Men in Black I + II + III
Verfasst: 12.02.2006, 21:47
Men in Black
Originaltitel: Men in Black
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 1997
Regie: Barry Sonnenfeld
Darsteller: Tommy Lee Jones, Will Smith, Linda Fiorentino, Vincent D'Onofrio, Rip Torn, Tony Shalhoub, Siobhan Fallon, Mike Nussbaum, Jon Gries, Sergio Calderón, Carel Struycken, Fredric Lehne, Richard Hamilton, Kent Faulcon, John Alexander u.a.
Geschrieben am 11.03.2005
„Men in Black“ ist ein Sammelsurium von skurrilen Ideen und verrückten Einfällen. Vor allem ist es aber eine perfekte Symbiose aus Mainstream und Eigenstil, was schwer genug ist, da der Mainstream bekanntlich nur selten Eigenstil zulässt. Nun hat aber auch der Blockbuster-Kinogänger die Möglichkeit, mal einen Film mit eigenem Charakter zu sehen, was prompt mit überwältigenden Zuschauerzahlen belohnt wurde.
Die Idee ist bekannt: die „Men in Black“ sind eine hochgeheime Kontrollorganisation, deren Aufgabe es ist, die Präsenz Außerirdischer auf der Erde geheimzuhalten. Denn bekanntlich ist der Mensch als Individuum intelligent, als Masse jedoch hochgradig reaktionär. Würde das große Geheimnis an die Öffentlichkeit gelangen, käme es unweigerlich zum Supergau.
Nun befindet sich die Organisation in einer Problemsituation: eine Schabe, eine Urgestalt des Bösen, ist auf der Erde gelandet und sucht hier nach dem so genannten „Band des Orion“, welches sich als der Schlüssel zur totalen Vernichtung der Erde herausstellt. Man benötigt Verstärkung. Ein New Yorker Cop (Will Smith) scheint der Richtige für den Job zu sein...
Auf einem Comic basierend, zeichnet sich die Herkunft von Barry Sonnenfelds SciFi-Komödie speziell in dem metallisch-weißen Look ab, der das Geschehen durchzieht. Perfektion, Sauberkeit und Sterilität sind die Eckpfeiler der Atmosphäre und geben die Arbeitsmethode der stets korrekten Männer in schwarz (benannt nach ihrer Kleidung, Anzüge in reinem Schwarz, das dunkler als das All erscheint) wieder. Von dieser werden wir auch gleich in der ersten Szene Zeuge.
Zuvor aber konzentriert sich die Kamera während des Vorspanns, unterlegt von der inzwischen zum Markenzeichen gewordenen schnellen und etwas kauzigen Taktfolge des Scores, auf eine einzelne Libelle, die vor sternenbehangenem Nachthimmel eine Landstraße überfliegt. In einer einzigen Einstellung weicht die Kamera nie von dem animierten Kleintier und verfolgt akribisch dessen Flugbahn. Diese verläuft wie eine penibel geplante Choreografie, die inmitten der Silhouette des gleißenden Mondes ihren Klimax erlebt. Der Zuschauer verfolgt die Verhaltensweisen der Libelle hypnotisiert, konzentriert sich also voll und ganz auf einen Vorgang, der im Rahmen des gesamten Geschehens auf der Welt an Bedeutungslosigkeit kaum zu übertreffen ist. Und doch verharrt die Kamera auf diesem flatternden Ding. Sonnenfeld wählt hier eine Einleitung, die der schwebenden Feder aus Zemeckis' „Forrest Gump“ gar nicht so unähnlich ist. Beide Szenen dokumentieren die Philosophie, die im folgenden noch weiter thematisiert wird. Hier das Individuum als vom Zufall gesteuerter Partikel (der durch Windstöße angetriebene Flug der Feder, welcher genau vor Gumps Füßen endet), da die Relativität von Bedeutung (für Sekundenbruchteile steht ein kleines Insekt im Fokus).
Was schon hier angedeutet wird, stellt sich später als zentrale Prämisse heraus: die Verhältnismäßigkeit. Sonnenfeld bemüht sich, dem Zuschauer die eigenen Imaginationsgrenzen vorzuhalten, zu zeigen, dass auch das Unvorstellbare möglich ist. Nur so kann er überhaupt plausibel erklären, dass sich tausende von Aliens auf der Erde tummeln und in „Menschenkostümen“ inkognito unter uns weilen. Es wird das „Wieso nicht?“-Prinzip ausgefahren, demzufolge bestehende Kuriositäten unserer wirklichen Welt dazu verwendet werden, um sie als kausale Folge für das im Film vorgestellte Konzept auszulegen. Das hatten wir später auch noch mal: In „Matrix“ etwa wurde das Déja-Vu, ein wirklich seltsames Phänomen, als Fehler der Matrix vorgestellt. In „Men in Black“ ist es nicht ganz so subtil und raffiniert, dem komödiantischen Charakter des Films zufolge aber um so witziger: Menschen, von denen man schon immer gedacht hat, dass sie von einem anderen Planeten stammen müssen, sind aller Wahrscheinlichkeit nach tatsächlich Außerirdische! Jeder Zuschauer kennt sicherlich aus seinem eigenen Umfeld die ein oder andere merkwürdige Person; ersatzweise werden aber auch noch ein paar Promis (Michael Jackson, Sylvester Stallone...) als Außerirdische hingestellt.
„Men in Black“ ist eigentlich ein Special Effects-Film, hat aber ausgehend von oben genannter Konzeption auch ein paar tolle Masken zu bieten. Während die Aliens in ihrer wirklichen Erscheinungsform normalerweise per Computer animiert wurden, sind sie als Menschen maskiert das heimliche Highlight des Films. Teilweise heuerte man Menschen mit ungewöhnlicher Knochenstruktur an (der riesige Mann mit der Glatze), teilweise verwendete man Maskenteile (Vincent D'Onofrio) oder einfach Make-Up und seltsame Mimik und Gestik (illegaler Einwanderer). Wie auch immer es nun bewerkstelligt wurde, das Endresultat sieht jederzeit erschreckend nach Alien in Menschenform aus – und dazu noch lustig.
Eine erste Geschmacksprobe bekommt man in der anfangs angesprochenen ersten Szene des Films, in der die Methoden der „Men in Black“ vorgestellt werden. Die Migrationsproblematik, die zumindest in diesem ersten Teil auch teilweise im übertragenen Sinne angesprochen wird, kommt hier auch direkt zur Sprache. Ein illegaler Einwanderer erweist sich als Alien. Und nun kommen gleich mehrere Aspekte zur Einführung. Erstens: auf höchst beeindruckende Weise wird der aktuellste Stand der CGI-Technik vorgeführt. Zweitens: wir lernen die Praktiken der titelgebenden Vertuschungsmitglieder kennen, wenn mal was schief läuft. Mit höchster Sorgfalt wird das ganze Gebiet sterilisiert, alle Zeugen werden „geblitzdingst“. Hier wären wir bei Nummer drei: die in „MIB“ verwendeten technischen Spielereien, die selbst James Bond vom Hocker hauen würden, erleben ihren Einstand. Viertens: Hauptdarsteller Nummer Eins, Agent K (Tommy Lee Jones) wird vorgestellt, mitsamt seiner stoischen Art. Und fünftens: Ein Generationenwechsel findet statt. K's alter Partner hört auf, und es wird Zeit für einen Neuen: Agent J (Will Smith).
Will Smith mimt einen impulsiven New Yorker Cop, der von seinem Wesen her das direkte Gegenteil der äußerst korrekten Geheimorganisation darstellt, für die er nur zufällig zum unfreiwilligen Bewerber wird. Als Partner des verschlossenen K liegt dann auch das klassische Buddykonzept nahe, welches aber geschickt umgangen wird. Es ist nicht – zumindest nicht wirklich – diese typische Entwicklung von „Erst hassen wir uns, aber morgen lieben, schätzen und ergänzen wir uns“ zu finden. Keiner von beiden wird zur Kooperation mit dem anderen gezwungen; beide wollen es so. K, weil er glaubt, dass J trotz seines unpassenden Charakters die besten Anlagen für den Job hat; J, weil er die Wahrheit wissen will (wieder eine Parallele zu „Matrix“). Das sind ganz andere Voraussetzungen, auch wenn das Konzept des „seltsamen Paars“ ansonsten beibehalten wird.
Bleibt die Substanz der Story in ihrer Beschränkung auf das Abwenden der Vernichtung der Erde doch ziemlich leer, strotzt die Umsetzung ganz im Kontrast dazu vor lauter Einfälle. Die Jagd nach der Schabe gestaltet sich jedenfalls sehr abgedreht. Wie in einer witzigen Variante von „Akte X“ verfolgen K und J die Spuren des Ungetüms und leiten sie von einem Ort zum anderen. Abgeklappert werden dabei unter anderem Leichenhallen, Waffenschmuggler, die Frau des verwandelten Edgars, Kioskverkäufer mit sprechenden Hunden und anderes. Zwischendurch gibt es Schnitte auf die Machenschaften der Schabe im „Edgar-Kostüm“. Vincent D'Onofrio sei dabei ein besonderes Lob ausgesprochen. Mit schrägen Gesichts- und Gliederverrenkungen stellt er den Zerfall der Außenhülle und die darunter brodelnde Ungeziefergestalt perfekt dar.
In der Leichenhalle stößt man dann auf Linda Fiorentino, deren Rolle leider zu konventionell bleibt und in das ansonsten recht innovative Grundgerüst nicht so recht hineinpassen mag. Sie wird Mittel zum Zweck, was leider nicht besonders überraschend ist.
Aber das macht nichts, denn der Gesamteindruck zählt. Und obwohl alles wie aus dem Ei gepellt wirkt, ist ein ganz spezifischer, aufregender Stil zu erkennen. Das Finale setzt noch mal eins drauf, denn die Schabe ist ein widerliches, sehr schön animiertes Riesenvieh von einem Endgegner. Der Kampf der beiden Agents gegen das gigantische Insekt gestaltet sich aufregend und wendungsreich, so dass man sich beinahe wünschte, er würde noch länger andauern.
Bezüglich der Frage, wieso ausgerechnet eine Schabe als Bedrohung der Erde ausgewählt wurde, müssen ja eigentlich nicht mehr viele Worte verloren werden. Ich sage nur: „Size doesn't matter“.
So ist Barry Sonnenfelds Komödienerfolg des Sommers 1997 eine kurzweilige Knallbombe, die vor lauter schräger Figuren nur so strotzt und deren Special Effects wirklich aufrichtig Spaß machen. Getragen wird die skurrile Alien-Verfolgungsjagd durch zwei bestens aufgelegte Hauptdarsteller, bei denen die Chemie einfach stimmt. Die abgedrehten Waffen und Geräte sowie die detailverliebte MIB-Zentrale tun ihr Übriges. Zwar ist „Men in Black“ Mainstream pur, aber mit einem eigenen Stil. Und das ist selten.
_____________________________________________________________
_____________________________________________________________
Men in Black II
Originaltitel: Men in Black II
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 2002
Regie: Barry Sonnenfeld
Darsteller: Tommy Lee Jones, Will Smith, Rip Torn, Rosario Dawson, Patrick Warburton, Brad Abrell, Lara Flynn Boyle, Paige Brooks, David Cross, Darrell Foster, Jeremy Howard, Linda Kim, Johnny Knoxville, Michael Rivkin, Tony Shalhoub u.a.
Geschrieben am 11.03.2005
Wer die Hollywood-Maschinerie kennt, der weiß, dass im Sommer 1997 bereits der Grundstein gelegt wurde für ein weiteres Filmprojekt, das just in dem Moment so sicher wurde wie das Amen in der Kirche: „Men in Black 2“. Gezeugt 1997, geboren 2002. Eine recht lange Zeit für Planungen. Aber was lange währt, wird leider nicht immer gut. Das beweist uns auch dieses Sequel eines besonders erfolgreichen Vorgängers.
„Men in Black“ konnte vor allem in visueller Hinsicht neue Akzente setzen sowie ausgehend von der Grundidee, nämlich der Präsenz Außerirdischer auf der Erde, welche als Menschen verkleidet unter uns weilen und deren Geheimhaltung der Organisation der „Men in Black“ obliegt.
Im unvermeidlichen Sequel entschloss sich Sonnenfeld bewusst, keine Risiken einzugehen und inszenierte „MIIB“ als berechenbare Fortsetzung von der Stange, die die prägnanten Merkmale des Originals einfach nur wiederverwertet und in einen anderen Kontext setzt. So richtig hat das aber niemanden überzeugen können. Die Enttäuschung sitzt nach dem ersten Ansehen jedenfalls tief, wenngleich zumindest ein gewisses Maß an Unterhaltung aufkommt.
Dabei fängt es recht viel versprechend an, indem man absichtlich billig gemachte Ausschnitte aus einer Trash-TV-Serie zeigt, die der Wahrheit näher kommt, als das Zielpublikum dieser Serie je ahnen würde. Der Inhalt ist auch gleich das zu lösende Problem, das sich den Men in Black stellt. Eine gewisse Serleena sucht ein gewisses Licht von Zartha, welches sie auf der Erde vermutet. Dort schmuggelt sie sich als Unterwäschemodel unter die Menschen – ganz im Sinne der Terminator-Trilogie mit einer technischen Weiterentwicklung, denn das Aushöhlen eines Menschen und das damit verbundene Tragen der Haut im Hannibal Lecter-Stil ist nicht mehr nötig. Unser grünes Octalusvieh ist nämlich der Formwandlung mächtig und braucht nur ein wenig visuellen Anreiz.
Dass dann ausgerechnet ein Wäschekatalog mitten auf dem Rasen liegt und sich Serleena in die spärlich bekleidete Lara Flynn Boyle verwandelt, dürfte an der Zielgruppe „14-Jähriger geiler Teenie“ liegen. Um gleich im American Pie-Rahmen zu bleiben, wird ausgerechnet die Rolle des sprechenden Mopses Frank – wie vorhersehbar – am meisten ausgeweitet. Nur bedarf es hier keiner Drogen, um den Mops zum Sprechen zu bringen. Schön, das spart Zeit.
Stück für Stück hangelt sich Sonnenfeld an der Struktur des Originals entlang, was bei der Titelsequenz beginnt. Der Score ist identisch, statt einer Libelle fliegt das Raumschiff von Serleena vor einem tiefschwarzen, klaren Hintergrund entlang und zerstört periodisch einen Planeten nach dem anderen. Zum ersten und beileibe nicht letzten Mal in diesem Film wird wieder das aus dem Original bekannte „Size doesn't matter“-Prinzip aufgeworfen, demzufolge auch ein ganzes Universum in einer Murmel Platz finden kann – inklusive unserem eigenen. Bei der Landung des Raumschiffs mag das noch ganz gut gelungen sein, mit der Zeit wird das Prinzip aber überreizt, weil es immer und immer wieder eingestreut wird. Vielleicht für den ganz dummen Zuschauer, damit auch der letzte kapiert, was der Regisseur zu sagen hat.
Nicht nur das, auch andere Elemente aus Teil 1 werden wiederverwertet. Einzig die Spielerei mit dem „Blitzdings“ funktioniert hier ganz gut. Es ist witzig, wenn man sieht, wie sorglos damit herumgespielt wird, ohne sich um eventuelle Spätfolgen des „Blitzdingsens“ zu scheren. Mal hier, mal da wird oft auch unnötigerweise wiederholt ein Zeuge einer außerirdischen Aktivität lächelnd ins Röhrchen gucken gelassen. Dann sogar als Allaround-Flashlight vom fliegenden Vehikel aus, und zuletzt... ach, das muss man selbst gesehen haben.
Abgesehen vom Mops Frank, der sich hier wirklich teilweise penetrant in den Vordergrund spielt, steht aber immer noch das ungleiche Gespann K und J im Zentrum des Interesses, nicht weniger locker gespielt als im ersten Teil vom grimmigen Tommy Lee Jones und vom aufgekratzten Will Smith. Was neu ist – und in der Filmindustrie Hollywood ein ganz alter, abgenutzter Hut – diesmal ist das Verhältnis umgekehrt. K ist der Neuling, weil nach der Sache mit der Schabe geblitzdingst, und J ist der Profi, weil inzwischen als Star des Außendienstes etabliert. Dem Fan von Buddy-Filmen wird das bekannt vorkommen, denn in Filmen wie „Rush Hour 2“ ist das ein altgedienter Usus. Nichtsdestotrotz ist es witzig, den knurrigen Jones als humorlosen Postangestellten „Kevin“ in Doug Heffernanschen Shorts arbeiten und die Gebräuche und richtigen Verwendungsweisen von Paketschnur und-Papier erklären zu sehen.
Nun muss der alte K natürlich wieder „deneuralisiert“ werden, damit er wieder weiß, was abgeht. Hier ergreift man die Gelegenheit, um Tony Shalhoub wieder ins Spiel zu bringen, was ohne Frage eine erfreuliche Sache ist. Sein Einsatz ist hier zum Glück wieder so angenehm dezent wie bei seinem ersten Auftritt. Die Herleitung ist aber mal wirklich erzwungen.
Was die Gegner betrifft, gibt man sich diesmal nicht mit einem zufrieden. Die gute Serleena hat da so ihre Helfer und Helfeshelfer. Bei denen durfte sich die Kreativabteilung so richtig schön austoben. In diesem Punkt kann man eigentlich niemandem einen Vorwurf machen. Johnny Knoxville hat einen abgedrehten Doppelauftritt und gibt das Alien recht überzeugend. Der gleitende Kerl mit dem Umhang basiert wieder auf dem Ungewöhnliche-Anatomie-Konzept, wobei eine gewisse Ähnlichkeit zum Endgegner von Arnold Schwarzenegger aus „Last Action Hero“ nicht von der Hand zu weisen ist. Dann hätten wir noch „Corn Face“, ein Mopsgesicht, einen Typen mit dem Kinn am Sack und dem Sack am Kinn u.v.a. Diese Artenvielfalt lenkt allerdings etwas vom Wesentlichen ab. Funktional sind die Charaktere jedenfalls nicht. Man kann schon sagen, dass das Design hier die Story übertüncht, wobei diese einmal mehr so dünn ist, dass man das auch als Absicht auslegen kann.
Aber eine Schlüsselfigur fehlt noch in der Besprechung. Rosario Dawson spielt die Zeugin des Mordes an ihrem Chef, der ein Alien war. Und für Agent J wird sie zur Love Interest. Nebenbei muss sie als „Kronzeugin“ in Sicherheit gebracht werden und findet Unterschlupf im Mini-Apartment der allseits beliebten Worm Guys, die damit auch wieder ihren Auftritt weghaben.
Dawson kann irgendwie nicht ganz so sehr überzeugen, was aber vor allem an ihrer Rolle liegt. Überhaupt ist es etwas verwunderlich, dass Linda Fiorentino, die am Ende von „MIB“ immerhin scheinbar zu einer „WIB“ geworden ist, hier mit keiner Silbe erwähnt wird.
Was den Rest betrifft, geben sich gelungene und schwache Szenen die Klinke. J's neuer Partner zu Anfang ist urkomisch; die Karate-Einlage von Rip Torn gegen Lara Flynn Boyle dagegen urpeinlich, wenn auch irgendwie wohl nicht ganz so ernst gemeint. Der Mops ist ganz witzig, wenn er „Who let the dogs out“ mitbellt, hat aber auch so seine blöden Witzchen und nimmt insgesamt zu viel Platz ein. Die Michael Jackson-Verarschung ist sehr lustig, wenn man die Umstände im Vorfeld der Produktion bedenkt (Jackson wollte wirklich eine Rolle als MIB-Agent), allerdings auch ein bisschen gemein, weil man auch nicht so genau weiß, ob sich Jackson bezüglich des Sinnes seiner Szenen im Klaren war. Nett ist dann wiederum der Gastauftritt des Regisseurs als verdutzter Familienvater, schwach der Schlussgag, der nur die Pointe aus dem Original mit anderen Mitteln wieder neu auflegt.
Nimmt man den Film als Gesamtes, bleibt die atmosphärische Eigenheit, die den Vorgänger von 1997 noch umweht hatte, völlig auf der Strecke. „MIIB“ ist das typische Sequel, bei dem die Publikumslieblinge hervorgehoben und die Schwächen zurückgeschraubt werden, wobei sich zwangsläufig neue Schwächen ergeben. Mr. Jones und Mr. Smith ist dabei kein Vorwurf zu machen, die sind spielfreudig wie immer. Eher schon Regisseur Sonnenfeld und den Produzenten, die einfach zu wenig Risiko eingehen, weil sie stets auf der Spur bleiben. Da sind dann auch nicht ganz so viele Punkte drin, auch wenn man sich den Streifen durchaus ansehen und sich unterhalten lassen kann – so ab dem zweiten Mal, wenn die große Enttäuschung verflogen ist.
_____________________________________________________________
_____________________________________________________________
Auf DVD gibt es beide Filme in verschiedenen Fassung von eigentlich durchgehend guter Qualität. Den ersten Teil gibt es als gewöhnliche "Collector's Edition", als rare "Limited Edition" sowie in einer ebenfalls limitierten (allerdings inzwischen schon oft zum Witzpreis verscherbelten) "Collector's Box" zusammen mit dem zweiten Teil. Diesen gibt es wahlweise auch einzeln als Doppel-DVD.
Originaltitel: Men in Black
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 1997
Regie: Barry Sonnenfeld
Darsteller: Tommy Lee Jones, Will Smith, Linda Fiorentino, Vincent D'Onofrio, Rip Torn, Tony Shalhoub, Siobhan Fallon, Mike Nussbaum, Jon Gries, Sergio Calderón, Carel Struycken, Fredric Lehne, Richard Hamilton, Kent Faulcon, John Alexander u.a.
Geschrieben am 11.03.2005
„Men in Black“ ist ein Sammelsurium von skurrilen Ideen und verrückten Einfällen. Vor allem ist es aber eine perfekte Symbiose aus Mainstream und Eigenstil, was schwer genug ist, da der Mainstream bekanntlich nur selten Eigenstil zulässt. Nun hat aber auch der Blockbuster-Kinogänger die Möglichkeit, mal einen Film mit eigenem Charakter zu sehen, was prompt mit überwältigenden Zuschauerzahlen belohnt wurde.
Die Idee ist bekannt: die „Men in Black“ sind eine hochgeheime Kontrollorganisation, deren Aufgabe es ist, die Präsenz Außerirdischer auf der Erde geheimzuhalten. Denn bekanntlich ist der Mensch als Individuum intelligent, als Masse jedoch hochgradig reaktionär. Würde das große Geheimnis an die Öffentlichkeit gelangen, käme es unweigerlich zum Supergau.
Nun befindet sich die Organisation in einer Problemsituation: eine Schabe, eine Urgestalt des Bösen, ist auf der Erde gelandet und sucht hier nach dem so genannten „Band des Orion“, welches sich als der Schlüssel zur totalen Vernichtung der Erde herausstellt. Man benötigt Verstärkung. Ein New Yorker Cop (Will Smith) scheint der Richtige für den Job zu sein...
Auf einem Comic basierend, zeichnet sich die Herkunft von Barry Sonnenfelds SciFi-Komödie speziell in dem metallisch-weißen Look ab, der das Geschehen durchzieht. Perfektion, Sauberkeit und Sterilität sind die Eckpfeiler der Atmosphäre und geben die Arbeitsmethode der stets korrekten Männer in schwarz (benannt nach ihrer Kleidung, Anzüge in reinem Schwarz, das dunkler als das All erscheint) wieder. Von dieser werden wir auch gleich in der ersten Szene Zeuge.
Zuvor aber konzentriert sich die Kamera während des Vorspanns, unterlegt von der inzwischen zum Markenzeichen gewordenen schnellen und etwas kauzigen Taktfolge des Scores, auf eine einzelne Libelle, die vor sternenbehangenem Nachthimmel eine Landstraße überfliegt. In einer einzigen Einstellung weicht die Kamera nie von dem animierten Kleintier und verfolgt akribisch dessen Flugbahn. Diese verläuft wie eine penibel geplante Choreografie, die inmitten der Silhouette des gleißenden Mondes ihren Klimax erlebt. Der Zuschauer verfolgt die Verhaltensweisen der Libelle hypnotisiert, konzentriert sich also voll und ganz auf einen Vorgang, der im Rahmen des gesamten Geschehens auf der Welt an Bedeutungslosigkeit kaum zu übertreffen ist. Und doch verharrt die Kamera auf diesem flatternden Ding. Sonnenfeld wählt hier eine Einleitung, die der schwebenden Feder aus Zemeckis' „Forrest Gump“ gar nicht so unähnlich ist. Beide Szenen dokumentieren die Philosophie, die im folgenden noch weiter thematisiert wird. Hier das Individuum als vom Zufall gesteuerter Partikel (der durch Windstöße angetriebene Flug der Feder, welcher genau vor Gumps Füßen endet), da die Relativität von Bedeutung (für Sekundenbruchteile steht ein kleines Insekt im Fokus).
Was schon hier angedeutet wird, stellt sich später als zentrale Prämisse heraus: die Verhältnismäßigkeit. Sonnenfeld bemüht sich, dem Zuschauer die eigenen Imaginationsgrenzen vorzuhalten, zu zeigen, dass auch das Unvorstellbare möglich ist. Nur so kann er überhaupt plausibel erklären, dass sich tausende von Aliens auf der Erde tummeln und in „Menschenkostümen“ inkognito unter uns weilen. Es wird das „Wieso nicht?“-Prinzip ausgefahren, demzufolge bestehende Kuriositäten unserer wirklichen Welt dazu verwendet werden, um sie als kausale Folge für das im Film vorgestellte Konzept auszulegen. Das hatten wir später auch noch mal: In „Matrix“ etwa wurde das Déja-Vu, ein wirklich seltsames Phänomen, als Fehler der Matrix vorgestellt. In „Men in Black“ ist es nicht ganz so subtil und raffiniert, dem komödiantischen Charakter des Films zufolge aber um so witziger: Menschen, von denen man schon immer gedacht hat, dass sie von einem anderen Planeten stammen müssen, sind aller Wahrscheinlichkeit nach tatsächlich Außerirdische! Jeder Zuschauer kennt sicherlich aus seinem eigenen Umfeld die ein oder andere merkwürdige Person; ersatzweise werden aber auch noch ein paar Promis (Michael Jackson, Sylvester Stallone...) als Außerirdische hingestellt.
„Men in Black“ ist eigentlich ein Special Effects-Film, hat aber ausgehend von oben genannter Konzeption auch ein paar tolle Masken zu bieten. Während die Aliens in ihrer wirklichen Erscheinungsform normalerweise per Computer animiert wurden, sind sie als Menschen maskiert das heimliche Highlight des Films. Teilweise heuerte man Menschen mit ungewöhnlicher Knochenstruktur an (der riesige Mann mit der Glatze), teilweise verwendete man Maskenteile (Vincent D'Onofrio) oder einfach Make-Up und seltsame Mimik und Gestik (illegaler Einwanderer). Wie auch immer es nun bewerkstelligt wurde, das Endresultat sieht jederzeit erschreckend nach Alien in Menschenform aus – und dazu noch lustig.
Eine erste Geschmacksprobe bekommt man in der anfangs angesprochenen ersten Szene des Films, in der die Methoden der „Men in Black“ vorgestellt werden. Die Migrationsproblematik, die zumindest in diesem ersten Teil auch teilweise im übertragenen Sinne angesprochen wird, kommt hier auch direkt zur Sprache. Ein illegaler Einwanderer erweist sich als Alien. Und nun kommen gleich mehrere Aspekte zur Einführung. Erstens: auf höchst beeindruckende Weise wird der aktuellste Stand der CGI-Technik vorgeführt. Zweitens: wir lernen die Praktiken der titelgebenden Vertuschungsmitglieder kennen, wenn mal was schief läuft. Mit höchster Sorgfalt wird das ganze Gebiet sterilisiert, alle Zeugen werden „geblitzdingst“. Hier wären wir bei Nummer drei: die in „MIB“ verwendeten technischen Spielereien, die selbst James Bond vom Hocker hauen würden, erleben ihren Einstand. Viertens: Hauptdarsteller Nummer Eins, Agent K (Tommy Lee Jones) wird vorgestellt, mitsamt seiner stoischen Art. Und fünftens: Ein Generationenwechsel findet statt. K's alter Partner hört auf, und es wird Zeit für einen Neuen: Agent J (Will Smith).
Will Smith mimt einen impulsiven New Yorker Cop, der von seinem Wesen her das direkte Gegenteil der äußerst korrekten Geheimorganisation darstellt, für die er nur zufällig zum unfreiwilligen Bewerber wird. Als Partner des verschlossenen K liegt dann auch das klassische Buddykonzept nahe, welches aber geschickt umgangen wird. Es ist nicht – zumindest nicht wirklich – diese typische Entwicklung von „Erst hassen wir uns, aber morgen lieben, schätzen und ergänzen wir uns“ zu finden. Keiner von beiden wird zur Kooperation mit dem anderen gezwungen; beide wollen es so. K, weil er glaubt, dass J trotz seines unpassenden Charakters die besten Anlagen für den Job hat; J, weil er die Wahrheit wissen will (wieder eine Parallele zu „Matrix“). Das sind ganz andere Voraussetzungen, auch wenn das Konzept des „seltsamen Paars“ ansonsten beibehalten wird.
Bleibt die Substanz der Story in ihrer Beschränkung auf das Abwenden der Vernichtung der Erde doch ziemlich leer, strotzt die Umsetzung ganz im Kontrast dazu vor lauter Einfälle. Die Jagd nach der Schabe gestaltet sich jedenfalls sehr abgedreht. Wie in einer witzigen Variante von „Akte X“ verfolgen K und J die Spuren des Ungetüms und leiten sie von einem Ort zum anderen. Abgeklappert werden dabei unter anderem Leichenhallen, Waffenschmuggler, die Frau des verwandelten Edgars, Kioskverkäufer mit sprechenden Hunden und anderes. Zwischendurch gibt es Schnitte auf die Machenschaften der Schabe im „Edgar-Kostüm“. Vincent D'Onofrio sei dabei ein besonderes Lob ausgesprochen. Mit schrägen Gesichts- und Gliederverrenkungen stellt er den Zerfall der Außenhülle und die darunter brodelnde Ungeziefergestalt perfekt dar.
In der Leichenhalle stößt man dann auf Linda Fiorentino, deren Rolle leider zu konventionell bleibt und in das ansonsten recht innovative Grundgerüst nicht so recht hineinpassen mag. Sie wird Mittel zum Zweck, was leider nicht besonders überraschend ist.
Aber das macht nichts, denn der Gesamteindruck zählt. Und obwohl alles wie aus dem Ei gepellt wirkt, ist ein ganz spezifischer, aufregender Stil zu erkennen. Das Finale setzt noch mal eins drauf, denn die Schabe ist ein widerliches, sehr schön animiertes Riesenvieh von einem Endgegner. Der Kampf der beiden Agents gegen das gigantische Insekt gestaltet sich aufregend und wendungsreich, so dass man sich beinahe wünschte, er würde noch länger andauern.
Bezüglich der Frage, wieso ausgerechnet eine Schabe als Bedrohung der Erde ausgewählt wurde, müssen ja eigentlich nicht mehr viele Worte verloren werden. Ich sage nur: „Size doesn't matter“.
So ist Barry Sonnenfelds Komödienerfolg des Sommers 1997 eine kurzweilige Knallbombe, die vor lauter schräger Figuren nur so strotzt und deren Special Effects wirklich aufrichtig Spaß machen. Getragen wird die skurrile Alien-Verfolgungsjagd durch zwei bestens aufgelegte Hauptdarsteller, bei denen die Chemie einfach stimmt. Die abgedrehten Waffen und Geräte sowie die detailverliebte MIB-Zentrale tun ihr Übriges. Zwar ist „Men in Black“ Mainstream pur, aber mit einem eigenen Stil. Und das ist selten.
_____________________________________________________________
_____________________________________________________________
Men in Black II
Originaltitel: Men in Black II
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 2002
Regie: Barry Sonnenfeld
Darsteller: Tommy Lee Jones, Will Smith, Rip Torn, Rosario Dawson, Patrick Warburton, Brad Abrell, Lara Flynn Boyle, Paige Brooks, David Cross, Darrell Foster, Jeremy Howard, Linda Kim, Johnny Knoxville, Michael Rivkin, Tony Shalhoub u.a.
Geschrieben am 11.03.2005
Wer die Hollywood-Maschinerie kennt, der weiß, dass im Sommer 1997 bereits der Grundstein gelegt wurde für ein weiteres Filmprojekt, das just in dem Moment so sicher wurde wie das Amen in der Kirche: „Men in Black 2“. Gezeugt 1997, geboren 2002. Eine recht lange Zeit für Planungen. Aber was lange währt, wird leider nicht immer gut. Das beweist uns auch dieses Sequel eines besonders erfolgreichen Vorgängers.
„Men in Black“ konnte vor allem in visueller Hinsicht neue Akzente setzen sowie ausgehend von der Grundidee, nämlich der Präsenz Außerirdischer auf der Erde, welche als Menschen verkleidet unter uns weilen und deren Geheimhaltung der Organisation der „Men in Black“ obliegt.
Im unvermeidlichen Sequel entschloss sich Sonnenfeld bewusst, keine Risiken einzugehen und inszenierte „MIIB“ als berechenbare Fortsetzung von der Stange, die die prägnanten Merkmale des Originals einfach nur wiederverwertet und in einen anderen Kontext setzt. So richtig hat das aber niemanden überzeugen können. Die Enttäuschung sitzt nach dem ersten Ansehen jedenfalls tief, wenngleich zumindest ein gewisses Maß an Unterhaltung aufkommt.
Dabei fängt es recht viel versprechend an, indem man absichtlich billig gemachte Ausschnitte aus einer Trash-TV-Serie zeigt, die der Wahrheit näher kommt, als das Zielpublikum dieser Serie je ahnen würde. Der Inhalt ist auch gleich das zu lösende Problem, das sich den Men in Black stellt. Eine gewisse Serleena sucht ein gewisses Licht von Zartha, welches sie auf der Erde vermutet. Dort schmuggelt sie sich als Unterwäschemodel unter die Menschen – ganz im Sinne der Terminator-Trilogie mit einer technischen Weiterentwicklung, denn das Aushöhlen eines Menschen und das damit verbundene Tragen der Haut im Hannibal Lecter-Stil ist nicht mehr nötig. Unser grünes Octalusvieh ist nämlich der Formwandlung mächtig und braucht nur ein wenig visuellen Anreiz.
Dass dann ausgerechnet ein Wäschekatalog mitten auf dem Rasen liegt und sich Serleena in die spärlich bekleidete Lara Flynn Boyle verwandelt, dürfte an der Zielgruppe „14-Jähriger geiler Teenie“ liegen. Um gleich im American Pie-Rahmen zu bleiben, wird ausgerechnet die Rolle des sprechenden Mopses Frank – wie vorhersehbar – am meisten ausgeweitet. Nur bedarf es hier keiner Drogen, um den Mops zum Sprechen zu bringen. Schön, das spart Zeit.
Stück für Stück hangelt sich Sonnenfeld an der Struktur des Originals entlang, was bei der Titelsequenz beginnt. Der Score ist identisch, statt einer Libelle fliegt das Raumschiff von Serleena vor einem tiefschwarzen, klaren Hintergrund entlang und zerstört periodisch einen Planeten nach dem anderen. Zum ersten und beileibe nicht letzten Mal in diesem Film wird wieder das aus dem Original bekannte „Size doesn't matter“-Prinzip aufgeworfen, demzufolge auch ein ganzes Universum in einer Murmel Platz finden kann – inklusive unserem eigenen. Bei der Landung des Raumschiffs mag das noch ganz gut gelungen sein, mit der Zeit wird das Prinzip aber überreizt, weil es immer und immer wieder eingestreut wird. Vielleicht für den ganz dummen Zuschauer, damit auch der letzte kapiert, was der Regisseur zu sagen hat.
Nicht nur das, auch andere Elemente aus Teil 1 werden wiederverwertet. Einzig die Spielerei mit dem „Blitzdings“ funktioniert hier ganz gut. Es ist witzig, wenn man sieht, wie sorglos damit herumgespielt wird, ohne sich um eventuelle Spätfolgen des „Blitzdingsens“ zu scheren. Mal hier, mal da wird oft auch unnötigerweise wiederholt ein Zeuge einer außerirdischen Aktivität lächelnd ins Röhrchen gucken gelassen. Dann sogar als Allaround-Flashlight vom fliegenden Vehikel aus, und zuletzt... ach, das muss man selbst gesehen haben.
Abgesehen vom Mops Frank, der sich hier wirklich teilweise penetrant in den Vordergrund spielt, steht aber immer noch das ungleiche Gespann K und J im Zentrum des Interesses, nicht weniger locker gespielt als im ersten Teil vom grimmigen Tommy Lee Jones und vom aufgekratzten Will Smith. Was neu ist – und in der Filmindustrie Hollywood ein ganz alter, abgenutzter Hut – diesmal ist das Verhältnis umgekehrt. K ist der Neuling, weil nach der Sache mit der Schabe geblitzdingst, und J ist der Profi, weil inzwischen als Star des Außendienstes etabliert. Dem Fan von Buddy-Filmen wird das bekannt vorkommen, denn in Filmen wie „Rush Hour 2“ ist das ein altgedienter Usus. Nichtsdestotrotz ist es witzig, den knurrigen Jones als humorlosen Postangestellten „Kevin“ in Doug Heffernanschen Shorts arbeiten und die Gebräuche und richtigen Verwendungsweisen von Paketschnur und-Papier erklären zu sehen.
Nun muss der alte K natürlich wieder „deneuralisiert“ werden, damit er wieder weiß, was abgeht. Hier ergreift man die Gelegenheit, um Tony Shalhoub wieder ins Spiel zu bringen, was ohne Frage eine erfreuliche Sache ist. Sein Einsatz ist hier zum Glück wieder so angenehm dezent wie bei seinem ersten Auftritt. Die Herleitung ist aber mal wirklich erzwungen.
Was die Gegner betrifft, gibt man sich diesmal nicht mit einem zufrieden. Die gute Serleena hat da so ihre Helfer und Helfeshelfer. Bei denen durfte sich die Kreativabteilung so richtig schön austoben. In diesem Punkt kann man eigentlich niemandem einen Vorwurf machen. Johnny Knoxville hat einen abgedrehten Doppelauftritt und gibt das Alien recht überzeugend. Der gleitende Kerl mit dem Umhang basiert wieder auf dem Ungewöhnliche-Anatomie-Konzept, wobei eine gewisse Ähnlichkeit zum Endgegner von Arnold Schwarzenegger aus „Last Action Hero“ nicht von der Hand zu weisen ist. Dann hätten wir noch „Corn Face“, ein Mopsgesicht, einen Typen mit dem Kinn am Sack und dem Sack am Kinn u.v.a. Diese Artenvielfalt lenkt allerdings etwas vom Wesentlichen ab. Funktional sind die Charaktere jedenfalls nicht. Man kann schon sagen, dass das Design hier die Story übertüncht, wobei diese einmal mehr so dünn ist, dass man das auch als Absicht auslegen kann.
Aber eine Schlüsselfigur fehlt noch in der Besprechung. Rosario Dawson spielt die Zeugin des Mordes an ihrem Chef, der ein Alien war. Und für Agent J wird sie zur Love Interest. Nebenbei muss sie als „Kronzeugin“ in Sicherheit gebracht werden und findet Unterschlupf im Mini-Apartment der allseits beliebten Worm Guys, die damit auch wieder ihren Auftritt weghaben.
Dawson kann irgendwie nicht ganz so sehr überzeugen, was aber vor allem an ihrer Rolle liegt. Überhaupt ist es etwas verwunderlich, dass Linda Fiorentino, die am Ende von „MIB“ immerhin scheinbar zu einer „WIB“ geworden ist, hier mit keiner Silbe erwähnt wird.
Was den Rest betrifft, geben sich gelungene und schwache Szenen die Klinke. J's neuer Partner zu Anfang ist urkomisch; die Karate-Einlage von Rip Torn gegen Lara Flynn Boyle dagegen urpeinlich, wenn auch irgendwie wohl nicht ganz so ernst gemeint. Der Mops ist ganz witzig, wenn er „Who let the dogs out“ mitbellt, hat aber auch so seine blöden Witzchen und nimmt insgesamt zu viel Platz ein. Die Michael Jackson-Verarschung ist sehr lustig, wenn man die Umstände im Vorfeld der Produktion bedenkt (Jackson wollte wirklich eine Rolle als MIB-Agent), allerdings auch ein bisschen gemein, weil man auch nicht so genau weiß, ob sich Jackson bezüglich des Sinnes seiner Szenen im Klaren war. Nett ist dann wiederum der Gastauftritt des Regisseurs als verdutzter Familienvater, schwach der Schlussgag, der nur die Pointe aus dem Original mit anderen Mitteln wieder neu auflegt.
Nimmt man den Film als Gesamtes, bleibt die atmosphärische Eigenheit, die den Vorgänger von 1997 noch umweht hatte, völlig auf der Strecke. „MIIB“ ist das typische Sequel, bei dem die Publikumslieblinge hervorgehoben und die Schwächen zurückgeschraubt werden, wobei sich zwangsläufig neue Schwächen ergeben. Mr. Jones und Mr. Smith ist dabei kein Vorwurf zu machen, die sind spielfreudig wie immer. Eher schon Regisseur Sonnenfeld und den Produzenten, die einfach zu wenig Risiko eingehen, weil sie stets auf der Spur bleiben. Da sind dann auch nicht ganz so viele Punkte drin, auch wenn man sich den Streifen durchaus ansehen und sich unterhalten lassen kann – so ab dem zweiten Mal, wenn die große Enttäuschung verflogen ist.
_____________________________________________________________
_____________________________________________________________
Auf DVD gibt es beide Filme in verschiedenen Fassung von eigentlich durchgehend guter Qualität. Den ersten Teil gibt es als gewöhnliche "Collector's Edition", als rare "Limited Edition" sowie in einer ebenfalls limitierten (allerdings inzwischen schon oft zum Witzpreis verscherbelten) "Collector's Box" zusammen mit dem zweiten Teil. Diesen gibt es wahlweise auch einzeln als Doppel-DVD.