Diary of the Dead
Originaltitel: Diary of the Dead
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 2007
Regie: George A. Romero
Darsteller: Shawn Roberts, Megan Park, Amy Ciupak Lalonde, Chris Violette, Michelle Morgan, Tatiana Maslany, Joshua Close, George Buza, Laura DeCarteret, Todd Schroeder, Joe Dinicol, Alan Van Sprang u.a.
Eine Gruppe Filmstudenten ist irgendwo im amerikanischen Hinterland unterwegs, um einen Horrorstreifen zu drehen. Da erfahren sie dank Internet von eigenartigen Vorgängen im Rest des Landes. Anscheinend bleiben ehedem tote Menschen nicht tot liegen, sondern wandern auf der Erde herum und sind hungrig nach menschlichem Fleisch. Als man mit ein paar dieser Untoten aneinander gerät, beschließt man, wieder gen Heimat zu reisen, um hier nach dem Rechten – sprich nach dem Wohl der Familienangehörigen – zu schauen. Unterwegs macht man noch ein paar Zombies platt und kommt von einem menschenleeren Platz zum nächsten.
Und damit wäre die Handlung von Diary of the Dead auch schon erschöpfend umschrieben, denn Opa Romero ist für die erneute Auflage seines Lieblingsthemas um die zombiefizierte Menschheit nicht viel mehr eingefallen, als ein stetiger Wechsel aus „Mit dem Auto Zombies umbretzeln. Irgendwann anhalten. Bemerken, dass alle Menschen am Haltepunkt verstorben und zombiefiziert sind. Zombies killen. Weiterfahren und mit dem Auto Zombies umbretzeln ....“. Das ist ungefähr genauso amüsant und spannend, wie es sich gerade anhört und wirft spätestens nach 30 Minuten dieses Schemas die Frage auf, was eigentlich die Intension des Filmes ist. Worauf soll er hinauslaufen, wie soll er irgendwann mal enden? Nach etwa 70 Minuten Langeweile ist das Ende dann endlich da und es ist genauso egal und ergiebig, wie die bisher an den Film verschwendete Lebenszeit.
Da der Romero Schorsch ein Filmemacher ist, der seine Filme gerne mit Botschaften auflädt, gibt’s davon in seinem neuesten Erguss einen echten Overload. So bemerkt er, dass der Mensch in Extremsituationen immer noch das größte Arschloch von allen Spezies ist, das sich einen Dreck um andere schert und noch unmenschlicher agiert als die vermeintlichen Monstren. Ok, das ist nun keine neue Erkenntnis, aber der Schorsch ist so stolz auf diese Feststellung, dass er sie mit unglaublicher Vehemenz und einem fast schon rotorgleich geschwungenen Zeigefinger auf platteste Art und Weise in unsere Hirne eintrichtert. Aber der Schorsch ist da wahrlich konsequent und findet sogar gegen Ende noch einmal eine eindrückliche Szene für seine These … schön mit einem moralinsauren Off Kommentar unterlegt. Falls die bierselige Splattergemeinde es immer noch nicht verstanden hat. Oder eben erst jetzt wieder aus dem Dämmerschlaf erwachte. Danke Schorsch!
Da nur eine Botschaft aber selbst für einen Splatterfilm zu dünne anmutete, hackt der olle Romero auch noch auf die Massenmedien ein, als würde er in einem diktatorisch unterdrückten Land leben, in dem es die Meinungsfreiheit noch nicht gibt. Dementsprechend platt, zusammenhanglos und oberflächlich wird dann auch in alle Richtungen ausgeteilt und das Internet zum basisdemokratischsten aller Medien ernannt. Das mag für einen ollen Opa mit ohne E-Mailpostfach eine erstaunliche Neuigkeit sein, in Zeiten von web2.0, Foren, Bloggs, Podcasts und Co. ist es nur grundpeinlich.
Derart massiv mit eigentlich Altbekanntem penetriert, sucht man schnell nach Neuerungen in handlungsinhärenter Hinsicht. Und so mutet Diary of the Dead eine ganze Weile doch wirklich wie eine Art Reboot des Zombiefranchises an. Denn hier sind Zombies nicht selbstverständlich, die Welt wurde noch nicht von ihnen überrannt und irgendwelche Formen von intelligenten Untoten haben sich beileibe noch nicht ausgebildet. Die belanglose Weiterführung der Handlung macht dann aber sämtliche Hoffnungen auf eine Neuinterpretation der Romeroschen Zombieplage zunichte. Zumal Romero nach wie vor an den langweiligen Flurschlurfern festhält, die heutzutage nicht mehr wirklich bedrohlich anmuten.
Schorsch selber hatte neben den „neuen“ Botschaften und der „neuen“ Herangehensweise an sein Lieblingsthema aber noch mehr Lust auf Frisches! Also bediente er sich bei der Blair Witch, Cloverfield, [REC] erprobten First Person Optik, die eigentlich den Zuschauer zum festen Mitglied des auf der Leinwand leidenden Interieurs machen sollte. Sprich, sein Diary of the Dead kommt als Found Footage daher, hochgeladen ins demokratischste aller Medien. Blöderweise hatte Schorsch große Lust, diese „neue“ Technik um ein paar Elemente zu erweitern. Und so verkündet eine melancholische Damenstimme gleich zu Beginn, sie habe das Material von ZWEI Kameras zusammengeschnitten und es dann auch mit Musik unterlegt, um uns sowohl aufzuklären, als auch zu erschrecken. Hier wird dann aus Diary of the Dead trotz anvisiertem Dokustil im Handumdrehen ein stinknormaler Film … nur dass man eben immer mal einen Kameramann durchs Bild hüpfen sieht.
Zudem sieht man dem Streifen an, dass Romero mit dem Konzept dieser Technik ziemlich überfordert ist und er es absolut nicht versteht, den Zuschauer mittels der First Person Optik in seinen Film hineinzuziehen. So sind die Kameraleute nur selten direkt mit der Gewalt / dem Horror konfrontiert, es tauchen nie plötzlich Gestalten vor den Kameras auf und man schlurft auch allgemein nie durch dunkle Gänge, was so etwas wie Atmosphäre in den Film hätte pumpen können. Und könnte dann doch einmal ein Schockeffekt um die Ecke blinzeln, schneidet Romero IMMER auf genau DEN Kameramann, der distanziert genug ist, um zu filmen, wie der andere Kameramann angefallen wird. Hier haut man sich dann auch als Zuschauer mehrfach vor den Stirnlappen, denn warum filmt der angefallene Kameramann unter Einsatz seines Lebens weiter, wenn die Dokumentation der Ereignisse doch durch den anderen Kameramann gesichert ist? Und selbst wenn, wieso legt der andere Kameramann nicht die Kamera beiseite und tritt dem Zombie die Zähne ins Hirn? Wie man es dreht und wendet, Romero scheitert grandios an dem Found Footage / First Person View Ansatz.
Und das Grauen setzt sich in allen weiteren Punkten fort. Die Darsteller sind teils katastrophal, nerven mit abgehobenen und verschwurbelten, vollkommen unrealistischen Dialogen und sind dem Zuschauer irgendwann nur noch unsympathisch. Zudem verändern sie sich teils frappierend von einer Szene zur anderen in ihren Charaktereigenschaften. Am besten zu beobachten, bei dem gegen Ende auf einmal komplett abhebenden Kameramann und Regisseur, der von einem Moment auf den anderen vollkommen unglaubwürdig agiert. Schrecklich. Auch musikalisch bleibt bei diesem Film nichts in den Gehörgängen haften. Der einzige Punkt, der nach wie vor funktioniert, ist der des Gesplatters. Hier liefert Romero ein paar heftige Effekte, wirkt im Vergleich zu den Vorgängerstreifen aber unglaublich gebremst. So gibt es keine echten Fressszenen, das Zombieaufkommen ist immer viel zu gering, um bedrohlich zu wirken und der Bodycount ist erstaunlich niedrig.
Dennoch schafft es der Schorsch, auch ein paar gelungene Szenen zu lancieren. Seien es die Zombies im Swimming Pool oder die flirrende Ungewissheit über die Vorgänge in dem Haus, in dem der „Showdown“ steigt, Romero findet durchaus ein paar eindrückliche Momente, die seinen Film nicht vollends zum Rohrkrepierer werden lassen. Dem stehen dann aber auch wieder Szenen gegenüber, bei denen man nie weiß, auf was er eigentlich hinauswollte. (Hier sei die endlos lange Szene bei der (ich nenne sie mal) schwarzen „Bürgerwehr“ genannt.) Und so wird man schnell gewahr, dass der Gott der Untoten noch immer irgendwo hinter einer Schreibmaschine hockt und hirnverbrannte Drehbücher für Hollywood schreibt. Nicht anders ist dieser Film hier und die wirklich üble, herrlich naiv verklärte Botschaftenmaschine dahinter zu erklären.
Die deutsche DVD von Ufa Home Entertainment kommt mit einer FSK 18 uncut ...
In diesem Sinne:
freeman
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C4rter sah nen anderen Film:
Gerade frisch von den Fantasy Filmfest Nights in Köln zurück. Wieder habe ich mir dieses Jahr zwei Filme im O-Ton angesehen und morgen folgt der dritte Film. Mit „Diary of the Dead“ startet der Zombie Vater George A. Romero einen Neuanfang seiner Reihe. Hatte er mit den ersten vier Teilen die Zombies die Erde immer weiter bevölkern lassen, beginnt die Seuche hier nun von neuem. Allerdings, in der heutigen, mediengesteuerten Gesellschaft.
Der Regisseur Jason Creed(Joshua Close) dreht in den Wäldern Pennsylvanias gerade sein Uni Abschlussprojekt. Es handelt sich dabei um einen Mumien-Horror-Film. Die Darsteller und Kameraleute sind nicht sehr motiviert, da kommt es gerade recht, dass sie im Radio eine Meldung über eine plötzlich ausbrechende Gewaltwelle aufschnappen. Die Gruppe setzt sich ins Wohnmobil und startet eine Reise zu Ihren Familien. Auf der Fahrt treffen sie allerlei skurrile Gestalten. Einen Amish Bauern, der die Zombies mit Dynamit sprengt, eine Gruppe Afroamerikaner die sich freuen das sie nun endlich die Macht haben (statt dem weißen Mann), oder auch die Nationalgarde. Diese allerdings nicht helfend sondern plündernd. Ganz so wie Regisseur Romero es gerne hat.
Die ganze Tour der Gruppe wird von Jason auf Handkamera festgehalten. Der Zuschauer selber, also wir, sehen im Kino nun das fertige Werk, welches von Jasons Freundin zusammengeschnitten wurde aus vielen Überwachungskameras, Handyaufnahmen und eben Jasons Handkamera. Der Titel: „The Death of the Death“
Romeros neuem Werk stand ich im Vorfeld zuerst recht kritisch gegenüber. Wackelkamera-Doku-Film mit Zombies von Urgestein Romero? Ich hatte wirklich damit gerechnet, dass er sich damit übernimmt weil er es nicht stemmen kann und sang und klanglos untergeht. Aber das hat Romero wohl gehört, denn das was er hier abgeliefert hat ist kein Untergang sondern wirklich ein gelungener Neustart, perfekt auf die heutige Zeit abgestimmt.
Zu Anfang aber tat ich mich schwer. Ich wurde mit den Schauspielern nur schwer warm, da sie alle unbekannt sind und auch nicht immer so 100% gut spielen. Auch der Kamera-Stil gefiel mir noch nicht so ganz. Klasse fand ich aber einen Dialog zu Anfang. Es wird sich darüber unterhalten, dass eine Mumie Tot ist und darum nur langsam laufen kann und auf keinen Fall rennen kann. Finde ich klasse, dass Romero so einen Seitenhieb auf das „Dawn of the Dead „Remake einbaut.
Nach 20-25 Minuten war ich dann aber im Film verankert. Romero hilft dabei, indem er stellenweise sehr abgefahrenen Humor einsetzt. Der oben erwähnte Amish Bauer ist z.B. so ein witziger Charakter. Ungewohnt für einen Zombie Film aber sehr wirkungsvoll.
Romeros typisch kritischer Unterton gefiel mir hier sehr gut. Besser als in seinen letzten beiden Filmen, „Day of the Dead“ und „Land of the Dead“ war es mal etwas anderes. Es wurde die enorme Informationsflut die tagtäglich durch die neuen Medien auf uns herein prasselt angesprochen. So wie in „Diary of the Dead“ wäre es heutzutage wohl auch. Jeder würde sein bestes Zombie-Video bei Youtube hochladen oder seine MySpace Seite anpassen. Ein Zitat aus dem Film fand ich recht passend. Frei übersetzt war das:“Wenn du es nicht aufnimmst, ist es so als sei es nicht passiert" Denn genau so ist es heutzutage. Jeder macht Fotos, Videos von alles und jedem Anlass. So wie im aktuellen Teil hat Romero dem Zuschauer den Spiegel selten vorgehalten. Große Klasse.
Auch hat er das ganze toll in seinen Film eingebunden. Man könnte meinen, Romero will Hip sein, mit der Zeit gehen und demensprechend aufgesetzt könnte auch das Konzept des Films wirken. Aber so ist es nicht, er integriert die Kameraaufnahmen toll in den Film und dadurch, dass der Film nicht auf eine Kamera beschränkt ist, sondern wie gesagt auch Überwachungskameras und auch mehrere Handkameras einsetzt ist Abwechslung garantiert.
Die Splatter-Effekte sind vorhanden aber recht verhalten. Es gibt aber z.B. zerplatzende Augen durch einen Defibrillator Einsatz am Kopf (Szenenapplaus im Kino) und auch einige andere deftige Effekte. Ein neues Gore-Festival sollte man aber nicht erwarten.
Alles in allem eine Frischzellenkur die gut gelungen ist und Zombie Fans müssen den Film ohnehin sehen!
