Nur ein, zwei Attacken muss Adam MacDonald bebildern. Mehr nicht. Zwei potenzielle Opfer nur begleiten, einen Wald durchschreiten, diverse Anzeichen der Präsenz einer absolut realistischen Bedrohung einstreuen, die der Zuschauer trotz aller Warnungen zu unterschätzen neigt. Eric Balfour mischt sich kurz als einheimischer Touristenführer ein, um eine Verwirrung zu stiften, die es nicht einmal zwangsweise gebraucht hätte.
Der in "Backcountry" praktizierte Minimalismus ist bemerkenswert. Fühlt die Introduktion samt Besuch bei einem Ranger (Nicholas Campbell) noch die mittleweile etablierten Vorgaben moderner Survival-Horrorthriller in der freien Natur nach ("Eden Lake", "Wolf Creek", "Long Weekend"), beginnt MacDonald sich von Genrevorgaben zu lösen, sobald das Pärchen auf sich allein gestellt ist. Ab diesem Zeitpunkt vertraut er spürbar nur noch auf seine Recherchen über Bärenangriffe, die drei Jahre angedauert haben sollen.
Der Lohn zeigt sich lange vor dem verhängnisvollen ersten Auftritt des Schwarzbärs. Früh wird signalisiert, dass die Regeln des Horrorfilms, die normalerweise Sicherheit am Tag und Gefahr bei Nacht besagen, im Angesicht der Naturvorgaben keinerlei Relevanz genießen. Als es schließlich zur ersten Attacke kommt, gelingt es dem Regisseur, ein erschreckend realistisches Gefühl des Entsetzens zu verursachen, weil er vorher geschickt verschiedene Urängste miteinander kombiniert, die sich in der finalen schrecklichen Lage urplötzlich als begründet erweisen: Isolation, Orientierungs- und Hilflosigkeit, die Angst vor dem Gefressenwerden. Die Eskalation erfolgt in einem Moment, der ebenso gut glimpflich hätte ablaufen können, was die Situation noch fataler erscheinen lässt, vor allem aber unglaublich realistisch. So basiert praktisch jede Einstellung, bis hin zur Darstellung des auditiven Sinnesverlusts, auf Erfahrungsberichten. Der mitunter harmlos, ja regelrecht tapsig wirkende Schwarzbär wird nicht zum Monster stilisiert, sondern stellt ein ungewöhnliches, gleichwohl überaus glaubwürdiges Exemplar dar.
Dass der Film zu diesem Zeitpunkt bereits auf sein Ende zusteuert und somit in der Summe nicht viele Höhepunkte vorzuweisen hat (später gesellt sich noch eine Kletterpartie an einem kleinen Wasserfall hinzu), merkt man ihm wenigstens am Spannungsgrad in keiner Weise an. Vorwerfen kann man "Backcountry" allenfalls den etwas unentschlossenen Einbau der Episode um Eric Balfour und minimale Abweichungen von sonst knallhart gefahrenen Kurs des Realismus, die Intensität, die sich unter der grün-gelb-rot gefärbten Haube der kanadischen Wälder abspielt, hält jedoch in der Oberklasse mit.
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