
Originaltitel: 1408
Produktionsjahr: 2007
Herstellungsland: USA
Regie: Mikael Hafstròm
Darsteller: John Cusack, Mary McCormack, Jasmine Jessica Anthony, Tony Shalhoub, Samuel L. Jackson u.a.
Im Bezug auf Stephen King Verfilmungen gibt es drei einfache Regeln:
1. Meide einen Stephen King Film, wenn der Meister selbst Regie geführt hat!
2. Meide einen Stephen King Film, wenn der Meister selbst das Drehbuch verfasst hat und ...
3. Meide um Himmels Willen jeden Stephen King Film, bei dem der Meister selbst Regie geführt UND das Drehbuch verbrochen hat!!!
Die Befolgung dieser einfachen drei Regeln führt dann meist zu zumindest einigermaßen erklecklicher Unterhaltung oder gar zu Meisterwerken wie Die Verurteilten. Jeder Film, der es schafft, sich zwischen erklecklich und Meisterwerk einzuordnen, wird per se gerne als gelungene Verfilmung eines Stephen King Stoffes angesehen. Nun, dieses "gelungen" Prädikat hat sich Zimmer 1408 redlich verdient. Viel mehr allerdings auch nicht, denn Zimmer 1408 ist weit davon entfernt, ein Meisterwerk zu sein, fehlt es dem Film doch hinten und vorne an Konsequenz.
Worum geht's? Mike Enslin schreibt wissenschaftlich verbrämte Reiseberichte in denen er Spukhäuser - vornehmlich Hotels - auf ihren Spukfaktor hin abklopft. Dabei ist Enslin vor allem daran gelegen, diese Spukgeschichten zu widerlegen als sie zu verifizieren. Denn Enslin hat seit dem Tod seiner Tochter jeden Glauben an etwas Übergeordnetes und nicht Erklärbares verloren. Er ist zum Zyniker mutiert, der lieber Träume und Hoffnungen anderer zerstört, als sie zu unterfüttern. Eines Tages flattert ihm eine Karte von dem Dolphin Hotel in New York ins Haus. Darauf steht schlicht und ergreifend: Betreten sie nicht den Raum 1408. Enslins Neugier wird aufgrund diverser Zeitungsmeldungen geschürt, in denen von wiederholten Suizidfällen in dem Hotel die Rede ist. Also will er in dem ominösen Zimmer einchecken. Doch der Hotelmanager fleht ihn beinahe an, dieses Zimmer nicht zu nehmen. Allerdings sind die Warnungen des Managers nur Öl in das Feuer der Neugierde von Enslin. Noch am selben Abend checkt er in das Zimmer ein und ... es ist ein ganz normales Zimmer. Enslin meint wieder haltlose Spukgeschichten als Humbug enttarnt zu haben und will sich schon zur Ruhe betten, als das pure Grauen in dem Zimmer losbricht ...

Mikael Hafstròm, der für seinen starken Coming of Age Streifen im Internatsmilieu Evil für den Auslandsoscar nominiert war und mit Drowning Ghost als Folgefilm einen nett atmosphärischen Film ablieferte, verschwendete nach dem ergangenen Ruf aus Hollywood sein Talent an dem unfassbar lahmen Entgleist. Zeit also, seine Reputation wieder herzustellen. Sich dahingehend einen Stoff aus der Feder des mehr als fleißigen Stephen King auszusuchen, mag nicht die logischste Entscheidung gewesen sein aber zumindest zu Beginn macht Hafstrom sehr viel sehr richtig. So bringt er dem Zuschauer zunächst seine Hauptfigur Michael Enslin sehr ausführlich näher. Weniger, indem er davon berichtet, was Michael zu dem machte, was er heute ist, als vielmehr durch Momentbeschreibungen, in denen wir Michael eben genau so erleben, wie er heute ist. Ein zynischer, heruntergekommener Fließbandautor, der weder sich, seine Werke noch seine Leser respektiert und der im Grunde in seinem Leben an einer Art Endpunkt angekommen ist.
Hier beginnt dann auch schon die einzigartige John Cusack Show, der Zimmer 1408 von Beginn an an sich reißt und für keinen Augenblick wieder hergibt. Nur kurz kann zumindest Samuel L. Jackson als Hotelmanager seine Duftmarke hinterlassen, wirklich in Erinnerung bleibt seine Performance aber zu keiner Zeit. Zu übermächtig ist der Film auf Cusack und seinen Charakter Enslin ausgerichtet, der hier alle möglichen Stationen eines Charakters durchmachen darf. Vom zynischen Drecksack zum intelligenten Manipulator, vom ungläubigen Rationalisten zum wimmernden Häufchen Elend, vom dem Wahnsinn Verfallenen bis zum cool zurückschlagenden "Helden". John Cusack durchläuft in einer brillanten Performance so viele Stationen seines Charakters, dass es mühelos für 6-8 Filme gereicht hätte und er trägt den Streifen mühelos allein auf seinen Schultern.
Zum zweiten wichtigen Hauptdarsteller mutiert nach der Ankunft Michael Enslins im Dolphin Hotel das Zimmer 1408. Zunächst sind die durch das Zimmer lancierten Gruseleinlagen feingliedrig, fast schon unterbewusst und zufällig wirkend, nur um mit zunehmender Dauer immer handfester zu werden und allmählich ein gigantisches Chaos ausbrechen zu lassen, bei dem es irgendwann nicht nur dem Protagonisten schwer fällt, zu unterscheiden, was nun Wirklichkeit ist und was Wahnvorstellungen, taucht doch das Zimmer immer mehr in Enslins Psyche ein und konfrontiert ihn mit scheinbar längst vergessenen, aber bei weitem nicht verarbeiteten Stationen seines Lebens. Dabei legt 1408 beständig an Tempo und Schockdichte zu und weiß den Zuschauer ansprechend zu unterhalten, bis Hafstròm auf einmal Szenen einbaut, die seinem Spannungsbogen vollkommen abträglich sind.

Hierbei handelt es sich um ein Friede-Freude-Eierkuchen Ende, das in Fantasielosigkeit geradezu zu erstarren scheint und schon tausendfach ähnlich auf das horrorgeschulte Publikum niederging. Als Zuschauer hockt man geradezu geschockt in seinem Kinosessel und harrt der Dinge, die da noch kommen mögen und Zimmer 1408 endgültig in Richtung Belanglosigkeit mutieren lassen. Glücklicherweise entpuppt sich dieses Ende als Finte, allerdings als ziemlich Verhängnisvolle, denn von diesem Spannungsabfall erholt sich Zimmer 1408 bis zum Ende nicht mehr. Obendrein, da dieses ebenfalls viel zu versöhnlich gerät, sich zu spürbar allgemeinen Horrorkonventionen beugt und einen überflüssigen "Schlussgag" in petto hat, den es nicht gebraucht hätte.
Technisch macht Hafstròm dabei zumindest alles richtig. Er inszeniert seinen Horrorstreifen herrlich altmodisch, mit edlen Bildkompositionen und fernab der hyperenergetischen Bildsprache moderner Terrorstreifen a la Saw oder The Hills Have Eyes. Die Folge ist ein unglaubliches Gruselflair und eine wirklich dichte, sehr gespannte Atmosphäre, die keine simplen flashy Schockeffekte braucht, um den Zuschauer zu ängstigen, sondern von einem Gefühl der Beunruhigung lebt, das sich im Publikum mehr und mehr aufzubauen beginnt. Dazu trägt auch die Reduzierung des Schauplatzes auf knapp drei Zimmer bei. Immer wieder, wenn die Kamera zu schleichenden Kamerafahrten ansetzt, um zum Beispiel die Distanz zwischen Bad und Wohnbereich zu überbücken, ertappt man sich dabei, dass man sich fragt, was einen wohl diesmal erwarten wird. Dennoch hat der Film das große Problem, dass er trotz dieses wirklich tollen Gruselflairs, das durch die gelungene Ausstattung und die vielen Handmadeeffekte noch unterstützt wird, niemals als richtig spannend empfunden wird. Manches wirkt zu vorhersehbar, zu oft verpuffen "Attacken" des Zimmers ungehört, wirken vor allem Szenen, die die Pace kurzzeitig herausnehmen sollen, zu beliebig und langwierig und gibt es auch Momente, die letztendlich komplett in der Luft hängen (Michaels Begegnung mit seinem Vater sei hier stellvertretend genannt). Dies ist dem Gesamteindruck dann leider mehr als abträglich, genau wie Szenen gegen Ende, in denen es dann des Guten einfach zu viel wird und das pure Getöse die Leinwand zu beherrschen scheint. Von Atmosphäre ist dann leider keine Spur mehr! Wenigstens verpasste Gabriel Yared Zimmer 1408 einen Soundtrack, der den Begriff Horrorscore wahrlich verdient hat. Zunächst unheimlich vor sich hin dräuend, steigert sich der Score mit der Handlung zu einem infernalischen Flickenteppich aus eigentümlichen Tönen, die wahrlich am Nervenkostüm des Zuschauers zerren.

Was bleibt ist ein Haunted Room ;-) Streifen, der stark beginnt, aber ebenso stark abbaut. Etwas mehr Konsequenz hätte Zimmer 1408 ebenso gut zu Gesicht gestanden wie ein mutigeres Ende oder ein stringenterer, deutlicher in Richtung Wahnvorstellungen oder wirklicher Horror tendierender Handlungsaufbau. Zumindest die erste Stunde und der grandios aufspielende John Cusack verleihen dem Film ordentlich Glanz, eine wirklich gelungene Adaption eines reinen Gruselstoffes aus der Feder Kings lässt aber weiterhin noch auf sich warten.

In diesem Sinne:
freeman