Cowboys & Aliens

Filme die viel kosten und meistens nicht das halten, was der Trailer verspricht.
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Wallnuss
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Cowboys & Aliens

Beitrag von Wallnuss » 27.10.2014, 17:57

Cowboys & Aliens

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Originaltitel: Cowboys & Aliens
Herstellungsland: USA
Erscheinungjahr: 2011
Regie: Jon Favreau
Produktion: Brian Grazer, Ron Howard, Alex Kurtzman, Roberto Orci, Damon Lindelof, Scott Mitchell Rosenberg
Darsteller: Daniel Craig, Harrison Ford, Sam Rockwell, Olivia Wilde, Noah Ringer, Abigail Spencer, Walton Goggins, Adam Beach, Keith Carradine, Paul Dano...

ANMERKUNG: Review bezieht sich auf den Extended Directors Cut der Blu-ray!

Es ist eine Idee, so unglaublich simpel, verrückt und gleichzeitig bombastisch, dass man sich nur fragen kann, worauf die großen Namen in Hollywood eigentlich all die Jahre gewartet haben, bis man endlich darauf kam, diesen Film zu produzieren. Während Comic-Verfilmungen und unzählige Sequels vergangener Erfolgsfilme das Geschäft in den USA derzeit dominieren, ist es hier die ungewöhnliche Prämisse hinter dem Film, die im Vorfeld für Aufsehen gesorgt haben dürfte. Unter anderem unter den Augen des ausführenden Produzenten Steven Spielberg hat sich Regisseur Jon Favreau mit "Cowboys & Aliens" eine aufregende und Spannung versprechende Mission vorgenommen, dem Publikum nämlich genau das zu liefern, was er mit seinem reißerischen Titel vorab so vollmunding versprochen hatte: Das ultimative Genrecrossover zwischen Science Fiction-Streifen und dem amerikanischen Western. Allerdings stellt sein Actionmix auch eine ganz andere Tatsache offenkundig dar, die die oben gestellte Frage direkt beantworten dürfte: So wirklich zusammen passen diese beiden Elemente eigentlich nicht.

Inhalt: Ohne Erinnerung an sein altes Leben, dafür aber mit einem seltsamen Metallring am Arm gesegnet, taucht ein geheimnisvoller Fremder (Daniel Craig) im kleinen Wild-West-Kaff Absolution auf und macht sich bereits an seinem ersten Tag dort keine Freunde, als er sich mit dem schießwütigen Sohn des Rinderbarons Colonel Woodrow Dolarhyde (Harrison Ford) anlegt. Kurz darauf überbringt ihm der Sheriff (Keith Carradine) eine schockierende Nachricht: In dem Leben, das er vergessen hat, war er der berüchtigte und steckbrieflich gesuchte Verbrecher Jake Lonergan und soll nun für seine Verbrechen in ein Gefängnis gesteckt werden. Aus dieser Verhaftung wird allerdings nichts, als kurz darauf merkwürdige helle Lichter am Himmel erscheinen. Erst, als diese näher kommen, wird deren Bedeutung klar: Außerirdische aus einer anderen Welt suchen mit ihren Raumschiffen das verschlafene Dorf heim und entführen die halbe Bevölkerung. Der Rest, völlig geängstigt und eingeschüchtert, bleibt zurück. Bis Dollarhyde und Lonergan sich entschließen, einen Pakt einzugehen. Da Dollerhyde bei dem Besuch der Aliens unter anderem seinen Sohn verloren hat, geht er auf Konfrontationskurs. Und Lonergans Armreif scheint sich dabei als mehr als nützlich zu erweisen...

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Dabei hatte man sich gerade bei den Western-Attributen doch richtig Mühe gegeben, das fängt schon beim grandiosen Opening an. Mitten in der Prärie erwacht ein verschwitzer und dreckiger Daniel Craig, der auch in den nächsten 2 Stunden als wortkarger und kaltschnäuziger Revolverheld, angesiedelt irgendwo zwischen Clint Eastwood und Steve McQueen, eine hervoragende Performance abgeben wird, die so gut ist, das er den Film damit alleine tragen kann. Schön ist es gerade deswegen, dass die ersten 30 Minuten noch ganz dem Wild-West-Feeling gehören und uns Zeit geben, Craigs Protagonisten und das allgemeine Setting besser kennen zu lernen. Vielleicht hätten diese Szenen Favreau etwas weniger perfekt gelingen sollen, denn zwischen all den edlen Panorama-Aufnahmen und der ruppigen Atmosphäre wünscht man sich beinahe, die Aliens würden gar nicht erst auftauchen und man würde einfach 120 weitere Minuten gespannt der Stimmung im Westerndorf Absolution folgen dürfen. Leider aber lassen die Eindringlinge dann doch nicht sonderlich lange auf sich warten und was folgt ist ein handwerklich toll in Szene gesetzter Blockbuster, der aber an allen Ecken und Enden seine Probleme bekommt.

Anfangen tut das schon mit den Charakteren. Während Craig seiner Rolle wenigstens durch sein wundervolles Spiel und seine leise Selbstironie einen Hauch von Persönlichkeit verleihen kann, bleiben selbst große Darsteller neben ihm farblos. Harrison Ford darf als mürrischer Colonel ein paarmal grimmig in die Kamera gucken, bleibt aber nur ein müder Sidekick ohne eigene Identität. Olivia Wilde mag zwar als mysteriöse Schönheit eine gewisse Zeit lang das männliche Publikum mit ihrer Präsenz bei Laune halten, doch spätestens als sie ziemlich in der Mitte des Filmes für einen völlig unglaubwürdigen Twist sorgen muss, wird ihr gesamter Charakter der Lächerlichkeit ausgeliefert. Alle anderen Figuren, die sich auf der Jagd nach den außerirdischen Besuchern geben, spart man daher fast vollständig eine eigene Persönlichkeit und klassifiziert sie damit direkt zum Alienfutter. Einzig und allein ein Barkeeper, verkörpert von Sam Rockwell, wird immer wieder in den Fokus gerückt, wobei man sich gerade hier die Frage stellen muss, warum ausgerechnet er soviel Screentime bekommt, da seine Funktion für die Handlung praktisch nicht vorhanden scheint und er allerhöchstens etwas Humor ins Spiel bringt. Allerdings ist das vielleicht auch der Tatsache geschuldet, dass das Drehbuch selbst nicht so recht weiß, wo es eigentlich hin will. Zu lange steht die Handlung nur auf der Stelle, zu spät werden für den Ausgang des Streifens wichtige Personen eingeführt, zu albern und beinahe schon peinlich erscheint das Motiv der eigentlichen Invasion. Bei all dieser inhaltlich-belanglosen Leere bleiben einem dann nur noch die Krawall-orientierten Actionszenen. Können diese wenigstens überzeugen?

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Leider auch nur teilweise. Optisch sind die Animationen natürlich vom allerfeinsten, die Stuntarbeit bei vielen halsbrecherischen Aktionen beeindruckend und auch das Design der Außerirdischen gefällt durch seinen Mut zur Hässlichkeit, aber insgesamt ergibt sich allein aus dem Drehbuch heraus ein wirkliches Duell zwischen Aliens und Cowboys einfach viel zu selten. Meist beschränkt es sich auf einen Kampf zwischen den CGI-Wesen und den mit einer mächtigen Alienwaffe ausgestatteten Craig, während der Rest unbeteiligt in der Gegend herumsteht und wie Statisten machtlos zusehen muss, wie er die Sache schon irgendwie ins rechte Licht rücken wird. Erst im Showdown dürfen sie aktiv werden, zu dem Zeitpunkt ist man aber bereits zu desinteressiert, um für die stark inszenierten Gefechte noch etwas übrig zu haben. Unterhalten tut es zwar, mitreißen oder gar Interesse auf den Fortlauf wecken eher weniger, zumal der permanent penetrant auf den Zuschauer einwirkende Soundtrack von Harry Gregson-Williams an der ein oder anderen Stelle zu dramatisch daherkommt und nie so recht zu den Bildern auf der Leinwand passen will.

Fazit: Wie es bei einem Mann wie Jon Favreau zu erwarten war, ist "Cowboys & Aliens" ein sauber inszenierter, ordentlich getrickster und konsequent ausgerichteter Actionfilm, der einen aber nur oberflächlich anspricht, als so richtig vom Hocker zu hauen. Zu schwer wiegen die katastrophal entwickelte Handlung und das nicht vorhandene Interesse an den eindimensionalen Charakteren auf den existierenden Stärken wie dem subtilen Humor und der starken Revolverheld-Interpretation seines Hauptdarstellers. Gelungen sind dafür immer die Momente, in denen es kein Crossover zwischen den zwei unterschiedlichen Genres gibt, sondern der Zuschauer einen gehörigen Schuss Western-Atmosphäre atmen und sich von den Sehnsucht-erweckenden Bildern überwältigen lassen darf. Betrachtet als Experiment mag "Cowboys & Aliens" also vielleicht das ein oder andere Interesse wecken, doch wahre Filmfreunde werden schnell auf den Gedanken kommen, wie schön das Erlebnis sein könnte, wenn Favreaus Werk einfach nur "Cowboys" heißen würde.

:liquid4:

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Beitrag von SFI » 27.10.2014, 18:23

Schade, dass denn Machern bei dem doch recht unverbrauchten Storygerüst nichts anderes als eine schäbige Rescue Mission einfällt, bei der dann wieder mehr Leute aus den eigenen Reihen drauf gehen als man retten will. Das Ganze ist handwerklich durchaus gut, leider aber auch irgendwie unspektakulär inszeniert, mit über 2 Stunden Laufzeit zudem etwas lang in Anbetracht des tendenziellen Kaugummicharakters. Musikalisch blitzt für ein paar Sekunden etwas Innovation hervor und generiert ganz schwache Ansätze von Gänsehaut. Speere gegen Hightechwaffen sind dann auch nicht sonderlich prall, dabei gibt es doch genug Beispiele wie man gekonnt Western und SciFi kombiniert.

:liquid5:
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Beitrag von Orco » 17.11.2014, 15:33

Hmm, also ich hab den nicht so schlecht in Erinnerung. Mir gefiel damals Craig auch das erstemal überhaupt in einem Film. Als Bond kann ich den kaum ertragen...bis auf den ersten evtl. wenn ich ihn lediglich als Action Film betrachte.
Ich besitze sogar die Bluray davon, allerdings noch nie eingelegt, da Geschenk und kein Eigenkauf.

Werd mir den demnächst dann nochmal geben, denn 4-5 Punkte kommt mir da zuwenig vor.
Und wenn sich deine Schulter bewegt, dann seh ich das.

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Beitrag von Wallnuss » 30.11.2014, 22:55

Orco hat geschrieben:Mir gefiel damals Craig auch das erstemal überhaupt in einem Film.
Ja, er macht überraschend viel aus der Rolle, sticht aber natürlich auch durch sein schwaches Drumherum stark hervor.

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