Ich komme zwar auf die gleiche Wertung wie freeman, sehe einige Aspekte aber ganz anders. Zuerst natürlich der Punkt, in dem sich wohl alle einig sind: Mit seinem visuellen Konzept und seiner formalen Strenge ist "Longlegs" echt bombig unterwegs, sei es der authentische Look vergangener Dekaden, die Einteilung der Bildformate (fast quadratisch = Vergangenheit, Widescreen = Gegenwart) oder die psychedelischen Zwischensequenzen, die aber nie willkürlich oder deplatziert wirken (von denen eine allerdings den wohl besten Schockeffekt des Films verursacht). Cage hat man grandiose Szenen, trotz weniger Screentime und soviel Make-Up im Gesicht, dass man ihn in erster Linie an der Stimme erkennt. "Longlegs" ist ein Slowburner, verrät die Identität des Killers quasi von Anfang an, was angesichts der offensichtlichen Vorbilder kein Manko ist: Auch in "Das Schweigen der Lämmer" bekamen wir Buffalo Bill frühzeitig zu sehen, in "Sieben" tauchte John Doe nie als Zivilist auf.
Dass "Longlegs" nicht mit diesen Filmen in einem Atemzug genannt werden sollte, liegt dann an anderen Dingen. So bekommen Publikum und Figuren die Lösung des Rätsels quasi schon zur Filmmitte präsentiert, das Finale bestätigt das "Wie" der Methode nur noch, hat allerdings eine andere Überraschung in petto.
Dass es sich um übernatürliche Einflüsse durch die Puppe handelt, war mir zumindest schon kurz nach dem Fund in der Scheune klar. Nur die Komplizin hab ich nicht kommen sehen. Allerdings wird dies erfreulich logisch aufgebaut, wenn Longslegs in einem Monolog ja anmerkt, dass man entweder den Tod wählen kann oder weiterleben, aber dafür die Arbeit des Teufels machen.
Das Finale sehe ich dann allerdings aus anderen Gründen als große Schwäche an, vor allem weil sich ein Charakter komplett gegensätzlich zur Figuren- und Handlungslogik des Films verhält.
Da hat die superschlaue Lee also alle Infos zur Lösung des Rätsels parat, rast in einem Affenzahn zum Kindergeburtstag beim Scheffe, nur um dann total passiv rumzusitzen, wenn der seine Frau ermordet. Dann erschießt sie erst Chef und Mutter, danach erst kommt sie auf die Idee die Puppe zu zerstören. Sorry, aber das ist massiv behämmert, wenn sie erst Leben retten will. Da scheint mir Perkins das Bad Ending mit der Brechstange herbeigebogen zu haben.
Ansonsten ist das ein Film, der seine Spannung eher durch Inszenierung und Atmosphäre als durch seine Handlungstwists aufbaut, aber gerade das Gefühl der Bedrohung vermittelt, etwa wenn Lee in ihrer Waldhütte belauert wird oder Longlegs mit einer mauligen Teenagerin redet, die im Gegensatz zum Publikum nicht weiß, wen sie da vor sich hat. Ein stimmiger Film, der auf der Schlussgeraden aber leider ins Straucheln gerät.