Tja, Überraschung... "Scream 6" ist nach meinem Ermessen der mit Abstand bessere Film als der direkte Vorgänger. Mit den eigentlichen Scream-Markenzeichen ist das allerdings nicht zu erklären. Die Meta-Ebene fällt inzwischen endgültig in sich zusammen, das hilflose Gestammel bei dem Versuch, die Evolution der Franchise-Regeln zu erklären, läuft nun wirklich ziellos in den toten Winkel, was einerseits wiederum ein Statement für sich sein mag und in Teilen gewollt, dann aber doch wieder zu schwachbrüstig vorgetragen wird, als dass man dieses Gewurschtel dem Film auch noch positiv ankreiden könnte.
Als Genrefilm wischt das Ding aber mit dem 2022er den Boden auf. Wenn Kritiken davon schreiben, dass New York als Schauplatz nicht genutzt wird, ist damit wohl gemeint, dass New York als Großstadt-Panorama nicht angemessen inszeniert wird, aber die dunklen Ecken und Gassen werden teilweise durchaus sinnvoll genutzt. Alleine schon das ans "Friends"-Set erinnernde Eckapartment ermöglicht einige interessante Suspense-Spielereien, aber ebenso die U-Bahn-Schächte, die Seitengassen mit ihrem Nebeneinander aus belebten Bars und Müllcontainern im Dunkeln oder eben das alte Kino als Finalkulisse. Insgesamt ist das Ding wesentlich spannender und schriller inszeniert als der öde Woodsboro-Ausklang; dass man hier so zielstrebig der Evolution von "Freitag der 13." folgt und das Böse auf ähnliche Weise von seinem Ursprung entkoppelt, macht die ganze Chose wieder reizvoll.
Leider muss man dafür weiterhin die blassen Next-Generation-Figuren ertragen, die dem weiter sich ausdünnenden Originalcast nicht einmal ansatzweise das Wasser reichen können, und so manche Wendung um längst tot geglaubte Charaktere sind selbst für einen heillos überdrehten Meta-Slasher wie diesen etwas too much. Die besten Zeiten sind ohnehin mit Wes Craven gestorben. Finden wir uns damit also ab und genießen wir zumindest den Fahrtwind, der beim letzten Mal nicht zu spüren war.
(knapp)
