"James Bond" Legacy (Sammelthread) Neu: Keine Zeit zu sterben

Filme die viel kosten und meistens nicht das halten, was der Trailer verspricht.
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John Woo
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Re: "James Bond" Legacy (Sammelthread) Neu: Spectre

Beitrag von John Woo » 06.10.2021, 18:17

No Time to Die

Diese Review enthält Spoiler.

James Bond ist eigentlich im Ruhestand, doch als aus einem Labor eine gefährliche Waffe entwendet wird, bittet Bonds alter Freund Felix Leiter den ehemaligen Agenten darum, der Sache auf den Grund zu gehen und die Waffe wieder zu beschaffen.

Lange musste man sich gedulden, nun ist er endlich da: Der neuste Bond-Film und zugleich Daniel Craigs letzter Auftritt in der Titelrolle nach insgesamt fünf Filmen, die in unregelmässigen Abständen seit 2006 veröffentlicht wurden. Daniel Craigs Einstandsfilm, «Casino Royale», sollte bis heute einer der beliebtesten Bondfilme bleiben und belegt bei vielen Fans einen Spitzenplatz auf ihren Bestenlisten. Auch die folgenden Filme waren zumeist Box-Office-Hits, selbst wenn längst nicht alle Fans über die seither eingeschlagene Richtung glücklich sein mögen. Der Versuch, Bond menschlicher und verletzlicher darzustellen, begeisterte viele Fans und Daniel Craig wusste diese Rolle gut auszufüllen, es ist aber auch nicht von der Hand zu weisen, dass nach mittlerweile fünf eher ernsten Filmen der lockere Ton früherer Produktionen, zumindest aus meiner Sicht, vermisst wird.

Es war lange unklar, ob Daniel Craig nach «Spectre» noch für einen weiteren Auftritt als James Bond engagiert werden konnte, doch den Produzenten gelang es, ihn nochmals für einen weiteren Film zu überreden, um damit offene Handlungsstränge zu Ende zu bringen und ihm einen vernünftigen Abschied von der Reihe zu bescheren.
Trotz des langen zeitlichen Abstands seit dem letzten Film und einer relativ turbulenten Vor-Produktion, während welcher sogar der Regisseur und später der Komponist ausgetauscht wurde, musste man sich erfahrungsgemäss eher keine ernsthaften Sorgen machen, dass das präsentierte Ergebnis schwach ausfallen würde. In der Regel präsentierte sich die Bond-Reihe nach schwierigen Phasen keinesfalls geschwächt, vielmehr waren solche Umstände sogar oftmals ein Antrieb, erst recht ein hochwertiges Produkt abzuliefern.

Mit der Verpflichtung des amerikanischen Regisseurs Cary Fukunaga, der auch am Drehbuch mitarbeitete, kehrt man zu einem Regisseur zurück, der einen optisch weniger auffälligen Stil präsentiert, als das noch bei seinen Vorgängern Marc Forster («Ein Quantum Trost») und Sam Mendes («Skyfall», «Spectre») der Fall war. Damit erinnert der Film in seinen besseren Momenten auch ein wenig an die Inszenierung, welche Martin Campbell in «Casino Royale» etablierte, was eine angenehme Überraschung darstellt.

So beginnt der Film, nach einer kurzen Vorgeschichte aus der Vergangenheit, auch mit einer herausragend inszenierten «Pre-Title»-Sequenz, in der die Bilder aus dem italienischen Matera einen hervorragenden optischen Schauplatz abgeben. Dazu liefert der Film einen passenden Soundtrack von Hans Zimmer, der sich an dieser Stelle auch nicht davor scheut ein musikalisches Thema eines früheren Bondfilms zu zitieren.
Darüber hinaus weiss die in der «Pre-Title»-Sequenz gezeigte, rasante Autoverfolgungsjagd durch die italischen Dörfer zu beeindrucken. Selbst wenn man viele Teile davor schon in den Filmtrailern sehen konnte, wird man bestens unterhalten – sogar ein Bond-typisches Gadget darf der Bond-Fan in dieser Sequenz entdecken.

Einziger Wehrmutstropfen: Der Film schliesst inhaltlich mehr oder weniger direkt an seinen Vorgänger «Spectre» an, was viele Zuschauer bereits in dieser Sequenz verwirren dürfte und unangenehme Erinnerungen an «Ein Quantum Trost» hervorruft, der ebenfalls stark abhängig von seinem direkten Vorgängerfilm war. Der Unterhaltung tut dies an dieser Stelle aber noch keinen Abbruch.

Die anschliessende Titelsequenz ist wie gewohnt sehr schön und fantasievoll gestaltet, der aus meiner Sicht eher durchschnittliche Titelsong wird aufgrund der passend gewählten Bilder deutlich aufgewertet.

James Bond in Rente zu sehen, vermag dem Zuschauer etwas ungewohnt vorkommen, aber die Macher haben spätestens seit der Reihe um Daniel Craig nicht davor gescheut, neue Wege zu gehen und diese Idee wurde durchaus gelungen umgesetzt. So darf man auch einige schöne Bilder aus Jamaika bewundern, auch wenn diese, vermutlich aufgrund ihrer künstlich anmutenden Farbgebung, nie die Atmosphäre früherer Bondfilme ausstrahlen, die an diesem Schauplatz gehandelt haben. Aber sei’s drum, man freut sich dennoch, dass die Bondreihe wieder ihren Weg in die Karibik gefunden hat – eine richtig klassische Bond-Location.
Schön auch, den Charakter Felix Leiter wieder in einem Bondfilm zu sehen (überzeugend: Jeffrey Wright) und auch die Einführung der Agentin Nomi (Lashana Lynch) darf als gelungen angesehen werden.
Nur schade, dass die Szenen in der Karibik von relativ kurzer Dauer sind – die Ereignisse auf Jamaika und insbesondere auf Kuba strahlen richtiges Bondfeeling aus. An dieser Stelle wirkt der Film am lebhaftesten und auch die amüsanteren Momente des Films sind in diesen Sequenzen zu finden, ohne je in Klamauk zu verfallen.

Die Szenen in Kuba sollen dann auch die besten des ganzen Films darstellen. Da jene Szenen weitgehend nachts spielen, vermögen diese optisch zwar nicht an jene aus der Italien-Sequenz anschliessen, aber der Spass-Faktor wird hier dennoch ganz gross geschrieben. Ana de Armas macht in der Rolle als Paloma sehr viel Spass und erweist sich als überzeugender Teampartner für James Bond. Die dabei gezeigte Action zeigt zwar keine ganz grossen «Wow»-Momente, macht aber sehr viel Spass, ist lebendig inszeniert und glänzt durch amüsante Einfälle in bester «Bond»-Tradition. Dazu liefert Hans Zimmer musikalisch einen der besten Tracks des gesamten Films.
Die Bondreihe, so scheint es, scheint zur Hochform aufzulaufen, denn lange hat man sich nicht mehr so gut unterhalten gefühlt.

Doch leider scheint dies nur eine Momentaufnahme gewesen zu sein, denn nach einigen dramatischen Wendungen zeigt sich der Film spätestens mit der Rückkehr nach London plötzlich von einer anderen, weitaus ernsteren Seite, und je länger der Film dauert, fühlt man sich daran erinnert, dass man hier wohl einer Art «Spectre Teil 2» beiwohnt. Dies ist natürlich insbesondere inhaltlich auszumachen, aber auch inszenatorisch: Mit ausgedehnten, in die Länge gezogenen Szenen, begleitet von dramatischer, teils unheimlicher Musik, zeigen sich durchaus Parallelen zum Vorgänger auf.
Dies ist insbesondere bedauerlich, weil der Film dadurch stark abhängig von seinem Vorgänger bleibt und an Eigenständigkeit einbüsst. Der spätestens seit «Spectre» eingeführte Versuch, alle Craig-Bondfilme inhaltlich zu verbinden, wirkt ausserdem wie ein Versuch, von anderen aktuellen Filmreihen (insbesondere Marvel) abzukupfern und dem Craig-Bond ein eigenes «Universum» zu geben. Dabei kommt nie der Eindruck auf, dass dies von Anfang an so geplant war, stattdessen wirken die Versuche, bis auf wenige gelungene Anspielungen, weitgehend aufgesetzt. Somit bleiben «Casino Royale» und «Skyfall» im Grunde die einzigen Bondfilme aus der Craig-Ära, die auch als Einzelfilme gut funktionieren, was höchst bedauerlich ist. Frühere Bondfilme wiesen auch übergreifende Elemente auf und dennoch schaffte man es weitgehend, jene Filme auch als eigenständige Werke zu präsentieren.

Ein weiteres Problem ist die überlang präsentierte Liebesgeschichte von James Bond und Madeleine Swann (Léa Seydoux), die aufgrund der fehlenden Chemie zwischen den beiden Darstellern nicht richtig zu überzeugen vermag. Wenn man dies mit den erfrischenden, überaus lebhaften Szenen zwischen Bond und Vesper (Eva Green) aus «Casino Royale» vergleicht, bleibt der Zuschauer hier weitgehend ratlos zurück. Daniel Craig und Léa Seydoux geben zwar ihr bestes, aber der Funke will jedoch, wie bereits in «Spectre», nicht richtig überspringen.
Dies kann teilweise auch dem Drehbuch geschuldet sein, welches dem Film insbesondere in der zweiten Hälfte einige unnötige Längen beschert. Auch die Geschichte um die DNA-Waffe und den Nano-Bots erweist sich als unnötig konfus und lässt weder richtiges Agenten-Feeling, noch eine richtige Spannung zu. Wer wen aus welchen Gründen infiziert und wer mit wem zusammenarbeitet, wird zunehmend undurchsichtiger, und damit leider auch uninteressanter. Mehrfachsichtungen können helfen, um offene Fragen zu klären, doch ein Bondfilm sollte auch bei der Erstsichtung nicht derart viele Fragen aufwerfen.

Während Christoph Waltz als Blofeld einen soliden, aber ziemlich kurzen Auftritt hinlegt, soll von Rami Malek mit Safin der neuste Gegenspieler von Bond aufgebaut werden, doch leider lässt ihn das Drehbuch weitgehend im Stich, sodass seine Motive zu undurchsichtig bleiben und Safin so trotz sichtlich bemühtem Malek nie richtig im Film ankommt.

Immerhin, die im Film präsentierte Action ist gut inszeniert, hat Tempo und Druck ohne in übertriebene Schnittfrequenzen oder andere Kamera-Spielereien zu verfallen. Auch eine Sequenz in Norwegen gefällt dabei durchaus und bietet in einem nebligen Waldstück auch eine gute Portion Atmosphäre.
Etwas bedauerlich ist jedoch, dass der Film keine richtigen, Bond-typischen Action-Höhepunkte mit «Wow»-Faktor liefert, an welche man sich noch lange über den Film hinaus erinnert, wie es zum Beispiel «Casino Royale» mit der Parkour-Verfolgung und den Kämpfen auf den Kränen schaffte.
Auch was die eigentlich für Bond-Filme bekannten Gadgets anbelangt ist man wiederum sehr zurückhaltend, obwohl die heutige Technologie sicherlich einiges hergeben würde, was man im Film verwenden könnte. Lediglich ein Flugzeug, das zugleich als U-Boot taugt, vermag kurze Akzente zu setzen, auch wenn jenes teilweise offensichtlich auf dem Computer entstanden zu sein scheint, sobald es sich in der Luft befindet.
Immerhin: Ben Whishaw legt wieder einen sympathischen Auftritt als Q hin, und auch die Leistungen von Naomie Harris als Moneypenny und insbesondere Ralph Fiennes als M überzeugen. Letzterer darf auch eine sehr gut geschriebene, mitunter amüsante Unterhaltung mit James Bond bestreiten.

Erfreulich ist der Schauplatz des Showdowns; Produktionsdesigner Mark Tildesley hat sichtlich versucht, dem Bösewicht eine optisch interessante Basis in bester Bond-Tradition zu verschaffen - sehr schön! Im Gegensatz zum Vorgängerfilm hat man es auch geschafft, in dieser Basis einige brauchbare Actionszenen zu inszenieren. An die besseren Showdowns aus früheren Bondfilmen vermag man jedoch leider aufgrund fehlenden Highlight-Szenen und einem schwachen Endkampf nicht anzuknüpfen.

Als besonders ärgerlich erweist sich der Abschluss der Geschichte. Aufgrund der bereits angesprochenen Probleme im Drehbuch schafft es der Film nicht, eine überzeugende Tiefe aufzubauen und wirkt dadurch an den entsprechenden Stellen aufgesetzt. Darüber hinaus wirken die getätigten Entscheidungen sehr forciert. Ob James Bonds Erfinder Ian Fleming, an dessen Vision sich die Produzenten angeblich immer wieder so gerne orientieren, mit manchen in diesem Film präsentierten Einfällen glücklich gewesen wäre, bleibt offen, aber aus meiner Sicht bewegt man sich einmal mehr zu weit davon weg, was James Bond ausmacht.

Das 25. Bondabenteuer schliesst das Kapitel Daniel Craig somit in einem optisch sehr gut inszenierten, zumindest in der ersten Filmhälfte durchaus unterhaltsamen Abenteuer ab und erfreut darüber hinaus mit einer gelungenen musikalischen Untermalung von Hans Zimmer. Doch einige unübersehbare Längen insbesondere in der zweiten Hälfte, eine mitunter konfus dargereichte und zunehmend uninteressante Geschichte, aufgesetzte Dramatik und insbesondere ein schwaches Ende schmälern den Gesamteindruck beträchtlich, sodass man am Ende einen zwar brauchbaren Actionthriller vorliegen hat, der aber als Bond-Abenteuer leider kaum noch zu erkennen ist.
Bleibt zu hoffen, dass James Bond mit dem nächsten Abenteuer wieder zu alter Stärke zurückfindet, denn wie heisst es so schön: "James Bond will return".

:liquid6:

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Re: "James Bond" Legacy (Sammelthread) Neu: Spectre

Beitrag von freeman » 06.10.2021, 19:29

Oh, toll @ John! Darf ich das Review bei den Actionfreunden einbinden?

In diesem Sinne:
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Re: "James Bond" Legacy (Sammelthread) Neu: Spectre

Beitrag von John Woo » 06.10.2021, 19:41

Klar. :D

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Re: "James Bond" Legacy (Sammelthread) Neu: Spectre

Beitrag von freeman » 06.10.2021, 19:48

:yeah: Saugeil! Vielleicht schaff ichs schon morgen, ansonsten Sonntag.

In diesem Sinne:
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Re: "James Bond" Legacy (Sammelthread) Neu: Spectre

Beitrag von deBohli » 07.10.2021, 09:42

Sehr tolle Kritik, du sprichst mir aus dem Herzen John. Nach dem Kinobesuch gestern war ich etwas verwirrt, denn obwohl viele Einzelheiten am Film hervorragend funktionieren (Shot-Kompositionen / Kameraarbeit, Schnittabfolgen in gewissen Szenen / "We Have All The Time In The World" / Labor-Einbruch / Paloma als klares und verschenktes Highlight), stolpert der Film immer wieder über sein Drehbuch und den Zwang, alle Craig-Filme als gesamtheitliche Erzählung abschliessen zu wollen.

Wegen diesem Modus erinnert "No Time To Die" vielfach an die neusten Teile der Mission-Impossible-Reihe, ohne deren Dichte und Brillanz zu erreichen. Und bei der Norwegen-Sequenz hatte ich sogar das Gefühl, in "Jurassic World" gelandet zu sein. Somit fehlt das wichtigste: Das James-Bond-Flair, die Lust am Abenteuer, das lockere Märchen. Hier gibt es Narben, zerschmetterte Herzen und ein geschändeter Körper, der sich missmutig über die Ziellinie schleppt.

For England James? - No, for myself.

Bei der Wertung bin ich unschlüssig und schwanke zwischen sechs und sieben Punkte.
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Re: "James Bond" Legacy (Sammelthread) Neu: Spectre

Beitrag von freeman » 07.10.2021, 20:37

Zur Kritik zu "Keine Zeit zu sterben"

Unter obigem Link findet ihr Johns tolle Kritik. Finde cool, wie er den Film abarbeitet, als habe er parallel mitgeschrieben. :lol: Am interessantesten wird es imo dann, wenn der Bond-Fan dann mal durcharbeitet, welche Filme für sich stehen könnten, während andere es gar nicht könnten. Ich habe mir darüber bei den Craig Bonds nie eine Raste gemacht, weil ich die irgendwie schnell als einen großen Film begriffen habe, aber prinzipiell würde ich nach deinen Ausführungen definitiv mitgehen, dass man Skyfall (den ich sehr mag) und Casino Royale (den ich weniger mag) tatsächlich erstaunlich selbstständig sehen kann, während das bei Quantum Trost und Spectre ja eigentlich wirklich null geht.

In diesem Sinne:
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Re: "James Bond" Legacy (Sammelthread) Neu: Keine Zeit zu sterben

Beitrag von Montana » 07.10.2021, 23:11

Sehr Geil, muss mich noch fertig durchlesen, kann aber soweit unterschreiben.
Das Schlimmste an den Filmen (Specter / No Time to Die) ist definitiv, dass sie auf ziemlich Peinliche weise versuchen alles zu verknüpfen.
"No Time to Die" hat wie geschrieben eigentlich sehr viel gutes Stückwerk, dass im Endeffekt einfach nicht zusammen Funktionieren will.

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Re: "James Bond" Legacy (Sammelthread) Neu: Keine Zeit zu sterben

Beitrag von Cinefreak » 08.10.2021, 10:06

Starkes Review, John Woo!
Allerdings gehe ich da nicht ganz mit, was die Tiefe des Films anging, das war für mich recht stimmig, auch die Beziehung zwischen Bond und dem Charakter von Lea Seydoux. Witzig ist, dass ich mich an die Hochzeit der beiden absolut null erinnern konnte, was nicht unbedingt für den Erinnerungswert des Vorgänger-Films, den ich deutlich schwächer sehe, spricht :shock: :wink:

Den Showdown fand ich auch etwas unbefriedigend und irgendwie auch zu lang gezogen. Zudem fehlte es für mich an wirklicher Pyrotechnik, und wie ich schon an anderer Stelle sagte, die visuellen Effekte waren z. T. grauenhaft schlecht, insbesondere die Raketeneinschläge. Dass sich daran hier keiner störte, fand ich schon komisch...
Spoiler
Show
da hat Bruce Willis in ARMAGEDDON einen deutlich effektvolleren Abgang gehabt, wenn man das vergleichen will ;)
Ich sehe CASINO ROYALE - obwohl ich ihn mal neusichten müsste - schon irgendwie so wie Freeman, für mich war das einfach ein NEin zu allem, was Bond bis dahin ausgemacht hat. Den Spruch zu dem Wodka Martini, kaum wirklich Pyrotechnik, was zu Bond einfach irgendwie dazugehört, keine Bondjingle-mäßige Larger than life-Szene, die es in den meisten Vorgänger-Bonds gibt, fehlen von Moneypenny und und und...wäre die überhastete Schnittfrequenz nicht, wäre QUANTUM TROST da der deutlich stärkere Film mit Abstand. SKYFALL hat wieder ein wenig Rückkehr zu alten Tugenden gezeigt, SPECTRE fand ich bis auf die wenigen wirklich guten Actionszenen eher nichtssagend, vor allem fand ich Blofeld unheimlich verschenkt, gerade da man mit Oscar-Gewinner Waltz einen hervorragenden Actor am Start gehabt hätte. Somit hatte ich auf ein großes Finale mit ihm gehofft
Spoiler
Show
was aber leider völlig versiebt wurde, weil man einen noch übergrößeren Gegenspieler präsentieren wollte :sad:
- Überhaupt ist - gerade wenn man die Bond-Filme öfter geschaut hat - aus meiner Sicht durchaus zu bemängeln, dass der Endkampf mit dem Hauptbösewicht oft sehr kurz und schnell vorbei war.

Dass No time to die an einigen Stellen gezogen wirkt, würde ich übrigens sehr ähnlich sehen. Überhaupt kann ich mit diesem offensichtlich in den 2000ern xxxl-Längen nichts anfangen, da ich denke, dass viele der Filme deutlich mehr Kurzweil bieten würden, wenn sie kürzer wären. Wenn man da z. B. an einen genau richtigen SPEED denkt, der wirklich keine unnötigen Längen hat, ist das für mich eher eine Rückentwicklung. Selbst bei Netflix-Produktionen schreckt die Länge manchmal schon ab...weiß nicht, ob ihr das auch manchmal so seht ;) Vor allem kann ich mir vorstellen, gerade wenn es um die Bond-Reihe geht, dass man die an unterschiedlichen Tagen auch anders bewerten würde: Wenn ich z. B. gerade recht actionsatt bin, weil ich viel in der Richtung geschaut habe, freue ich mich vielleicht mehr über einen actionarmen SPECTRE, freue ich mich auf die volle Breitseite Action dann bin ich vielleicht eher mit OCTOPUSSY oder einem der Brosnan-Bonds gut bedient. Geht euch das nicht auch so? ;)
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Re: "James Bond" Legacy (Sammelthread) Neu: Keine Zeit zu sterben

Beitrag von deBohli » 08.10.2021, 11:48

Bond im 21. Jahrhundert
Oder, das missglückte Daniel-Craig-Experiment

Zum gesamten Artikel:
Craigs Bonds

Einzelne Film-Bewertungen:
Casino Royale 8
Quantum Of Solace 6
Skyfall 8
Spectre 5
No Time To Die 6
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Re: "James Bond" Legacy (Sammelthread) Neu: Keine Zeit zu sterben

Beitrag von freeman » 08.10.2021, 13:24

@ deBohli: Echt coole Zusammenfassung/Retrospektive. Darf ich dein Posting kommende Woche auch auf die Actionfreunde-Seite hieven?

In diesem Sinne:
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Re: "James Bond" Legacy (Sammelthread) Neu: Keine Zeit zu sterben

Beitrag von deBohli » 08.10.2021, 17:44

Klar, das darfst du auf jeden Fall machen - allerdings wurde Text heute bei ARTNOIR veröffentlicht. Ich hoffe, das ist ok so.
Gerne darfst du unter dem Text meinen richtigen Namen erwähnen (Michael Bohli).
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Re: "James Bond" Legacy (Sammelthread) Neu: Keine Zeit zu sterben

Beitrag von John Woo » 10.10.2021, 13:03

Sehr schöne Ausführungen Bohli, sehe ich fast alles genau so, bis auf den letzten Absatz: Ich denke am besten wäre an dieser Stelle einfach wieder ein normales "Soft Reboot" wie man es bis jetzt mit jedem neuen Darsteller vor Craig gemacht hatte, wie zum Beispiel bei "GoldenEye": Einfach eine neue Mission, und keinerlei Bezüge zu den Vorgängern.
Aber ich bin froh, dass ich da nicht die Entscheidungen treffen muss. Meiner Meinung nach hat man sich mit dem letzten Film aus inhaltlicher Perspektive auf lange Sicht keinen Gefallen getan.

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Re: "James Bond" Legacy (Sammelthread) Neu: Keine Zeit zu sterben

Beitrag von deBohli » 11.10.2021, 07:44

Danke dir. :)
Wobei der Inhalt bereits beim nächsten Film, wie du sagst, keine Rolle mehr spielen muss, die grossen Studios sind schliesslich sehr gut darin, ihre Filmreihen immer wieder neu zu starten.
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Re: "James Bond" Legacy (Sammelthread) Neu: Keine Zeit zu sterben

Beitrag von freeman » 12.10.2021, 19:33

Danke dir DeBohli. Kommt am Donnerstag.

In diesem Sinne:
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Re: "James Bond" Legacy (Sammelthread) Neu: Keine Zeit zu sterben

Beitrag von freeman » 14.10.2021, 19:48

Und wie angekündigt, ging die Craig-Bond-Retrospektive soeben live:

Craigs Bonds

Doooonge nochmal an deBohli!

In diesem Sinne:
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Re: "James Bond" Legacy (Sammelthread) Neu: Keine Zeit zu sterben

Beitrag von deBohli » 19.10.2021, 13:36

Hurra, meine Hauptseiten-Entjungferung. :cool:
Vielen Dank dafür, und besonders für die ARTNOIR-Verlinkung. Sehr cool.
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Re: "James Bond" Legacy (Sammelthread) Neu: Keine Zeit zu sterben

Beitrag von freeman » 19.10.2021, 19:39

:yeah:

In diesem Sinne:
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Re: "James Bond" Legacy (Sammelthread) Neu: Keine Zeit zu sterben

Beitrag von Cinefreak » 28.10.2021, 08:54

habe kürzlich nochmal GOLDFINGER rewatched...ist nicht wirklich gut gealtert und ich kann immer weniger nachvollziehen, dass das für viele der beste Bond unter allen sein soll. Klar, das mag damals Kult gewesen sein, aber heute wirkt der gerade in der Action sehr lasch. Insbesondere das Finale hat wenig Highlights zu bieten, der Kampf gegen den Hutwerfer ist gewohnt kurz und die Szene im Flugzeug tendenziell eher lächerlich anzusehen. Da gefiel mir LIEBESGRÜSSE AUS MOSKAU in meiner letzten Sitzung überraschenderweise etwas mehr. - Kultig bei GOLDFINGER ist natürlich immer noch die ballernde Oma ;) Wobei das im Kino keine große Überraschung gewesen sein kann, weil ich mal vermute, die Szene wird im Trailer drin gewesen sein ;)
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Re: "James Bond" Legacy (Sammelthread) Neu: Keine Zeit zu sterben

Beitrag von McClane » 11.11.2021, 14:18

Ich würde widersprechen, dass die Verzahnung der Craig-Bonds mit "Spectre" begann. Schon die ersten Filme waren ja vom Erfolg der neuen TV-Serien inspiriert, weshalb man Bond nicht nur mehr psychologisierte, sondern jenen Film auf dem Vorgänger aufbauen ließ (schon "Quantum of Solace" beginnt ja nur Minuten nach der Sequenz, mit der "Casino Royale" endete). Nun habe mir den Abschluss mit etwas Verspätung noch anschauen können und musste feststellen, dass der trotz dickem Kassenerfolg in der sechsten Woche schon in die kleinen Säle verbannt wurde - wohl auch ein Nebeneffekt der aktuellen Blockbusterflut.

Keine Zeit zu sterben

Alle bisherigen Experimente mit der Bondformel waren nie so radikal wie dieser Film hier, das muss man "No Time to Die" wirklich anrechnen. Schon die erste Szene macht das klar, wenn es gar nicht um Bond, sondern um ein Kindheitstrauma seiner zweiten großen Liebe Madeline Swann geht. Danach legt der Film mit einem starken Action-Opener in Italien (inklusive Gadget-Aston-Martin los), ehe es dann holpert. Denn einerseits ist das Ganze von regelrecht sauertöpfischem Schwermut, andrerseits wollen einzelne Sequenzen dann doch wieder den alten Bond-Humor bringen, etwa wenn es um "die drei Wochen Training" von Rookie-oder-doch-nicht-Agentin Paloma (Ana de Armas) geht. Immerhin liefern die Szenen mit ihr auf Kuba das Actionhighlight des Films, wenn beidhändig geballert wird. Dummerweise sind danach noch viele Minuten des fast drei Stunden langen Films auf der Uhr.
Schon früh will der Film zeigen, dass das hier das Finale ist und dass alles passieren kann. Die Zeile "Wir haben alle Zeit der Welt"/"We have all the time in the world" verweist auf den damaligen Aufreger am Ende von "Im Geheimdienst ihrer Majestät", mit der Quasi-Auslöschung von Spectre und dem kurz darauf folgenden Tod einer zentralen Figur des Bond-Universums wird das nur unterstrichen. Es werden nicht die letzten radikalen Umwälzungen sein, die zwar für den Mut und das Erneuerungsbewusstsein der Macher sprechen, anderseits aber auch das Grundproblen von "No Time to Die" ganz offen legen: Cary Fukunaga und seine Drehbuchautoren hatten anscheinend gar keinen Bock auf einen Bondfilm. All das theoretisch interessante Geplänkel um eine Biowaffe, die im Ansatz gut gemeint war, nun aber nur Vernichtung bringt, wirkt wie ein Nachgedanke, der Schurke Safi kommt nie wirklich im Film an. Was vielleicht auch daran liegen mag, dass er die x-te Figur der Craig-Bonds mit Kindheitstrauma ist, auch wenn sein Schlag an der Waffel aus ganz so banalen Gründen erfolgte wie bei Blofeld. Anstelle von Weltenrettung und dem großen Abenteuer interessiert die Macher ein Beziehungsdrama, das eher zu Baumbach oder Bergmann als zu Bond passen würde.
Der Handlungsstrang um die neue 007, die Bond ersetzt, klunkert nutzlos nebenher und ist vielleicht höchstens noch dazu geeignet, irgendwelche Incels in den Weiten des Internets auf die Palme zu bringen, weil man dafür eine schwarze Frau gewählt hat - die Rolle von Lashana Lynch ist aber weder besonders schlecht noch besonders gewitzt, sondern sie ist einfach nur da. Vieles andere ist pure Pflichterfüllung: So gibt es endlich mal wieder ein großes Schurkenhauptquartier voller Handlanger, das Fukunaga aber so weit, leer und leblos inszeniert, als wolle er die arthousigen Sci-Fi-Architekturen aus den Filmen von Denis Villeneuve kopieren.
Auch der Krawall in der zweiten Hälfte sieht zunehmend so aus, als habe ihn jemand inszeniert, der eigentlich keinen Spaß an Action hat. Bei der Verfolgungsjagd in Norwegen ist der beste Moment der, in dem mehrere Autos und Motorräder einen Abhang herunterhetzen, danach folgen einige der unspektakulärsten Crashs der Filmgeschichte. Einzig beeindruckend ist die Kaltschnäuzigkeit, mit der Craig als seelisch versehrter Bond dabei zu Werke geht. Das war das letzte Mal in "Casino Royale" so eindeutig durchgekommen und dem Hauptdarsteller kann man keinen Vorwurf machen: Seine Performance als müder, psychisch und physisch vernarbter Bond, der sich noch ein letztes Mal auf Mission begeben muss, ist wirklich tadellos.
Ganz im Gegensatz zum Schurken, dem Malek zwar ein eisiges Starren und eine bedrohliche Aura gibt, dessen spätere Pläne aber nebulös bis beinahe banal bleiben, wenn er in erster Linie als Händler für Biowaffen fungieren will. Ein Handlanger, "der Zyklop", kann übrigens auch nicht mit Leuten wie Oddjob, Beißer und Dave Bautista aus "Spectre" mithalten, sondern wirkt eher wie ein Proll aus einer Shisha-Bar. Zurück zu Malek, der leider irgendwann nichts anderes machen darf als ermüdend zu monologisieren, ohne wirklich etwas zu sagen. Hier hätte man gern die Schere ansätzen können, zumal "No Time to Die" gut und gerne 20 bis 30 Minuten zu lang ist. So ist die stärkste Sequenz kurz vor Schluss dann jene, wenn der Score anschwillt, die Bilder sprechen und die Figuren gütigerweise mal die Fresse halten.

Das klingt jetzt vielleicht etwas negativer als ich "No Time to Die" am Ende sehe. Er macht mehr richtig als "Spectre", hat diverse starke Szenen und besitzt einen Mut, den man loben darf und sollte. Aber wirklich rund ist das Ganze nicht, da hilft auch Mut nicht weiter.

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Re: "James Bond" Legacy (Sammelthread) Neu: Keine Zeit zu sterben

Beitrag von Cinefreak » 11.11.2021, 20:37

Du fandest Casino Royale mit der völligen Abkehr von Bond-ismen nicht radikal? Ich denke, ich würde ihn heute gütiger bewerten, aber ein wirklicher Bond war das für mich nicht. Da war KEINE ZEIT ZU STERBEN schon mehr Bond. Ich fand übrigens die ersten Minuten sehr stark, zumal man anfangs nicht wusste, wer das Mädchen und wer der Killer ist...das haben sie erst langsam aus dem Sack gelassen, das fand ich sehr gelungen und spannend. Ich würde sagen, die größte Schwäche war, Blofeld nicht voll auszuspielen. Gerade nach den vielen kleinen Begegnungen in früheren Bonds und dem doch ziemlich misslungenen Auftritt in DIAMANTENFIEBER hätte man hier die Chance auf den ultimativen Endkampf mal gehabt. :shock: Ist schon schade, solch eine Chance verstreichen zu lassen. Mich würde mal interessieren, ob das von anderen Kinobesuchern auch so gesehen wird..
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Re: "James Bond" Legacy (Sammelthread) Neu: Keine Zeit zu sterben

Beitrag von deBohli » 12.11.2021, 08:49

Cinefreak hat geschrieben:
11.11.2021, 20:37
Ich fand übrigens die ersten Minuten sehr stark, zumal man anfangs nicht wusste, wer das Mädchen und wer der Killer ist...das haben sie erst langsam aus dem Sack gelassen, das fand ich sehr gelungen und spannend.
Das wusste man nur nicht, wenn man die Hintergründe von "Spectre" nicht mehr präsent hatte. Da ich diesen am Abend vor dem Kinobesuch geschaut habe, war mir nach wenigen Sekunden sofort klar, was sich abspielt. Meine Gedanken waren dann eher: Ach Mensch, schon wieder muss man alle Hintergründe dem Publikum vorkauen. Die Dialog-Schilderung in "Spectre" hätte mir mehr als ausgereicht.
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Re: "James Bond" Legacy (Sammelthread) Neu: Keine Zeit zu sterben

Beitrag von Cinefreak » 12.11.2021, 18:29

Daran hab ich gesehen, dass Spectre sich bei mir kaum eingebrannt hatte trotz zwei Sichtungen insgesamt - ich hatte nicht mal mehr Bonds Heirat im Hinterkopf...und man sollte doch meinen, an so eine Szene würde man sich erinnern. Vielleicht, weil Spectre schrecklich verschenkt war...nicht nur, weil man Blofeld schon da zu einer absoluten RAndfigur gemacht hat... :roll:
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Re: "James Bond" Legacy (Sammelthread) Neu: Keine Zeit zu sterben

Beitrag von McClane » 12.11.2021, 20:09

In "Spectre" gibt es auch keine Hochzeit. Hab auch in "No Time to Die" kein Anzeichen dafür gesehen, dass die beiden überhaupt verheiratet wären. Aber ich fand es auch nicht schwer zu erkennen, wer das Mädchen aus der Anfangsszene ist. Es war ja bekannt, dass Madeline wieder mitspielt und wenn das Mädel dann mit seiner Mutter Französisch spricht, dann ist in meinen Augen relativ klar, um wen es sich handelt. Außerdem sucht der Killer ja nach ihrem Vater, den er Mr. White nennt, das ist es ja sogar explizit ausgesprochen
Cinefreak hat geschrieben:
11.11.2021, 20:37
Du fandest Casino Royale mit der völligen Abkehr von Bond-ismen nicht radikal? Ich denke, ich würde ihn heute gütiger bewerten, aber ein wirklicher Bond war das für mich nicht. Da war KEINE ZEIT ZU STERBEN schon mehr Bond.
Kann ich absolut nicht mitgehen. Vielleicht kannst du mir erklären, welche Bond-ismen dir in "Casino Royale" fehlen. Klar, da ist Bond noch in der Ausbildung und es ist ihm egal, ob sein Vodka Martini geschüttelt oder gerührt ist, da ist es für mich okay, wenn noch nicht alles der gewohnte Bond ist. Wobei es den "gewohnten Bond" ja in quasi keinem der Craig-Filme so wirklich gab, alles war immer psychologischer, ausgebrannt, härter, lebensnäher als früher.

Aber in "No Time to Die" sehe ich wesentlich größere Brüche. Das einzige "Bondigere" ist vielleicht die Schurkenfestung am Ende.
Spoiler
Show
Jedenfalls kann ich mir kaum einen radikalen Bruch vorstellen, als einen Bond, der nicht nur wieder mit dem gleichen Girl zusammen ist wie im vorigen Film, sondern auch noch einen Sohn mit ihr hat. Als Spectre, das komplett ausgelöscht wird, ohne große Chance auf Wiederkehr. Als einen MI6, bei dem Bond obsolet und kaum noch bekannt ist. Als einen Bondfilm, in dem sowohl Felix Leiter, Blofeld als auch Bond selber über die Klinge springen müssen.
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Re: "James Bond" Legacy (Sammelthread) Neu: Keine Zeit zu sterben

Beitrag von Cinefreak » 12.11.2021, 20:15

-es fehlen die wirklich bondigen Szenen mit spektakulären Effekten
-es fehlt DIE Szene, in der Bond etwas megaverrücktes Macht und das Jingle dazu gespielt wird (ich glaube in DER SPION DER MICH LIEBTE war es die Szene, in der Bond in die Tiefe springt und dann öffnet sich der Fallschirm mit dem England-Wappen oder so
-es fehlt Moneypenny, Q und so weiter
-was mich sehr sehr gestört hat, war, dass der 9.11. zwar erwähnt wird, dieser Bond aber andererseits vor allen Bonds spielen sollte...wat nu??!
usw. usw...
Wie gesagt, ich empfand den Film als ziemlichen Bruch und habe vermutlich auch Die another day aus Trotz so hoch bewertet. Zudem mochte ich die Brosnan-Bonds mit ihrer sympathischen Überzeichnung. Wie gesagt, ich werde evtl. CR heute anders beurteilen als Film, aber als wirklicher Bond kommt der nicht gut weg bei mir....
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Re: "James Bond" Legacy (Sammelthread) Neu: Keine Zeit zu sterben

Beitrag von Vince » 13.11.2021, 06:24

McClane hat geschrieben:
12.11.2021, 20:09
Aber ich fand es auch nicht schwer zu erkennen, wer das Mädchen aus der Anfangsszene ist. Es war ja bekannt, dass Madeline wieder mitspielt und wenn das Mädel dann mit seiner Mutter Französisch spricht, dann ist in meinen Augen relativ klar, um wen es sich handelt.
Ging mir auch so, fand ich eigentlich ziemlich offensichtlich, obwohl ich den Vorgänger gar nicht mehr präsent hatte.

Casino Royale empfand ich aber auch als massiven Bruch, muss ich sagen. Also somit die gesamte Craig-Ära als Ganzes. Über die Qualität der Brüche kann man sich streiten, es ist sicherlich so, dass die sich zum Ende der Ära zuspitzen, aber zur anliegenden Brosnan-Ära bildet sie von Anfang an einen massiven Kontrast. Kann man aber sicherlich auch über Daltons Zeit sagen. Zu beachten ist aber auch, dass wir noch aktuelle Zeitzeugen der Craig-Filme sind und diese momentan noch das Ende der Kette bilden. Was jetzt noch so radikal wirkt, könnte irgendwann aufweichen, wenn erstmal ein neuer Darsteller etabliert ist.

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