also mal eben mindestens 12 Monate brummelnd neben seiner Frau gesesse, bevor er sie "vor lauter Wut" ins Meer wirft? Wow!)
Die Skorpione wirken auf den ersten Blick ganz gut, aber spätestens bei Nahaufnahmen wirken die Viecher wie billige Actionfiguren mit rot blinkenden Augen und versprühen leider keinerlei Charme. Aber schön, dass wir ansonsten in der Geschichte auch schon Djinns(!) über den Weg laufen, von denen einer quasie den "Chewbacca" der Gruppe stellt.
Die Medusa war dann auch zwar ganz ordentlich getrickst, aber leider so ohne jedes Gespür für Atmosphäre inszeniert, dass es eine Schande ist. Zudem stiehlt hier noch Mads Mikkelsen, wie eigentlich in jeder Szene in der er ist, die Show komplett von Worthington. Der Mads ist dann auch mit Abstand das Beste im Film.
Der Kraken hat einen kurz-imposanten Auftritt, der Einzige, der jetzt irgendwie nicht so recht verschenkt ist. Obendrauf gibt es dann tausend und eine Logikbombe, wie etwa: "Die Medusa, die lebt am Rande der Unterwelt!" Klar, dass unsere Truppe dann auch per Fährmann IN die Unterwelt fährt. Hallo, hat dem Führer keiner zugehört? Aber besonders auch dieser "Fährmann" bringt das Kreaturen-Dilemma auf den Punkt: Erster Auftritt: Ruhige Kamera (der erwähnte, kurze "Staun"-Moment), interessantes Design, stimmig, danach kommt er aber kaum mehr ins Bild, außer im Boot in einigen Großaufnahmen, wo sein Antlitz dann doch mehr einer einfachen Plastikpuppe ähnelt. Neeeeee...
Und zu den anderen "WATT!!?"-Momenten: Perseus und Andromeda fallen in die enge Bucht von Argos und -schwupp- sind an einem Strand(!) und müssen von den Soldaten des Königs anscheinend abgeholt werden?!?!? Oder Andromedas Zufluchtsort wird seit fünf Tagen belagert und die Wachen machen mal just for fun die Tore auf, was dann auch zum Massendurchbruch führt. Hö? Erst will Zeus mit seinem Sohn nichts zu tun haben und dann wieder und hä?
Alles in Allem waren das aber noch laaaange nicht alle "WATT!!?"-Momente, leider nein...
Da bleibt nur eine Frage: Warum zum Teufel verkomplizieren und verbullshitten die Macher eine simple "Held vs. mythologische Monster"-Story so sehr? Warum all die krassen Mythologie-Änderungen ohne Sinn und verstand? Warum die Wackelkamera? Und vor allem warum zum Teufel dieses Gefühl, als sei das wieder ein in der Post-Production heftig zusammengestoppeltes Irgendwas?
Die einzigen beiden guten Szenen: 1. Bubus Gastauftritt - Wer im Kino lachte hats kapiert, hinter mir: "Was soll denn das? Wird das im Film nachher noch wichtig?" Und
2. die Szene, als Hades Zeus und seine anderen Götter (die nie vorkommen *seufz*) in ihrem Tempelwasauchimmer besucht, wo alle auf schwebenden Amporen quasie über der Miniatur-"Welt" residieren und Hades latscht gleich unverfrohren "auf die Welt" (wer weiß, ob dann nicht quasie riesige Füße durch die Welt stapfen) und ich nur instinktiv: "Geh da runter!"
Schade, statt wirklich unterhaltsam zu sein, geht "Kampf der Titanen" leider den "Terminator 4" weg und verbockt sich durch schlechte Inszenierung, eine unausgegorene Handlung und uncoole Actionszenen leider komplett den weiteren Erfolgsweg.
Gott sei Dank bin ich in der 2D-Fassung gewesen, nicht auszudenken, wenn dieser Blödsinn nicht nur doppelt so viel gekostet hätte, sondern bei all der Wackelkamera auch noch in 3D. Waaaaah!
(Aber auch nur, weil ich mich im Kino mit nem Freund teils drüber amüsieren konnte und weil einige Sachen so schlecht rüberkamen, dass sie schon wieder witzig waren. Und Mads Mikkelsen ist cool wie immer!)