
Originaltitel: Snakes on a Plane
Herstellungsland: USA
Produktionsjahr: 2006
Regie: David R. Ellis
Darsteller: Samuel L. Jackson, Julianna Margulies, Nathan Phillips, Rachel Blanchard, Flex Alexander, Kenan Thompson, Keith Dallas, Lin Shaye, Sunny Mabrey, Elsa Pataky u.a.
Kind: Vati, erzählst du mir eine Gute Nacht Geschichte?
Vater: Um was soll es denn gehen?
Kind: Blut, Moppen, Gewalt, ein Flugzeug und Schlangen.
Vater: Das is ja mal nen Mix.
Kind: Ooooch büdde.
Vater: Ok, also alles beginnt auf Hawaii. Hier beobachtet Surfboy Sean Jones wie der Superkriminelle Eddie Kim einen Staatsanwalt mit einem Baseballschläger blutigst meuchelt ...
Kind: Wo sind die Schlangen?
Vater: Auf Hawaii gibt es keine Schlangen.
Kind: Achso?
Vater: Ja, also weiter. Sean wird kurz darauf von den Schergen Eddies daheim besucht und kann sich nur mit Hilfe des plötzlich auftauchenden FBI Agenten Neville Flynn aus der Bredouille retten. Flynn weiß, was Sean gesehen hat und "überredet" ihn, gegen Eddie in L.A. auszusagen. Gemeinsam besteigt man ein in Hawaii ein Flugzeug gen L.A., nicht ahnend, dass Eddie bereits Vorkehrungen getroffen hat.
Kind: Schlangen?
Vater: Genau! Hunderte! Und zwar an Bord des Flugzeuges! Wild gemacht mit Pheromonen und absolut tödlich! Kurz nach dem Abheben werden sie durch einen Mechanismus freigesetzt und beißen sich wild durch die Passagiere.
Kind: Tolle Geschichte Papps. Wie geht's weiter?
Vater: Na ja, Flynn muss versuchen, zumindest eine Rumpfbesatzung am Leben zu erhalten, damit das Flugzeug nicht abstürzt. Dann macht er mobil gegen die Schlangen. Hier und da stirbt noch wer und dann geht sicher alles gut aus, aber das weiß ich noch nicht so genau. Ich schreibe das jetzt erst mal auf. Es gibt bestimmt irgend einen Bekloppten in Hollywood, der auf diesen Stoff echt heiß sein könnte.

So oder so ähnlich MUSS die Vorgeschichte des Drehbuches zu Snakes on a Plane ausgesehen haben. Anders ist dieser vor Klischees, dummen Dialogen und hanebüchenen Unsinn strotzende Film absolut nicht zu erklären. Schon die ersten 10 Minuten sind eine Aneinanderreihung von Storyungereimtheiten, Logiklöchern und Unwahrscheinlichkeiten. NUR, wer zu diesem Zeitpunkt wirklich noch über die Story nachdenkt und mehr erwartet, als er gerade geboten bekommt, denkt vermutlich auch, der Titel auf dem Poster sei irgendwie doppeldeutig gemeint und betituliere einen High Fly Porno ("Schlangen" im Flugzeug! ;-) ). Dieser Film will zu keiner Sekunde ernst genommen werden und geriert sich darum so absolut over the top trashig, dass man geradezu meint, die Nieten aus dem sich biegenden Flugzeugblech knallen zu hören. Dabei macht der Film einen solchen Spaß, wie man es lange nicht mehr erlebt hat. Wen jucken da schon Fragen wie: Wie kommt man auf so eine blöde Idee, Schlangen auf ein Flugzeug zu schaffen, wenn man den Zeugen einfach wegsnipern könnte? Warum macht man - als die Schlangen freikommen - nicht einfach eine Notlandung? Und vor allem: Wenn der Zeuge gegen Eddie Kim auf Hawaii aussagt, man dieses aufschreibt usw. was nützt es da noch, ihn bei der Überführung zu killen? Die Zeugenaussage ist ja bereits vorhanden! Oder zählen nur in L.A. getätigte Aussagen? LOL. Ich denke, es wird klar, worauf ich hinauswill. Die Story von Snakes ist durch und durch überkonstruiert und soll eigentlich nur einem Zweck dienen: Motherfucking Snakes aufs Motherfucking Plane zu bekommen. Und das freilich nur, um Samuel L. Jackson sagen zu lassen: Ich will die verfickten Schlangen von diesem verfickten Piss Flugzeug runter haben! Und na ja, wer für derartige Dialoghöhenflüge einen logischen Storyunterbau braucht, sollte sich halt einen anderen Film suchen ...

Dass auch die Filmcrew an dem Film Spaß gehabt zu haben scheint, sieht man an allen Ecken und Enden. Regisseur David R. Ellis drückt von Minute eins an ordentlich aufs Tempo und reiht Aktion an Aktion ohne dabei sonderlich innovative Kameraeinfälle usw. lancieren zu können. Hauptsache Schlangen in einem Flugzeug, mehr braucht's eigentlich nicht. Leider sieht man selbigen sehr häufig ihre digitale Herkunft an ... seien es seltsam misslungene Schattenwürfe oder eine doch recht überzogene Beweglichkeit ... hier und da funktionieren die Kriechtiere nicht wirklich. Aber zumindest lässt man sie herzhaft zubeißen: entblößte Moppen, in die Toilette baumelnde Testikel, Augen, Hälse, Arme, Hintern, nichts ist vor den kleinen, fiesen Kerlen sicher. Die Auswirkungen werden mit viel Hingabe präsentiert: Schaum vor dem Mund, monströse Schwellungen, Aderlässe ... alles drin, was eklig ist. Und wenn die Anaconda dazu ansetzt, einen Gast zu verschlingen, kann man ein Yeah!!! nicht unterdrücken. Ein klein wenig misslungen sind die Auseinandersetzungen Mensch gegen Reptil. Denn irgendwie kommt hier selten so richtig Spannung auf. Auch die Schlangenbeseitigungen selbst sind zumeist recht langweilig umgesetzt: Drauftreten, mit Gegenständen draufschlagen, mit einer Axt um einige Zentimeter kürzer machen ... wirklich coole Aktionen, wie das Erlegen einer hervorschnellenden Schlange mit einer Harpune, sind leider absolute Mangelware. Hier wäre noch einiges an Kultpotential drin gewesen. Die Darsteller versuchen dabei gar nicht erst gegen die eigentlichen Stars - die Schlangen! Mensch, passt doch auf! ;-) - anzuspielen. Samuel L. Jackson ist einfach the coolest Motherfucker in town. Mehr braucht er hier nicht sein und mehr ist er auch nicht. Wirkliches Schauspielern sieht irgendwie anders aus, ABER es wird hier auch nicht gebraucht. Der restliche Cast ist leider unglaublich blass, was es schwer macht, mit den anderen Figuren in dem Flugzeug mitzufiebern. Seien es Julianna Margulies (Frau Dr. Ross aus ER ;-) ) als beherzte Stewardess, Nathan Phillips als Kronzeuge, Rachel Blanchard als eine Art Paris Hilton Double oder wie sie alle heißen mögen. Sie sind von Anfang an als Schlangenfutter auserkoren und müssen zumeist auch als solches herhalten. Dabei kennt David R. Ellis auch keine Gnade und präsentiert einen doch recht eindrucksvollen Bodycount, der sich unbarmherzig durch das Figureninterieur fräst.

Viel wurde im Vorfeld des Filmes Snakes on a Plane geschwärmt. Er sei eine Revolution des Kinos. Denn selten zuvor wurde während der Produktion eines Filmes ein solcher Hype um selbigen veranstaltet. Foren, Internetseiten, Bloggs ... überall in den Weiten der Internetwelt war dieses "coole" Filmprojekt Gesprächsthema Nummer eins. Was sogar soweit ging, dass Ideen für One Liner, vorgeschlagen von diversen Internetseiten, ihren Weg in den Film fanden und sogar eine Drastifizierung des Filmes nach vermehrten Internetcommunitywünschen stattfand. Viel wurde nun über die Möglichkeiten der Mitbestimmung des eigentlichen Zielpublikums fabuliert. Doch letztendlich zerplatze alles wie eine Seifenblase. Dieser hochinteressante Ansatz, Filme nach dem Gutdünken des vermutlichen Publikums zu gestalten, stieß bereits bei diesem Film an seine finanziell erträglichen Grenzen. Denn vermutlich hat auch gerade das Internet, das hier zur Mitbestimmung eingeladen hatte, dem Film mit seinen Downloadmöglichkeiten das Genick gebrochen. So fand der riesige Internethype zumindest in den Kinos keine Entsprechung, blieb Snakes doch trotz seines rotzcoolen Titels und der Ausrichtung auf pures Entertainment hinter allen Erwartungen zurück. Daher darf man sicher gespannt sein, inwiefern ein derartiges Projekt weitere Entsprechungen finden wird ...
Was bleibt ist ein unwahrscheinlich gehypter Film, der den Hype eigentlich auch verdient hat. Denn Snakes on a Plane will blöd rocken und das tut er. Ohne jeglichen Leerlauf nimmt er sich keine Minute ernst und präsentiert ein paar garstige und kompromisslose Kriechviechers, die einfach durchgängig Spaß machen und geradezu nach einem eigenen Franchise zu zischeln scheinen. Wie wäre es mit Snakes in the Elevator, Snakes on the Titanic, Snakes in Space oder Brokeback Züngelmountain: Snakes in my Ass ... oh, da is wieder der Pornofan aufs Poster reingefallen ;-)

In diesem Sinne:
freeman