Puppet Master - Das tödlichste Reich
Irgendwie hab ich "Puppetmaster" Teil 4 bis drölfzig dann doch überspringen und mich direkt an "The Littlest Reich" gewagt, der mich ja wegen Zahler interessierte, der sich aber echt nicht mit Ruhm bekleckert. Dass das Teil offiziell in einem Paralleluniversum spielen soll, war mir bis zum Lesen von freemans Kritik nicht bekannt, aber man merkt es ja schon, wenn die Vorzeichen umgedreht werden und Toulon vom wohlmeinenden Widerstandskämpfer zum homophoben Vollblutnazi umgedeutet wird. Denn spielt Udo Kier dann so stark mit Make-Up verziert, dass man auch jeden anderen für die Rolle hätte holen können, zumal er ja eh nur in zwei, drei Szenen zu sehen ist. Dass Fangoria zu den Geldgebern zählt, dürfte die Betonung auf Gore im Endergebnis erklären. Blöderweise ist das dann auch das einzige, was "The Littlest Reich" zu bieten hat.
Es gibt es erstes Erklärbärdrittel, das dem Publikum die blassen Hauptfiguren vorstellt und den Toulon-Mythos einführt - letzteres besteht darin, dass uns fünfmal verklickert wird, das Toulon ein Nazi war, was man eigentlich schon seit den ersten paar Szenen und dem hübschen Vorspann weiß. Aber offensichtlich halten die Macher ihr Publikum für blöd, aber gut: Sie haben ja auch einen Film für verblödete Gorebauern gedreht. Das fällt einem dann im zweiten Drittel auf, in der stupide eine Goreszene an die andere gehangen wird, die immer nach dem gleichen Muster abläuft. Figuren, die nie eingeführt wurden (es sei denn, man hält "kurz auf dem Parkplatz gesehen" für "eingeführt") werden in ihrem Hotelzimmer auf möglichst brutale Weise verhackstückt. Das ist manchmal kreativ (der Klo-Kill), manchmal abartig (wegen der Schwangeren-Szene würde ich den Machern doch mal einen Besuch beim Arzt anraten) und manchmal einfach nur repetitiv, wenn zum x-ten Mal ein Messer oder ein Bohrerkopf in ein Körperteil gestoßen wird. Im letzten Drittel kriegen die Hauptfiguren die Sache dann spitz und wo andere ein Carpenter-Belagerungsszenario daraus gemacht hätten, ist das in "The Littlest Reich" der Aufhänger für die nächste Gore-Parade, in der Handlung bloß ein notwendiges Übel ist. Anders kann man sich es kaum erklären, wie aus dem Hut gezogen und lustlos alle Erkenntnisse zu Toulon und der Puppenbekämpfung aus dem Hut gezogen werden. Dass die Puppen vor allem Minderheiten attackieren, ist ein Konzept, dass zwar immer wieder behauptet, aber nie wirklich ausgenutzt wird. Unter den Toulon-Puppensammlern scheint es überproportional viele Juden, Homosexuelle usw. zu geben, wobei der Hinweis manchmal nachgeschoben wird (nach dem Motto: Der Typ vom Klo-Mord, das war übrigens ein Gypsy).
Für Funsplatter ist das Ganze dann auch zu grimmig und ernst, da helfen auch ein paar semi-gelungene Wortgefechte zwischen Lennon und seinem Kompagnon nicht. Für einen ansatzweise involvierenden Film ist das Personal viel zu egal. Eher enttäuschend sind auch die Puppen: Ja, sie sind cool designt, haben einige starke Neuzugänge in ihren Reihen und bewegen sich flüssiger als in mancher Full-Moon-Kreation. Aber die reizvolle Idee aus den früheren Filmen, dass sie ihre Fähigkeiten kombinieren und/oder gezielt einsetzen müssen, wird hier unter den Tisch fallen gelassen. Quasi jeder kann sich durch Wände bohren oder Türen hauen, wer gerade wen umbringt, ist irgendwie egal, da dem Film das Geschmadder wichtiger ist als der Täter. Immerhin: Die Gore-Effekt sind handgemacht, die Puppentricks weitestgehend (bis auf einige Billig-CGIs bei den fliegenden Puppen), sodass man "Littlest Reich" immerhin Können bei seinen Kernkompetenzen nicht absprechen kann. Das erklärt dann auch meine Wertung, auch wenn ich insgesamt von der Meinung eher bei kami als bei Vince oder freeman bin.
Knappe

Jimmy Dix: "Du glaubst wohl nicht an die Liebe?" - Joe Hallenbeck: "Doch ich glaube an die Liebe. Ich glaube auch an Krebs." [Last Boy Scout]
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