Und zum Remake:
Gar nicht dumm, sich einen Film wie “Der Umleger” zum Neudreh auszusuchen, der abgesehen von ein paar Schlüsselreizen nicht viel bot und somit leicht übertroffen werden konnte. Alfonso Gomez-Rejon bietet sich die Gelegenheit, das Original für die eigenen Zwecke zu instrumentalisieren, ohne allzu große Proteste wegen Klassiker-Schändung befürchten zu müssen, zumal jenes Original mit dem reißerischen Erzählrahmen ohnehin die perfekte Vorlage für einen postmodernen Meta-Rahmen liefert.
„Scream 2“ wird in der Szene im Autokino vielleicht etwas plakativer als unbedingt notwendig rezitiert, doch immerhin ist die Marschrichtung jetzt klar. Die potenziellen Opfer sind auf keiner Ebene sicher, weil der Filmrahmen keine Fluchtwege aus der Gefahrenzone zulässt. Mit teils unverbrauchten, wenn nicht gar innovativen Kamerawinkeln wird die Gefahr noch stärker herausgestellt; regietechnisch ist „Warte, bis es dunkel wird“ in jedem Fall wesentlich höher einzustufen als der Morast, aus dem der Großteil des Genres besteht.
Hauptdarstellerin Addison Timlin wird interessanterweise schon in der Eröffnungssequenz eingeführt, die traditionellerweise eigentlich Scream Queens in cameoartigen Kurzauftritten vorbehalten sind (vgl. Drew Barrymore in „Scream“). Ihre völlig passive Art mag nicht in den von starken Frauen bevölkerten Zeitgeist passen, ist aber gerade deswegen eine begrüßenswerte Abwechslung.
Ganz und gar unorthodox, weil im höchsten Maße antiklimatisch, erhöht sich dann der Bodycount des Kapuzenträgers, als es zur Sache geht. Die Morde aus der Vorlage werden ansatzweise nachgestellt, aber oft anders aufgelöst. Die komödiantischen Aspekte fallen weitestgehend unter den Tisch, was allerdings dazu führt, dass gerade die abstrus-legendäre Trompeten-Szene nicht dieselbe Wirkung erreicht wie vor 40 Jahren. Stattdessen werden neue Fässer aufgeschlagen, beispielsweise eine Attacke auf ein Homosexuellenpaar, womit wiederum Fäden in die auslaufenden 70er gesponnen werden, als Milieuthriller wie „Cruising“ für Aufsehen sorgten.
„Warte, bis es dunkel wird“ mag nicht so intelligent sein, wie er sich gerne gefiele, übertrifft aber wenigstens seine Vorlage mühelos und ist selbst im Post-Scream-Zeitalter ein willkommener Slasher, der die Regeln des Spiels registriert und nachstellt, aber nicht immer einsieht, sich an sie zu halten.