Ich habe sehr lange Zeit nur Teil 1 - 3 gekannt, jetzt dann im sehr kurzen Abstand noch Teil 4 bis 6 nachgeholt:
Saw:
Damals halbwegs innovativer Terrorstreifen, der nicht nur die Torture-Porn-Welle mit angekurbelt hat, sondern vor allem stilistisch einen ungemeinen Einfluss auf die Folgejahre ausgeübt hat, teilweise sogar über die Genregrenzen hinaus. Dabei schien mir die charakteristische Zeitraffer-Technik bei den Fallenszenen schon hier dezent selbstzweckhaft, was in den weiteren Teilen immer offensichtlicher wurde. Ansonsten bietet er mit dem zentralen Set in einem verfallenen Badezimmer natürlich das unbestrittene Highlight der gesamten Reihe, das mit zwei angeketteten Opfern und einer Leiche in der Mitte ausreichte, um 90 Minuten lang Spannung zu erzeugen - etwas, das sämtliche Nachfolger nicht mehr schafften und mit einer Masse an unterschiedlichen Fallen auszugleichen versuchten.
Saw 2:
Fühlt sich trotz des Kniffes um die verschiedenen Zeitebenen wie ein Lückenfüller zwischen Teil 1 und 3 an. Die Opfer zusammen zu stecken, gibt den Fallen einen netten soziologischen Kniff und sorgt für neue Dynamik, andererseits ist der Ausgangsraum gefüllt mit Unsympathen, für deren Schicksale man sich nicht interessiert. Außerdem ist der Bezug zum Handlungsstrang um Donnie Wahlbergs Ermittler relativ dünn, was sich besonders im Ende abzeichnet, als viele unlogische Handlungen auf fatale Weise zusammenkommen. Immerhin kommt hier gemeinsam mit Teil 1 noch am besten das dreckige Noir-Detective-Feeling heraus, das eben noch am meisten über Wahlberg und über Danny Glover transportiert wurde.
Saw 3:
Das Handlungszentrum der Franchsie und damit der erzählerisch ergiebigste aller Teile, was sich schon alleine daran festmachen lässt, dass es der einzige Film ist, der die 100-Minuten-Marke überschreitet. Insbesondere im dramatisch angelegten Finale erreicht den Zuschauer das befriedigende Gefühl der Auflösung, das den Hang zur Doppelbödigkeit auf die Spitze treibt. Paradoxerweise ist "Saw 3" gleichzeitig der im Gesamten blutrünstigste und ekligste Teil; von den Fallen, die diesmal um das Leben eines Einzelnen herum aufgebaut sind, kann man jedenfalls halten, was man will.
Saw 4:
Für mich der schwächste Film. Das hat zwei Gründe: Die wirre Erzählweise und die völlig misslungene Stilistik. Der Regisseur hat die typische Zeitraffer-Technik gründlich missverstanden und glaubt, mit merkwürdigen Szenenüberblendungen innovativ zu sein - dabei kommt er aber wie ein dilettantischer Imitator rüber. Darüber hinaus hat er gewaltige Probleme damit, die "neue Trilogie" zu initiieren. Das Interessanteste an "Saw 4" ist dann auch tatsächlich die reine Tatsache seiner Existenz nach dem Ende von Teil 3; die Umsetzung holpert gewaltig, zumal auch gerade optisch enorme EInbußen in Kauf genommen werden müssen.
Saw 5:
Aufgrund seiner Redundanz im Grunde nicht viel besser als Teil 4, aber der Regieneuling bekommt zumindest wieder etwas mehr Ruhe rein, auch wenn er sich dafür auf reichlich Rückblenden stützen muss. Die Fallen erweisen sich als teilweise extrem fies und gehen ziemlich an die Nieren. Der "neue Jigsaw" tut der Reihe leider nicht wirklich gut, wirkt er doch extrem hölzern; was ein Glück, dass Tobin Bell, der selbst auf Sparflamme immer noch alle anderen in die Tasche steckt, per Rückblende immer noch dabei ist. Der Nebenplot um die Opfer, der von der Konstellation her wieder an Teil 2 erinnert, entbehrt inzwischen jeglicher Zwischenmenschlichkeit und ist reines Spannungskino, das angesichts von "Jigsaw II" allerdings auch bitter nötig ist.
Saw 6:
Beginnt (mit einer von "Sieben" entliehenen Idee) ähnlich reißerisch wie "Saw 5" aufhörte, nimmt sich in Sachen Gewalt dann aber erstaunlich zurück und konzentriert sich darauf, die Löcher zu stopfen, die von Teil 4 und 5 aufgerissen wurden. Deswegen darf das "Saw"-Theme am Ende besonders lange dudeln, weil es entsprechend viel aufzulösen gibt. So imitiert "Saw 6" als Abschluss der zweiten Trilogie den befriedigenden Effekt von Teil 3, nur eben ein oder zwei Stufen niedriger.
