Die Frau in Schwarz 2 - Engel des Todes
Von einer entlastenden Erwartungshaltung gepolstert (würde man von einer Fortsetzung dieser Art doch kaum mehr erwarten als Exploitation des Settings und der Titelfigur), können die Hammer Studios immerhin mit erzählerischen Ambitionen überraschen. „Die Frau in Schwarz“ war eine formale Lehrstunde in Sachen Spannungsaufbau durch Bild- und Szenenmontage, gab sich inhaltlich aber betont schlicht. Umso mehr fällt auf, dass Tom Harper viele Mühen in die Hintergründe investiert, was sich schon in der Einleitung andeutet, die ein zerbombtes London in schmutzigen Sepiafarben portraitiert.
Auch im Folgenden ist dem Regisseur daran gelegen, einen direkten Zusammenhang zwischen den Kriegsgräueln und den Geistererscheinungen auszuarbeiten. Dazu arbeitete Jane Goldman, die schon das Drehbuch des Vorgängers verfasste, eine völlig neue Geschichte aus, diesmal ohne Romanvorlage. Der Ernst dieser Bestrebungen ist einerseits äußerst bemerkenswert und nicht zuletzt auch überraschend, wirkt auf der anderen Seite jedoch manchmal angestrengt. Der Eindruck rührt auch daher, dass Harper den Drehort kaum richtig in Szene zu setzen weiß, zugunsten der Handlung also vernachlässigt. Zwar geizt er nicht mit düsteren Ecken, doch im Haus selbst kommt viel zu oft der bloße Drehort zum Vorschein.
Zusätzlich spielt ein, dass die Auftritte der „Frau in Schwarz“ völlig der Unheimlichkeit ihres ersten Auftritts entbehren. James Watkins gelang im ersten Teil ein Meisterstück damit, eine gesamte Filmhälfte zu einer großen, langen Heimsuchungssequenz auszuarbeiten, die aufgrund des geschickten Einsatzes unterschiedlichster Suspense-Regeln den Spannungspegel konstant oben hielt und dem Zuschauer somit keine Pause gönnte. Diesmal zerfallen die Gruselmomente – hier entspricht die Produktion dann wieder den Erwartungen im Vorfeld – in billige Jump Scares, denen der grelle Soundtrack als Katalysator zuspielt. Ein Wunder, dass es keine Szene mit einem bespiegelten Badschrank in den Film geschafft hat.
Ambitionen kann man dem Sequel also nicht absprechen, doch die nutzen nichts, wenn ihm im eigentlichen Handwerk jegliche Besonderheiten fehlen.
,5