Wenn Eli Roth in einer der Featurettes auf der DVD davon erzählt, dass er und sein Kumpel Jeff Rendell als Kinder gemeinsam am liebsten Horrorfilme schauten und dann mit Freude eigene kleine Schmadder-Features im heimischen Keller drehten, dann merkt man, dass sich seitdem nicht mehr viel getan hat. Roth kommt in Interviews immer sehr sympathisch rüber und besitzt ein großes Genrewissen, im Gegensatz zu den Kollegen Tarantino und Wright gefällt er sich aber in erster Linie darin seine Lieblingsfilme in leicht variierter Form nachzudrehen ohne das Genre nachhaltig zu transzendieren oder parodieren. So wirkt auch "Thanksgiving" wie ein Best of von Slasher-Topoi: Das Massaker zum Jubliäum einer Katastrophe kennt man aus "Blutiger Valentinstag", das Kontaktieren der vermeintlich Schuldigen durch den Killer aus "Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast" und bei makabren Dinner dürfte das Finale von "Ab in die Ewigkeit" Pate gestanden haben - und bei keinem der Beispiele bin ich mir sicher, ob es wirklich das erste Exemplar der jeweiligen Idee war. Ansonsten liefert "Thanksgiving" das, was der Fake-Trailer bei "Grindhouse" versprach, minus die Seventies-Schabbeloptik und mit einem runtergedrehten Prollfaktor, wobei ich für letzteres ganz dankbar bin.
Am stärksten legt Roth zu Beginn vor, wenn ein Black-Friday-Sale zu Thanksgiving zu einer Katastrophe wird, weil sich gierige Shopper auf der Jagd nach einem kostenlosen Waffeleisen gegenseitig tottreten oder -hauen. Dass die Satire bei Roth eher mit der groben Keule als dem feinen Florett kommt, ist natürlich erwartbar. Der Rest vom Film ist um viele signifikante Momente des Faketrailers gestrickt (Trampolin, Parade, Dinner) und ist genau in diesen Szenen sehr ewartbar, andrerseits macht der Film nie einen Hehl draus, wen es wann erwischt. Das Personal ist eher grob gezeichnet, was aber auch zum komödiantischen Charakter passt - bei Rick Hoffman hat man beispielsweise immer ein wenig seinen Louis Litt aus "Suits" vor Augen. Die Handlung ist okayer Standard, auch wenn man ständig das Gefühl hat, dass wohl noch mehr im Drehbuch stand oder gedreht wurde, was es aber nicht in den Film schaffte - so wirken manche Aspekte nur angerissen, anderes bleibt unerklärt, etwa wer das Mädel ist, das an einer Stelle in einem Kühlschrank gefunden wird. Vielleicht gab es auch mal eine Erklärung für das größte Plothole im ganzen Film:
Wie soll der Sheriff gleichzeitig bei der Zubereitung und Durchführung des Dinners vor Ort sein, das live gestreamt wird, und mit seinen Kollegen bei der Suche nach den Entführten? Gab es in einer früheren Drehbuchfassung einen Komplizen?
Aber ich will nicht zu sehr unken, denn "Thanksgiving" hat ein solides Tempo, okaye Figuren (ganz ehrlich: das Metzelmaterial aus den Slasherfilmen der 1980er war meist noch schwächer) und teilweise kreative Kills, wobei gerade die Nummer im Imbiss herrlich böse ist. Der schwarze Humor trifft auch meistens ("50% off") und so bleibt trotz einiger Schwächen ganz solides Schlitzerkino mit origineller Aufmachung. Für den angekündigten zweiten Teil darf schreiberisch aber noch ne Schippe draufgelegt werden.