Die Bourne Verschwörung
Die Bourne Verschwörung
Originaltitel: The Bourne Supremacy
Produktionsjahr: 2004
Herstellungsland: USA
Regie: Paul Greengrass
Darsteller: Matt Damon, Franka Potente, Brian Cox, Julia Stiles, Karl Urban, Gabriel Mann, Joan Allen, Marton Csokas, Michelle Monaghan, Karel Roden u.a.
Also er war eigentlich ganz gut! Zwar fragt man sich am Ende, wieso das Ganze denn nun wirklich alles passiert ist, aber egal! Der Film kann über seine gesamte Laufzeit hinweg durchaus unterhalten! Babyface Matt Damon macht seine Sache ganz ordentlich und Franka Potente ist erstaunlich gut! Ok, ok, ok, ich gebe zu, meine Abneigung gegenüber dem deutschen Film klammert Franka Potente und ihre Filme weitgehend aus, obwohl auch sie ziemlich schlechte Filme auf dem Kerbholz hat! Allerdings macht sie dies meist mit ihrem Charme durchaus wieder wett!
So sah meine Kritik zu der Bourne Identität vor fast genau 2 Jahren aus (Review = anno 2004 ;-) ) und wenn ich ehrlich bin, sollte man sich die Bourne Identität vor der Bourne Verschwörung unbedingt noch einmal anschauen, denn es gibt in der Bourne Verschwörung so gut wie keine Erklärungen zu dem Vorgänger. Das Wissen, das in Bourne I vermittelt wurde, wird hier als gegeben vorausgesetzt! Genau wie meine Kritiken, hat sich auch Bourne weiterentwickelt, in seinem Falle sogar zum Vorteil ;), denn meiner Meinung nach schlägt Die Bourne Verschwörung die Bourne Identität um Längen. Doch immer langsam ...
Also, auch im Bourne Universum sind zwei Jahre vergangen und ein von der CIA eingefädelter Austausch von Informationen in Berlin geht gründlich schief und fordert auch Menschenleben! Am Tatort findet man einen einzigen Fingerabdruck und der ist von Jason Bourne. Jason, Wer? Diese Frage interessiert vor allem die CIA Agentin Pamela Landy brennend, immerhin will sie den Mörder dingfest machen. Doch je tiefer sie gräbt, umso verwirrender wird es. Was ist Treadstone? Warum will ihr keiner weiterhelfen? Und wer zum Teufel ist dieser Bourne? Jener ist derweil in Indien untergetaucht und weiß von alledem nichts. Zusammen mit Marie versucht er Gedankenflashs und Träume zu ordnen und in einen Zusammenhang zu bringen. Da tauchen die Kerle auf, die die Übergabe in Berlin gesprengt haben und wollen nun Bourne ausschalten. Dabei verfehlen sie allerdings ihr eigentliches Ziel. Jetzt ist es an Bourne, zurückzuschlagen, das Puzzle seiner Identität zusammenzusetzen, sich das CIA vom Hals zu halten und die dunklen Hintermänner auszuschalten ...
Was jetzt folgt ist der grandiose Gegenentwurf zu Bond, James Bond. Bourne hetzt, ächzt, stöhnt, humpelt und blutet sich durch diesen Nachtmahr von einem Agentenfilm, dass Vergleiche mit dem gelackten Superspion gar nicht erst aufkommen. Wird er verletzt oder ist in Action, dann fährt er sich nicht einfach einmal durch die Haare und alles ist vergessen. Dieser Bourne ist ein Mensch wie du und ich, der sich am Ende sogar gegenüber den Schurken immer einen Funken Menschlichkeit bewahrt ...
Verkörpert wird Bourne erneut von Matt Damon, der diesmal auch um einiges überzeugender wirkt, als in der Bourne Identität. Rein äußerlich hat er ja in Bourne I schon hervorragend gepasst, weil man hinter seinem harmlosen Äußeren keine präzise Killermaschine vermuten würde, nur diesmal darf er auch mehr Emotionen zeigen als nur Verwirrung ob seiner Identität. Pamela Landy wird von Joan Allen gespielt, die einen wirklich hervorragenden Job macht. Sie ist eine jener hochklassigen Darstellerinnen, die in Hollywood nicht einmal ansatzweise so gewürdigt werden, wie sie es eigentlich verdient hätten. Schuld daran ist freilich vor allem der Jugendwahn der Traumfabrik. Wer allerdings Joans Spiel in dem brillanten Vexierspiel um die Macht in „Rufmord“ gesehen hat, wird mir vermutlich zustimmen, dass keine der jungen Darstellerinnen, die in Hollywood so gerne gehypt werden, auch nur ansatzweise gegen Joan Allen anspielen könnte. Auf die Bourne Verschwörung bezogen, kann man so beispielsweise nur konstatieren, dass Joan Allen in ihren gemeinsamen Szenen mit Schauspielschwergewicht und Bad Guy Brian Cox jenen mühelos an die Wand zu drücken versteht. Spitze. Karl Urban ist nach der Herr der Ringe Trilogie mal in einem brauchbaren Film zu sehen. Dies ist sehr erfreulich, da doch beispielsweise sein letzter Auftritt in Riddick - Chroniken eines Kriegers mehr als enttäuschend ausgefallen ist. Als Intimfeind von Bourne überzeugt er auf voller Ebene und ist vor allem physisch sehr präsent, was sich in äußerst spannenden Verfolgungsjagden manifestiert. Die Wege von Franka Potentes Marie und Bourne trennen sich in dem Film sehr früh. So hat sie eigentlich gar nichts zu tun, um im Gedächtnis zu bleiben, aber die Szene in der die beiden auseinandergehen, ist inszenatorisch ein riesiges Highlight des letzten Kinojahres. Kitschfrei, Klischeefrei, Hollywood at it’s best. Ansonsten ist es den Verantwortlichen hinter dem Bourne Franchise gelungen, fast das gesamte Team aus der Bourne Identität wieder vor die Kamera zu bekommen. Lob dafür. Leider hat Julia Stiles wieder nur eine extrem kleine Nebenrolle. Zum Ausgleich dafür gibt es sogar ein Wiedersehen mit Chris Cooper und wer die I kennt, weiß, dass das gar nicht gehen dürfte ...
Hinter der Kamera hat allerdings ein Wechsel stattgefunden, und was für einer! Paul Greengrass kommt ja wie der Regisseur von Bourne I eher aus dem Indiebereich, aber er inszeniert den „Blockbuster“ Bourne, als hätte er nie etwas anderes gemacht. Stringent und spannend erzählt er die Geschichte, treibt sie elegant voran, lässt sich auf keine störende Nebenhandlung ein und verpasst dem Film optische Adrenalinstöße vom Allerfeinsten! Der eingesetzte Handkamerastil trifft einfach den richtigen Ton und lässt so den Film noch rauer und düsterer wirken. Manchmal ist man fast versucht vom Blair Witch des Agentenfilmes zu sprechen. Dem Auge des Betrachters wird keine Zeit zum Ausruhen gegeben, die Kamera ist immer in Bewegung und mittels der nervösen Handkamera ist man immer voll im Geschehen. Auf die Spitze treibt es Greengrass im Showdown, bei dem das „Mittendrin, statt nur dabei“ Prinzip geradezu Purzelbäume schlägt. Die Autoverfolgungsjagd im Gegenverkehr mit ihrem Big Bang gegen Ende wird so zu einem kleinem Juwel des Actionkinos, von dem man noch lange reden wird!
John Powell, ein Zögling Hans Zimmers, lanciert unter diesen energetischen Bildern einen ebenso energetischen und vor allem treibenden Score, der mit jedem weiteren Genießen der Bourne Reihe an Kraft und Wiedererkennungswert gewinnt und inzwischen ein kleines Highlight im Actionfilmgenre darstellt. Und das obwohl sich sein Score niemals in den Vordergrund drängt, sondern immer einzig und allein den Bildern dient.
Im Großen und Ganzen muss man dem Film eine absolute Empfehlung aussprechen. Die Handlung ist teils richtig schön komplex, die Action hart und auf den Punkt inszeniert, die europäischen Handlungsorte verleihen der Bourne Verschwörung ein noch raueres Flair und die Schauspieler sind in Topform. Daher gibt es auch:
Die deutsche DVD kommt von Universal und ist mit einer FSK 12 uncut.
In diesem Sinne:
freeman