The Da Vinci Code & Illuminati
Verfasst: 19.05.2009, 12:19
The Da Vinci Code – Sakrileg
Originaltitel: The Da Vinci Code
Produktionsjahr: 2006
Herstellungsland: USA
Regie: Ron Howard
Darsteller: Tom Hanks, Audrey Tautou, Ian McKellen, Alfred Molina, Jürgen Prochnow, Paul Bettany, Jean Reno u.a.
Sakrileg und Popetown oder wie ich es gerne nenne: Marketing von Gottes Gnaden ... Dabei habe ich nur einmal die aktuellsten roten Tücher der Medienlandschaft für die Institution der christlichen Kirche hergenommen, die allerdings beide belegen, dass sich die Kirche herrlich darauf versteht, Werbung für fremde Produkte zu betreiben. Manchmal meint man gar, die Kirche sei eine Art PR Maschinerie geworden, die mit umgekehrter Psychologie arbeitet. Nehmen wir Popetown. Eine absolut belanglose, wahrlich traurige Satire auf eine der heiligsten Kühe des Christentums: den Papst. In Zeiten von "Wir sind Papst", scheint es besonders blasphemisch zu sein, den Stellvertreter Gottes auf Erden "anzugreifen". So hieß es schon früh, ohne dass man überhaupt ansatzweise wusste, was da überhaupt auf uns zukommen würde: „Verbietet Popetown.“ „MTV, ihr DÜRFT das nicht ausstrahlen.“ Grund dafür war einzig und allein eine Werbung von MTV, die den vom Kreuz gestiegenen Jesus zeigte, der sich eine Folge Popetown im TV anschaute! Also nicht einmal die Serie selbst, sondern eine Werbung dafür war Stein des Anstoßes! Abgesehen davon, wie ewig gestrig ein solches Verhalten anmutet, wetterte man dann auch gegen erste Folgen der Serie und bescherte MTV ein Medienecho sondergleichen! Dabei – und hier zeigt sich die Unerfahrenheit der christlichen PR-Maschine Kirche - vergaß man einiges: 1. keine Sau guckt MTV (was 300 000 Zuschauer bei der Popetown Premiere belegen) und 2. schafft man durch derartiges Verhalten nur Neugier. Ob sich MTV für diesen "Quotenhit" allerdings bei der Kirche bedankte, ist mir nicht bekannt ... Kihi. Ähnlich erging es Dan Brown mit seiner "Neuinterpretation" des Christentums, allerdings schlug bei ihm die „Kritik“ der Kirche voll an und bescherte ihm Auflagen in Millionenhöhe. Das gleiche galt dann im Umfeld des Starts des Kinofilms, was dem Film mehr Aufmerksamkeit bescherte, als es jedes Eigenmarketing hätte tun können. Von daher sollte man der Kirche vielleicht empfehlen, entweder eine eigene PR Agentur im Medienbereich zu eröffnen oder sich einfach mal zurückzuhalten, vielleicht würden dann Filme "gegen" die Christenheit auch von ganz alleine gemieden werden? Denn dass die öffentliche Aufregung und das daraus resultierende Medienecho freilich nichts mit der Qualität eines Filmes oder einer Publikation zu tun haben, hat ja Popetown mit seinen armen Witzchen bereits gezeigt und auch The Da Vinchi Code bekleckert sich nicht unbedingt mit Ruhm, wenn es um seinen cineastischen Wert geht ...
Robert Langdon, ein Kunsthistoriker, der gerade in Paris eine Gastvorlesung über Iconographie abhält, wird von der Pariser Polizei gebeten, zum Schauplatz eines Mordes im Louvre zu kommen. Da Langdon nicht versteht, warum man ihn da haben will, zeigt ihm Polizeikommissar Fache ein Foto, durch das klar wird, warum man als erstes auf Langdon kam: Der ermordete Chefkurator des Louvre hat vor seinem Dahinscheiden eine Unmenge an Zeichen und scheinbaren Codes hinterlassen. Langdon kommt an dem Tatort aber nicht sonderlich voran, als plötzlich eine junge Französin auftaucht, die sich als Enkelin des Verstorbenen entpuppt und Langdon zu verstehen gibt, dass Fache in ihm den Mörder sieht, hat doch der Tote auch einen Hinweis hinterlassen, der Langdon namentlich benannte! Allerdings wurde dieser Hinweis von Fache vollkommen falsch gedeutet! Gemeinsam mit Sophie kolportiert Langdon einen scheinbaren Fluchtversuch, dem Fache auch aufsitzt. Dies gibt den beiden ausreichend Gelegenheit, einigen Spuren von Sophies Großvater genauer auf den Grund zu gehen.
Dabei finden sie den Schlüssel zu einem Schließfach in einer Bank, in dem sie den ultimativen Hinweis finden, auf welche Spur sie Sophies Großvater bringen wollte. Es gilt den heiligen Gral zu finden, der bei weitem nicht das ist, was alle dahinter vermuten. Im Zuge ihrer weiteren Untersuchungen werden Fragen für Sophie und Langdon aufkommen, deren Beantwortung das ganze christliche Weltbild in sich zusammen fallen lassen könnte ...
Jesus als Feminist, Jesus als normaler Mensch mit menschlichen Bedürfnissen, Geheimbünde, der heilige Gral, verschlüsselte Botschaften und und und ... Ein hochinteressantes Storykonstrukt hat sich da Dan Brown für sein Buch einst zurechtgebastelt. Die Macher des Da Vinci Code Films erachteten es daraufhin als ihre Pflicht, den größten Teil von Browns Theorien in den Film zu integrieren, die es dann auch mühelos schaffen, den Film zu tragen. Diese Theorien kommen dabei teils verblüffend schlüssig daher und schaffen es mühelos, die Weltsicht der christlichen Welt doch ordentlich umzudichten. Die Figur des Langdon ist es dann, die verhindert, dass diese Storyaspekte irgendwann zu abstrus/überzogen werden, denn Hanks legt Langdon alles andere als leichtgläubig oder naiv an. Seine Figur sorgt immer für den nötigen Abstand zum Thema, da Langdon immer hinterfragt und abzuwägen versucht. Damit hat man sicher einen guten Weg gefunden, den - vor allem - kirchlichen Kritikern den Wind aus den Segeln zu nehmen. Wobei das, wenn man einmal logisch nachdenkt, gar nicht nötig wäre: Denn die Kirche hat ihre Theorie über den Lauf der Dinge und Dan Brown eben seine. Es treffen hier zwei Gedankenansätze aufeinander, die BEIDE NICHT bewiesen sind. Wo liegt dann also das Problem? So sei den kirchlichen Kritikern empfohlen, Buch und Film als das zu sehen, was sie sind: auf ihre Art jeweils sehr interessante Verschwörungsgeschichten, nicht mehr und nicht weniger. Dabei will ich hier keineswegs andeuten, dass ich Dan Browns Ansatz nicht ernst nehmen würde. Er ist für mich genauso "schlüssig" und "glaubhaft" - also schlicht unbewiesen - wie die kirchliche Sicht der Dinge - ich denke, als Atheist darf ich mir dieses salomonische Urteil durchaus erlauben ;-). Und als Verschwörungsgeschichte funktioniert der Da Vinci Code sehr gut und erschafft eine filmeigene Logik, die immer funktioniert.
Der Film hat dabei ganz andere Probleme. Als erstes kommen einem da enorme Tempodefizite in den Sinn, denn der Film ist schlicht und ergreifend zu lang und hat einige arg redundante Szenen an Bord, die bereits Bekanntes und vor dem Zuschauer bereits breit Ausgewalztes nochmals wiederholen und damit die Pace massivst herunterbremsen. Hier kommen einem ALLE Szenen mit Alfred Molina in den Sinn und auch die Jean Reno Storyline bremst den Film gehörig. Beide Storyaspekte hätten mühelos beseitigt werden könne, ohne dass man ihr Fehlen bemerkt hätte. Insbesondere bei dem Part von Jean Reno merkt man dies massivst, denn Renos Fache wird lanciert, um eine weitere Bedrohung für Langdon zu sein, als solche funktioniert er aber nicht eine Sekunde, da er IMMER zu spät kommt oder von seinen Vorgesetzten eingebremst wird. So wirkt er wie ein Hund an der Leine inklusive Beißkorb und obendrein kastriert. Schade.
Das zweite große Problem der Geschichte ist, dass sobald man in die Mythologie der Story eingestiegen und eben auch durchgestiegen ist, erschließen sich dem Zuschauer - auch wenn er wie ich, das Buch NICHT kennt - die größeren Zusammenhänge arg schnell, so dass sich der große Clou des Filmes schon sehr früh abzeichnet, was teils enorm zu Lasten der Spannung geht. Auch hier stört ein wenig das behäbige Tempo mancher Szenen, in denen man irgendwie zuviel Zeit zum Nachdenken und Schlüsse ziehen hat. Auch die endgültige Schlusspointe fand ich extrem lasch, da sie zu sehr auf dem zuvor Gesehenen aufbaut und im Endeffekt nur noch einmal wiederholt, was man zu diesem Zeitpunkt schon wusste. Vielleicht wäre ein böser, in eine vollkommen andere Richtung gehender (ich sage nur Antichrist und dergleichen mehr) Schock effektiver gewesen? Ich kann es nicht sagen, ich weiß nur, dass ich am Ende recht unbefriedigt im Kinosessel saß ...
Dazu tragen die Darsteller und Regisseur Ron Howard als Schauspielführer viel bei. Zu einem großen Teil des Castes, vor allem der bekannteren Beteiligten, bleibt abschließend nur ein Urteil zu verkünden: Unterfordert. Davon ausschließen möchte ich Tom Hanks und Ian McKellen. Klar, Dan Brown schrieb schon in seinem Buch, dass sein Langdon einem Harrison Ford sehr ähnlich sei. Und auch wenn viele nach der Besetzung von Hanks in Heulgesänge verfallen sind, muss man nun, nach Ansicht des Filmes, konstatieren, dass Hanks als Langdon absolut idealbesetzt ist und man sich mittlerweile niemand anderen mehr in der Rolle vorstellen kann. Vor allem in der ersten Hälfte spielt er extrem nuanciert und glaubwürdig den verkopften Wissenschaftler, dessen Waffe nun einmal in erster Linie immer sein Gehirn ist. Und - nichts Böses gegen Harrison!!! - derartige Rollen stehen einem Hanks dann doch deutlich besser als dem Mann der Tat, der schon als Archäologieprofessor lieber mit einem Headbutt Nazis ausschaltete, als sie dank rotierender Gehirnwindungen leise schleichend zu umgehen ;-). Vor allem im zweiten Teil zeigt dann Hanks, was für ein großer Darsteller er ist, indem er sich einfach zugunsten des zweiten großen Mimen im Cast von The Da Vinci Code zurücknimmt und ihm entweder komplett die besten Szenen zukommen lässt oder sich mit ihm gegenseitig die Bälle zuspielt: Ian McKellen als Sir Leigh Teabing stürmt mit einem Verve und einer Energie in den Film, dass er ihn automatisch an sich reißt und wirklich nicht mehr hergibt. Grandios.
Neben diesen einzigartigen Performances sieht dann der Rest nicht mehr so gut aus, wird aber auch vom Drehbuch weitestgehend allein gelassen. Die hinreißende Audrey Tautou muss nicht mehr machen als süß aussehen und ihre großen Kulleraugen aufreißen. Beides kann sie und beides macht sie - und nicht mehr. Paul Bettany als Silas wurde im Vorfeld von The Da Vinci Code enorm gehyped als neuer Überbösewicht, der alles bisher Dagewesene in den Schatten stellen sollte. Das Ergebnis sieht dann allerdings ganz anders aus. Sein Silas definiert sich nur über sein Albinoäußeres und seine Eigenschaft, alles und jeden über die Klinge springen zu lassen. Bedrohlich macht ihn das aber keinen Deut. Er wirkt wie ein Freak, was er durch eine seltsame Mimik ab und zu noch herausstellt, und freakig ist nicht gleich böse oder bedrohlich. Wer Bettany als genialen Bösewicht sehen will, der MUSS sich Firewall anschauen! Im Da Vinci Code bekommt man davon allenthalben eine Ahnung. Das Jean Reno verschenkt, ja verheizt wird, habe ich bereits anklingen lassen. Zudem hat der charismatische Franzose diesmal eine ungewohnte, eher schwache Synchronisation verpasst bekommen, was seine Figur irgendwie noch mehr unterminiert. Das gilt unisono für Alfred Molina, der die überflüssigste und sinnfreiste Figur des Filmes geben muss. Wieso er sich für diese Rolle hergegeben hat, wird wohl auf ewig sein Geheimnis bleiben.
Hinsichtlich der Schauspielerführung und der Umsetzung der Story hat Regisseur Ron Howard also mit diversen Problemen zu kämpfen. Doch im Bereich der Optik kann Howard einiges wieder gut machen. Den größten Teil des Filmes lanciert er düstere, immer gelungene Bilder, die den Standards des Thrillergenres voll und ganz entsprechen. Zum Schmankerl wird The Da Vinci Code immer dann, wenn Howard seinen Kameramann Salvatore Totino zaubern lässt und dieser Kabinettstückchen zelebrieren darf, die Staunen machen. So eine tolle Kamerafahrt in ein Auto hinein, um den Fahrer herum, wieder aus dem Auto heraus und um das fahrende Auto herum. Das wahre Highlight - auch tricktechnisch - sind die Rückblenden. Gedreht auf extrem körnigen Material mit einer reduzierten, stark überstrahlenden Farbpalette, die auf den Komplementärfarben Rot und Blau beruht, was auf eine wichtige Erkenntnis von Dan Brown in Bezug auf das Bild „das letzte Abendmahl“ zurückgeht, verpasste man den Rückblenden einen ganz eigenen Look, der sich stark vom Rest des Films abhebt. Diesen Ausführungen zum Trotz gelingt es Howard dennoch, dass sich die Rückblenden niemals zu stark vom eigentlichen Film abtrennen. Das erreicht Howard, indem er diese Rückblenden geschickt in das aktuelle Leinwandgeschehen einbindet. So redet Hanks von den Kreuzzügen und im Hintergrund wird eine Wand plötzlich zu einer Art Leinwand, auf der nun die Rückblende über jene Zeit abläuft. Irgendwann wird Hanks ausgeblendet und wir befinden uns mitten im hervorragend getricksten Sturm auf Jerusalem. Als Hanks Stimme wieder erklingt, um etwas zu ergänzen, sitzt er plötzlich mitten im Kampfgetümmel und erzählt. Kurzum: optisch ist der Film eher ein kleines Wunder denn ein Sakrileg geworden.
Unser aller liebster Hans hatte nun den Auftrag, zu derartigen Bildgedichten einen ordentlichen Score zu zimmern und es ist ihm bedingt durchaus gelungen. Denn wie der Cast wirkt Zimmer teils ein wenig unterfordert. Insbesondere der langsame Auftakt geriet ihm daher ein wenig arg belanglos. Kein griffiges Thema, kein Druck, kein Pathos und eben keine Gelegenheit für Zimmer, um sich zu entfalten. Mit der zweiten Hälfte, in der The Da Vinci Code endlich Fahrt aufnimmt, darf auch Zimmer endlich glänzen und alles einbringen, was einen Score wuchtig macht: Choräle, massive Orchestrierung und endlich auch Themen, die ins Ohr gehen. Letztendlich ist sein Score aber dennoch weit von seinen echten Meisterwerken entfernt und dürfte es vor allem ohne die Wirkung der Bilder ziemlich schwer haben zu bestehen ...
Was bleibt ist somit im Großen und Ganzen ein netter Thriller, dem aber der Vorstoß in die Phalanx der wirklich großen Spannungsfilme verwehrt bleibt, weil er in vielen Belangen weit hinter seinen Möglichkeiten zurückbleibt.
In diesem Sinne:
freeman
Originaltitel: The Da Vinci Code
Produktionsjahr: 2006
Herstellungsland: USA
Regie: Ron Howard
Darsteller: Tom Hanks, Audrey Tautou, Ian McKellen, Alfred Molina, Jürgen Prochnow, Paul Bettany, Jean Reno u.a.
Sakrileg und Popetown oder wie ich es gerne nenne: Marketing von Gottes Gnaden ... Dabei habe ich nur einmal die aktuellsten roten Tücher der Medienlandschaft für die Institution der christlichen Kirche hergenommen, die allerdings beide belegen, dass sich die Kirche herrlich darauf versteht, Werbung für fremde Produkte zu betreiben. Manchmal meint man gar, die Kirche sei eine Art PR Maschinerie geworden, die mit umgekehrter Psychologie arbeitet. Nehmen wir Popetown. Eine absolut belanglose, wahrlich traurige Satire auf eine der heiligsten Kühe des Christentums: den Papst. In Zeiten von "Wir sind Papst", scheint es besonders blasphemisch zu sein, den Stellvertreter Gottes auf Erden "anzugreifen". So hieß es schon früh, ohne dass man überhaupt ansatzweise wusste, was da überhaupt auf uns zukommen würde: „Verbietet Popetown.“ „MTV, ihr DÜRFT das nicht ausstrahlen.“ Grund dafür war einzig und allein eine Werbung von MTV, die den vom Kreuz gestiegenen Jesus zeigte, der sich eine Folge Popetown im TV anschaute! Also nicht einmal die Serie selbst, sondern eine Werbung dafür war Stein des Anstoßes! Abgesehen davon, wie ewig gestrig ein solches Verhalten anmutet, wetterte man dann auch gegen erste Folgen der Serie und bescherte MTV ein Medienecho sondergleichen! Dabei – und hier zeigt sich die Unerfahrenheit der christlichen PR-Maschine Kirche - vergaß man einiges: 1. keine Sau guckt MTV (was 300 000 Zuschauer bei der Popetown Premiere belegen) und 2. schafft man durch derartiges Verhalten nur Neugier. Ob sich MTV für diesen "Quotenhit" allerdings bei der Kirche bedankte, ist mir nicht bekannt ... Kihi. Ähnlich erging es Dan Brown mit seiner "Neuinterpretation" des Christentums, allerdings schlug bei ihm die „Kritik“ der Kirche voll an und bescherte ihm Auflagen in Millionenhöhe. Das gleiche galt dann im Umfeld des Starts des Kinofilms, was dem Film mehr Aufmerksamkeit bescherte, als es jedes Eigenmarketing hätte tun können. Von daher sollte man der Kirche vielleicht empfehlen, entweder eine eigene PR Agentur im Medienbereich zu eröffnen oder sich einfach mal zurückzuhalten, vielleicht würden dann Filme "gegen" die Christenheit auch von ganz alleine gemieden werden? Denn dass die öffentliche Aufregung und das daraus resultierende Medienecho freilich nichts mit der Qualität eines Filmes oder einer Publikation zu tun haben, hat ja Popetown mit seinen armen Witzchen bereits gezeigt und auch The Da Vinchi Code bekleckert sich nicht unbedingt mit Ruhm, wenn es um seinen cineastischen Wert geht ...
Robert Langdon, ein Kunsthistoriker, der gerade in Paris eine Gastvorlesung über Iconographie abhält, wird von der Pariser Polizei gebeten, zum Schauplatz eines Mordes im Louvre zu kommen. Da Langdon nicht versteht, warum man ihn da haben will, zeigt ihm Polizeikommissar Fache ein Foto, durch das klar wird, warum man als erstes auf Langdon kam: Der ermordete Chefkurator des Louvre hat vor seinem Dahinscheiden eine Unmenge an Zeichen und scheinbaren Codes hinterlassen. Langdon kommt an dem Tatort aber nicht sonderlich voran, als plötzlich eine junge Französin auftaucht, die sich als Enkelin des Verstorbenen entpuppt und Langdon zu verstehen gibt, dass Fache in ihm den Mörder sieht, hat doch der Tote auch einen Hinweis hinterlassen, der Langdon namentlich benannte! Allerdings wurde dieser Hinweis von Fache vollkommen falsch gedeutet! Gemeinsam mit Sophie kolportiert Langdon einen scheinbaren Fluchtversuch, dem Fache auch aufsitzt. Dies gibt den beiden ausreichend Gelegenheit, einigen Spuren von Sophies Großvater genauer auf den Grund zu gehen.
Dabei finden sie den Schlüssel zu einem Schließfach in einer Bank, in dem sie den ultimativen Hinweis finden, auf welche Spur sie Sophies Großvater bringen wollte. Es gilt den heiligen Gral zu finden, der bei weitem nicht das ist, was alle dahinter vermuten. Im Zuge ihrer weiteren Untersuchungen werden Fragen für Sophie und Langdon aufkommen, deren Beantwortung das ganze christliche Weltbild in sich zusammen fallen lassen könnte ...
Jesus als Feminist, Jesus als normaler Mensch mit menschlichen Bedürfnissen, Geheimbünde, der heilige Gral, verschlüsselte Botschaften und und und ... Ein hochinteressantes Storykonstrukt hat sich da Dan Brown für sein Buch einst zurechtgebastelt. Die Macher des Da Vinci Code Films erachteten es daraufhin als ihre Pflicht, den größten Teil von Browns Theorien in den Film zu integrieren, die es dann auch mühelos schaffen, den Film zu tragen. Diese Theorien kommen dabei teils verblüffend schlüssig daher und schaffen es mühelos, die Weltsicht der christlichen Welt doch ordentlich umzudichten. Die Figur des Langdon ist es dann, die verhindert, dass diese Storyaspekte irgendwann zu abstrus/überzogen werden, denn Hanks legt Langdon alles andere als leichtgläubig oder naiv an. Seine Figur sorgt immer für den nötigen Abstand zum Thema, da Langdon immer hinterfragt und abzuwägen versucht. Damit hat man sicher einen guten Weg gefunden, den - vor allem - kirchlichen Kritikern den Wind aus den Segeln zu nehmen. Wobei das, wenn man einmal logisch nachdenkt, gar nicht nötig wäre: Denn die Kirche hat ihre Theorie über den Lauf der Dinge und Dan Brown eben seine. Es treffen hier zwei Gedankenansätze aufeinander, die BEIDE NICHT bewiesen sind. Wo liegt dann also das Problem? So sei den kirchlichen Kritikern empfohlen, Buch und Film als das zu sehen, was sie sind: auf ihre Art jeweils sehr interessante Verschwörungsgeschichten, nicht mehr und nicht weniger. Dabei will ich hier keineswegs andeuten, dass ich Dan Browns Ansatz nicht ernst nehmen würde. Er ist für mich genauso "schlüssig" und "glaubhaft" - also schlicht unbewiesen - wie die kirchliche Sicht der Dinge - ich denke, als Atheist darf ich mir dieses salomonische Urteil durchaus erlauben ;-). Und als Verschwörungsgeschichte funktioniert der Da Vinci Code sehr gut und erschafft eine filmeigene Logik, die immer funktioniert.
Der Film hat dabei ganz andere Probleme. Als erstes kommen einem da enorme Tempodefizite in den Sinn, denn der Film ist schlicht und ergreifend zu lang und hat einige arg redundante Szenen an Bord, die bereits Bekanntes und vor dem Zuschauer bereits breit Ausgewalztes nochmals wiederholen und damit die Pace massivst herunterbremsen. Hier kommen einem ALLE Szenen mit Alfred Molina in den Sinn und auch die Jean Reno Storyline bremst den Film gehörig. Beide Storyaspekte hätten mühelos beseitigt werden könne, ohne dass man ihr Fehlen bemerkt hätte. Insbesondere bei dem Part von Jean Reno merkt man dies massivst, denn Renos Fache wird lanciert, um eine weitere Bedrohung für Langdon zu sein, als solche funktioniert er aber nicht eine Sekunde, da er IMMER zu spät kommt oder von seinen Vorgesetzten eingebremst wird. So wirkt er wie ein Hund an der Leine inklusive Beißkorb und obendrein kastriert. Schade.
Das zweite große Problem der Geschichte ist, dass sobald man in die Mythologie der Story eingestiegen und eben auch durchgestiegen ist, erschließen sich dem Zuschauer - auch wenn er wie ich, das Buch NICHT kennt - die größeren Zusammenhänge arg schnell, so dass sich der große Clou des Filmes schon sehr früh abzeichnet, was teils enorm zu Lasten der Spannung geht. Auch hier stört ein wenig das behäbige Tempo mancher Szenen, in denen man irgendwie zuviel Zeit zum Nachdenken und Schlüsse ziehen hat. Auch die endgültige Schlusspointe fand ich extrem lasch, da sie zu sehr auf dem zuvor Gesehenen aufbaut und im Endeffekt nur noch einmal wiederholt, was man zu diesem Zeitpunkt schon wusste. Vielleicht wäre ein böser, in eine vollkommen andere Richtung gehender (ich sage nur Antichrist und dergleichen mehr) Schock effektiver gewesen? Ich kann es nicht sagen, ich weiß nur, dass ich am Ende recht unbefriedigt im Kinosessel saß ...
Dazu tragen die Darsteller und Regisseur Ron Howard als Schauspielführer viel bei. Zu einem großen Teil des Castes, vor allem der bekannteren Beteiligten, bleibt abschließend nur ein Urteil zu verkünden: Unterfordert. Davon ausschließen möchte ich Tom Hanks und Ian McKellen. Klar, Dan Brown schrieb schon in seinem Buch, dass sein Langdon einem Harrison Ford sehr ähnlich sei. Und auch wenn viele nach der Besetzung von Hanks in Heulgesänge verfallen sind, muss man nun, nach Ansicht des Filmes, konstatieren, dass Hanks als Langdon absolut idealbesetzt ist und man sich mittlerweile niemand anderen mehr in der Rolle vorstellen kann. Vor allem in der ersten Hälfte spielt er extrem nuanciert und glaubwürdig den verkopften Wissenschaftler, dessen Waffe nun einmal in erster Linie immer sein Gehirn ist. Und - nichts Böses gegen Harrison!!! - derartige Rollen stehen einem Hanks dann doch deutlich besser als dem Mann der Tat, der schon als Archäologieprofessor lieber mit einem Headbutt Nazis ausschaltete, als sie dank rotierender Gehirnwindungen leise schleichend zu umgehen ;-). Vor allem im zweiten Teil zeigt dann Hanks, was für ein großer Darsteller er ist, indem er sich einfach zugunsten des zweiten großen Mimen im Cast von The Da Vinci Code zurücknimmt und ihm entweder komplett die besten Szenen zukommen lässt oder sich mit ihm gegenseitig die Bälle zuspielt: Ian McKellen als Sir Leigh Teabing stürmt mit einem Verve und einer Energie in den Film, dass er ihn automatisch an sich reißt und wirklich nicht mehr hergibt. Grandios.
Neben diesen einzigartigen Performances sieht dann der Rest nicht mehr so gut aus, wird aber auch vom Drehbuch weitestgehend allein gelassen. Die hinreißende Audrey Tautou muss nicht mehr machen als süß aussehen und ihre großen Kulleraugen aufreißen. Beides kann sie und beides macht sie - und nicht mehr. Paul Bettany als Silas wurde im Vorfeld von The Da Vinci Code enorm gehyped als neuer Überbösewicht, der alles bisher Dagewesene in den Schatten stellen sollte. Das Ergebnis sieht dann allerdings ganz anders aus. Sein Silas definiert sich nur über sein Albinoäußeres und seine Eigenschaft, alles und jeden über die Klinge springen zu lassen. Bedrohlich macht ihn das aber keinen Deut. Er wirkt wie ein Freak, was er durch eine seltsame Mimik ab und zu noch herausstellt, und freakig ist nicht gleich böse oder bedrohlich. Wer Bettany als genialen Bösewicht sehen will, der MUSS sich Firewall anschauen! Im Da Vinci Code bekommt man davon allenthalben eine Ahnung. Das Jean Reno verschenkt, ja verheizt wird, habe ich bereits anklingen lassen. Zudem hat der charismatische Franzose diesmal eine ungewohnte, eher schwache Synchronisation verpasst bekommen, was seine Figur irgendwie noch mehr unterminiert. Das gilt unisono für Alfred Molina, der die überflüssigste und sinnfreiste Figur des Filmes geben muss. Wieso er sich für diese Rolle hergegeben hat, wird wohl auf ewig sein Geheimnis bleiben.
Hinsichtlich der Schauspielerführung und der Umsetzung der Story hat Regisseur Ron Howard also mit diversen Problemen zu kämpfen. Doch im Bereich der Optik kann Howard einiges wieder gut machen. Den größten Teil des Filmes lanciert er düstere, immer gelungene Bilder, die den Standards des Thrillergenres voll und ganz entsprechen. Zum Schmankerl wird The Da Vinci Code immer dann, wenn Howard seinen Kameramann Salvatore Totino zaubern lässt und dieser Kabinettstückchen zelebrieren darf, die Staunen machen. So eine tolle Kamerafahrt in ein Auto hinein, um den Fahrer herum, wieder aus dem Auto heraus und um das fahrende Auto herum. Das wahre Highlight - auch tricktechnisch - sind die Rückblenden. Gedreht auf extrem körnigen Material mit einer reduzierten, stark überstrahlenden Farbpalette, die auf den Komplementärfarben Rot und Blau beruht, was auf eine wichtige Erkenntnis von Dan Brown in Bezug auf das Bild „das letzte Abendmahl“ zurückgeht, verpasste man den Rückblenden einen ganz eigenen Look, der sich stark vom Rest des Films abhebt. Diesen Ausführungen zum Trotz gelingt es Howard dennoch, dass sich die Rückblenden niemals zu stark vom eigentlichen Film abtrennen. Das erreicht Howard, indem er diese Rückblenden geschickt in das aktuelle Leinwandgeschehen einbindet. So redet Hanks von den Kreuzzügen und im Hintergrund wird eine Wand plötzlich zu einer Art Leinwand, auf der nun die Rückblende über jene Zeit abläuft. Irgendwann wird Hanks ausgeblendet und wir befinden uns mitten im hervorragend getricksten Sturm auf Jerusalem. Als Hanks Stimme wieder erklingt, um etwas zu ergänzen, sitzt er plötzlich mitten im Kampfgetümmel und erzählt. Kurzum: optisch ist der Film eher ein kleines Wunder denn ein Sakrileg geworden.
Unser aller liebster Hans hatte nun den Auftrag, zu derartigen Bildgedichten einen ordentlichen Score zu zimmern und es ist ihm bedingt durchaus gelungen. Denn wie der Cast wirkt Zimmer teils ein wenig unterfordert. Insbesondere der langsame Auftakt geriet ihm daher ein wenig arg belanglos. Kein griffiges Thema, kein Druck, kein Pathos und eben keine Gelegenheit für Zimmer, um sich zu entfalten. Mit der zweiten Hälfte, in der The Da Vinci Code endlich Fahrt aufnimmt, darf auch Zimmer endlich glänzen und alles einbringen, was einen Score wuchtig macht: Choräle, massive Orchestrierung und endlich auch Themen, die ins Ohr gehen. Letztendlich ist sein Score aber dennoch weit von seinen echten Meisterwerken entfernt und dürfte es vor allem ohne die Wirkung der Bilder ziemlich schwer haben zu bestehen ...
Was bleibt ist somit im Großen und Ganzen ein netter Thriller, dem aber der Vorstoß in die Phalanx der wirklich großen Spannungsfilme verwehrt bleibt, weil er in vielen Belangen weit hinter seinen Möglichkeiten zurückbleibt.
In diesem Sinne:
freeman