Gestern endlich voller Vorfreude sehen können. Hier mal, nach laaaanger Zeit, wieder ein Review meinerseits:
Guardians of the Galaxy
Es ist nicht selbstverständlich, dass die „Guardians of the Galaxy“ über die Kinoeinwände flimmern, und das auch noch ziemlich erfolgreich wohlgemerkt. Zu unbekannt und zu wenig massentauglich sollten erste Indikatoren der Geldgeber sein, welche sich den zu Grunde liegenden Stoff zu Gemüte führten, um dem Ganzen eine Absage zu erteilen. Doch der Zeitpunkt dieses Filmes ist ein ganz spezieller. Denn eine geschickte Idee verhalf einem ganz speziellen Unternehmen zu milliardenschweren Gewinnen, dessen Zenit noch lange nicht überschritten scheint. Von den Marvel-Studios ist nämlich die Rede, welche innerhalb der Disney-Studios mit den Verfilmungen der gleichnamigen Comicvorlagen einen großen Erfolg nach dem nächsten einfahren. Die Idee dahinter ist recht simpel: Ähnlich wie bei den Comics wurde allmählich ein eigenes Universum aufgebaut (Startschuss lieferte der erste „Iron Man“, dessen größter Witz darin bestand, Robert Downey Jr. die Hauptrolle zu geben), in dem jeder Film lose auf den nächsten aufbaut und stets Bezüge und Querverweise aufeinander genommen werden. Ein Running-Gag ist dabei die obligatorische Szene nach dem Abspann, welche meistens eine Schlüsselszene einnimmt und damit Bezug auf folgende Filme nimmt (welche natürlich auch bei den Guardians nicht fehlen darf, hier aber wohl eher zum Lachen animiert). Wo die Filme anfangs noch eher im gehobenen Mittelfeld rangierten („Iron Man 2“, „Thor“, „Captain America“, „Der unglaubliche Hulk“), stellte sich alsbald heraus, dass sich hier offenbar Großes bewerkstelligen lässt. Sicherlich sind die hohen Gewinnsummen mit der Grund, dass das Studio immer mutiger wurde, was die Filme angeht. Der bahnbrechende Erfolg der „Avengers“ (und zugleich auch noch ein verdammt guter Film) sollte Startschuss für weitere Abenteuer sein, welche die ersten Ausflüge der Helden schnell in den Schatten stellen sollten. So ist „Iron Man 3“ der bisher beste Iron Man, „Captain America 2“ mit seiner mit Polit-Thrillern liebäugelnden Inszenierung einer der vielleicht besten Outputs des Studios bisher und die Guardians, die sinngemäß vielleicht als Avengers-light bezeichnet werden könnten, durch ihre ungehobelte Art jedoch weitaus weniger massentauglich erscheinen, dürften sich schon jetzt etabliert haben.
Dass dem Film ein großer Erfolg sicher ist, scheint auch an dem Vertrauen zu liegen, welches vom Publikum nunmehr den Marvel Studios entgegen gebracht wird. Die tendenziell steigende Qualität des Outputs lässt eben auch die Erwartungen exponentiell steigen. Und noch scheinen diese im großen Umfang befriedigt zu werden. Denn fängt der Film erst einmal an, im Jahre 1988, so beginnt dies gleich mit einem tragischen Todesfall. Eine recht morbide Stimmung, welche gleich in den Anfangsminuten aufgebaut wird, weicht der nächsten Szene, welche zugleich Assoziationen zu „Star Wars“ oder ähnlichen Filmen (vornehmlich der 70er oder 80er) hervorruft. Eine Brücke zurück ins Jahr 1988 schlägt zusätzlich auch immer wieder der Walk-Man, welchen Peter Quill (auch bekannt als Star-Lord) stets mit sich führt und mit seinem Awesome-Mix-Tape-Vol. I bekannte 80s Pop-Songs hört, die auch immer wieder die Szenen untermalen.
Die Geschichte rund eine Metallkugel (auch Orb genannt) und einen Haufen Abtrünniger, die sich zusammen raufen, um sich anschließend als die Guardians zu taufen, so wie Kopfgeldjäger und den Widersacher Ronan, der ebenfalls hinter dem Orb her ist, um persönliche Rache zu nehmen und ganz eigene Pläne zu verfolgen, vermag nicht wirklich Neues an den Tag zu bringen. Wie so häufig geht es auch nicht so sehr um das „Was“, sondern eher um das „Wie“. Und da wird hier ziemlich viel richtig gemacht. Angefangen bei der Besetzung, welche mit Dave Batista (Wrestler und Schauspieler in bisher eher unauffälligen Rollen) die erste große Überraschung parat hält. Dieser tritt nämlich nicht nur durch seine Physis in Erscheinung, sondern verblüfft immer wieder durch seine gehobene Wortwahl und hat mehr als nur einmal die Lacher auf seiner Seite. Auch Vin Diesel als Baum (!) und Bradley Cooper als schießwütiger Waschbär (!!) klingen nicht nur, sondern sind auch zum Brüllen komisch. Als Identifikationsfigur dient TV-Star Chris Pratt, der durch sein launiges Spiel schnell an den jungen Harrison Ford als Han Solo erinnert. Nicht von ungefähr wird er immer wieder mit dieser Figur verglichen, wobei stets attestiert wird, dass Star Lord definitiv als erstes geschossen hätte.
Dass gar nicht erst Diskussionen um umgeschnittene Szenen aufgrund der Familientauglichkeit auftauchen, wie es damals schon beim Ur-Star Wars der Fall war, liegt an der Blockbuster-kompatiblen, aber dennoch herrlich brüsken Inszenierung James Gunns, der es schafft, Ironie und Ernsthaftigkeit in Einklang zu bringen (ähnliche Ansätze sind bei den „Fantastic Four“ ja leider mit Anlauf gegen die Wand gefahren worden). Gerade Rocket (also dem Waschbär) werden einige Szenen zugestanden, die durchaus Tiefe in den meist ziemlich lauten Film bringen. Hier werden zwischenzeitlich einige Gänge zurück gefahren, um zwischen-„menschliche“ Momente zu generieren, welche man so sicherlich nicht erwartet hätte. Zwar schafft es Gunn auch hier immer wieder, ironische Spitzen einzubauen (Stichwort: „Stehen“), verfehlt in diesen Momenten jedoch kaum die Wirkung. Gerade zum Ende hin werden diese humoristischen Ansätze etwas zu sehr ausgereizt und oftmals wirkt das Geschehen etwas fahrig, doch mag man ihm dies in der Summe nicht allzu übel nehmen.
Wenn Marvel es tatsächlich schafft, auch mit weiteren Filmen qualitativ mit den gegenwärtigen Outputs Stand zu halten, dann wären die kommenden Jahre, was den Blockbuster-Sektor anbelangt, gerettet. Alternativen, welche ähnlich gute Qualitäten aufweisen, sind leider mehr als rar gesät. Gerade inhaltlich bietet das Marveluniversum ein schier unerschöpfliches Pensum an Ideen, Gegnern und eben auch Helden, die darauf warten vom Comic auf die Leinwand zu wandern. Man darf gespannt sein. Die Fortsetzung(en) zu den Guardians sind jedenfalls beschlossene Sache und weitere Marvel-Filme stehen bereits in den Startlöchern. Wenn es Hollywood nicht schafft, gänzlich eigene kreative Ideen auf die Leinwand zu bringen, dann sind mir die Comicverfilmung da noch die liebste Alternative.