Noch ein Kommentar zum Original:
Piranhas (1978)
Charmant zu sein hilft nicht immer dabei, ein Ziel zu erreichen, aber doch immer wieder. Wie könnte man es beispielsweise den Fischli-Nagern aus Joe Dantes "Piranha" übel nehmen, dass sie doch gerne so furchterregend wären wie der große böse Wo..., ähm, Weiße Hai?
Spielbergs hocheffizienter Strandsäuberer "Jaws" wird immerhin vom Poster-Design bis in die Handlungsdetails hinein frech kopiert, aber gleich nach der aufreizend klischeehaften Eröffnung (gefüllt mit Genre-Relikten wie ignorierten Verbotsschildern, unvorsichtigem Nacktbaden und allem, woran auch Jason Voorhees Spaß gehabt hätte) rückt ein steinzeitlicher "Jaws"-Videospielautomat die Verhältnisse zurecht: Ja, liebe Anwälte von Universal, wir wissen, dass der Haifilm zum Instant-Kult geworden ist, einem festen Bestandteil der modernen Popkultur, der nicht länger nur noch in den Kinos verehrt wird, sondern in Medien jeglicher Art. Wir wollen ihm seinen Platz in der Nahrungskette nicht streitig machen, sondern bloß ein Stück ab von dem großen Kuchen. Nun schaut doch nur, die kleinen Mäulchen mit diesen niedlichen Zahnrillen, da passt doch sowieso nicht viel rein. Lasst uns doch die Freude...
Nun steckt hinter "Piranhas" weder eine regietechnische Meisterleistung und schon gar nicht verfügt es über ein Wunderwerk von einem Drehbuch, aber irgendwie hat es sich tatsächlich seinen Platz als linke Flosse des Großen Weißen erarbeitet. Der Story um militärische Experimente merkt man an, wie sie um die Gräben der Plausibilität herum geschrieben wurden... nur um dann mit Stop-Motion-Szenen zu verwirren, in denen allen Ernstes eine laufende Fischkreatur zum Background-Gag erklärt wird. Nimmt man sich den knorrigen Bradford Dillman in der Hauptrolle vor, so wird man eine gesunde Mischung aus Roy Scheider und Richard Dreyfuss wiederfinden. Und bei Poseidon, wenn sich Kevin McCarthy als Warnblinklichter jeglicher Art ignorierender Entscheidungsträger nicht auch wunderbar am Strand von Steven Spielberg geschlagen hätte, dann möge man mir die Tippfinger bis aufs Skelett abnagen.
Aber Kleinvieh macht eben auch Mist. Wenn für den diesjährigen Megalodon aus "Meg" gilt, dass er Menschen im Dutzend verschlingen kann, ohne auch nur einmal beißen zu müssen, so versprechen die handtellergroßen Aquavampire im Gegenzug eine regelrechte Unterwassersauerei. Wirklich ausgereizt hat diesen Aspekt erst Alexandre Aja in seinem Remake, doch auch unter Dante brodelt das Wasser in kräftigem Rot und tanzt zum hektisch surrenden Geräusch, das den Foley Designern beim Gedanken an tollwütige Piranhas in den Sinn kommt. Immer wieder diese Suspense-Szenen, wenn mal wieder ein schreiender Mensch aus dem Wasser gezogen wird: Was wird die Special-Effects-Abteilung nun wieder aus dem Hut zaubern? Auf diese Weise kaschiert Dante geschickt die Unzulänglichkeiten, die viel mit geringem Budget und planlosen Drehs zu tun gehabt haben dürften, und erschafft ein bemerkenswert gut funktionierendes Guilty Pleasure, wo man nicht unbedingt eines erwartet hätte.
Der letzte diabolische Blick von Gothic-Horror-Ikone Barbara Steele sagt im Grunde bereits alles: "Piranhas" ist unterhaltsamer Quatsch mit viel roter Soße. Die Macher wissen es, das Publikum weiß es. Ein wortlos beschlossener Vertrag, von dem beide Parteien profitieren.
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