My Bloody Valentine 3-D
Originaltitel: My Bloody Valentine
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 2009
Regie: Patrick Lussier
Darsteller: Jensen Ackles, Jaime King, Kerr Smith, Betsy Rue, Edi Gathegi, Tom Atkins, Kevin Tighe, Megan Boone, Karen Baum, Joy de la Paz, Marc Macaulay u.a.
In der Hanniger Mine geschieht aufgrund der Unachtsamkeit des Minenarbeiters Tom Hanniger (Sohn des Minenbesitzers) ein verheerendes Grubenunglück, bei dem ein paar Kumpel sterben und einer ins Koma fällt. Ob er dabei nun schlimme Träume hatte oder allgemein ein wenig neben der Spur lief, weiß man nicht, auf jeden Fall erwacht er pünktlich zum Valentinstag und schenkt den Bewohnern des Minenstädtchens Harmony seine ganze Liebe … in Form von Spitzhackenhieben in insgesamt 22 unschuldige Körper. Am Ende des Abends wird er gestellt und scheinbar getötet. Nach diesen Ereignissen verdrückt sich dann auch Tom endgültig aus der Stadt. Zehn Jahre später kehrt er wieder zurück, um nach dem Tod seines Vaters die Mine zu verkaufen. Dabei schlägt ihm der Hass der nachtragenden Stadtbevölkerung offen entgegen. Doch darüber kann er sich gar keine großen Gedanken machen, denn auf einmal schlägt der Valentinstagskiller wieder mit unvermittelter Härte zu …
Als es vor einiger Zeit hieß, Blutiger Valentinstag erfahre ein Remake, war das Freudengeschrei eher verhalten. Das Original war weder weltbewegend noch wich es in wegweisender Form von den gängigen Slasherklischees ab. Vielmehr war es ein durchschnittlicher 0815 Slasher von der Stange, der wie gewohnt einen Killer in Stellung brachte und diverse Opferlämmer zur Schlachtbank führte. Das dann aber zumindest sehr atmosphärisch und vor allem blutig genug, um sowohl die amerikanischen als auch die deutschen Zensoren zu aktivieren, was ihm zumindest in der Horrorfanbase einen gewissen Kultstatus zu bescheren wusste. Das Remake baut nun in einem ausgewogenen Maß auf dem Original auf, fügt gleichzeitig aber auch genügend eigenständige Elemente ein, um nicht als bloße Kopie durchzugehen.
Dabei geht es letztendlich auch hier ausschließlich darum, einen Killer in Stellung zu bringen und ihn diverse Lebenslinien durchhacken zu lassen. Und das geht vor allem im ersten Drittel des Filmes ungemein zügig und straight vonstatten und macht auch wahrlich Laune. Danach versackt der Film dann ordentlich im Mittelmaß. Das Hauptproblem ab diesem Zeitpunkt ist einfach die vollkommen schwache Figurenzeichnung des Drehbuches, das unfähig ist, auch nur einen einzigen sympathischen Charakter zu generieren. Vielmehr haben wir da einen quervögelnden Unsympathen, seine Frau, die, obwohl sie von der Untreue des Mannes weiß, nicht stark genug ist, einen Schlussstrich zu ziehen – Opferlamm par excellence quasi – und Hauptfigur Numero drei ist ein cholerischer Allesverklopper, der bei seinen Vergangenheitsaufarbeitungsbemühungen mehr als ziellos wirkt. Obendrein sind alle Darsteller sehr limitiert in ihren mimischen Fähigkeiten, was das Involvement noch mehr erschwert. Gegen Ende dreht My Bloody Valentine noch einmal auf und versucht sich Regisseur Patrick Lussier an einem Twist, der aufgrund der ziemlich seltsamen Figurenzeichnung gar nicht mal so unspannend gerät, da man im Spiel der Identitäten jedem der Hauptfiguren alles zutrauen würde, nur, ob das so geplant war, wage ich zu bezweifeln. Obendrein kündigt sich der Twist auch schon recht zeitig an und wird meines Erachtens in der (ich nenne sie mal) „Spiegelszene“ in der Mine weithin offensichtlich verraten. Dennoch verspürt man das Bemühen des Regisseurs, den Film handlungstechnisch nicht vollends im Durchschnitt versumpfen zu lassen und honoriert es auch.
Doch mal ehrlich. Warum schauen wir uns Slasher an? Klar, der Morde wegen. Und hier hat My Bloody Valentine einiges zu bieten. Einige Kills übernimmt man dabei nahezu 1:1 aus dem Original, ansonsten darf die Spitzhacke des Killers wüten. Was sie auch macht. Und das nicht zu knapp. Hier wird in Schädel gehackt, werden Brustkörbe geöffnet, wird die Hacke quer durch den Kopf getrieben, um das Opfer an der Decke festzunageln und hat der Killer eine wenig menschenfreundliche Art am Leib. Dabei gibt es definitiv ein paar kleine Highlights zu bestaunen und steigt der Spaßfaktor – so man denn dem blutigen Treiben nicht abgeneigt ist – doch enorm an.
Und so wäre My Bloody Valentine letztendlich ein durchschnittliches, gar nicht mal unspannendes Remake, das zu Beginn und gegen Ende viel Spaß macht und mit einigen sehr herzhaften Kills durchaus zu amüsieren versteht. Mehr als 5/10 Punkten wären aber gerade aufgrund des verquasten und vollkommen uninteressanten Beziehungsreigens und der dazugehörigen Verbaldiarrhoe der wenig talentierten Darsteller im Mittelteil niemals drin, wenn … ja wenn …
Da nicht der 3D Schriftzug im Filmtitel prangen würde.
Und die 3D Technik ist neben den irren Kills echt das absolute Highlight im Film und das aus einer Vielzahl von Gründen! Zum einen natürlich wegen den cool gesetzten 3D Gimmicks. Als da wären: in den Zuschauerraum hineinragende Waffen, die bedrohlich gen Zuschauerhals gehaltene Spitzhacke des Killers, am Kopf vorbeischnellende Baumäste oder aufs Zuschauerauge zurasende Feuerbrünste. Die 3D Technik, die obendrein für verblüffend räumliche und plastische Bilder sorgt, wird sehr interessant eingesetzt. Am genialsten gerät ein Trickshot, bei dem eine Protagonistin eine Waffe in Richtung Zuschauerraum abfeuert, die Kugel mittels Bullett-Time und coolem Wellen Morphing Effekt die Leinwand durchschlägt, vor unseren Augen (Wantedmäßig) eine Kurve macht, wieder in die Leinwand eintaucht, den Opferkörper durchschlägt und eine fette Explosion – inklusive am Zuschauer vorbei fliegenden Gesteinsbrocken – auslöst. Cool!
Doch auch die Splatter und Goreeffekte werden durch die 3D Technik geradezu frappierend blutig und effizient. Etwa wenn die Spitze der Hacke in den Zuschauerraum ragt und an ihr befindliches Blut heruntertropft, ein abgerissener Kiefer scheinbar in den vorderen Reihen landet oder die Kamerafahrten über die ausgeweideten Leichen, die aufgrund der Räumlichkeit und der damit verbundenen, vollkommen neuen Detailfreude sogar CSI – Detailshoots mehr als alt aussehen lassen. Da beginnt die recht freizügige erscheinende FSK 18 Freigabe aufgrund der in 3D gebotenen Grausamkeiten sehr zu verwundern.
Doch auch der Spannung kommt die Technik zugute, denn weil die 3D Brille aufgrund ihrer Beschaffenheit einen gewissen Anteil an Helligkeit aus dem Film herausfiltert, geraten vor allem die „Wir gehen finstere Gänge lang oder schleichen durch Minenschächte“ Einlagen noch deutlich effektiver als ohnehin schon, da man weitestgehend auch nur Schemen der Umgebung erkennen kann. Sehr effektiv … wie manch spitzer Schrei im Kino bestätigte. Und auch die Inszenierung gewinnt durch die 3D Technik, denn anscheinend traute sich Regisseur Patrick Lussier nicht einmal ansatzweise, seinen Film mit den gerade modernen Schnittmassakern in höchster Frequenz anzureichern. Vermutlich, weil bei diesen der 3D Effekt eh vollkommen verloren geht und das Auge die Eindrücke gar nicht verarbeiten kann. Also inszeniert Lussier herrlich altmodisch, fast schon behäbig und erzeugt so ein geniales Retrofeeling! Alleine dafür sollte man der 3D Technik – eher indirekt ;-) – auf Knien danken.
Und ja, ihr kennt mich … auch aus einem anderen Grund rockte die 3D Technik ungemein. Wieso? Hier ein Bild und meine Reaktion darauf …
Diese Szene, die scheinbar kein Ende zu nehmen scheint und eine ungemein freizügige Darstellerin präsentierte, die offensichtlich an einer Kleidungsallergie litt, führte zu ziemlich coolen Reaktionen im Kino und ließ in mir die Sehnsucht nach der Wiederholung alter Tutti Frutti Sendungen im 3D Format aufkommen ;-)
Und so bleibt als Fazit eigentlich nur zu sagen, dass mein Zwischenfazit auf die 2D Fassung zutrifft, die – abgesehen von den herzhaften Kills – eher weniger zu bieten hat. Dagegen weiß die 3D Fassung den Partyfaktor doch deutlich zu erhöhen und wird der Film zu dem, was er vermutlich auch ohne 3D Effekt hätte sein sollen: Eine Partybombe ohne Sinn und Verstand aber mit viel Spaß an der Freude …
In diesem Sinne:
freeman