The Tribe + Lost Island
Verfasst: 21.07.2010, 09:08
Es begab sich, da war ein Studio grenzenlos überzeugt vom Drehbuch eines jungen Deutschen namens Jörg Ihle. Man stampfte ein ordentliches Budget aus dem Boden, suchte sich einen hübschen Schauplatz für den Streifen und ... dann begann das Chaos. Ihle hatte den Film fast fertig, als er sich mit den Produzenten überwarf. Kreative Differenzen heißt es dann immer so schön. Das Studio engagierte einen 08/15 Auftragsregisseur, der die Dreharbeiten zu Ende brachte, der Film wanderte in die Post Production und verschwand wie die ursprünglich titelgebenden „Forgotten Ones“. Doch wie das im Filmgeschäft so ist, bleibt selten etwas lange verschwunden.
In diesem Fall war es das produzierende Studio, das sich aus irgendeinem Grund in die Grundidee des Giftschrankfilmchen verliebt zu haben schien. Also warb es den niederländischen Regisseur Roel Reine an, schickte ihn an einen hübschen Set, der ein karibisches Eiland doubeln sollte und ... kürzte sein Budget aufs Allernötigste zusammen. Das war dann aber auch die einzige Hiobsbotschaft. Ob man dann die Fertigstellung dieses „Primal“ genannten Filmes einfach nicht mehr abwarten konnte, ist nicht bekannt, auf jeden Fall riss das Filmstudio den Giftschrank wieder auf und verkaufte „das Original“ als „The Forgotten Ones“ (bei uns „The Tribe“ genannt). Und jetzt, ein knappes Jahr später, kommt dann mit „The Lost Tribe“ (bei uns „Lost Island“ genannt) auch schon das Remake, Reboot, whatever ... Und glaubt es oder glaubt es nicht, beide Filme machen, wenn man sich auf sie einlassen kann, durchaus Laune!
Beginnen werde ich mit dem ... ja ... nennen wir es Original ...
The Tribe – die vergessene Brut
Originaltitel: Tribe, The
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 2009
Regie: Jorg Ihle
Darsteller: Marc Bacher, Justin Baldoni, Jewel Staite, Nikki Griffin, Kellan Lutz
Liz sticht mit ihrem Freund und dessen minderbemittelt erscheinenden Clique auf einer Luxusyacht in See, um einfach mal wieder Spaß zu haben. Schnell kommt man vom Kurs ab und zerschellt an einem Riff. Die Clique kann sich auf eine kleine Insel retten und will auf ihre Bergung warten. Etwas bange wird den Freunden spätestens dann, als ein Freund auf per Funkspruch übertragene Längen- und Breitengrade hin antwortet, dass an dieser Stelle nichts sein dürfe und auch das GPS nichts anzeige. Dennoch verspricht er, Hilfe zu schicken. Doch diese kommt deutlich zu spät, da auf der Insel seltsame Kreaturen hausen, die die Mannschaft um Liz empfindlich ausdünnen ... der Antrieb der Kreaturen: Hunger.
„The Tribe“ verlegt das Szenario von „Descent“ auf eine tropisch anmutende Insel und ersetzt die klaustrophobische Enge der Höhlengänge durch die Ausweglosigkeit eines räumlich stark eingegrenzten Raumes, von dem es kein Entkommen zu geben scheint und auf dem sich die Kreaturen trotz Nachtblindheit zu jeder Tages- und Nachtzeit hervorragend auskennen. Dabei geht „The Tribe“ den üblichen Weg und serviert nach einem interessanten aber vernachlässigbaren Prolog das typische Gewese um eine Gruppe charakterlich stark verschiedener Figuren, die einem schneller auf den Zünder gehen, als man Schiffsuntergang buchstabieren kann und die dementsprechend eben auch nur da sind, um im weiteren Verlauf schnellstmöglich und effizient ins Gras zu beißen. Das machen sie dann auch und zwar so höchst beliebig, dass einem Angst und Bange um den Film wird. Im Off oder bei seltsamen Kletterausflügen lässt einer nach dem anderen sein Leben und so ist Liz nach ungelogen 40 vollkommen spannungsbefreiten Minuten vollkommen allein mit den Kreaturen und muss sich nun durchschlagen. Und auf einmal beginnt der Film tatsächlich zu funktionieren! Vollkommen dialogfrei wuchtet sich die aparte und wirklich extrem niedliche Fireflymaschinenbraut Jewel Staite fortan alleine durch den Dschungel und zieht so mancher Kreatur im Alleingang einen Scheitel. Dabei mutiert sie niemals zu einem Arnold Schwarzenegger oder einer ähnlichen Heldenfigur, sondern sie bleibt immer hochgradig verletzlich und nutzt lieber die Dunkelheit des Dschungels, um sich zu verstecken, anstelle zu kämpfen. Dabei entstehen einige wunderbar creepy Spannungsmomente, etwa wenn die Kreaturen förmlich auf Nasenlänge vor ihr stehen und sie suchen und man als Zuschauer hervorragende Möglichkeiten bekommt, das gelungene Creaturedesign zu genießen. Dies ist eine weitere Stärke des Filmes, funktionieren doch die Man in a Suit Effekte auf den Punkt und wurde allgemein auf CGI Mumpitz verzichtet. Leider fehlt dem Film ein wenig Wucht in Form von herberen Splattereffekten. Zwar ist „The Tribe“ offensichtlich niemals auf Guts’n’Gore ausgelegt gewesen, aber ein paar herbere Effekte der mit messerscharfen Klauen bewehrten Allesfresser hätten die bedrohliche Atmosphäre noch deutlich pushen können. Optisch macht der in breitem Widescreen erstrahlende Streifen einen ordentlichen Eindruck und setzt sowohl die Urlaubsbilder von der Insel genauso gelungen um wie das fast vollkommen bei Nacht spielende, eindrucksvoll ausgeleuchtete Finale. Auch der wirklich gelungene Score trägt vor allem in der zweiten Filmhälfte viel zum guten Gesamteindruck bei.
Was bleibt ist ein Film, der mit zunehmender Laufzeit an Spannung, Atmosphäre und Zugkraft gewinnt und nach dem Beseitigen der blassen Nebendarsteller scheinbar befreit aufatmet und seine eigentliche Geschichte erzählt. Wegen dem schwachen Einstieg und den wenig beleuchteten Kreaturen, bei denen man nicht einmal eine Ahnung bekommt, warum sie nachtblind sind, warum sie auf dem Weg zur Menschwerdung irgendwo hängen blieben und wieso sie nun ausgerechnet auf dieser Insel hausen, bleiben „The Tribe“ höhere Weihen vorenthalten. Das Potential für ein richtig straffes und gelungenes Creature Feature war definitiv da und wird eigentlich nur in der zweiten Filmhälfte richtig ausgespielt. Wegen der starken und recht intensiv aufspielenden Jewel Staite kann man den Film aber als gelungenen Zeitvertreib durchaus gelten lassen.
Die deutsche DVD erschien von Splendid und ist mit einer FSK 18 uncut. Im Übrigen ist der eigentliche Hauptfilm ab 16 freigegeben.
In diesem Fall war es das produzierende Studio, das sich aus irgendeinem Grund in die Grundidee des Giftschrankfilmchen verliebt zu haben schien. Also warb es den niederländischen Regisseur Roel Reine an, schickte ihn an einen hübschen Set, der ein karibisches Eiland doubeln sollte und ... kürzte sein Budget aufs Allernötigste zusammen. Das war dann aber auch die einzige Hiobsbotschaft. Ob man dann die Fertigstellung dieses „Primal“ genannten Filmes einfach nicht mehr abwarten konnte, ist nicht bekannt, auf jeden Fall riss das Filmstudio den Giftschrank wieder auf und verkaufte „das Original“ als „The Forgotten Ones“ (bei uns „The Tribe“ genannt). Und jetzt, ein knappes Jahr später, kommt dann mit „The Lost Tribe“ (bei uns „Lost Island“ genannt) auch schon das Remake, Reboot, whatever ... Und glaubt es oder glaubt es nicht, beide Filme machen, wenn man sich auf sie einlassen kann, durchaus Laune!
Beginnen werde ich mit dem ... ja ... nennen wir es Original ...
The Tribe – die vergessene Brut
Originaltitel: Tribe, The
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 2009
Regie: Jorg Ihle
Darsteller: Marc Bacher, Justin Baldoni, Jewel Staite, Nikki Griffin, Kellan Lutz
Liz sticht mit ihrem Freund und dessen minderbemittelt erscheinenden Clique auf einer Luxusyacht in See, um einfach mal wieder Spaß zu haben. Schnell kommt man vom Kurs ab und zerschellt an einem Riff. Die Clique kann sich auf eine kleine Insel retten und will auf ihre Bergung warten. Etwas bange wird den Freunden spätestens dann, als ein Freund auf per Funkspruch übertragene Längen- und Breitengrade hin antwortet, dass an dieser Stelle nichts sein dürfe und auch das GPS nichts anzeige. Dennoch verspricht er, Hilfe zu schicken. Doch diese kommt deutlich zu spät, da auf der Insel seltsame Kreaturen hausen, die die Mannschaft um Liz empfindlich ausdünnen ... der Antrieb der Kreaturen: Hunger.
„The Tribe“ verlegt das Szenario von „Descent“ auf eine tropisch anmutende Insel und ersetzt die klaustrophobische Enge der Höhlengänge durch die Ausweglosigkeit eines räumlich stark eingegrenzten Raumes, von dem es kein Entkommen zu geben scheint und auf dem sich die Kreaturen trotz Nachtblindheit zu jeder Tages- und Nachtzeit hervorragend auskennen. Dabei geht „The Tribe“ den üblichen Weg und serviert nach einem interessanten aber vernachlässigbaren Prolog das typische Gewese um eine Gruppe charakterlich stark verschiedener Figuren, die einem schneller auf den Zünder gehen, als man Schiffsuntergang buchstabieren kann und die dementsprechend eben auch nur da sind, um im weiteren Verlauf schnellstmöglich und effizient ins Gras zu beißen. Das machen sie dann auch und zwar so höchst beliebig, dass einem Angst und Bange um den Film wird. Im Off oder bei seltsamen Kletterausflügen lässt einer nach dem anderen sein Leben und so ist Liz nach ungelogen 40 vollkommen spannungsbefreiten Minuten vollkommen allein mit den Kreaturen und muss sich nun durchschlagen. Und auf einmal beginnt der Film tatsächlich zu funktionieren! Vollkommen dialogfrei wuchtet sich die aparte und wirklich extrem niedliche Fireflymaschinenbraut Jewel Staite fortan alleine durch den Dschungel und zieht so mancher Kreatur im Alleingang einen Scheitel. Dabei mutiert sie niemals zu einem Arnold Schwarzenegger oder einer ähnlichen Heldenfigur, sondern sie bleibt immer hochgradig verletzlich und nutzt lieber die Dunkelheit des Dschungels, um sich zu verstecken, anstelle zu kämpfen. Dabei entstehen einige wunderbar creepy Spannungsmomente, etwa wenn die Kreaturen förmlich auf Nasenlänge vor ihr stehen und sie suchen und man als Zuschauer hervorragende Möglichkeiten bekommt, das gelungene Creaturedesign zu genießen. Dies ist eine weitere Stärke des Filmes, funktionieren doch die Man in a Suit Effekte auf den Punkt und wurde allgemein auf CGI Mumpitz verzichtet. Leider fehlt dem Film ein wenig Wucht in Form von herberen Splattereffekten. Zwar ist „The Tribe“ offensichtlich niemals auf Guts’n’Gore ausgelegt gewesen, aber ein paar herbere Effekte der mit messerscharfen Klauen bewehrten Allesfresser hätten die bedrohliche Atmosphäre noch deutlich pushen können. Optisch macht der in breitem Widescreen erstrahlende Streifen einen ordentlichen Eindruck und setzt sowohl die Urlaubsbilder von der Insel genauso gelungen um wie das fast vollkommen bei Nacht spielende, eindrucksvoll ausgeleuchtete Finale. Auch der wirklich gelungene Score trägt vor allem in der zweiten Filmhälfte viel zum guten Gesamteindruck bei.
Was bleibt ist ein Film, der mit zunehmender Laufzeit an Spannung, Atmosphäre und Zugkraft gewinnt und nach dem Beseitigen der blassen Nebendarsteller scheinbar befreit aufatmet und seine eigentliche Geschichte erzählt. Wegen dem schwachen Einstieg und den wenig beleuchteten Kreaturen, bei denen man nicht einmal eine Ahnung bekommt, warum sie nachtblind sind, warum sie auf dem Weg zur Menschwerdung irgendwo hängen blieben und wieso sie nun ausgerechnet auf dieser Insel hausen, bleiben „The Tribe“ höhere Weihen vorenthalten. Das Potential für ein richtig straffes und gelungenes Creature Feature war definitiv da und wird eigentlich nur in der zweiten Filmhälfte richtig ausgespielt. Wegen der starken und recht intensiv aufspielenden Jewel Staite kann man den Film aber als gelungenen Zeitvertreib durchaus gelten lassen.
Die deutsche DVD erschien von Splendid und ist mit einer FSK 18 uncut. Im Übrigen ist der eigentliche Hauptfilm ab 16 freigegeben.