Children of Men
Verfasst: 26.12.2007, 18:06
Children of Men

The Year 2027:
The Last Days of the Human Race
No Child Has Been Born for 18 Years
He Must Protect Our Only Hope
Originaltitel: Children of Men
Herstellungsland: USA
Produktionsjahr: 2006
Regie: Alfonso Cuaron
MPAA: Rated R for strong violence, language, some drug use and brief nudity.
FSK: 16
Darsteller: Clive Owen, Julianne Moore, Michael Caine, Chiwetel Ejiofor, Charlie Hunnam, Michael Klesic, Oana Pellea
Neben Fortsetzungen populärer Reihen wie „Matrix“, „Terminator“, „Star Wars“ oder „Alien“ konnte das Science-Fiction-Genre seit Anbruch des neuen Jahrtausends kaum mehr innovative Zukunftsvisionen vorweisen: Zumeist befriedigen futuristisch angehauchte Comicverfilmungen oder Actionfilme à la „Ultraviolet“ den Mainstream-Entertainmenthunger, während gelungene Werke wie Kurt Wimmers Vorgängerwerk „Equilibrium“ die Ausnahme bilden. Mit „Children of Men“ schaffte es 2006 endlich wieder eine klassische Endzeit-Dystopie in die Lichtspielhäuser, die zwar weder als intellektuelle Abhandlung funktionieren soll noch neue Storypfade betritt, als düsterer, relativ anspruchsvoller und kaum actionorientierter Genrebeitrag aber eine gelungene Alternative zu gängigem Mainstream-Gedöns bietet.
Wir schreiben das Jahr 2027: Seit 18 Jahren wurde kein Kind mehr geboren, die Menschheit steht kurz davor, auszusterben. Britannien hat sich zum Polizeistaat entwickelt, der sich vom Kontinent abschottet und illegale Einwanderer gnadenlos verfolgt. Der Regierungsbeamte Theodor Faron (Clive Owen) hat wie der Rest der Bevölkerung bereits alle Hoffnung auf eine Zukunft verloren und fristet in Alkohol und Depression seine graue Existenz. Eines Tages tritt seine alte Bekannte Julian (Julianne Moore; „Hannibal“) an ihn heran, die für die Untergrundaktivisten „Fishes“ tätig ist. Theo soll gefälschte Ausweispapiere besorgen, um eine junge Frau außer Landes zu schleusen. Kee (Claire-Hope Ashitey), so findet bald auch er heraus, ist nämlich schwanger und muss in die sichere Obhut des „Human Project“ gebracht werden – Regierung und einige Fishes-Mitglieder sind aus politischen Gründen hinter der Mutter und ihrem Baby her…
Neu ist die Handlung der letzten gebärfähigen Frau in einer apokalyptischen Zukunft mit Sicherheit nicht: Bereits 1994 hatte sie beispielsweise in Boaz Davidsons Trashjuwel „American Cyborg“ als Aufhänger dazu gedient, Joe Lara und eine Schwangere durch feindselige Endzeitkulissen zu hetzen, um den rettenden Strand zu erreichen – die Storyparallelen sind frappierend, doch anstatt für eine trashige B-Action-Kanonade nutzt „Children of Men“ seine Prämisse für ein düsteres Endzeitszenario, das vor allem auf Atmosphäre, technische Raffinesse und politische Denkanstöße baut.
Internierungslager, Verfolgung illegaler Einwanderer und die Frage nach dem Sinn in einer Welt, die keine Zukunft hat – „Children of Men“ zeichnet ein düsteres Bild dessen, was kommen könnte, denkt aktuelle politische Probleme weiter und intensiviert die Ausweglosigkeit der Situation dadurch, dass der Grund für das Verschwinden der Gebärfähigkeit schleierhaft bleibt, sowohl für den Zuschauer wie auch für die Protagonisten. Kees Baby erstrahlt als Licht der Hoffnung am düsteren Horizont einer Gesellschaft, die mit der Zukunft ihrer Rasse bereits abgeschlossen hat – diverse Kritiker ließen es sich selbstverständlich nicht nehmen, hier eine christliche Symbolik hineinzudeuten. Ein neuer Anfang kündigt sich an – für dessen Gelingen es zu kämpfen gilt.
Die beschwerliche Flucht zum rettenden „Human Project“ glänzt wie gesagt nicht mit einer hohen Anzahl raffinierter Twists oder nennenswerter Originalität, sondern hat ihre Vorzüge auf anderen Ebenen: Vor allem die pessimistische Atmosphäre, die Regisseur Alfonso Cuaron, der zuvor den dritten Harry-Potter-Film „Der Gefangene von Askaban“ mit einer gehörigen Portion Grusel und Düsternis ausgestattet hatte, gekonnt zu generieren vermag, erweist sich als Hauptvorzug von „Children of Men“. Das Elend der Menschen, die durchwegs in hoffnungslosen Grautönen gehaltene Farbgebung und nicht zuletzt der Realitätsbezug der Locations sorgen für die atmosphärische Dichte des Streifens: Anfangs kommt die Szenerie weit abseits abgespacter Wüstentempel oder Wasserwelten, die prominente Genrevorgänger als Schauplatz ihrer Endzeitvisionen nutzten, als exaktes Abbild des Hier und Heute daher, das im Laufe des Films auch mit der Verlagerung der Handlung aus der Stadt über die Wälder in Internierungslager und verfallene Häuserkampf-Schlachtfelder immer heruntergekommener und trostloser präsentiert wird, bis klassisches Chaos- und Kriegsfeeling erreicht ist, das die anfangs noch präsente Zivilisation gegen einen apokalyptischen Überlebenskampf eintauscht.

Die besondere Intensität vieler Szenen erreicht Cuaron durch die famose Kameraarbeit Emmanuel Lubezkis, die zu Recht für den Oscar nominiert wurde – bis zu sechs Minuten lange Takes werden hier ohne sichtbare Schnitte präsentiert, besonders beeindruckend sind eine mehrere 360°-Fahrten absolvierende Kamera während einer Verfolgungsjagd mit der Polizei und der irre Showdown, in dem Clive Owen ohne einen Schnitt durch das Schlachtfeld einer Auseinandersetzung zwischen Rebellen und Regierungssoldaten begleitet wird. Bomben und Granaten schlagen ein, die Kamera folgt dem Protagonisten durch ein Buswrack, sucht mit ihm Deckung hinter leichenübersäten Trümmern, wird mit Blut bespritzt und zeichnet den Weg durch ein gesamtes Haus nach. Das ist nicht nur eine organisatorische und technische Meisterleistung, sondern kommt auch der dichten, fast dokumentarischen Atmosphäre zugute, wenngleich Regisseur Cuaron in einem Interview andeutete, dass bei der Realisierung der Szenen durchaus mit Tricks gearbeitet wurde:
Nichtsdestotrotz findet „Children of Men“ in diesen irren Kamerafahrten seine unangefochtenen Highlights, die dem Zuschauer nur ein Staunen entlocken können. Für Spannung und Tempo sorgen daneben dezent eingewobene Actionsequenzen, die sich allerdings nie in den Vordergrund drängen und keinerlei Stilisierung erfahren – gestorben wird hier, blutig, dreckig und realistisch und nicht in coolen Zeitlupenstunts. Clive Owen, der sich seinen Parts in Filmen wie „King Arthur“ oder „Sin City“ sein dank kontinuierlich als Actionstar zu etablieren beginnt, hat hier einmal mehr die Heldenrolle inne, nur dass es ein verzweifelter Antiheld ist, den der Brite hier glaubwürdig zeichen darf. Hochkarätige Unterstützung erhält er von Altstar Michael Caine sowie Julianne Moore in Nebenrollen, die allerdings eher klein angelegt sind und lediglich einzelne Stationen der Flucht von Theodor und der werdenden Mutter prägen.
Fazit: Mit „Children of Men“ gelangt Alfonso Cuaron ein überaus gelungener Science-Fiction-Thriller, der seine durchaus nicht neue Story für ein pessimistisches Endzeitszenario nutzt, das vor allem aufgrund der grandios düsteren Atmosphäre und inszenatorischer Raffinesse, bei der vor allem die irre Kameraarbeit heraussticht, zu überzeugen weiß. Sehenswert.
,5
"Children of Men" ist von Universal als Single Disc oder Zwei-Disk-Special-Edition auf DVD erhältlich.

The Year 2027:
The Last Days of the Human Race
No Child Has Been Born for 18 Years
He Must Protect Our Only Hope
Originaltitel: Children of Men
Herstellungsland: USA
Produktionsjahr: 2006
Regie: Alfonso Cuaron
MPAA: Rated R for strong violence, language, some drug use and brief nudity.
FSK: 16
Darsteller: Clive Owen, Julianne Moore, Michael Caine, Chiwetel Ejiofor, Charlie Hunnam, Michael Klesic, Oana Pellea
Neben Fortsetzungen populärer Reihen wie „Matrix“, „Terminator“, „Star Wars“ oder „Alien“ konnte das Science-Fiction-Genre seit Anbruch des neuen Jahrtausends kaum mehr innovative Zukunftsvisionen vorweisen: Zumeist befriedigen futuristisch angehauchte Comicverfilmungen oder Actionfilme à la „Ultraviolet“ den Mainstream-Entertainmenthunger, während gelungene Werke wie Kurt Wimmers Vorgängerwerk „Equilibrium“ die Ausnahme bilden. Mit „Children of Men“ schaffte es 2006 endlich wieder eine klassische Endzeit-Dystopie in die Lichtspielhäuser, die zwar weder als intellektuelle Abhandlung funktionieren soll noch neue Storypfade betritt, als düsterer, relativ anspruchsvoller und kaum actionorientierter Genrebeitrag aber eine gelungene Alternative zu gängigem Mainstream-Gedöns bietet.
Wir schreiben das Jahr 2027: Seit 18 Jahren wurde kein Kind mehr geboren, die Menschheit steht kurz davor, auszusterben. Britannien hat sich zum Polizeistaat entwickelt, der sich vom Kontinent abschottet und illegale Einwanderer gnadenlos verfolgt. Der Regierungsbeamte Theodor Faron (Clive Owen) hat wie der Rest der Bevölkerung bereits alle Hoffnung auf eine Zukunft verloren und fristet in Alkohol und Depression seine graue Existenz. Eines Tages tritt seine alte Bekannte Julian (Julianne Moore; „Hannibal“) an ihn heran, die für die Untergrundaktivisten „Fishes“ tätig ist. Theo soll gefälschte Ausweispapiere besorgen, um eine junge Frau außer Landes zu schleusen. Kee (Claire-Hope Ashitey), so findet bald auch er heraus, ist nämlich schwanger und muss in die sichere Obhut des „Human Project“ gebracht werden – Regierung und einige Fishes-Mitglieder sind aus politischen Gründen hinter der Mutter und ihrem Baby her…
Neu ist die Handlung der letzten gebärfähigen Frau in einer apokalyptischen Zukunft mit Sicherheit nicht: Bereits 1994 hatte sie beispielsweise in Boaz Davidsons Trashjuwel „American Cyborg“ als Aufhänger dazu gedient, Joe Lara und eine Schwangere durch feindselige Endzeitkulissen zu hetzen, um den rettenden Strand zu erreichen – die Storyparallelen sind frappierend, doch anstatt für eine trashige B-Action-Kanonade nutzt „Children of Men“ seine Prämisse für ein düsteres Endzeitszenario, das vor allem auf Atmosphäre, technische Raffinesse und politische Denkanstöße baut.
Internierungslager, Verfolgung illegaler Einwanderer und die Frage nach dem Sinn in einer Welt, die keine Zukunft hat – „Children of Men“ zeichnet ein düsteres Bild dessen, was kommen könnte, denkt aktuelle politische Probleme weiter und intensiviert die Ausweglosigkeit der Situation dadurch, dass der Grund für das Verschwinden der Gebärfähigkeit schleierhaft bleibt, sowohl für den Zuschauer wie auch für die Protagonisten. Kees Baby erstrahlt als Licht der Hoffnung am düsteren Horizont einer Gesellschaft, die mit der Zukunft ihrer Rasse bereits abgeschlossen hat – diverse Kritiker ließen es sich selbstverständlich nicht nehmen, hier eine christliche Symbolik hineinzudeuten. Ein neuer Anfang kündigt sich an – für dessen Gelingen es zu kämpfen gilt.
Die beschwerliche Flucht zum rettenden „Human Project“ glänzt wie gesagt nicht mit einer hohen Anzahl raffinierter Twists oder nennenswerter Originalität, sondern hat ihre Vorzüge auf anderen Ebenen: Vor allem die pessimistische Atmosphäre, die Regisseur Alfonso Cuaron, der zuvor den dritten Harry-Potter-Film „Der Gefangene von Askaban“ mit einer gehörigen Portion Grusel und Düsternis ausgestattet hatte, gekonnt zu generieren vermag, erweist sich als Hauptvorzug von „Children of Men“. Das Elend der Menschen, die durchwegs in hoffnungslosen Grautönen gehaltene Farbgebung und nicht zuletzt der Realitätsbezug der Locations sorgen für die atmosphärische Dichte des Streifens: Anfangs kommt die Szenerie weit abseits abgespacter Wüstentempel oder Wasserwelten, die prominente Genrevorgänger als Schauplatz ihrer Endzeitvisionen nutzten, als exaktes Abbild des Hier und Heute daher, das im Laufe des Films auch mit der Verlagerung der Handlung aus der Stadt über die Wälder in Internierungslager und verfallene Häuserkampf-Schlachtfelder immer heruntergekommener und trostloser präsentiert wird, bis klassisches Chaos- und Kriegsfeeling erreicht ist, das die anfangs noch präsente Zivilisation gegen einen apokalyptischen Überlebenskampf eintauscht.

Die besondere Intensität vieler Szenen erreicht Cuaron durch die famose Kameraarbeit Emmanuel Lubezkis, die zu Recht für den Oscar nominiert wurde – bis zu sechs Minuten lange Takes werden hier ohne sichtbare Schnitte präsentiert, besonders beeindruckend sind eine mehrere 360°-Fahrten absolvierende Kamera während einer Verfolgungsjagd mit der Polizei und der irre Showdown, in dem Clive Owen ohne einen Schnitt durch das Schlachtfeld einer Auseinandersetzung zwischen Rebellen und Regierungssoldaten begleitet wird. Bomben und Granaten schlagen ein, die Kamera folgt dem Protagonisten durch ein Buswrack, sucht mit ihm Deckung hinter leichenübersäten Trümmern, wird mit Blut bespritzt und zeichnet den Weg durch ein gesamtes Haus nach. Das ist nicht nur eine organisatorische und technische Meisterleistung, sondern kommt auch der dichten, fast dokumentarischen Atmosphäre zugute, wenngleich Regisseur Cuaron in einem Interview andeutete, dass bei der Realisierung der Szenen durchaus mit Tricks gearbeitet wurde:
sagte er der Zeitschrift Variety.Alfonso Cuaron hat geschrieben:„Maybe I'm spilling a big secret, but sometimes it's more than what it looks like. The important thing is how you blend everything and how you keep the perception of a fluid choreography through all of these different pieces”
Nichtsdestotrotz findet „Children of Men“ in diesen irren Kamerafahrten seine unangefochtenen Highlights, die dem Zuschauer nur ein Staunen entlocken können. Für Spannung und Tempo sorgen daneben dezent eingewobene Actionsequenzen, die sich allerdings nie in den Vordergrund drängen und keinerlei Stilisierung erfahren – gestorben wird hier, blutig, dreckig und realistisch und nicht in coolen Zeitlupenstunts. Clive Owen, der sich seinen Parts in Filmen wie „King Arthur“ oder „Sin City“ sein dank kontinuierlich als Actionstar zu etablieren beginnt, hat hier einmal mehr die Heldenrolle inne, nur dass es ein verzweifelter Antiheld ist, den der Brite hier glaubwürdig zeichen darf. Hochkarätige Unterstützung erhält er von Altstar Michael Caine sowie Julianne Moore in Nebenrollen, die allerdings eher klein angelegt sind und lediglich einzelne Stationen der Flucht von Theodor und der werdenden Mutter prägen.
Fazit: Mit „Children of Men“ gelangt Alfonso Cuaron ein überaus gelungener Science-Fiction-Thriller, der seine durchaus nicht neue Story für ein pessimistisches Endzeitszenario nutzt, das vor allem aufgrund der grandios düsteren Atmosphäre und inszenatorischer Raffinesse, bei der vor allem die irre Kameraarbeit heraussticht, zu überzeugen weiß. Sehenswert.

"Children of Men" ist von Universal als Single Disc oder Zwei-Disk-Special-Edition auf DVD erhältlich.